50 | Süß sauer
"Ich will keine Kondome in meinem Haus finden! Dazu bleibt der obere Bereich für euch Tabu! Auch keine ungeplanten Schwangerschaften und keine Drogen!"
Meine Eltern, Cecilio, Antonio, Malino und ich standen an unserem privaten Flugplatz und verabschiedeten uns. Drei ganze Tage würden sie in Paris bleiben und damit hätte ich wenigstens ein paar freie Stunden, in denen ich ohne Druck durchatmen könnte. Einzig Malino und Enzo würden bleiben. Mit den beiden wusste ich aber bestens umzugehen.
"Und du, du passt auf deine Schwester auf", erklärte meine Mutter noch lächelnd und hauchte Malino einen liebevollen Kuss auf seine Stirn.
"Wohl eher ich auf ihn."
Ein dämliches Grinsen legte sich auf meine Lippen und ich war etwas überrascht, als meine Mutter mich plötzlich ohne Vorwarnung in ihre Arme zog. Mein Vater hatte bereits Ciao gesagt und stieg in dem Moment schon mit Antonio in den Privatjet, während das Parfum meiner Mutter mir ein gutes Gefühl gab.
"Bitte lass niemals zu, dass du verletzt wirst", hauchte sie mir leise ans Ohr und löste sich dabei wieder von mir, um meine Wangen in ihre warmen Hände zu nehmen. Ich musterte ihre sanften Sommersprossen in der Sonne und legte ein mildes Schmunzeln auf. Auch wenn ich es noch nicht offen zugab, tat es unglaublich gut, sie an meiner Seite zu wissen. "Dafür bist du nämlich viel zu schlau. Du musst keine Menschen benutzen, um andere auf dich aufmerksam zu machen. Das schaffst du auch ganz alleine."
"Ich weiß, Mama", erwiderte ich ihr leise und nachdem sie sich ganz von mir löste, um sich zum Flieger herumzudrehen, zog ich sie an ihrem weißen Pullover noch mal zu mir zurück. "Danke", hauchte ich an ihre Schulter und umarmte sie so fest, wie ich es schon lange nicht mehr getan hatte. Was mich so plötzlich dazu trieb, wusste ich nicht - aber die Tatsache, dass sie mich trotz unserer Unterschiede am besten verstand, war sicher ausschlaggebend für meine Geste.
"Nicht dafür, mein Schatz."
Sie gab mir einen sanften Kuss auf meine Wange und sprach anschließend noch kurz mit Malino, während ich Cecilio zuwank. Er nickte nur, da er kein Mensch für lange oder emotionale Verabschiedungen war.
"Und bitte, macht nichts, was euren Opa aufregen könnte."
"Nein, keine Sorge", erwiderte Malino meiner Mutter mit einem dämlichen Ausdruck im Gesicht. "Wir hatten sowieso vor, ihn oben in seinem Zimmer einzuschließen. Er kriegt also nichts mit."
"Malino!", zischte meine Mutter fassungslos, wurde aber gleich von Cecilio am Arm mit sich in den Flieger gezogen.
"Viel Spaß euch!", rief ich noch, ehe die Tür zuging und wir den Abstand zum Flieger suchten.
"Glaub mir, wir werden sehr viel mehr Spaß haben", hörte ich Malino neben mir als der Privatjet startete und sah irrtiert zu ihm herüber. Er trug ein offenes, weißes Hemd. Dazu eine silberne Kette und Jeans. Seine schwarzen Haare wirbelten im Wind herum und er starrte durchgehend zu dem Jet vor uns.
"Wen hast du denn alles eingeladen?"
"Alle", meinte er trocken und sofort ignorierte ich den Jet und stellte mich genau vor Malino auf. Ich hatte zwar auch einige eingeladen, aber die waren an einer Hand ab zu zählen. Immerhin sollte es eine ruhige Party werden und keine vollkommene Eskalation.
"Was meinst du mit alle?"
"Naja, alle eben, die in der Schule davon erfahren haben."
"Malino! Weißt du eigentlich-"
"Schon lächeln und winken", unterbrach er mich dreist und drehte mich während dessen an meiner Taille zum Jet herum, der langsam los rollte. Antonio saß am Fenster und wank uns aufgeregt zu, was wir ihm erwiderten. Trotzdem ließ ich es nicht gut sein.
"Ich hoffe für dich, dass alle etwas besseres zu tun haben! Immerhin hast du meine Gäste auch alle vergrault!"
"Riziero und Orlando?", entgegnete er mir überheblich und nachdem der Jet abhob, drehte mein Bruder sich komplett zu mir herum. "Das sind nie Gäste gewesen. Nur irgendwelche Bastarde."
"Super! Danke nochmal, denn jetzt habe ich nur Stella an meiner Seite."
"Reicht doch."
"Es ist aber mein Geburtstag heute Abend! Nicht deiner!"
"Ohne mich würdest du mit Stella auf der Couch sitzen, Kakao trinken und vereinsamen. Sei also mal dankbar, dass ich Partys zum Leben erwecke."
"Oh, großer Malino! Ich bin dir ja soooo unendlich dankbar, du dämliches Stinktier!"
Ich schnitt ihm eine genervte Grimasse, doch er lief einfach vollkommen ignorant an mir vorbei, was mich ihm verwirrt nachsehen ließ.
"Wo gehst du hin?", rief ich ihm nach, da wir alle gemeinsam mit zwei Taxis hergekommen waren, die allerdings schon weggefahren waren.
"Muss noch in die Stadt! Wir sehen uns später!"
"Ich hab kein Geld du Idiot! Wie zum Teufel soll ich nach Hause-"
Ich stoppte meinen Satz und sah neugierig zu meiner Seite, wo gerade Ayaz Audi auf den Platz fuhr. Seit dem Tag, als Orlando bei mir zu Hause war, hatte ich nicht mehr mit ihm gesprochen und es war mir mehr als unangenehm, jetzt auch noch mit ihm alleine sein zu müssen.
Als er dann direkt neben mir parkte, hob ich sofort mein Kinn stolz an und wollte zur hinteren Tür, da stieg er jedoch aus und kam um den Wagen herum zu mir gelaufen. Er trug ein schönes, weißes Hemd und dazu eine schwarze Jeans. Durch die Sonne konnte ich die feinen, schwarzen Linien durch den dünnen Stoff seines Hemdes erkennen. Auch seine schwarzen, sonst verwuschelten Haare hatte er heute perfekt gestylt. Es brachte mich wie von selbst zum Lächeln, ihn so nah bei mir zu haben. Als er dann aber seine Augen zu mir wandte und zu mir herabsah, blieb bei seinem düsteren Ausdruck kein Lächeln mehr auf meinen Lippen zurück.
So kalt und distanziert...
"Signora Mancini", begrüßte er mich, als wäre ich eine Fremde und hielt mir dabei die hintere Tür des Wagens auf. Mein Herz schmerzte innerlich, doch äußerlich behielt ich meinen Stolz und meine aufgebaute Fassade aufrecht.
Ohne Ausdruck nickte ich ihm zu und lief elegant an ihm vorbei, um ins Auto zu steigen und mich direkt auch anzuschnallen. Er schloss die Tür und ich nahm einen tiefen Atemzug, wobei mir sein Geruch bis tief in meinen Verstand wehte. Viel zu lange hatte ich auf ihn verzichtet und am liebsten hätte ich meine Augen geschlossen und die gesamte Fahrt über nur noch den von ihm vernebelten Sauerstoff in meine Lungen inhaliert. Doch als er anschließend ebenfalls einstieg und auch gleich den Motor startete, wandte ich meinen Blick aus dem Fenster und nahm mir fest vor, nicht als Erste das Schweigen zu brechen.
Der Wagen rollte langsam los und ich beobachtete nervös den Flugplatz, an dem noch einige andere Jets standen, bis ich plötzlich bemerkte, dass Ayaz sich räusperte. Mein Blick fiel sofort erwartungsvoll nach vorne in den Rückspiegel, in dem er mir in dem Moment entgegenblickte.
Er wollte wohl gerade etwas sagen, da wandte er seine Augen aber ruckartig von meinen ab und sah wieder schweigend zur Windschutzscheibe heraus. Der Drang, mit ihm zu sprechen, wurde durch seine Geste bei mir immer unerträglicher und als ich schon dachte, wir würden uns weiterhin anschweigen, parkte er den Wagen plötzlich am Straßenrand und stellte den Motor ab. Mein Herz pochte vor Aufregungen immer schneller und wie gebannt beobachtete ich Ayaz in dem kleinen, breiten Spiegel vor mir.
"Ich weiß, dass du kein Kind bist und auch, dass du sicher nicht jedem Typen so nahe kommst. Es war nicht meine Absicht, dir damit weh zu tun."
Es tat so gut, seine Stimme zu hören, dass ich jetzt erst bemerkte, wie sehr sie mir gefehlt hatte. Dazu war es eine Art Entschuldigung von ihm, obwohl ich diejenige war, die sich hätte entschuldigen müssen. Das war dann wohl der Unterschied, zwischen einem gestandenen Mann und einem kleinen, sturen Mädchen. Er hatte die Größe, den ersten Schritt zu machen, die ich nicht besaß.
"Ich bin noch nie einem anderen Mann so nah gekommen", erwiderte ich ihm, woraufhin unsere Augen sich erneut im Spiegel begegneten. Ein Lächeln entstand auf seinen Lippen, auch wenn sich gleichzeitig etwas gequältes in seinem Ausdruck befand.
"Und trotzdem gibt es mehr Gründe, die gegen uns sprechen, als für uns."
"Du meinst meinen Vater, oder?"
"Unter anderem, ja", gab er zu und holte anschließend tief Luft. "Außerdem werde ich aus deinem Verhalten nicht schlau. Du benimmst dich so natürlich, doch im nächsten Augenblick bist du unkontrollierbar und versuchst jeden und alles um dich herum zu verletzen. Ich weiß manchmal nicht damit umzugehen und auch nicht, wie ich in solchen Momenten auf dich zugehen soll."
"Zu aller erst, solltest du mich nicht einfach blockieren."
"Ich habe dich doch wieder frei gegeben", meinte er sofort auf meine Aussage und drehte sich zu mir herum, sodass unsere Gesichter sich nah voreinander befanden. "Jeden Tag hab ich dir geschrieben und gefragt, ob alles in Ordnung ist, obwohl du es jetzt bist, die mich blockiert hat."
"Nein, das habe ich nicht", wiedersprach ich ihm und schüttelte meinen Kopf. "Mein Vater wollte an mein Handy! Ich hab's kaputt gemacht, weil ich nicht wollte, dass er unseren Verlauf sieht und du noch mehr Ärger wegen mir kriegst."
"Du hast dein Handy für mich kaputt gemacht?", lächelte er daraufhin. "Ist dein Handy dir nicht heilig?"
"Das war es mir wert. Ich komme auch ganz gut ohne Handy klar."
Und da war es wieder. Dieses Gefühl der absoluten Ruhe in mir. Eine Zeit, frei von jeglicher Nervosität oder negativen Gedanken. Ich hatte keine Ahnung, wie Ayaz es immer wieder schaffte, mich auf dem Boden zu halten. Doch er tat es und es fühlte sich unglaublich an, endlich wieder den nötigen Halt unter meinen Füßen zu haben. Trotzdem brachte das hellste Licht auch den dunkelsten Schatten mit sich ...
"Dein Vater bringt mich um, Prinzessin. Früher oder später wird genau das passieren, wenn wir so weiter machen", erklärte Ayaz und sah dabei weiterhin tief in meine Augen. Die Sonne schien leicht ins Auto, sodass ich in seinem tiefen braun wieder diesen wunderschönen Goldschimmer erkennen konnte. Ich hätte zu gerne gesagt, dass es nicht so wäre - dass wir es schaffen würden unser Geheimnis zu wahren. In dem Moment dachte ich jedoch über meinen Vater nach und ein schmerzhaftes Pochen nahm meinen gesamten Brustkorb ein - denn egal wie schön sich in diesem Augenblick alles anfühlte - Ayaz hatte Recht. Nichts und niemand würde meinen Vater je dazu bringen, solch eine Beziehung zu dulden. Er wollte bereits Riziero dem Erdboden gleich machen und auch Orlando. Was würde er Ayaz antun, wenn er schon bei Schülern seine Kontrolle verlor?
Als ich mich in Ayaz Augen verlor und darüber nachdachte, was ihm alles wegen mir noch passieren könnte, tat ich zum ersten Mal im Leben etwas nicht nur aus Eigennutz. Ich tat es für ihn, ohne dabei über mich oder meine Gefühle nachzudenken.
"Vielleicht sollten wir einfach nur eine verwöhnte Prinzessin und ein Bodyguard sein, die sich freundlich Guten Morgen und höflich Gute Nacht sagen."
"Vielleicht sollten wir das", gab er mir mit leiser Stimme zurück und ich erkannte ihn seinem Ausdruck die gleiche Enttäuschung, die auch ich in diesem Moment empfand. Es tat weh, doch ich wollte keinesfalls, dass er erneut von meinem Vater bedroht werden würde. Sollte er ruhig Riziero und Orlando im Wald begraben. Sie waren mir egal ...
Ayaz nicht.
Als er sich daraufhin wieder nach vorne drehte und den Wagen erneut startete, lehnte ich mich wieder nach hinten und versank in meinem persönlichen Chaos. Im Grunde kannten wir uns kaum und vielleicht würden die Gefühle genau so schnell wieder verschwinden, wie sie gekommen waren. Was aber würde ich tun, wenn dem nicht so wäre? Wie sollte ich damit leben, wenn es jetzt schon so weh tat? War es überhaupt normal, mich zu jemanden so stark hingezogen zu fühlen, der so frisch in mein Leben getreten war?
Gedankenverloren wandte ich vor der Villa angekommen meinen Blick noch einmal nach vorne, doch Ayaz konzentrierte sich nur aufs Fahren und bog in die Einfahrt der Villa ein. Ohne noch etwas zu sagen, parkte er den Wagen genau vor dem Eingang und stieg auch sofort aus, um mir meine Tür daraufhin zu öffnen.
Tief durchatmend, erhob ich mich aus dem Auto und blieb mit dem Blick auf die Villa gerichtet genau neben ihm stehen. Meine Finger bewegten sich wie von alleine und ich suchte seine Hand, die ich sanft streichelte. Auch er bewegte seine Finger und da es mir noch mehr weh tat, ihm nah zu sein, obwohl es keine Zukunft gab, wandte ich mich schnell wieder von ihm ab und suchte das Innere der Villa auf.
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Den Tag verbrachte ich damit, meinem Opa bei einigen Kreuzworträtseln zu helfen und im Garten Deko für die Party zu verteilen. Es waren schwarze und lilane Luftballons, die ich an den Bäumen und am Pool verteilte, doch die Vorfreude war mir spätestens verflogen, als mir die Erinnerung daran kam, dass Elio und ich diese zusammen ausgesucht hatten. Er wollte heute einen schwarzen Anzug tragen - ich mein lilanes Kleid ... Doch es sollte alles anders kommen. Ich war alleine, ohne meine bessere Hälfte und ohne den Mann an meiner Seite, der mir Ruhe vermittelte.
Dafür hatte ich wenigstens Stella bei mir, die neben mir im Garten stand und damit beschäftigt war, einige Stehtische aufzubauen. Eigentlich hätten wir die gar nicht gebraucht, aber wenn es stimmte, was Malino gesagt hatte, würden sicher viel zu viele Jugendliche heute Abend hier feiern.
"Dieses scheiß Teil ist kaputt!", beschwerte sich Stella neben mir und schrie plötzlich auf, sodass ich meinen Luftballon los ließ und schnell zu ihr lief.
"Was hast du?!"
"Meine Güte!", wurde sie lauter und nahm ihren Finger dabei in den Mund, um an diesem zu lutschen und mich mit großen Augen anzusehen. Erst, als ich irritiert meine Stirn runzelte, fing sie dämlich an zu lachen. "Ich hab mir den Finger da eingeklemmt! Habt ihr eigentlich keine Angestellten die das aufbauen können? Das ist eine richtige Zumutung!"
"Es sind nur ein paar Tische", wiedersprach ich ihr und stellte ihn gekonnt auf, um anschließend ein triumphierendes Lächeln aufzulegen. "Vielleicht hast du es einfach nicht drauf."
"Dafür habe ich andere Sachen drauf."
"Und die wären?", hakte ich nach und sie nickte auf meine Frage hin neben uns zur Fensterfront. Ich folgte ihrer Geste und erkannte im Inneren Ayaz, der sich gerade mit Enzo am Tisch unterhielt.
"Ich bin die beste Kupplerin."
"Vergiss es. Du hast mir das mit dem Gesicht setzen schon eingebrockt. Ich verzichte also", entkam es mir Augen rollend und ich wollte mich gerade abwenden um die letzten Ballons aufzublasen, da kam sie mir aber hinterher.
"Nives. Ich hab keine Ahnung von Gefühlen und so ein Kram. Immerhin habe ich noch nie etwas für jemanden empfunden. Aber du schon - und du solltest sich nicht quälen."
"Ich empfinde nichts mehr."
Sie machte ein abschätziges Geräusch direkt neben mir, sodass ich sie feindseelig ins Visier nahm.
"Stella... Lass mich mit diesem Thema einfach in Ruhe."
"Würde ich ja gerne, aber ich will meine Nives wieder haben! Eine Frau, die glücklich ist und das auch jedem zeigt. Seit du die Diskussion mit deinem Vater hattest, bist du so anders. Das kann doch nicht gesund sein."
"Vielleicht bin ich ja einfach erwachsen geworden?"
"Ach, und Erwachsene sind alle unglücklich?", entgegnete sie mir, doch als ich bereits wieder wütend wurde, nahm sie ergebend die Hände hoch. "Schon gut. Ich höre auf. Aber wenn du doch Hilfe brauchst, dann sag mir bescheid. Ich helfe dir so gut es geht, egal bei was."
"Das weiß ich doch", hauchte ich und sah in dem Moment Enzo zu uns nach draußen kommen.
"Na, wie weit seid ihr?"
"Fast fertig", erklärte ich und sah mich zufrieden im Garten um. Überall glänzten die Luftballons und die Tische standen ordentlich an den Rändern, sodass wir mitten auf dem Rasen auch Platz zum Tanzen hatten.
"Ach, ich erinnere mich an unsere Feiern hier", hörte ich meinen Opa und drehte mich wieder zu ihm herum. Er hatte ein Lächeln auf den Lippen liegen, als er gedankenverloren durch den Garten blickte.
"Also, ich glaube kaum, dass eure Partys mit unseren vergleichbar wären", entkam es Stella, die wir beide daraufhin ins Visier nahmen. "Ich meine nur. Ihr seid alle alt. Gab es damals überhaupt Dramen oder sowas."
"Frag doch deinen Vater", erwiderte Enzo ihr und zeigte zur Mauer herüber. "Immerhin hat er damals seinen Ehering über die Mauer geschmissen."
"Ernsthaft?", hakte Stella nach. "Er war also damals schon so verrückt wie heute."
"Genau wie du", mischte ich mich ein, doch sie zwinkerte nur mit ihrem typischen Grinsen.
"Und Ludovica, die ist ihn dann suchen gegangen, während Nunzio seine Fake Freundin los werden wollte."
"Fake Freundin?"
"Ja", lachte Enzo, dessen Lachfalten sein gesamtes Gesicht zierten. "Es waren verrückte Zeiten."
"Wir werden das heute übertreffen. Ich lege mir auch einen Fake Freund zu", lachte Stella auf, die Enzo ihre Hand auf den Rücken legte und sich glücklich an ihn lehnte.
"Nicht mal ein Fake Freund würde mit so einer offenen bitch wie dir zusammen sein wollen", entkam es mir mit einem provozierenden Lächeln, da lachte Stella nur noch intensiver auf.
"Die verpassen alle was."
"Zu viele Informationen", kam es etwas überfordert von Enzo, der anschließend auf mich zukam und mir einen Kuss auf meine Wange gab. Im nächsten Moment betrachtete er mich stolz. "Ich bin ab jetzt und bis morgen früh oben in meinem Schlafzimmer. Ich möchte weder von Sirenen geweckt werden, noch davon, dass im Flur irgendwelche Betrunkenen übereinander herfallen . Also, benehmt euch."
"Natürlich, Opa."
Er nickte und sah uns beide noch einmal mahnend an, um anschließend langsam wieder in die Villa zu verschwinden. Auch Stella und ich richteten nur noch die letzten Handgriffe hier draußen, um daraufhin mein Zimmer aufzusuchen und uns fertig zu machen. Ayaz sah ich leider nicht mehr. Vermutlich war er draußen in der Einfahrt...
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Mit meinem lilanen Kleid stand ich direkt vor meinem Spiegel und wickelte gekonnt Strähnen meiner Haare um mein Glätteisen. Ich wollte natürliche Locken und hatte es auch drauf, diese perfekt herzurichten. Mein Vater war Profi darin und brachte es mir schon früh bei. Mein Blick fiel dabei auf mein Kleid herunter. Es glitzerte und war komplett Schulter frei. Unten fiel es mir bis zu meinen Knien und war somit auch nicht so kurz, wie Stellas. Sie lag mit ihrem Handy auf meinem Bett und als ich zu ihr blickte, erkannte ich plötzlich sogar ihre rote Unterwäsche, was mich den Kopf schütteln ließ.
"Willst du kein längeres Kleid anziehen? Ich meine, man sieht sogar deine Unterwäsche."
"Na und. Spätestens nach drei Drinks ziehe ich das Kleid eh aus und lande mit irgendeinem heißen Typen im Pool."
"Du hast dir ja ganz schön was vorgenommen", gab ich ihr zurück und drehte dabei die letzte Strähne ein.
"Sag mal, Nives", lenkte Stella meine Aufmerksamkeit wieder auf sich und als ich erneut zu ihr blickte, setzte sie sich in meinem Bett auf und sah mich nachdenklich an. "Hast du dich schon mal selbst probiert?"
"Was? Was meinst du?", hakte ich nach, da zeigte sie mir schlagartig ihr Handydisplay, wo eine Frau gerade dabei war, sich zu fingern. Vor lauter Schreck ließ ich mein Glätteisen fallen und es landete genau auf meinem Fuß, was mir einen ziehenden Schmerz durch den gesamten Körper jagte. "Bist du bescheuert?! Warne mich doch wenigstens vor!"
"Mein Gott! Es ist nur ein Porno!"
Ich schüttelte meinen Kopf und hob das Glätteisen wieder auf, um es auch direkt auszuschalten. Natürlich hoffte ich, dass Thema hätte sich erledigt, doch Stella sprach einfach weiter.
"Ich dachte immer, ich würde sicher voll gut schmecken. Aber es ist so süß sauer mäßig. Fast schon bitter."
"Stella!", warnte ich und drehte mich dabei mit großen Augen zu ihr herum. Sie schien irritiert darüber, dass ich so reagierte. "Ich will nicht wissen, nach was du da unten schmeckst! Außerdem hörst du dich an, als würdest du das Essen in einem China-Restaurant beschreiben!"
"Also denkst du, für Männer schmecke ich wie eine Frühlingsrolle?"
"Woher soll ich das wissen?! Was willst du eigentlich von mir?"
"Dass du dich probierst und mir sagst, ob süß sauer normal ist."
"Du kannst mich mal", entkam es mir und während ich ihr den Vogel zeigte, ging plötzlich hinter mir die Tür auf.
"Na ihr", meinte Malino und ich musste zweimal hinsehen, ob er es auch wirklich war.
"Was ist denn mit dir passiert?", wollte ich wissen, da er eine Sonnenbrille und ein lilanes Hemd zu seiner schwarzen Hose trug. Sonst war er immer eher schwarz weiß gekleidet.
"Wenn der eine Bruder nicht da ist, muss der andere dir wohl das Gefühl geben, nicht allein zu sein", meinte er und legte seinen Arm um meine Schulter, um unsere Kleidung kurz zu betrachten. Sein Hemd hatte wirklich den gleichen Farbton wie mein Kleid und ich war ihm so dankbar dafür, dass ich ein Lächeln auflegte und einen Kuss auf seine Wange hauchte. Dieser Moment wurde dann aber von Stella unterbrochen.
"Ihr Jungs, esst ihr gern chinesisch?", wollte sie wissen, wobei ich bereits die Luft tief in meinen Lungen hielt und sie mahnend musterte.
"Klar. Warum nicht?"
"Nur so", murmelte sie uns sah weiter auf ihr Handy, während Malino sich zu mir drehte und mich amüsiert betrachtete.
"Die kommen sicher gleich alle. Ich hab den Wein schon bereit gestellt und auch einige Whiky Flaschen rein geschmuggelt."
"Sehr gut", erwiderte ich ihm und wurde jetzt doch irgendwie nervös. Immerhin war es mein Geburtstag und umso näher wir der Mitternacht kamen, umso mehr fehlte mir Elio.
"Na, dann lasst uns schonmal runter."
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