115. Kapitel
Am nächsten Morgen weiß ich immer noch nicht wirklich, was ich davon halten soll, dass ich Louis gestern wieder gesehen habe. Mir ist klar, dass es mir egal sein sollte und ich da kein Problem mit haben sollte, aber so ist es nun einmal einfach nicht.
Gestern Abend habe ich mit Gemma noch darüber gesprochen. Wir waren bestimmt bist zwei oder drei Uhr wach, weswegen sie kurzerhand einfach bei mir geschlafen hat.
Sie sagte, sie könne mich verstehen, aber sie sagte ebenfalls, dass sie es gut fände, dass ich nicht gegangen bin. Ich bin froh zu wissen, dass sie zu 100% hinter mir steht und mich auch noch unterstützen würde, wenn ich absolutem Mist machen würde.
Heute haben wir beschlossen einfach ein wenig durch den Hydepark zu gehen. Es ist Samstag und auch wenn wir beide noch einiges zu tun haben, haben wir jetzt erst einmal keine Lust darauf. Morgen soll es sowieso regnen, da können wir auch noch an unseren Schreibtischen sitzen. Aber heute ist es noch einigermaßen warm und es scheint die Sonne und da wir beide nicht wissen, wann dies wieder der Fall sein wird, weil es langsam aber sicher doch spürbar in Richtung Winter geht, werden wir das heute noch ausnutzen.
Wir laufen zum Hydepark, da dieser nur eine gute Viertelstunde entfernt liegt. Es sind viele Leute heute draußen, sowohl mit, als auch ohne Kinder. Wir laufen an einem Spielplatz vorbei und hören die Kinder lachen. Ich lächle. Gerade scheint es, als wäre die Welt in Ordnung.
Ich sehe zu ihnen und es scheint, als wären sie in ihrer eigenen Geschichte. Es ist ihnen egal, dass ihre Eltern sich vielleicht langweilen, dass sie überall Sand haben und dass ihre Klamotten nachher dreckig sind; es kümmert sie alles nicht.
Wieso kann meine Welt nicht auch so sorglos sein? Das war sie mal und dann bin ich älter geworden. Wieso kann es nicht immer so sein, wie in der Kindheit, dass man sich nicht um das morgen kümmert und dass man einfach alle Sorgen ignoriert.
Ich seufze und gehe mit Gemma weiter, die mir gerade irgendetwas über den Film gestern erzählt. Ich höre, um ehrlich zu sein, nur mit einem Ohr zu und bin in meinen Gedanken versunken. Das Spiel gestern hat mich ordentlich aus der Bahn geworfen. Ich verstehe einfach nicht, wieso ich nicht darauf klar komme, Louis gestern gesehen zu haben? Das kann doch nicht sein, dass ich ihn schon wieder vermisse. Ich war doch so gut dabei ihn zu vergessen und endlich mit ihm abzuschließen. Ich meine, er hat mich nicht einmal gesehen, geschweige denn mit mir gesprochen und außerdem habe ich ihn doch auch in den Interviews gesehen, wieso vermisse ich ihn jetzt auf einmal wieder? Nur weil kein Monitor dazwischen war? Das ist absolut bescheuert.
Wieder einmal frage ich mich, wieso mein verdammtes Herz nicht einmal auf meinen Verstand hören kann und nicht ebenfalls mit Louis abschließen kann. Ich frage mich, wieso er auch immer noch diese Auswirkung auf mich hat und wieso ich nicht einfach wie jeder andere auch sagen kann, dass ich ihn scheiße finde.
Also ja, ich kann es schon sagen, aber ich weiß, dass es gelogen ist. Auf der einen Seite hasse ich ihn dafür, dass er mir das Herz gebrochen hat und dennoch hat dieses gestern Abend ein klein wenig schneller geschlagen, als ich ihn gesehen habe, dass lässt sich leider nicht leugnen.
„Harry..." sagt Gemma plötzlich etwas unsicher und reißt mich damit aus meinen Gedanken.
„Wir sollten gehen." sagt sie monoton und ich sehe sie verwirrt und fragend an. „Warum das?"
„Da vorne." sagt sie nur und ich sehe über die Wiese. Es sind Kinder die mit ein paar Erwachsenen Fußball spielen. Die Tore sind durch Rucksäcke begrenzt, und das Feld ist nicht länger als 20 Meter, es ist eben ein Spiel der Kids. Doch am Rand stehen einige Männer in schwarzen Anzügen die irgendwie aussehen wie Bodyguards und um das Feld herum stehen auch mehr Leute, als normal. Es sich nicht alles Eltern, dafür sind es einfach zu viele. Ich verstehe es immer noch nicht.
„Was meinst du Gemma?" will ich wissen und sie sieht mich etwas besorgt an.
„Das sind ein paar Spieler der Doncaster Rovers." sagt sie und ich blicke etwas perplex zu dem Spiel. Ich erkenne keinen der Spieler und ihre Trikots haben sie nicht an, doch das würde die Leute neben dem Feld erklären.
Ich brauche nicht lange, bis ich Louis gesehen habe. Er spielt mit den Kindern Fußball, grinst und tut so, als wären sie besser als er, indem er den Ball an sie verliert, damit sie sich freuen. Ich muss etwas lächeln, als ich sehe, wie glücklich er scheinbar ist, doch dann sehe ich Gemma nur trocken an und antworte. „Mir geht es gut und wenn er mich sieht... soll er doch. Ist mir egal."
„Das ist es nicht." erwidert sie nur und sie weiß ebenso gut, wie ich, dass das stimmt.
„Ich werde nicht wegen ihm umdrehen." sage ich und sie nicke. Ich atme durch, zwinge mich meinen Blick von ihm abzuwenden und gehe mit Gemma weiter; an dem Spielfeld vorbei.
Mein Herz schlägt mir dabei zwar bis zum Hals, aber das werde ich nicht zeigen. Er wird mich nicht sehen und ich ihn nicht und wir sind getrennte Leute. Es ist mir egal, dass er da ist. Gleich bin ich weg und spätestens in ein paar Tagen ist er wieder in Doncaster und lebt sein Leben dort ganz normal weiter. Es wird außerdem nicht das letzte mal sein, dass ich wissen werde, dass er in London ist, wenn er weiterhin so gut spielt, weswegen ich einfach damit klar kommen werde. Ich kann mich nicht ewig damit aufhalten und auch wenn das mit Mason nicht geklappt hat, werde ich nicht auf ewig Single bleiben. Mein Leben geht weiter, auch ohne Louis.
Ich rede mir das immer weiter ein und es klappt auch einigermaßen. Ich bekomme das schon hin.
tadaa :D
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