-4- Nice to meet you

Michael Patrick Kelly! Ich wusste es! Leo und ich haben uns vor einigen Wochen ein paar Folgen der Sendung  >Sing mein Song<  angeschaut - eigentlich nur wegen Mark Forster. Leo kennt den Gitarristen der in Marks Band spielt und der hat ihm die Sendung empfohlen. Ich habe bis dahin gar nicht gewusst wer dieser Michael Patrick Kelly überhaupt sein soll - auch diesen Gentleman und den Moses P-irgendwas kannte ich nicht. Nur mit Silbermond konnte ich etwas anfangen aber das wars dann auch schon. Ich höre lieber Filmmusik oder Musicals und halt das was so im Radio läuft.


Die Musik der Kelly Family habe ich früher nicht gehört und mich auch nie für diese Band interessiert. Klar weiss ich, wer die Kelly Family ist aber wie gesagt, not my kind of music. Damals gab es für mich nur die Spice Girls.  -spice up your life-


Michael Patricks - wie zum Teufel nennt man ihn denn? Es sagt ja wohl kaum einer ständig diesen langen Namen - jetzige Musik finde ich eigentlich ganz gut. Den Song ID  hört man ja immer mal wieder im Radio. Und jetzt bin ich hier auf den Malediven, tausende Kilometer von Zuhause entfernt und wen treffe ich? Einen Superstar! Leo wird Augen machen, wenn ich ihm das erzähle.


Als ich zurück zu Leo komme ist dieser schon wieder eingeschlafen. Ich lege mich auf meine Liege und schnappe mir mein Handy. Bevor ich irgendwas behaupte, was am Schluss vielleicht gar nicht stimmt frage ich zuerst meinen lieben Freund Google. 


Eindeutig, es ist Herr Kelly höchstpersönlich. Von seiner Frau finde ich nur die Hochzeitsbilder aber auch bei ihr bin ich mir ziemlich sicher. Während ich so durch die Bilder blättere fällt mir auf, dass er anscheinend ziemlich gut im Geschäft ist. Ich sehe Konzertfotos, Interviewbilder und auch Promofotos von seinem letzten Album. Nebst diesen Bildern gibt es auch Fotos von irgendwelchen FanFiction-Covers. Ich habe mich schon immer gefragt, wie Leute auf die Idee kommen eine Geschichte über einen Star zu schreiben. Haben die keine anderen Hobbys? Ich tippe sogar auf eines dieser Cover und fange an zu lesen. Eigentlich ganz witzig - muss ich ja schon zugeben.


Kurz vor dem Mittagessen wecke ich Leo und wir gehen zu dem kleinen Restaurant direkt neben dem Poolbereich. Leo bestellt sich einen Burger mit Pommes und ich bestelle mir eine Pizza ai frutti di mare. Dazu gibts natürlich eine frische Kokosnuss - wir wollen ja nichts Neues anfangen.

„Du Leo, ich weiss jetzt wer der Typ ist." Ich beisse genüsslich in meine Pizza. „Achja? Wer ist es denn?" Ich lasse ihn ein bisschen zappeln und kaue extra langsam. Leo schaut mich mit grossen Augen an. „Na sag schon." „Erinnerst du dich an die >Sing mein Song<  Sendung?" Er nickt und scheint noch nicht zu verstehen was ich meine. „Der Typ hat da mitgemacht." Leos Augen werden grösser und er haut sich mit der Hand an die Stirn. „Krass du hast recht, das ist Michael Patrick Kelly." Er beginnt sich umzuschauen und sieht dabei aus wie ein aufgescheuchtes Huhn. „Beruhig dich wieder. Der ist vorhin weggegangen. Bestimmt seine Frau suchen, die vor ihm geflüchtet ist." Ich muss lachen.



Nach dem Essen entscheidet Leo, dass er zurück in die Villa geht um die Bestellungen aus dem Online-Shop zu bearbeiten - das ist die einzige Arbeit die ich ihm hier erlaubt habe. Der Online-Shop ist sein Baby und da lässt er keinen anderen ran. „Ich gehe ein bisschen am Strand spazieren und dann wieder zurück zum Pool. Wenn du fertig bist, kommst du einfach wieder zu mir okay?" „Okay, dann bis später. Verlauf dich nicht." Ich gebe ihm einen Kuss und mache ich mich auf den Weg zum Strand.


Während ich barfuss durch den Sand laufe kommt mir ein Hochzeitspaar entgegen. Sie trägt ein luftig leichtes weisses Kleid mit einem langen Schleier und in der Hand hat sie einen weissen Blumenstrauss mit ein paar rosa Blüten darin. Der Bräutigam trägt eine schwarze Anzughose und ein weisses Hemd. Die Hosen hat er unten hinaufgekrempelt. Beide sind barfuss und laufen durch den nassen Sand. Das Wasser schwappt immer mal wieder über ihre Füsse und die Frau beginnt dabei zu kichern. Die beiden haben wohl gerade geheiratet und machen jetzt Hochzeitsfotos, denn ein Mann mit einer Kamera tänzelt um die beiden herum. Ich setze mich in den Sand und beobachte das Treiben. Wie es wohl ist zu heiraten und wie ist es danach, wenn man verheiratet ist? Ändert sich dann die Beziehung oder bleibt alles beim Alten? Auf der einen Seite würde ich gerne heiraten, einfach um zu wissen wie es ist. Andererseits frage ich mich, ob es wirklich einen Unterschied machen würde.


Nach einer Weile wird es mir in der prallen Sonne zu heiss und ich setze meinen Weg fort. Ich lande bei der Schaukel, auf welcher ich gestern Abend mit Leo den Sonnenuntergang beobachtet habe. Ich setze mich hin und schaue auf den Ozean. Diese Ruhe tut mir richtig gut. Wäre der Flug hier her nicht so ewig lange, würde ich jedes Jahr her kommen wollen. Hier scheint die Welt in Ordnung und man lebt einfach in den Tag hinein. Genau mein Ding.


Plötzlich sehe ich im Augenwinkel einen Mann auf mich zukommen. Er lehnt sich lässig mit dem Rücken an einen der Stützbalken. Er trägt eine kurze schwarze Hose und ein weisses T-Shirt. Seine Hände hat er in seinen Hosentaschen vergraben und sein Blick ist starr geradeaus aufs offene Meer gerichtet. Ich schaukle weiter hin und her und weiss nicht was ich tun soll. Muss ich überhaupt etwas tun? Immerhin war ich zuerst hier und vielleicht will er ja auch einfach nur seine Ruhe haben.


„Ich bin übrigens Michael Patrick." Sein Blick ist noch immer stur geradeaus. „Ich weiss", antworte ich knapp. Ich höre wie er lacht und sagt: „Okay." Ich stoppe die Schaukel. Er kommt zu mir und setzt sich neben mich auf die Schaukel. „Isabel, aber alle nennen mich Isa." Er streckt mir seine Hand hin. „Freut mich Isa, mich nennen alle Paddy aber das wirst du ja bestimmt auch schon wissen." Ich erwidere seinen Händedruck.

„Eigentlich weiss ich gar nichts." Er scheint erstaunt zu sein. „Du weisst gar nichts, und trotzdem weisst du wer ich bin? Wie geht das denn?" „Naja ich weiss, dass du Michael Patrick Kelly heisst, ein Mitglied der Kelly Family bist und bei >Sing mein Song< mitgemacht hast. Das wars auch schon. Deinen Spitznamen kannte ich zum Beispiel nicht. Ich war nie ein Kelly-Fan und deshalb weiss ich auch nichts über dich oder deine Familie. Macht ihr eigentlich noch Musik zusammen?" Er findet es wohl amüsant, denn er grinst mich an. „Das ist selten, dass mich jemand erkennt aber nichts über mich weiss. Irgendwie erfrischend - und nein, wir machen keine Musik mehr zusammen. Also ich jedenfalls nicht. Einige meiner Geschwister haben letztes Jahr das Kelly-Comeback gestartet, aber ich bin lieber als Soloartist unterwegs." „Achso, naja ist ja eigentlich auch egal. Solange jeder das macht, was ihm Spass macht ist ja alles gut." Ich beginne mit meinem Fuss gegen den Boden zu drücken um die Schaukel wieder in Gang zu setzen. „Erzählst du mir jetzt wer du bist Isa?"


„Was soll ich dir denn erzählen? Ich heisse Isa, bin 29 Jahre alt, komme aus Berlin und studiere Jura. Neben meinem Studium arbeite ich in einer Anwaltskanzlei. Bevor ich angefangen habe Jura zu studieren habe ich eine Ausbildung zur medizinische Praxisassistentin gemacht. Ich habe dann einige Jahre auf diesem Beruf gearbeitet aber es hat mir nie so richtig gefallen. Das Jurastudium hingegen macht mir grossen Spass." Es sprudelt einfach so aus mir heraus. „Und dein Mann? Was macht der so?", fragt Paddy weiter. „Er ist mein Freund, nicht mein Mann. Er arbeitet in einem Musikgeschäft. Falls du also mal neue Instrumente brauchst, kannst du dich gerne bei ihm melden. Er kennt den Gitarristen von Mark Fosrster, der kauft sein Equipment auch immer bei ihm." „Oh das klingt cool. Es ist immer gut Connections zu haben. Wie heisst der Laden? Ist der in Berlin?" „Ja der Shop ist in Berlin und heisst >Music Box<.  Schon mal gehört?" Er kratzt sich am Kopf. „Ne noch nie gehört, aber was nicht ist, kann ja noch werden." Ich zucke mit den Schultern. „Du kannst dich ja mal mit ihm unterhalten. Er würde sich bestimmt freuen." „Werd ich machen. Ich muss jetzt zurück zu meiner Frau. Sie wird sonst wieder sauer und das kann ich gerade echt nicht gebrauchen." Er steht auf und lächelt mich an. „Oh ja das habe ich schon mitbekommen. Ich hoffe ihr könnt euren Urlaub ab jetzt geniessen. Wäre doch zu schade für diesen schönen Ort", sage ich heiter. Er steckt seine Hände in die Taschen und schiebt den Sand mit seinem Fuss hin und her. „Das hoffe ich auch. Sie kann halt manchmal sehr anstrengend sein. Frauen eben." „Ey pass auf was du sagst. Ich bin nicht so", gebe ich grinsend zurück und schnippe ihm mit meinem Fuss Sand gegen das Bein. Er lacht und macht einen Schritt auf mich zu. Mit beiden Händen drückt er die Schaukel nach hinten, lässt sie dann los und springt zur Seite. „Bis später Isa." „Bis später", rufe ich ihm hinterher.




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