3. August ~mitternachts~

Am 3. August erfuhr ich, dass der einzige Grund weshalb Ocean auf Partys ging darin lag, dass er das Meer vor den Plastikbechern bewahren wollte. Er versuchte es zumindest, denn vor den Mengen an Plastik, die bereits überall im Meer lagen konnte er nicht wirklich etwas ausrichten.

Auch jetzt war er aufgestanden und aufs Meer zugestürmt.
Ich war ebenfalls aufgesprungen.
Durch den Sand stolpernd lief ich in Oceans Richtung. Er stand tatsächlich mit zwei Plastikbechern in der Hand da, die er gerade aus dem Meer gefischt hatte. Staunend beobachtete ich wie er zu einem Mülleimer ging und die Becher dort entsorgte.
Wie wir alle sein sollten, aber manchmal einfach nicht schaffen zu sein.

,,Du hast doch nicht wirklich geglaubt, dass ich gelogen habe."

Ocean sah mir tief in die Augen und trat einen Schritt näher an mich.

,,Ich weiß nicht was oder wem ich glauben soll."

Ich sah bestimmt ein wenig hilflos aus, denn Oceans bohrender Blick ließ nach und das einzige was er noch tat war sich dicht vor mich zu stellen. Seine warmen Hände glitten über meine Unterarme und seine Fingerspitzen hinterließen eine angenehme Gänsehaut auf meinen Armen.

,,Glaub mir. Vertrau mir wenn ich dir sage, dass ich dich niemals anlügen würde."

Seine meeresblauen Augen strahlten. Das Meer rauschte.

,,Zählt der Wahrheit auszuweichen nicht auch irgendwie gewissermaßen zu Lügen?"

,,Nein. Du kennst den Grund für mein Schweigen nicht."

Er hatte seine dichten, dunklen Augenbrauen zusammengezogen.

,,Dann sag ihn mir."

Nun war ich es die einen Schritt näher trat. Ich legte meinen Kopf in den Nacken und blickte nach oben in sein wunderschönes Gesicht.
Unsere Augen fanden ohne Umwege zu einander. Ein Blickkontakt, der mich alles andere vergessen ließ, entstand.
Ich versuchte meine Augen erklären zu lassen was ich schon so lange versuchte Ocean zu sagen. Versuchte in seinen Augen zu lesen, aber da war immer noch diese Wasserwand, die ich nicht durchbrechen konnte.
Auf einmal war da ein Leuchten in Oceans Augen.
So viel heller und einzigartiger als alles was ich bis jetzt in seinen Augen sehen durfte.
Ich kam nicht dazu ihn danach zu fragen, denn er begann zu sprechen.

,,Wollen wir nicht ein Stückchen den Strand entlang spazieren?"

Ich nickte und er griff nach meiner Hand.
Zielstrebig zog er mich an den Partygästen vorbei. Als wir bei der Tanzfläche vorbei kamen sah ich meine Freundin wild tanzen und musste mir ein Lächeln verkneifen.

,,Die Freundin, die dich mitgeschleppt hat?"

Ocean sah in ihre Richtung.

,,Ja."

Damals war ich ihr schon dankbar, dass sie mich mitgeschleppt hatte, nicht locker gelassen hatte, aber heute kann ich gar nicht beschreiben wie dankbar ich ihr tatsächlich bin.
Ocean zog mich weiter.
Die Partymusik wurde immer leiser je weiter wir uns entfernten bis sie irgendwann zwischen den rauschenden Wellen der See nicht mehr auszumachen war.
Ocean stapfte trotzdem unermüdlich durch den Sand als hätte er ein Ziel vor Augen.

Er hatte tatsächlich ein Ziel vor Augen.
Er hatte mich zu einem abgelegenen Teil des Meeres geführt und ich traute meinen Augen nicht als ich erkannte was der Grund dafür war.
Das Meer funkelte in wunderschönen Blautönen. Als hätte jemand Funkelsteine über die Wellen, die den Sand überschwemmten, gestreut.
Meeresleuchten.
Ein wunderschönes, einfach nur einzigartiges Naturschauspiel, das das Meer strahlen ließ.
Mein Blick glitt nach unten zu meinen Füßen, die ebenfalls von dem blau leuchtenden Salzwasser umspielt wurden. Ich begann zu grinsen, ignorierte die Tatsache, dass es um Oceans Füße herum viel heller strahlte und begann auf das Meer zuzulaufen.
Überall wo ich hin trat oder wo Wasserspritzer die Meeresoberfläche berührten, leuchtete das Meer blau auf.
Ich konnte mich nicht satt sehen.
Übermütig drehte ich mich im Kreis und ließ meine Hände ins Wasser gleiten als ich sie wieder herauszog, leuchteten sie ebenfalls blau. Sie glitzerten.
Ich drehte mich um zu Ocean, der auf mich zu kam. Um ihn strahlte das Meeresleuchten so viel stärker und heller, dass es keine andere Möglichkeit der Erklärung als Magie gab.

,,Du wusstest davo-"

,,Ja."

Unterbrach er mich. Sein Gesicht hatte einen blauen Schimmer angenommen, aber ob er von dem Leuchten des Meeres, das alles herum in blaues Licht tauchte, oder aus ihm selbst kam konnte ich nicht ausmachen.

,,Deine Augen sie-"

,,Ja."

Unterbrach er mich erneut und trat einen Schritt näher an mich.
Seine Augen hatten kurz bevor er aufgebrochen war, so geleuchtet wie dieses Naturschauspiel. Eine Spiegelung des Meeres.

Das Meeresleuchten lies Ocean strahlen und so beschloss ich zwischen all den türkis leuchtenden Pigmenten der See, ihn endlich all das zu sagen was mir im Kopf schwirrte, ihn all das zu fragen was er nie beantwortet hatte.

,,Du bist ein Rätsel Ocean. Vielleicht wirst du es für viele immer sein. Vielleicht bleibst du in unserer Abschlussklasse immer bekannt als der der kämpfen wie ich weiß nicht was konnte, als der der immer still war und niemand etwas über seine Familie wusste. Aber jetzt in diesem Moment hoffe ich inständig, dass du es mir sagst, dass du mir das alles erklärst. Das ich erfahre warum du das Schicksal verfluchst, von einem nicht kommenden Happy-End sprichst und dabei immer so viel andeutest was niemand außer dir versteht. Du hast da diese Mauer um dich herum errichtet, verdammt eine Mauer aus Salzwasser, die sich in deine Augen brennt und die Wahrheit in deinen Augen verbirgt. Und trotzdem habe ich das Gefühl ich müsste das alles verstehen! Verdammt ich spüre das ein Teil von mir das alles begreift! Bitte, Ocean, sag mir wieso das alles so ist. Sag mir endlich die Wahrheit über dich. Auch wenn es mich am Ende vielleicht nicht glücklich macht. Ich will nein ich muss es wisse-"

An diesem Abend weit nach Mitternacht hatte mich Ocean ein drittes Mal unterbrochen, aber beim dritten Mal unterbrach er mich nicht mit seinen Worten.
Er hatte sich zu mir herunter gebeugt, mir eine Haarsträhne hinter das Ohr gestrichen und mich geküsst.
Ich spürte seine warme Hand an meiner Wange.
Ocean schmeckte nach Salzwasser und noch etwas, dass ich nicht näher beschreiben konnte. Seine weichen Lippen bewegten sich fordernd auf den meinem und all das Ungesagte zwischen uns floss in diesen Kuss mit ein.
Es war ein wunderbarer Kuss, schöner als ich ihn mir jemals hätte vorstellen können.
In diesem Moment hatte ich mir Unendlichkeit gewünscht.
Aber wie alles im Leben war auch dieser Moment vergänglich und wir lösten uns schweratmend von einander. Er legte seine Stirn an meine.
Er hatte die Augen geschlossen und flüsterte mir endlich das zu worauf ich so lange gewartet hatte.
Mein Herz schlug laut und schnell in meiner Brust.

,,Ich bin ein Seelenwandler."

Mein Herz setzte einen Schlag aus.
Der Teil in mir, der so vieles zu verstehen schien, konnte mit diesem Begriff deutlich mehr anfangen als ich.

Ocean hatte die Augen wieder geöffnet und blickte mir entgegen. Mit laut klopfendem Herzen stellte ich fest, dass die Mauer aus Salzwasser nun endlich gesunken war. Nichts als die Wahrheit lag in seinem Blick. Die Wahrheit, die so lange hinter einem Schutzwall verborgen war lag nun offen vor mir. Meine Hände glitten durch seine tiefseeschwarzen Haare.
Auch ich flüsterte.

,,Ocean? Du musst mir schon erklären was ein Seelenwandler ist."

Unter meinen Fingerspitzen konnte ich fühlen, dass er sich entspannte, das eine Last, die schwer auf seinen Schultern gelastet hatte, verschwunden war.

,,Von Anfang an?"

Ich nickte ihm lächelnd zu.

,,Von Anfang an."

Er deutet auf den Strand und mich immer noch fest an sich gedrückt gingen wir auf den Strand zu.

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Okk wie hat euch das Kapitel gefallen?
Die Auflösung ist da!!! Ich hoffe es war nicht zu enttäuschend...
Ocean ist *Trommelwirbel* ein Seelenwandler! Was denkt ihr ist das genau?
Weißt mich gerne auf mögliche Fehler hin....
Love y'all!!
Dankeee fürs Lesen!!!

~Lilapurpel

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