Nuvayla Wettbewerb 2. Platz


Yes, natürlich dürfen die beiden anderen Plätze nicht fehlen und müssen ebenfalls geehrt werden! :3

Hier stelle ich den 2. Platz vor. Ein wunderschön tiefer Text von einer wunderschönen Jungautorin. 

Dena96

"Inner Peace

Ich stehe hier, habe meine Augen zu und lausche meinem Herzschlag. Dudum, dudum, dudum. Seit geschlagenen Stunden stehe ich hier, doch habe nicht den Mut, meine Augen zu öffnen. Rechts von mir knistert jemand mit Papier. Meine Ohren werden spitz. Ich versuche, mich zu konzentrieren. Inner peace, in... inne... inner peace.

Ich wünschte, es würde sich jetzt ein Loch im Boden aufmachen, worin ich mich veschwinden ließe. Doch das passiert nur in Geschichten und Filmen. Also, versuche ich mich zusammenzureißen und mache langsam die Augen auf. Links von mir knistert jemand mit einer Flasche. Meine Ohren werden spitz. Ich versuche mich zu konzentrieren. Inner peace, in... inne... inner peace.

Das weiße Licht geht durch meine Augenlider durch und ich erkenne verschwommen, dass es sich hier um ein weißes Nichts handelt. Erschrocken schaue ich nach rechts und links, doch da gibt es weder jemanden mit Papier noch mit einer Flasche. Ich war allein, umgeben von Stille. In einem Raum ohne Wände. Vielleicht hier fände ich endlich meine innere Ruhe.

Seit zwei Monaten stehe ich da, mit einem gebrochenen Herzen und sehe zurück in die Vergangenheit. Was wäre, wenn sich nichts geändert hätte? Wahrscheinlich stünde ich jetzt da, glücklich, mit einem Herzen voller Liebe und schaute in die Zukunft. Doch das ist jetzt nicht der Fall.

Ich setze mich hin. Auf das weiße Nichts. Ich werde nicht umfallen, ich werde auch nicht sinken. Denn hier und jetzt gibt es Nichts, was ich verlieren würde. Jetzt bin ich nur auf mich gerichtet, auf mich allein. Ich sitze im Schneidersitz und schließe wieder die Augen und summe vor mich hin. Inner peace, in... inne... inner peace.

Vor meinem inneren Auge sehe ich Bilder von der Vergangenheit. Wo ich noch gelacht habe, wo ich noch glücklich war. Meine Augen werden nass. Ich weine. Es ist in Ordnung zu weinen. Weinen ist eine natürliche Reaktion auf den Schmerz. Ich öffne die Augen und sehe mich im Spiegel. Ich schaue schrecklich aus. Fast hätte ich geglaubt, ich wäre nicht ich gewesen. Ich kam mir so fremd vor. So viel Leid und Schmerz verbarg sich in meinem Spiegelbild.

"Wunden gibt es, die wie Lepra an der Seele nagen, langsam, in der Einsamkeit." Ich sehe mir zu, wie ich innerlich zerbreche, doch niemand scheint irgendwas zu merken. "Es sind dies Leiden, die man keinem erzählen kann" und keiner scheint sich im geringsten dafür zu interessieren, was für ein Leid du in dir verbirgst.

Alle gehen ihren eigenen Weg, ohne dabei auf den anderen Acht zu geben, ohne dabei den anderen Aufmerksamkeit zu schenken. Wir glauben, wir seien nicht blind, doch ich habe nie einen Blinden gesehen, der absichtlich jemandem auf der Straße einen Schubs gab. Aber als ich unabsichtlich jemanden auf der Straße schubste, entgegnete der-/diejenige, ich sei blind.

"Ich glaube nicht, dass wir erblindet sind, ich glaube wir sind blind, Blinde, die sehen, Blinde die sehend nicht sehen" und darunter werde ich ein Leben lang leiden. Auf einer Skala von 1 bis 10, würde ich meinen Schmerz mit 11 einstufen.

Ich schwimme in meinen Tränen und hoffe, irgendwann irgendwo anzukommen. Wäre ich ein Fisch, so schwömme ich in den tiefblauen Ozean und flüchtete vor meinen Ängsten und Unsicherheiten irgendwohin, wo mich keiner finden würde, wo ich ein friedliches Leben führen könnte und wo sich niemand in mein Leben einmischte. Ich tauche und suche unter Wasser mein Glück, doch außer sinken, passiert nichts. Ich sinke und meine Lungen füllen sich mit Tränen und fast hätte ich geglaubt, ich wäre gestorben. Doch keine Sorge! Man wird geboren, um zu sterben. Ich atmete schwer. So viel Leid und Schmerz verbarg sich in meinem Herzen.

Unter mir befindet sich nichts. Oder doch. Ich spüre Wolken. Ich liege darauf und lausche dem Wind mit geschlossenen Augen. Lieber flöge ich von hier und jetzt weg in den weitbreiten Himmel, nach ganz oben, wo mich keiner mehr sieht, wo ich wie ein Stern im Himmel den Menschen zuzwinkere und wo ich nichts mehr von meiner Umgebung mitbekomme.

Es gibt vieles, woran wir glauben. Aber wenn wir diese Dinge etwas näher betrachten, stellen wir fest, dass sie eigentlich garnicht dem entsprechen, was wir uns in Gedanken vorstellen und daher entsprechen unsere Vorstellungen auch nicht dem, was die Wahrheit uns zeigt. Und da kommt die Zeit, wo man sich denkt, warum man sich überhaupt so viele Gedanken macht, wenn alles sowieso ein Unsinn ist.

Das Leben vergeht. "Kommt, lasst uns trinken, trinken den Wein aus Ray! Wenn wir ihn jetzt nicht trinken, wann trinken wir ihn dann?" Wann wollen wir uns endlich zufriedenstellen? Wann wollen wir endlich die innere Ruhe finden? Und wo... Inner Peace, in... inne... inner peace. Ich dachte, ich hätte den Frieden gefunden, doch das muss ich bezweifeln.

Das Leben wiederholt sich. Genau wie ein Reigentanz. Und am Ende werde ich dort stehen, wo ich am Anfang stand. Nur auf mich gerichtet, auf mich allein. "Und wenn alles in Ordnung, leg ich mich wieder auf den Rücken, wärme mich am Vergehen und lächle..." 

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