Our Moment

Ein Oneshot über Juju und Henning May. Gewünscht von der lieben @V0llkomisch ,danke für deine Idee. (:

Ich hoffe, dass es in etwa deinen Vorstellungen entspricht. :D

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Juju's Sicht

"Henning, kannst du nochmal kommen, das Ding hier hinten spackt irgendwie rum."

Genervt gebe ich es auf, das Kabel  meiner In-Ears richten zu wollen.

"Ich find's eigentlich ganz süß wie du dich fluchend verrenkst."

Die halbleere Wasserflasche, welche ich nach ihm werfe, fängt er geschickt auf. Lachend stellt er sie auf eine der herumstehenden Boxen und erhebt sich, um sich hinter mich zu positionieren.

"Kann es sein, dass du vielleicht doch aufgeregter bist, als du zugibst?"

Sein schmunzeln ist mit dieser Frage deutlich herauszuhören.

Natürlich bin ich etwas nervös, immerhin ist das unser erster gemeinsamer Live Auftritt auf einer Bühne. Henning ist als Überraschungsgast dabei. Die Leute wissen im Optimalfall also nichts von seiner Anwesenheit.

Dass ausgerechnet jetzt im Soundcheck mein Kabel nicht ordentlich funktionier trägt nicht gerade zu meiner Entspannung bei. Den Joint den ich gerade noch geraucht habe hingegen schon.

"Nix aufgeregt, ich will nur gut vorbereitet sein. Die Leude erwarten 'n bisschen was. Hast du's?"

Ich ziehe mein sowieso schon bauchfreies Oberteil etwas hoch und nehme meine Haare nach vorn, damit er bessere Sicht hat.

Als er mit seinen Fingerspitzen meine Haut am Rücken berührt bildet sich eine angenehme Gänsehaut auf meinem Körper.

Schon damals als wir eine Live-Session in Köln spielten, fiel er mir positiv auf. Zwar wirkte er zwischen Nura und mir - abgesehen von seiner Stimme -  wie ein kleiner Junge und Worte wie 'Ficken und Titten' aus seinem Mund zu hören war ziemlich ungewohnt, aber irgendwie war es genau das, was mir gefiel.

Er ist kein Draufgänger, kein Player, kein Fuckboy. Er ist das komplette Gegenteil von dem was wir im SXTN  Song 'Er will' rappen.

Henning ist zuvorkommend, fast schon ein Gentleman. Er hat Humor, wir können voll gut zusammen lachen, beim Videodreh zu 'Vermissen' hatten wir trotz emotionalen Inhalts eine Menge Spaß und ich genoss die Zeit mit ihm wirklich sehr.

Auch wenn es in diesem Song nicht um uns Beide geht, es keinen Kuss oder andere Berührungen gab, löste diese Zusammenarbeit etwas in mir aus. Ich hatte das Gefühl, dass da mehr als nur Freundschaft zwischen uns ist.

"Jetzt müsste es hinhauen."

Henning's raue Stimme holt mich aus meinen Gedanken. Mit einem Lächeln über die Schulter bedanke ich mich bei ihm und streiche mein gestreiftes Crop-Top glatt, ehe ich unserem DJ das Zeichen gebe den ersten Song zu spielen. 

Mit dem Mikrofon in der Hand warte ich darauf, dass das gesprochene Intro zu 'Live Bitch' zuende ist, damit ich mit der Hook die am Anfang des Songs steht, beginnen kann.

"Alle rasten raus, weil ich rappe grade live, Bitch

Ja, ich hab' es drauf, ich gehöre auf die Eins, Bitch

Alle ziehen sich aus, weil ich rappe grade live, Bitch

Es tut mir leid, Bitch, ich habe grad 'n Hype, Bitch.."

Während ich den ersten Part rappe, beobachte ich Henning dabei wie er im Takt mit dem Kopf wippt. Nebenbei ließt er sich einen Zettel durch. Wahrscheinlich der Ablaufplan für heute Abend.

Damit, dass er plötzlich aufblickt, habe ich nicht gerechnet, weshalb es mich so aus dem Konzept bringt, dass ich komplett raus bin.

Rhythmus weg.

Text weg.

Konzentration weg.

Der DJ bemerkt das offenbar und stoppt die Musik.

"Alles klar?"

Lässig winke ich mit der Hand ab.

"Yo, passt alles. Wir können Schluss machen."

Mit einem kurzem Kopfnicken signalisiert er verstanden zu haben. Genervt von mir selbst lege ich das Mikrofon in den dafür vorgesehenen Ständer und verlasse die Bühne, vor der sich nachher hoffentlich viele Menschen tummeln werden.

Im Backstagebreich ist ein kleines Catering aufgebaut. Wurst, Kuchen, Obst, Chips, Wasser, .. alles nicht das wonach ich im Moment suche.

"Wo haben die den scheiß Alkohol, aller!?"

"Nix aufgeregt, huh? Dir geht doch ganz schön die Muffe oder wieso der Patzer gerade?"

Feixend legt Henning - der mir gefolgt sein muss - seinen Arm über die Schulter. Seufzend verdrehe ich die Augen.

Wenn er wüsste, dass er der Grund für mein Aussetzer gerade war..

"Hast du nich' Soundcheck oder so'n Rotz? Warte, weißt du wo die hier mein Bier haben?"

Er nimmt seinen Arm von mir und bedenkt mich mit einem skeptischen Blick.

"Du willst jetzt trinken?"

Da zeigt sich mal wieder der 'Good Boy', welcher keine Drogen nimmt und gerne um 23 Uhr ins Bett geht.
Er ist so herrlich normal. So normal, dass man es beinahe schon als unaufgeregt oder langweilig bezeichnet könnte. Und dennoch fühle ich mich von seinem Selbstbewusstsein, das seiner Bescheidenheit keinen Abbruch tut, angezogen.

"Hier, iss lieber 'ne Banane. Ist Gesünder, außerdem trägt sie zur Konzentration bei. Wir sehen uns später."

Mit dieser Aussage drückt er mir das Obst in die Hand und verschwindet in die Richtung aus der er gekommen ist.

Fassungslos betrachte ich das gelbe Teil in meinen Händen.

Der spinnt doch.

Um konzentriert zu bleiben, wenn er in meiner Nähe ist, müsste ich einen ganzen Bananenbaum fressen.

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Kurz vor Stage-Time gehen wir nochmal kurz den Ablauf durch. Viel mehr ist es Henning der redet und erklärt wie es laufen wird, während ich wie gebannt an seinen Lippen hänge. Seine Locken stehen ihm wie immer wild vom Kopf ab. Nur zu gern würde ich mich mit meinem Händen in ihnen verfangen während...

"Hey.. Erde an Judith Wessendorf?"

Wieder einmal ist es der Grund für meine Gedankenabtriftung selbst, der mich aus genau diesen holt.

Blinzelnd schlage ich seine vor meinem Gesicht herumfuchtelnde Hand weg.

"Nenn mich nicht so!"

Abwehrend hebt er die Hände.

"Sorry, ich wusste nicht, dass es dich plötzlich stört, wenn ich dich beim Namen nenne. Was ist los mit dir, seit dem Soundcheck bist du komisch. Gehst mir aus dem Weg, wirkst geistig abwesend.. ist irgendwas passiert?"

Ja, ich habe mich in dich verliebt und habe keine Ahnung wann und wie das passieren konnte.

Man, ich konnte immer ganz normal mit ihm umgehen. Wir waren immer wie Kumpel. Kumpel die füreinander einstehen, viel Spaß zusammen haben und in kurzer Zeit, so unfassbar viel zusammen erreicht haben.

Vielleicht sollte ich ihm sagen, dass ich mehr als nur dieses Kumpel-Ding will, dass ich tiefere Gefühle für ihn entwickelt habe, ohne überhaupt zu wissen, ob das zwischen uns klar geht.

Wenn nicht, würde das unsere Freundschaft zerstören. Ich könnte nicht weiterhin auf Kumpel machen, weil ich immer mehr wollen würde.

Also schweig ich, denn ich will all das nicht auf's Spiel setzen. 

Wir sind ein gutes Team und das soll auch so bleiben. 

Das muss ich meiner Libido, vor allem aber meinen Gefühlen klar machen.

Klarer Fall von Herz gegen Verstand.

Ott und Alkohol sollten da helfen, beides werde ich mir nach dem Auftritt besorgen.

Bis dahin setz ich ein Lächeln von dem ich hoffe, dass es glaubwürdig bei meinem Gegenüber ankommt, auf und versuche jegliche Gefühle für diesen Mann zu unterdrücken.

"Du hattest Recht, ich bin einfach nur ein bisschen Aufgeregt. Aber ich freu mich auf die Meute da draußen, deshalb geh ich da jetzt raus und rock die Hüdde!"

Freundschaftlich boxe ich ihm gegen den Arm und wende mich von ihm ab.

Eine Geste, die sich falscher nicht anfühlen könnte.

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Die Menge tobt und die Stimmung ist geil! Das Adrinal pumpt durch meinen Körper während ich einen Song nach dem nächsten performe.

Seit ich 14 Jahre alt bin, habe ich dafür gekämpft, um genau das hier erleben zu dürfen.

Die Zeit mit SXTN war prägend, aber damals konnte ich nicht das was mich wirklich ausmachte in die Songs packen, weil ich nicht allein war. Ich konnte mich nicht entfalten. Den ganzen deepen Shit musste ich außen vor lassen, anders als jetzt. 'Bling Bling' bin zu 100% ich. Die Songs sind meine Babys.

Gerade spielt das Outro von 'Winter in Berlin', rhythmisch bewege ich mich zum Beat, ehe ich mich im Applaus meiner Fans sonne.

"HABT IHR NOCH BOCK?"

Jubelschreie sind die Antwort.

"Ich kann euch nicht höööoren.. HABT IHR NOCH BOCK?"

Die gerade schon krass lauten Schreie, wurden nach Wiederholung meiner Frage nochmal um einiges  lauter.

"Korrekt!"

Seufzend wisch ich mir den leichten Schweißfilm von der Stirn, gleichzeitig nehme ich eine Wasserflasche vom DJ-Pult und nehme einen Schluck.

"Jetzt kommt ein Song, der mir persönlich viel bedeutet. Er is' 'n bisschen ruhiger, aber nicht weniger geil als die anderen. Ihr wisst bescheid!"

Als die ersten Töne erklingen rastet die Menge komplett aus. Das bestätigt mich darin, alles richtig gemacht zu haben.

"Weißt du noch, als wir am Meer waren?

Baby, wie lang ist es schon her, als
Du meintest, du wirst immer bei mir bleiben?

Und das Meersalz
Hat so geglitzert auf der braunen Haut, noch mehr als
Unsre beiden Augen, weil das Leben zu uns fair war

Wir haben gefickt und der Himmel war so sternenklar

Ich vermisse dich, vermisse ohne Schwerkraft

Mit dir rumzuschweben, der Absturz war so schmerzhaft

Ich muss mich ablenken, muss wieder Musik machen

Guck mir zu, ich füll' ab heut alleine meine Brieftasche.."

Es berührt mich, dass so viele  Menschen solch eine Freude an meiner Musik haben. Diesen Moment mit ihnen zu teilen ist unfassbar. Ich werde mich wohl nie an dieses überkrasse Gefühl gewöhnen.

Plötzlich wird es laut. Viel lauter als zuvor. Lächelnd beobachte ich wie Henning singend sie Bühne betritt. Sein Blick streift dabei über die Menschenmasse.

Die Überraschung scheint geglückt.

Den zweiten Refrain singen wir zusammen. Wir überbrücken die Distanz zwischen uns, laufen singend auf uns zu. Dabei lassen wir uns nicht aus den Augen.

Als ich vor ihm stehe, erkenne ich das Glitzern in seinen Augen. Ihm bedeutet dieser Moment genauso viel wie mir.

Mein Kopf senkt sich. Ich schaff es nicht weiterhin in sein Gesicht zu blicken, weil ich Angst davor habe dem Verlangen ihn zu küssen nachkommen werde.

Seine Hand, die sich an meine Wangen legt, lässt mich wieder aufblicken.

Mein Puls beschleunigt sich. Die feiernden Menschen sind kaum noch zu hören. Meine ganzer Fokus liegt auf dem Mann vor mir. Das Kribbeln in meinem Bauch kann ich nicht verleugnen. Es gibt nur ihn und mich. Uns. 

Was machst du nur mit mir.

Nicht wissend ob es noch zur Performance gehört, lass ich es zu, dass Henning sich hinter mich stellt und seinen freien Arm zaghaft, kaum spürbar um meine Taille legt.

"Wie kann man jemand so krass vermissen?"

Ich drehe mich in seine Richtung. Wie von selbst legt sich meine Hand auf seine Schulter.

"Wie kann man jemand so krass vermissen?"

Der Song endet und so auch dieser Magischer Moment zwischen uns.

Lachend wendet Henning sich dem Publikum zu und bedankt sich. Geistesgegenwärtig tue ich dasselbe, jedoch nicht ohne zu ihm rüber zu sehen.

Egal was je aus uns wird,.. diese Minuten. Diesen Augenblick..

Das kann uns keiner nehmen.

Das war unser Moment.

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Uh, ich von so so so so soooo gespannt, was ihr zu meinem ersten Oneshot zu sagen habt. Gefällt er euch?

Ich hoffe ihr nehmt es mir nicht übel, dass er genau an dieser Stelle endete, aber ich finde, dass so genug Spielraum für eure eigene Fantasie offen bleibt. Durch das offene Ende, kann jeder selbst entscheiden, wie es mit den beiden weitergeht.

Schreibt mir unbedingt eure Meinung, eure Kritik, oder Verbesserungsvorschläge, ich weiß nämlich echt nicht, ob mir die Sache mit den OS's liegt, deshalb wäre es super, wenn ihr mir da Feedback gebt! (:

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