24

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war von Harry keine Spur zu sehen. Lediglich das umgemachte Bett deutete daraufhin, dass er seit einiger Zeit weg sein musste.

Seufzend stand ich auf, vollführte meine Morgenroutine und tapste dann in die Küch, doch auch dort fand ich meinen Dom nicht auf. Dafür aber sein Handy, welches andauernd vibrierte.

Langsam lief ich zur Theke und sah auf den Bildschirm.

Taylor

Wer zur Hölle war Taylor Swift?

Das sie auf WhatsApp schrieb, konnte ich die Nachrichten am Sperrbildschirm mitverfolgen, obwohl das Handy gesperrt war, doch gleich darauf bereute ich es.

WhatsApp
taylors: hey babe

WhatsApp
taylors: wann hast du wieder zeit? 💕

WhatsApp
taylors: ich hatte schon lange keinen Sex mehr.

WhatsApp
taylors: findest du etwa Miriam attraktiver als mich? Oder diesen Lewis?

WhatsApp
taylors: baby ich möchte von dir gefickt werden!

Ich hatte Schwierigkeiten mir die Tränen zurückzuhalten, als ich von dem Handy abließ und zum Kühlschrank ging. Mir war jeglicher Appetit vergangen, weswegen ich lediglich nach einer Caprisonne griff.

"Hey, Babe." ertönte es plötzlich hinter mir und ich zuckte leicht zusammen. Ruckartig schloss ich den Kühlschrank, ehe ich mich umdrehte. Harry stand im Türrahmen, seine Haare ein wenig zerzaust und seine Lippen gerötet.

"Hi." murmelte ich schwach, kurz davor ihn zu fragen wer Taylor war, doch gottseidank erinnerte ich mich rechtzeitig daran, dass ich davon eigentlich gar nichts wissen durfte, weswegen ich mir schnell ein Lächeln auf die Lippen zwang, "Wo warst du?"

"Ich hatte einen wichtigen...Termin." er küsste mich kurz, ehe er zum Tisch ging, auf dem sein Handy lag.

"Ah." ich musterte ihn. Natürlich entgingen mir nicht die Knutschflecken an seinem Hals, die garantiert nicht von mir waren.

Einen Termin also...

"I-Ich geh wieder ins Bett. Ich fühle mich nicht so wohl." meine unangetastete Caprisonne stellte ich wieder zurück in den Kühlschrank.

Dachte Harry wirklich, dass ich so blöd war? Oder dachte er einfach nur, ich wäre ein naives junges Kind? Ging er deswegen zu anderen Frauen? Weil ich ihm nicht das geben konnte, was er brauchte?

Wütend schlug sperrte ich die Badezimmertür hinter mir zu, stellte mich vor den Spiegel und zog mein Shirt nach oben.

War ich vielleicht zu dick?

Mein Blick glitt zu meinen Oberschenkeln, dann wieder hinauf zu meinem Bauch.

Oder zu klein?

Seufzend ließ ich mein Shirt sinken und lehnte meinen Kopf gegen den Spiegel.

Oder war es, weil ich so war wie ich nunmal war?

Erneut sah ich in den Spiegel, doch diesmal betrachtete ich mein Gesicht.

Mein Spiegelbild starrte mich traurig an und plötzlich schossen mir erneut die Worte meiner Mutter durch den Kopf.

Tränen sammelten sich in meinen Augen, doch die Wut ergriff die überhand.

"Das ist ekelhaft, Louis."
"Mein Sohn ist nicht schwul."

Ich dachte immer, dass ich ihr etwas bedeutete. Immerhin war ich ihr Sohn.
Ein bitteres Lachen entwich meiner Kehle, während ich zu dem Spiegel griff und ihn zu Boden schleuderte.

"Ich bin nichts wert." murmelte ich, packte mir in die Haare, "I-Ich bin nichts wert." entsetzt sah ich herum, ehe ich wieder lachte und mit einem Schrei den zweiten Spiegel zerspringen ließ.

Blut floss aus meinen Fingerknöcheln, doch das hielt mich nicht auf. Immer wieder hallten die Worte meiner Mutter in meinen Ohren, gemischt mit denen meiner Klassenkameraden.

"Ich genüge ihnen nicht." rief ich, während ich mit einem Ruck alles aus der Dusche zog und es auf den Boden schmiss, "ICH GENÜGE IHNEN NICHT!"

"Louis?"

Nein! Nein, nein, nein!

Jemand rüttelte an der Badezimmertür.

"Louis! Mach die Tür auf."

"Warum, Harry? W.a.r.u.m?" erneut zog ich an meinen Haaren.

"Ein letztes Mal! Mach die Tür auf!" rief Harry aufgebracht und rüttelte wieder an der Tür.

"Geh!" meine Stimme nahm eine gefährlich hohe Tonlage an, die Spiegelsplitter schnitten meine Fußsohlen auf und ich wollte gerade den letzten Spiegel zerschlagen, als es plötzlich laut krachte.

Zwei Arme packten mich und hoben mich hoch. Ich schrie und schlug um mich, doch ohne Erfolg.

"Lass mich los, du Arschloch! Lass mich runter! Ich will sterben!" kreischte ich, immer noch um mich schlagend, "Lass mich runter!"

"Beruhige dich jetzt, Louis!" schrie Harry, während er mich weiterhin festhielt.

"Du bist ein Wixxer! Hörst du? Ein scheiß Idiot! W-Wieso bin ich nicht genug! Ich hasse dich!" erneut schlug ich nach hinten, doch diesmal traf ich etwas und Harry stöhnte gequält auf.

"Verdammte Scheiße!" ich wurde losgelassen, was ich als Chance ergriff und losrannte.

Meine Beine trugen mich durch die Flure von Harry's Villa, hinab zur Haustür und weiter zur Auffahrt. Dass sich die Kieselsteine in die Schnittwunden an meinen Füßen bohrten ignorierte ich.

Ich wollte einfach nur weg, doch diesmal wurde mir erneut ein Strich durch die Rechnung gemacht, als sich plötzlich jemand auf mich warf.

Ich wurde ins Gras geschleudert und Harry und ich rangelten am Boden. Schreiend griff ich ins Gras, riss einen Büschel hinaus und warf ihm dem Lockenkopf ins Gesicht, welcher jedoch ruckartig meine Arme nahm und sie über meinen Kopf pinnte.

"Seh mich an." rief er aufgebracht und schlug mir einmal auf die Wange.

Hektisch atmend starrte ich ihn an, doch langsam bekam ich die Kontrolle wieder zurück.

Auch Harry schien zu merken, dass ich mich beruhigte, denn er ließ meine Arme los, aber verfolgte weiterhin jede meiner Bewegungen.

Ich spürte, wie mich meine Kraft verließ und mir das Atmen schwerer fiel, als mein Blick zu dem Blut glitt, welches aus seiner Nase floss. Sein Gesicht war an manchen Stellen bedeckt von Erde, sowie seine Haare, in denen vereinzelte Grashalme hingen, doch vermutlich sah ich auch nicht besser aus.

"Louis." murmelte Harry, strich mir die verschwitzten Haare aus dem Gesicht, während er ebenfalls versuchte sich zu beruhigen.

Erneut brach ich in Tränen aus.

"Schhhh, Baby." Harry stand auf, hob mich im Brautstil hoch und trug mich wieder zurück in die Villa, "Betty!" rief er, während er den Flur entlang ging, woraufhin eine ältere Dame aus dem Wohnzimmer gehechtet kam.

"Sir! Geht es Ihnen gut?" besorgt kam sie auf uns zu, doch er bremste sie.

"Uns geht es gut. Rufen Sie Liam und Niall an. Es ist ein Notfall. Außerdem müsste das Bad im ersten Stock repariert werden." mit den Worten ließ er die Frau stehen und lief in das nicht zerstörte Badezimmer.

Vorsichtig setzte er mich in der Badewanne ab, nahm ein nasses Tuch und fing an mein Gesicht und meinen Körper von dem Schmutz zu befreien, während mir weiterhin ungehemmt die Tränen über die Wangen liefen.

"E-Es t-tu-tut m-mir so l-leid."

Harry antwortete nicht, sondern entkleidete mich stumm, ehe er mich weiter abwusch.

Erst als es an der Badezimmertür klopfte, stand er auf, reichte mir ein trockenes Handtuch und öffnete die Tür.

"Ach du heilige Scheiße! Wie siehst du denn aus?" ertönte eine Männerstimme, die einen - mir unbekannten - Dialekt beinhaltete.

"Halt die Klappe, Niall." knurrte Harry zur Antwort und trat ein Stück beiseite.

Herein kam ein etwas kleinerer Mann, ich schätzte ihn so um die Mitte 20, mit blondierten Haaren, deren Ansatz dunkler war, und strahlend blauen Augen, gefolgt von einem stämmigen Brünetten mit braunen Teddyaugen und einem Drei-Tage-Bart, der einen kleinen Koffer bei sich trug.

"Das ist Louis." murrte Harry, mir keinen Blick würdigend, "Die Wunden an seinen Füßen und Händen müssen versorgt werden, Liam. Und Niall, du kümmerst dich bitte um mein Gesicht."

Ohne weitere Umschweife kam der dunkelhaarige Typ auf mich zu und ging neben mir in die Hocke.

"Hey. Ich bin Liam." er lächelte freundlich und ich versuchte es zu erwidern, doch der Versuch scheiterte kläglich.

Lediglich ein schwaches "H-Hey." brachte ich zustande, während ich meine Intimzone mit dem Handtuch überdeckte.

"So. Ich würd-" Liam wurde von einer schwarzen Pantie unterbrochen, die knapp an seinem Kopf vorbeiflog und in meinem Gesicht landete.

Wütend sah ich zu Harry, der mich jedoch weiterhin ignorierte.

"Verficktes Arschloch." grummelte ich unter meinem Atem und zog mir die Pantie an.

"Wahre deine Worte, Louis." kam es von Harry zurückgeschossen, woraufhin ich ihm beinahe das stille Einhorn zeigte -  meinen Mittelfinger.

"Was ich eigentlich sagen wollte, war, dass ich mit dir gerne ins Schlafzimmer gehen würde, um deine Wunden zu untersuchen." Liam räusperte sich und ich nickte.

"I-Ich k-"

"Ich werde dich tragen, wenn das okay ist." er lächelte mir zu, weswegen ich schnell lächelte.

"Oh nein! Ihr trage ihn!" kam es plötzlich von Harry, doch ich schüttelte den Kopf.

"Liam trägt mich." damit schlang ich meine Arme um seinen Hals und er hob mich seufzend hoch.

Harry fluchte leise vor sich hin, doch wurde von Niall zum schweigen gebracht.

Liam hingegen trug mich ins Schlafzimmer, legte mich am Bett ab und reichte mir ein Shirt das auf dem Bett lag, welches ich mir schnell überzog.

"So." der Brünette legte den Koffer neben mich auf's Bett, "Ich beginne mit deinen Füßen, wenn das okay ist."

Ich nickte schweigend und starrte derweilen die Decke an. Was er machte, wollte ich gar nicht wissen und ich ließ auch alles über mich ergehen, bis er schließlich ein Tuch auf meinen Fuß legte, welches unglaublich schmerzte.

Ich schrie gequält auf, während wieder Tränen in meine Augen kamen, doch diesmal, weil meine Schmerzensgrenze erreicht war.

"R-Rot! Rot!" rief ich automatisch und Harry kam förmlich ins Zimmer geschossen.

"Was ist los?" schnell kam er zu mir, doch Liam wusste bereits die Antwort.

"Ich muss die Wunden desinfizieren."

Erneut schrie ich auf und verkrampfte mich im Bettlaken.

"Alles okay." mein Dom strich mir durch die Haare und flüsterte mir beruhigende Dinge zu, weswegen ich mich langsam entspannte. Kurz darauf nahm Liam auch das Tuch weg und schmierte etwas anderes auf meine Fußsohlen, was jedoch angenehmer war. Nachdem er beide Füße verbunden hatte, stand er auf und nahm meine Hand in seine, um die ganze Prozedur an meiner Hand zu wiederholen.

Erst nachdem auch diese mit Verband eingedeckt war, ließ er von mir ab und seufzte zufrieden. "Finito."

"Danke." vorsichtig setzte ich mich auf und sah auf meine verletzten Stellen, ehe mein Blick zu Liam wanderte, der mich musterte, "Ich muss schrecklich aussehen."

"Nein, nein. Ich hab schlimmeres gesehen." er lachte, während er den Koffer schloss.

"Das beruhigt mich." ich hielt ihm meine unverwundete Hand hin, "Louis Tomlinson."

"Liam Payne." er schüttelte diese, ehe er den Koffer neben das Bett stellte und sich wieder zu mir wendete, "Darf ich fragen wie alt du bist, Louis?"

"Siebzehn. Sie?"

"Siebzehn?" Liam's Augen weiteten sich ein wenig, "Ich bin Siebenundzwanzig."

"Ich habe Sie jünger geschätzt." gab ich zu, weswegen er leise lachte.

"Das tun die meisten. Seh dir Harry an. Niemals würde man denken, dass er sechsundzwanzig ist."

Ich nickte zustimmend, doch mein Blick huschte zum Bad, aus dem gerade Niall und Harry kamen.

"Nichts passiert." teilte Niall mit und kam dann zu mir, "Niall Horan."

"Louis Tomlinson." ich schüttelte seine Hand.

"Freut mich dich kennenzulernen, Louis." er setzte sich neben mich auf's Bett, "Können wir kurz unter vier Augen sprechen?"

Erneut nickte ich, woraufhin Liam und Harry den Raum verließen.

"Ich weiß, dass wir uns erst seit einer Sekunde kennen, aber könntest du mir vielleicht erzählen, was passiert ist?" er räusperte sich, "Ich bin übrigens Psychologe, also hast du bei mir nichts zu befürchten. Ich stehe unter Schweigepflicht."

Einen Moment lang musterte ich den Blonden, ehe ich seufzte und anfing zu erzählen.

~*~

Ich glaube das ist eines der längsten Kapitel, die ich je geschrieben habe.

Was glaubt ihr ist in Louis vorgegangen, als er die Kontrolle verloren hat?

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