||Kapitel 1|| Endlich Ferien
Der lang ersehnte Gong hallte durch die Schulflure, die noch von Stille geprägt waren. Doch ehe man sich versah, war er voll von drängelnden und ungeduldigen Schülern, die sich erbarmungslos zum Ausgang kämpften. Es war der Start der beliebten Sommerferien. Die Zeit der Erholung und Ruhe, die Zeit, um neues und unbekanntes zu entdecken.
Elisa, die sich mitten in einem Haufen von Zehntklässlern befand konnte überhaupt nichts mehr sehen. Die stickige Luft erdrückte sie allmählich und sie sehnte sich danach, endlich das Schulgebäude zu verlassen. Während sie von vorbeidrängelten Schülern gerammt wurde, versuchte sie den Ausgang zu erspähen. Herrjeh, das war ja schlimmer als eine Trainingseinheit bei der Bundeswehr!
Doch zu ihrem Glück, wurde die Schülermenge allmählich kleiner, sodass sich Elisa geschickt durchzwängte. Endlich konnte sich dem Grauem entkommen. Die dreizehnjährige ging die halb kaputten Betontreppen zum Parkplatzt hinunter, wo das Auto ihrer Eltern stand, anschließend machte den Kofferraum auf, schmiss ihren Schulranzen hinein und holte ihr Zeugnis heraus. Vielleicht gefiel es ihren Eltern dieses Jahr. Mit einem breiten Grinsen und einem kleinen Hoffnungsschimmer in ihren Rehbraunen Augen öffnete sie die Autotür.
„Mama, ich habe mein Zeugnis bekommen.", berichtete Elisa im gedämpften und höflichen Ton, damit sie ihre Mutter nicht beim Telefonieren störte. „...Richard ich muss jetzt auflegen, meine Tochter will was von mir! Ja sind halt Kinder, die wollen ständig was! Ja bye." Schnell richtete sie noch ihr Makeup und ihre kinnlangen braunen Haare, ehe sie sich schmollend umdrehte. „Du hast mich gestört! Gibt mir dein Zeugnis!" Prüfend flogen ihre Augen über das Dokument, welches sie wie eine Polizistin, die Personalausweise überprüfte, kontrollierte. Bei jeder noch so kleinen Kritik legte sich ihre Stirn in Falten.
„Was für eine Frechheit", murmelte ihre Mutter bitterböse, sodass Elisa zusammenzuckte. „Was ist falsch daran?", fragte Elisa kleinlaut, aus Angst sie würde wieder zu laut werden.
Seid sie denken kann, musste sie leise sein! Es gehörte sich nicht seine Meinung zu sagen, geschweige sich gegen ihre Eltern aufzulehnen. Erfolg und Gehorsam waren das Fundament ihres Lebens, welches ihr immer wieder eingeflößt wurde. Es war wie eine Narbe, die sie für den Rest ihres Lebens zeichnete. Für ihre Eltern war sie dazu verdammt eine einfache Arbeitskraft zu sein, eine Marionette, ein Teil eines großen Ganzen. Doch war sie nie für etwas größeres bestimmt? Mit ihren zarten dreizehn Jahren standen ihr so viele Türen offen!
„Deine Noten sind nicht akzeptabel, Elisa. Der Ausflug in den Kletterpark muss leider ausfallen.", Ihre Mutter gab ihr das Zeugnis zurück, startete den Motor und fuhr vom Parkplatzt herunter.
Sehnsüchtig hielt sie ihre Hand an die kühle Scheibe, in der Hoffnung durch die Kühle etwas Trost zu finden. Doch vergeblich! Schmerzerfüllt sah sie aus dem Fenster, während das Auto auf die Ausfahrt zurollte. Jungen und Mädchen ihres Alters, standen lachend in Gruppen herum und besprachen ihre gemeinsamen Pläne, während sie vergammeln würde. Ihr Herz wurde schwer, als sie realisierte das Einsamkeit ihre nächsten sechs Wochen prägten. Eiskalte Tränen bahnten sich den Weg über ihre Wangen, die als kleine Perlen auf ihr T-Shirt tropften. Es gab keinen Ausweg!
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