3. Kapitel
Am nächsten Tag hole ich mit Gemma die Koffer aus dem Keller. Außerdem fange wir beide an, zu schauen, welche Klamotten wir mitnehmen wollen und ob ein paar davon gegebenenfalls davor noch einmal gewaschen werden müssen. Schließlich habe ich einen Großteil der Sachen, die ich mitnehmen möchte, bereits in meinen Koffer gepackt.
Ich gehe rüber zu Gemma und sehe durch ihr Zimmer. Es liegen quasi überall kleine Stapel von Klamotten. „Was wird das, Gem?" frage ich. Sie zuckt erschrocken zusammen, da sie mit dem Rücken zu mir stand und mich wohl nicht bemerkt hat.
Sie steht sich zu mir um und lacht. „ich packe Koffer, Harry. Das hat System!"
„Ne, ist klar" murmle ich nur und schaue mich um. Ich kann da beim besten Willen kein System drin erkennen. Für mich sind es schlicht und ergreifend nur viele kleine Klamottenstapel, die quer in ihrem Zimmer verteilt sind. Gleichzeitig liegt ihr Koffer geöffnet auf ihrem Bett, aber darin ist noch nichts.
„Also, hilfst du mir? Danke, das ist toll!" sagt Gemma grinsend und ich schüttle nur seufzend den Kopf. Mir hätte klar sein müssen, dass wenn ich länger als zwei Minuten in ihrem Zimmer bin, ich wieder irgendetwas machen soll. Doch Gemma weiß genau, dass ich ihr diese mehr oder weniger indirekte Bitte nicht abschlagen werde. Wieso sollte ich auch. Ich bin so gut wie fertig damit, meine Sachen für die Kreuzfahrt zusammen zu packen.
„Also. Die Sachen auf der Fensterseite müssen alle in den Koffer! Ich packe den Rest wieder in meinen Kleiderschrank." legt sie fest und ich nicke. Dann bahne ich mir meinen Weg durch die Klamotten, bis ich am Fenster stehe. Dies ist genau gegenüber von ihrer Zimmertür, jedoch nur auf der einen Seite der Wand. Auf der anderen steht ihr Bett mit dem Koffer.
Daneben ist ein großer Spiegel und darunter sind zwei Regalbretter an der Wand angebracht. Die Wand gegenüber ist mit ihrem Kleiderschrank und einem großen Regal belegt. Ein Stück neben dem Spiegel und an der Wand mit ihrer Zimmertür steht ihr Schreibtisch. Dieser ist wie immer absolut unaufgeräumt, aber das war er schon immer. Wenn Gemma es dann aber doch einmal schafft ihn aufzuräumen, dann bleibt er es aber erstaunlicher Weise auch. Jedenfalls zwei bis drei Wochen. Dann dauert es nicht lange und er sieht wieder aus wie vorher.
Aber ich kann eigentlich nichts dagegen sagen, weil mein Schreibtisch nicht so viel anders aussieht. Vermutlich liegt das einfach in der Familie. Jedenfalls ist das sowohl meine, als auch Gemma's Ausrede und soweit klappt diese auch ganz gut.
Ich fange an, ihre Klamotten zu nehmen und die in den Koffer zu packen. Gemma meckert dabei ausnahmsweise mal nicht, aber ich denke, das tut sie auch nur nicht, weil sie genau weiß, dass ich ansonsten einfach sagen würde, sie solle es selbst machen. Sie ist also dabei, die anderen Sachen zurück in ihren Kleiderschrank zu räumen. Wir reden dabei über alles mögliche; mein Studium, ihre Ausbildung und auch die Kreuzfahrt. Gerade als ich ihre letzten Sachen eingepackt habe, ist die ebenfalls fertig. Ihr Koffer ist nun so gut, wie voll. Ich denke ihre Kulturtasche wird noch rein passen, aber auch nur gerade so. Doch das reicht ja. Wenn der Koffer noch zu geht, ist alles gut.
Da fällt mir ein, dass ich meine Kulturtasche auch noch packen muss, aber es sinnvoller, wenn ich es morgen mache.
Der nächste Tag vergeht schnell und ehe ich mich versehe, klingelt mein Wecker und reißt mich am morgen des 25.Juli aus dem Schlaf. Ich verdrehe seufzend die Augen. Ich hasse es früh aufstehen zu müssen, wenn ich eigentlich frei habe. Es ist gerade halb sieben und um für halb acht hat Mum ein Taxi bestellt, dass uns zum London Heathrow bringt. Am liebsten würde ich jetzt einfach wieder einschlafen, aber mittlerweile freue ich mich doch etwas endlich wieder ans Meer zu kommen. Ich liebe das Meer, aber meiner Meinung nach, sind wir viel zu selten dort.
Außerdem freue ich mich auf die Wärme. Also nicht, dass es hier nicht auch warm ist, aber hier kann ich nicht einfach am Pool liegen und ein gutes Buch lesen, während die Sonnenstrahlen auf mich herab strahlen und mich wärmen. Ich hoffe wir können dort auch Zwischendurch im Mittelmeer schwimmen, aber ich denke, das geht nur, wenn wir an einer Küste sind.
Ich setze mich auf und schaue durch mein Zimmer. Es ist bereits hell draußen, was mir doch etwas hilft aufzustehen. Im Winter ist es einfach schlimm früh aufstehen zu müssen, weil es einfach dunkel draußen ist. Ich mache die Rollos hoch und die Sonne scheint mir ins Gesicht. Erst kneife ich etwas die Augen zusammen, aber dann werde ich doch etwas wacher.
Anschließend verlasse ich mein Zimmer und klopfe an Gemma's Zimmertür.
„Ja, noch fünf Minuten!" höre ich es von der anderen Seite murmeln. Ich schmunzle. Gemma war noch nie ein Morgenmensch. Sie ist erst wirklich wach, wenn sie ihren ersten Kaffee getrunken hatte. „Wir müssen los, Gem und du musst noch deinen Badezimmerkram einpacken." antworte ich ihr und klopfe etwas lauter an die Tür.
„Verpiss dich, Harold!" murrt sie. Ich lache aber nur, da es typisch Gemma ist, so etwas zu sagen. Sie will einfach nur weiter schlafen. Ich kann es verstehen, aber den Flug will ich ihretwegen auch nicht verpassen. Daher mache ich die Tür auf und ihre Rollos hoch. „Boa Harry!" meckert sie, als die Sonnenstrahlen ihr Zimmer nun um ein vielfaches heller werden lassen.
„Ne, du stehst jetzt auf!" sage ich bestimmend und ziehe ihr die Decke weg, bevor sie reagieren kann und festhält. Das ist nichts neues bei uns. Sie hat es einmal bei mir gemacht und seitdem ist es eine altbewährte Methode den jeweils anderen aus dem Bett zu bekommen.
„HARRY!" schreit sie wütend und zieht ihre Beine an die Brust. Aber ich ignoriere das gehe wieder in mein Zimmer. Dabei lasse ich ihre Decke im Flur liegen. Sie muss also aufstehen, wenn sie nicht weiter frieren will. Kurz darauf höre ich auch schon die Schritte meiner wütenden Schwester. Dass jetzt gerade das Bad blockiere macht es auch nicht besser. Ich sehe, wie sie versucht die Tür auf zu machen und dann höre ich, wie sie einmal gegen das helle Holz schlägt.
„Wofür bin ich jetzt aufgestanden?!" fragt sie laut und genervt, aber ich antworte lediglich freundlich. „Um uns schon einmal Kaffee zu machen!"
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