-14- Tanzfieber
„Na, wie war die Massage?" Leo hat es sich auf unserer Terrasse auf einer Liege gemütlich gemacht und lässt sich die Sonne auf seinen muskulösen Bauch scheinen. Wenn ich ihn so sehe, frage ich mich gerade echt, was eigentlich mein Problem ist. Ich setze mich neben ihn auf die Liege und gebe ihm einen Kuss. „Als Paddy endlich aufgehört hat die Masseurin vollzuquatschen, wurde es sehr entspannend. Was hast du gemacht?" Er streichelt über meinen Arm und lächelt. Sein Gesicht ist von der Sonne schon richtig schön gebräunt und er sieht endlich nicht mehr so blass und krank aus. „Ich war an der Bar und habe Joelle getroffen. Ohne Paddy kann man sich echt gut mit ihr unterhalten." Ich werde unruhig. „Achja? Worüber habt ihr denn so gesprochen?", versuche ich möglichst ruhig zu fragen. „Nichts Besonderes. Sie hat mir von ihrem neuen Buchprojekt erzählt und das wars eigentlich auch schon." Ich entspanne mich wieder. „Sie schreibt ein Buch?" „Anscheinend hat sie schon einige Bücher geschrieben aber darin geht es hauptsächlich um theatralische Themen." Ich schaue ihn irritiert an. „Theatralische Themen?" „Heisst das nicht so? So Glaubensachen, Kirche, Gott?" Ich fange an zu lachen. „Ach du meinst theologische Themen. Ich wusste gar nicht, dass sie so gläubig ist." „Paddy anscheinend auch, der war sogar sechs Jahre im Kloster. Kannst du dir das vorstellen? Also ich könnte das nicht. Sechs Jahre keine Frau, ständig in Kutten rumrennen, beten, schweigen." „Würde dir bestimmt gut tun", necke ich ihn und kneife ihm in die Wange. Er schlingt seine Arme um mich und zieht mich zu sich. „Sechs Jahre ohne dich würde ich nicht überleben. Ich liebe dich Isa." Ich lächle und gebe ihm einen Kuss. „Ich dich auch."
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Später am Abend machen wir uns auf den Weg ins Restaurant. Diesmal gehen wir in ein Strandrestaurant, welches sozusagen in den Sand eingelassen ist. Von weitem sieht man nur die Köpfe der Kellner. „Das sieht irgendwie komisch aus", meint Leo und rümpft die Nase. „Was?" „Na diese laufenden Köpfe da vorne." Ich muss grinsen. „Diese laufenden Köpfe bringen uns nachher das Essen, also sei lieb."
„Gibt es auf dieser Insel eigentlich irgendwas, das nicht so unglaublich lecker schmeckt?" Ich nehme noch eine Gabel von meinem süsses Kokos-Couscous: „mmmmmhhh." Leo hat den Mund ebenfalls voll und nickt nur. Gutes Essen, eine traumhafte Kulisse und angenehme Gesellschaft - was will man mehr. Momentan scheint es das Leben echt gut mit mir zu meinen und ich bin dankbar für alles was ich hier erleben darf. Wieder einmal wird mir bewusst, dass das Leben echt kostbar ist und man es in vollen Zügen geniessen soll. Es gibt so viele tolle und schöne Dinge auf der Welt, die man erlebt oder gesehen haben sollte und dazu gehören für mich definitiv die Malediven.
„Did you enjoy your meal?", der Kellner steht plötzlich neben uns und beginnt die Teller abzuräumen. Ich überlasse Leo die Antwort. „Yes, we really enjoyed it. Thank you." „Would you like to order dessert?" Leo schnappt sich die Karte. „Willst du Kokoseis mit einem Schuss Rum?" „Klingt gut. Kokosnuss geht immer, egal in welcher Form." Er zeigt mit dem Finger auf die Karte und sagt: „...and for me the >Coupe Alina< with fresh Strawberries."
Nach dem Dessert, entscheiden wir in Richtung Bar zu spazieren. „Verdauungsspaziergang", meint Leo. Von dort scheint Musik zu kommen und das ist genau unser Ding. Zuhause gehen wir am liebsten auf 90er-Jahre Partys. Die Musik von damals ist einfach die Beste. Als wir bei der Bar ankommen, hat es bereits einige Hotelgäste, die über die kleine Tanzfläche fegen.
„Where there is desire, there is gonna be a flame
Where there is a flame, someone's bound to get burned
But just because it burns, doesn't mean you're gonna die
You gotta get up and try, and try, and try..."
„Lass uns tanzen!" Ich ziehe Leo auf die Tanzfläche, denn das ist eines meiner absoluten Lieblingslieder. Pink ist meine Queen und das Video zu Try ist der absolute Hammer. Das nächste Lied ist auch super - ein richtiger Klassiker.
„Oh, when I look back now
That summer seemed to last forever
And if I had the choice
Yeah, I'd always wanna be there
Those were the best days of my life..."
„Hey da sind Paddy und Joelle", sagt Leo plötzlich und ich spüre wie sich meine Muskeln anspannen. Gerade hatte ich einmal nicht an die beiden gedacht und schon sind sie wieder da. Ich versuche mich nicht ablenken zu lassen und tanze weiter.
„Stay with me now till the mornin' comes
Come on now try and understand
The way I feel when I'm in your hands
Take me now as the sun descends..."
Paddys Blick trifft meinen und ich spüre ein Kribbeln. Es scheint als würden wir nur über unsere Augen kommunizieren und es fühlt sich gut an. Verboten und geheimnisvoll - wie ein unsichtbares Versprechen, das wir uns geben. Es war nur ein ganz kurzer Moment - ein sehr intensiver und intimer Moment.
„What I got I have earned
What I'm not I have learned
Desire and hunger is the fire I breathe
Just stay in my bed till the morning comes..."
Als das Lied fertig ist brauche ich eine Pause. „Lass uns etwas trinken gehen", sage ich zu Leo und ziehe ihn in Richtung Bar. Während wir unsere Cocktails trinken, beobachte ich Paddy und Joelle - natürlich so, dass Leo es nicht merkt. Die beiden sehen sehr verliebt aus und ich habe Mühe, den Paddy auf der Tanzfläche mit dem Paddy im SPA zu vereinen. War das wirklich ein und derselbe Mann? Dann aber wird mir bewusst, dass es ihm bei mir vielleicht genau so geht. Bin ich ein und dieselbe Frau? Bin ich Leos Freundin und Paddys - ja was bin ich denn von ihm?
„Lass uns noch ein bisschen am Strand entlang spazieren." Ich blicke Leo über den Rand meines Glases an. Dieser trinkt den letzten Schluck von seinem Pina Colada und wir machen uns Hand in Hand auf den Weg nach Hause. Im Kopf summe ich die Melodie von >Because the night< weiter und muss schmunzeln.
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