19. Kapitel
„Wegen nachher.." fängt er an und direkt kommt in mir der Gedanke auf, dass er gleich sagt, er hätte keine Lust oder besseres zu tun; oder beides. Ich wäre natürlich etwas enttäuscht, auch wenn ich versuchen würde, es mir nicht anmerken zu lassen, aber ich könnte ihn verstehen.
Ich bin nicht sonderlich aufregend, mein Leben ist langweilig und ich sehe nicht einmal wirklich gut aus. Mein Leben ist mehr das Standardleben eines schüchternen jungen Erwachsenen der gerade mit der Schule fertig ist und keine Partys mag.
Also warum sollte sich jemand wie er mit mir abgeben? Er ist selbstbewusst, sieht verdammt gut aus und ich denke er macht ziemlich viel Sport. Ich hingegen gehe gerade mal joggen, ein bis zwei mal die Woche, und dass auch nur, wenn ich es zeitlich schaffe und es nicht zu kalt dafür ist.
Also lächle ich nur, auch wenn ich wieder ziemlich nervös bin.
„Wir haben nicht gesagt, wo wir uns treffen." erklärt er kurz. Da ich mich jetzt so darauf eingestellt habe, eine Absage zu bekommen, bin ich einen Moment etwas irritiere und sehe ihn nur perplex an. Als ich dies einen Augenblick später merke, werde ich wieder etwas rot und schaue schnell an ihm vorbei, während ich mir einrede, dass ich jetzt meinen Körper unter Kontrolle bekommen muss.
„Harry?" fragt er leicht amüsiert und ich schaue ihn wieder an. „Ja, sorry.." sage ich nur, schmunzle aber ebenfalls etwas.
„Wie wäre es, wenn wir uns einfach am Heck des Schiffes treffen? Ich denke, dort sind nachher nicht so viele Leute." schlägt er vor und ich nicke, ehe ich verstanden habe, was er gesagt hat.
„Gut, dann bis gleich." erwidert er lächelnd und ist kurz darauf wieder verschwunden. Ohne es zu wollen, oder es kontrollieren zu können, schleicht sich ein breites Lächeln auf meine Lippen und glücklich hole ich mir etwas zu essen.
Ich komme zurück an unseren Tisch und dort sitzen Mum und Gemma, die sich in der Zwischenzeit scheinbar ebenfalls schon etwas zu essen geholt haben.
„Das war er also?" fragt Gemma direkt, als ich mich gesetzt habe. Ich schaue sie etwas verwirrt an und frage dann. „Wen genau meinst du?"
Sie lacht nur etwas und Mum antwortet für sie. „Harry es sind Glastüren, wir haben gesehen, wie du dich gerade mit einem jungen Mann unterhalten hast. Ist das dieser unbekannte Schöne?" will sie schmunzelnd wissen und ich werde erneut an diesem Abend rot.
„Ja." sage ich nur, da ich genau weiß, es bringt nichts, mit ihnen zu diskutieren, oder ihnen etwas verschweigen zu wollen.
„Guter Fang." sagt Gemma nur trocken und fängt an ihren Lachs zu essen.
Ich verdrehe die Augen. „Ich kenne ihn nicht, Gem."
„Noch nicht!" erwidert sie nur und grinst etwas; etwas vielsagend.
Ich verdrehe die Augen.
Wir unterhalten uns danach über etwas anderes, doch ich höre nur mit einem Ohr zu. Meine Gedanken kreisen um das Treffen gleich. Ich weiß genau, dass mir das die Perversität nicht nimmt und sie auch nicht dämpft, aber was soll ich machen? An etwas anderes denken, kann ich gerade irgendwie nicht.
Doch ich versuche mir weiterhin einzureden, dass es schon nicht so schlimm werden wird und dass ich mich schon nicht blamieren werde, aber das klappt praktisch gar nicht.
Ich blicke auf mein Handy und sehe zu meinem Erschrecken, dass es schon zehn Minuten vor neun ist.
„Ich.. geh dann mal." sage ich und atme einmal kurz durch. „Viel Glück." sagt Mum noch und Gemma nickt mir kurz aufmunternd zu. Mein Handy steckt in meiner Hosentasche, da diese ausnahmsweise mal groß genug ist und meine Schlüsselkarte habe ich in die Hülle des Handys getan.
Ich gehe an der Reling entlang, bis ich schließlich am Heck des Schiffes stehe und auf den nun dunklen Ozean blicke. Die Sterne spiegeln sich unscharf in den Wellen und auch das Licht der nun hell erleuchteten Stadt wird von dem Wasser reflektiert.
Ich sehe erneut auf die Uhr und es ist nun kurz nach neun.
Ich seufze und setze mich auf eine der Bänke, die hier stehen und mache ein Bild vom meinem Ausblick. Doch leider ist es auf dem Handy nicht wirklich gut zu erkenne. Ich seufze und sperre es wieder.
Ich warte weiter und als ich das nächste mal auf mein Handy blicke, ist es schon 20 nach neun. Etwas enttäuscht bin ich bereits, aber ich kann es verstehen. Nur frage ich mich, weswegen er es nicht einfach vorhin direkt gesagt hat. Es wäre wirklich angenehmer gewesen es einfach zu erfahren, als sitzengelassen zu werden. Mir ist klar, dass er mich nicht kennt und ich ihn auch nicht und dass ich nicht einmal seinen Namen weiß, aber ich finde dennoch, dass sich das nicht gehört.
Aber ich warte weitere zehn Minuten, bis es mir dann doch zu blöd wird. Ja, ich habe mich hier rauf gefreut, auch wenn ich nicht genau weiß, weswegen, aber ich bin dann doch nicht so blöd und warte auf jemanden, dem es scheinbar egal ist und unwichtig erscheint.
Ich schüttle den Kopf und stehe wieder auf. Ich stelle mich an die Reling und seufze. Natürlich muss das Schicksal meines Lebens mir wieder einen Streich spielen. Da hatte ich schon das Glück, dass er sich, aus einem mir wirklich unerfindlichen Grund, mit mir treffen will und dann sitze ich am Heck des Schiffes und bin alleine. Nein, dass muss ich mir nicht geben. Als ich nun auf mein Handy sehe, ist er fast eine halbe Stunde zu spät und da bin ich mir sicher, dass er auch nicht mehr kommen wird. Zehn Minuten Verspätung, okay, dass ist nicht schlimm, aber über dreißig?
Ich schaue einmal auf das Wasser und drehe mich dann um, um wieder zu Gemma und Mum zu gehen.
joa.. wohl nicht ganz das, was ihr erwartet hattet, oder? :D
opinions?
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