Meine Augen starrten einer Frau entgegen, die ich nicht wieder erkannte. Wer war sie? Mit blonder Perrücke und dunkelroten Lippen? Genau, mein neues Spiegelbild.

"You look so hot", gab ich mir selbst Komplimente, weil es kein Anderer schaffte mir welche zu geben. Es war traurig. Zugleich aber auch, genoss ich das Single Leben. Nur waren meine One-Night-Stands etwas fraglich.

Tim wurde vergessen. Mit schwarzen Highheels und einem wirklich tiefliegenden, goldenem Kleid, warf ich meine Haare zurück und trat aus der Toilette.
Kurz knirschte es in meinem Zahn, ehe ich Tim raushörte. Er ein kleiner Implant ermöglichte die Kommunikation, solange es Wlan gab. Tatsächlich verbindete es sich automatisch. Ich mochte diese Art der Kommunikation nicht, doch würde sie am Wenigstens auffallen. Überhaupt wenn man dabei einer der reichsten Männer von New York verführte. Okay, ich tat es nicht aus Spaß, aber in eine andere Rolle zu schlüpfen machte mir nun mal Spaß.

Vielleicht wurde ich als Sexobjekt angesehen, bloß wusste niemand wer ich wirklich war.
"Du passt auf dich auf", ertönte Tim's tiefe Stimme in meinem Ohr und ließ mich wieder etwas anders darüber nach denken. Die Gefahr, die mit jedem Einsatz bestand. War ich aufgeregt? Auf jeden Fall. Konnte ich es unterdrücken? Ich musste es.
"Wozu habe ich dich in meinem Mund Tim?", keifte ich zurück und ließ es mir nicht anmerken, dass ich sprach.

Meine Augen suchten die Gegend ab. Von außen gab es einem eleganten Anschein. Marmorgeländer die zu einem Untergrund führten. Rot ausgerollter Teppich mit goldener Verzierung. Doch am Treppenende standen zwei Türsteher.
Langsam trat ich die Treppenrunter. Natürlich reagierten die Männer kaum auf Schönheiten. Sie würden für ihr Pokerface und ihrer großen Statur gezahlt.

Ohne mit meiner Wimper zu zucken griff ich nach der VIP Karte in meiner kleinen roten Tasche, die so gar nicht zu meinem Kleid passte. Umso mehr würde ich auffallen. Zumindest war das mein Plan gewesen.
"Guten Abend, Gentlemen", begrüßte ich in verstellter Stimme. Einer der beiden wagte ein Blick zu werfen und mit einem kleinen Nicken den anderem zu Vermitteln, dass ich durchaus eingeladen war.

"Schönen Abend, Mrs. Garfield", ließen sie mich vorbei und öffneten die in weiß gehaltene, prunktvoll verzierte Tür. Ich versuchte keine überraschte Miene zu ziehen. Es war ja klar gewesen, dass sich Tim einen besonderen Namen ausgedacht hatte.
"Mrs. Garfield? Dein Ernst?",  versuchte ich meine Lippen so wenig wie möglich zu bewegen.

Ich lächelte einem süßen Jungen, der mir Champagner anbot, ehe ich mir eines gewährte.
"Was? War mein Lieblingszeichentrick."
"Danke, dafür", bedankte ich mich aufrichtig. Tim bemerkte den Sarkasmus und versuchte mir zu Schmeicheln.
"Mietzekatze"

Ich ignorierte es und konzentrierte mich eher auf die Umgebung. Es war stickig, ziemlich dunkel. Es stank nach Schweiß und es war sehr gut besucht.
"150 Leute Minimum", beschrieb ich die Lage bündig.
"Rechts oben vor dir wäre die VIP Lounge, wo sich unser Hauptverdächtiger aufhält"
Meine Augen folgten über der Diskokugel des Raumes, zu den Püppchen an den Stangen um rechts oben genau ihn zu erblicken.
Mr. Fabio Ferrara.
Unser Hauptverdächtige.

"Spiele das Spiel, Mietzekatze"