Creep - Radiohead (Songfiction)
das hier ist eine Songfiction von dem Song "Creep" von Radiohead, ich fand ihn sehr passend zu Jan und hab einfach mal angefangen zu schreiben. Viel Spaß! -Adler
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When you were here before
Couldn't look you in the eye
Jan schloss die Tür vor sich. Er hatte Tränen in den Augen.
You're just like an angel
Your skin makes me cry
So wie schon an vielen Tagen hatte Tim ihn besucht, sie hatten ein Video zusammen gedreht, soeben hatten sie sich voneinander verabschiedet und Tim ging wieder in seine Wohnung. Nur heute war es anders gewesen.
Das Video drehte sich darum, dass die beiden testen wollten, wie sich Gisela wohl gegenüber Musik verhielt und so hatte sich Tim ein paar Lieder ausgesucht, die er Jan vorspielte. Bis auf ein paar unangebrachte Bemerkungen wie „Jeder weiß dass Ed Sheeran schwul ist, außer er selber", oder „Helene Fischer ist die deutsche Taylor Swift, nur dümmer und steinalt" und anderen beleidigenden Aussagen war Gisela heute sehr zurückhaltend. Doch dafür konnte sie nie wirklich die Finger von Tim lassen. Ständig biss sie ihm in die Schulter oder versuchte anders seine körperliche Aufmerksamkeit zu erhalten.
Jan war dies sichtlich unangenehm und er entschuldigte sich immer wieder bei Tim, doch dieser wollte nicht, dass sich sein Freund für sein Tourette entschuldigt. Er konnte schließlich nichts dafür.
Und als Jan von seinem besten Freund versichert bekam, dass er sich nicht für seine Ticks entschuldigen musste, war er unendlich dankbar. Immer wieder redete er sich ein, so einen Freund wie Tim nicht verdient zu haben.
You float like a feather
In a beautiful world
Schon länger wusste er, dass er sich in Tim hoffnungslos verliebt hatte. Dabei wollte er es doch gar nicht! Ihre Freundschaft war ihm viel zu wichtig, als dass Jan riskieren konnte sie aufs Spiel zu setzen. Auch wusste er, dass Tim nicht auf Jungs stand, das hatte er in so vielen Videos klar gestellt. Und immer wieder traf es Jan wie ein vergifteter Pfeil ins Herz.
Doch daran konnte er nichts ändern und noch weniger konnte er Tim von seinen Gefühlen, die er schon vor ihren Anfängen auf YouTube für ihn hegte, erzählen. Denn was, wenn Tim ihn dann verlassen würde? Das könnte Jan sogar nachvollziehen, denn wie könnte man noch mit einem Freund reden, wenn man weiß, dass er in mich verliebt ist?
And I wish I was special
You're so very special
Jan bewunderte Tim für seine Geduld, seine loyale und herzensgute Art, wie man immer mit ihm lachen konnte und wie er der einzige Mensch war, der es jeden Tag aushielt, mit Jan und seinen Ticks zu leben und ihn so akzeptiert, wie er war.
Dafür blickte Jan zu ihm auf, denn an manchen Tagen kam Jan noch nicht einmal mit sich selbst zurecht. Dann verfluchte er sich, Gisela und die ganze Welt, weil nichts funktionieren wollte und ihm nichts als Schmerzen bereitete. Körperliche und seelische. Diese Tage waren unter Anderem diejenigen, an denen er ein Vorstellungsgespräch hatte und Gisela durch ihre Bemerkungen alles versaute.
Doch an diesen Tagen war immer eine Person für ihn da, und das war Tim. Dafür konnte sich Jan nicht erkenntlich zeigen, denn nichts auf der Welt drückte seine Dankbarkeit aus. Und dafür hasste er sich noch mehr, denn Tim war so besonders, so liebevoll, so perfekt... und Jan konnte es ihm nicht sagen, geschweige denn zeigen.
Und so war er für jedem Moment dankbar, in dem er Tim zum Lachen bringen konnte, denn dann war er selbst genug und ein angenehmes Gefühl breitete sich in ihm aus, als wäre er zu Hause.
Jan genoss jede einzelne Sekunde, die er mit Tim verbringen konnte und so freute er sich immer, sobald Tim vorschlug, für ein Video bei ihm vorbeizukommen. Und so war es auch diesmal gewesen, der Dreh hatte unheimlich Spaß gemacht, doch war auch anstrengend, darum waren beide froh, als Tim sagte, er hätte noch ein letztes Lied herausgesucht.
Er drückte den Play-Button auf seinem Handy und schon fing eine Gitarre an, wohlbekannte Akkorde zu spielen. Nur ein paar Takte des Liedes waren vergangen und Jans gute Laune war auf einen Schlag vergangen. Tränen sammelten sich in seinen Augen und ihm wurde wie auf Knopfdruck schlecht. Schwindel ließ ihn schließlich endgültig die Musikbox ausschalten und nach Luft schnappen. Tim blickte ihn fragend an, hatte er etwas falsch gemacht?
‚Er wusste es nicht. Er kann nichts dafür' diese Worte wiederholten sich in Jans Kopf, sodass er nicht mehr klar denken konnte.
„Jan? Ist alles gut? Stimmt etwas nicht?" Tim machte sich sichtlich Sorgen um seinen Freund, der ihn mittlerweile entgeistert ansah.
Durch Tims Worte wurde Jan wieder in die Realität gerissen.
„Dieser Song", räusperte er sich, „Creep von Radiohead..."
„Ja, ist denn etwas nicht richtig daran?"
Tim vernahm die Angst in den sonst so rehbraunen Augen des kleineren, in welchen er sich an vielen Tagen zu oft verloren hatte. Doch jetzt gerade waren sie wie tot, kein Glanz oder Schimmer, sie hatten jegliche Magie verloren.
„Immer wenn ich früher nach der Schule nach Hause gekommen bin..." Jan sprach langsam, es fiel ihm schwer zu sprechen, denn sein Mund war wie ausgetrocknet. „ich wurde von den anderen Kindern viel schikaniert. Zu Hause habe ich mir dann immer eingeredet, ich sei ein Freak, niemand der es verdient hatte bei den anderen zu sein. Ich habe diesen Song fast täglich gehört."
Tim war sprachlos. Er hatte ja keine Ahnung! Immer noch geschockt von der Beichte seines besten Freundes stießen auch ihm Tränen in die Augen, er verfluchte seine Dummheit. Er hatte nie die Absicht gehabt Jan zu verletzten. Getrieben von Trauer und Wut auf sich selbst zog er seinen Freund in eine tiefe Umarmung.
Jan wusste, diese Umarmung sollte ihn eigentlich trösten, ihn aufmuntern und ihm zeigen, dass es Tim leid tat, doch im Moment wollte er lieber allein sein. Es brach ihm das Herz, doch er hatte einen Entschluss gefasst.
„Bitte geh jetzt Tim. Ich muss nachdenken."
Tottraurig löste Tim ihre Umarmung. Er akzeptierte Jans Meinung, sah ihm noch einmal tief in die Augen und nickte ihm zu. Er stand von der Couch auf, auf der sie zu zweit saßen und trat den Gang zur Tür an. Noch nicht einmal die Kamera, die alles aufgenommen hatte, nahm er mit.
Ohne ihn noch einmal anzublicken begleitete Jan seinen Freund zur Tür und schloss sie hinter ihm. Er sank auf dem Boden und vergrub seinen Kopf in den Händen und hoffte, dass Tim nicht noch hinter der Tür stehen geblieben war und ihn schluchzten hörte.
Plötzlich schoss ihm der Refrain des Liedes wieder durch den Kopf:
But I'm a creep, I'm a weirdo.
What the hell am I doing here?
I don't belong here.
Er versuchte sich einzureden, dass er nun doch hierher gehörte. Er hatte seinen Platz in der Welt gefunden, er gehörte zu seinem besten Freund, Jan gehörte zu Tim und Tim gehörte zu Jan. Das war schon seit ihrer ersten Begegnung so gewesen. Das Strahlen in Tims blauen Augen. Oh, diese ozeanblauen Augen, in denen Jan schon oft genug ertrunken ist und die ihn trotzdem immer wieder magisch anzogen.
Jan wusste, wie falsch es war, so über seinen besten Freund zu reden, vor Allem da er wusste, dass dieser seine Gedanken und Gefühle niemals teilen, geschweige denn auch empfinden konnte.
Doch was er nicht wusste war, dass Tim genau so fühlte. Er wusste gar nicht mehr, wann er begonnen hatte mehr als Freundschaft für seinen besten Freund Jan zu empfinden, doch irgendwann wurden diese Gefühle so stark, dass er sie noch nicht mal in ihren Videos verstecken konnte. Ständig suchte er Körperkontakt zu seinem Freund und er wollte es sich nicht wirklich eingestehen, doch er hatte immer öfter den Wunsch und das Bedürfnis Jans Hand zu nehmen.
Nicht nur um ihm zu zeigen, dass Tim immer für ihn da war und Jan Halt zu bieten, sondern weil er, wenn er näher darüber nachdachte, selbst den Halt, diese Sicherheit brauchte, er begehrte sie nicht nur. Und so brauchte er Jan, sie gehörten zusammen wie zwei Puzzleteile, perfekt und einzigartig.
Tim wusste nicht, warum er solang gebraucht hatte, um dies zu realisieren, er wusste nur, er wollte und würde Jan nie wieder gehen lassen und das hatte er auch nicht vor, egal, wie viele schwere Zeiten noch auf die beiden zukämen, denn sie würden zusammen alles meistern.
Und so akzeptierte Tim auch, dass Jan im Moment diese Zeit für sich benötigte. Der Zeitpunkt würde kommen, an dem Jan mit ihm über seine Probleme sprechen würde und Tim sich entschuldigen konnte, doch diese Zeit war nicht jetzt. Und so verließ Tim die Wohnung von Jan ohne jegliche Widerworte und machte sich auf den Weg nach Hause.
Doch irgendetwas daran fühlte sich falsch an.
I don't care if it hurts
I want to have control
I want a perfect body
I want a perfect soul
Jan saß noch immer an seiner Türschwelle, seine Augen brannten wie Feuer. Er hatte seinen Kopf an die Tür gelehnt und hatte mittlerweile aufgehört zu weinen, nicht weil es ihm wieder besser ging, sondern weil er das Gefühl hatte, seine Augen könnten gar keine Tränen mehr produzieren. Immer wieder hörte er die Strophen des Liedes, die er dachte, vergessen zu haben. Zumindest hatte er es gehofft.
I want you to notice
When I'm not around
Er wollte Tim nicht die Schuld geben, er konnte es schlichtweg nicht. Stattdessen verfluchte er sich selbst dafür, dass er Tim weggeschickt hatte und nun allein seine Probleme in sich hinein fraß. Er hätte mit ihm reden sollen über alles, denn alles fühlte sich im Moment richtiger an, als allein in seiner Wohnung zu sitzen und sich selbst in Mitleidenschaft zu ziehen.
You're so very special
I wish I was special
Jan wusste, Tim war gegangen weil er seine Entscheidung akzeptierte jetzt für sich zu sein, denn Tim achtete immer auf alles. Er war der rücksichtsvollste Mensch den sich Jan vorstellen konnte. Und er brauchte ihn, das wusste er jetzt. Das wusste er auch schon früher, doch heute brauchte er ihn... anders. Er war nicht nur von ihm abhängig, falls irgendetwas mit seinem Tourette nicht stimmte, das war schon lang nicht mehr ihre einzige Verbindung. Wie oft hatte Jan gehofft, dass Tim dasselbe für ihn empfand wie er für seinen Freund?
But I'm a creep, I'm a weirdo.
What the hell am I doing here?
I don't belong here.
Doch plötzlich verspürte er einen unheimlich starken Drang, bei Tim zu sein, ihn zu umarmen, ihn zu berühren, ihm einfach nah zu sein. Und so warf er alle seine Bedenken beiseite. Ihm war egal was für Folge es hatte, er musste es Tim sagen. Dass er ihn liebte, ihn immer geliebt hatte und dass er ihn brauchte, sowohl körperlich als auch seelisch.
Der Drang war zu stark, wie von allein öffneten seine Hände und Arme die Tür, seine Beine rannten die Treppe herunter und zur Tür hinaus. Ganz von allein rannte er zu Tims Wohnung, ihm war egal wie viele Straßen entfernt er war.
Was er jedoch nicht wusste, war, dass im Moment Tim seine Wohnungstür aufschloss und schon mit einem Fuß hinein getreten war, als ihn etwas wie eine unsichtbare Wand zurück hielt. Er konnte... nein er wollte nicht weitergehen. Er sollte bei Jan sein, egal um was er ihn gebeten hatte.
Keine drei Sekunden später begrüßte ihn auch schon Henry sein Hund, der schwanzwedelnd aus der Küche heraus kam, doch anstatt sein Herrchen zu begrüßen bellte er Tim an, als würde er ihm befehlen zurück zu gehen. Zurück zu Jan, als ob er genau wusste, wie sehr sich die beiden brauchten, und Tim wusste es jetzt auch.
Und so flüsterte er Henry ein leises „Danke" zu und streichelte ihm über den Kopf, dann schloss er seine Tür ab und rannte zurück zu Jan. Er musste es ihm sagen, er würde ihm sagen dass er ihn liebte.
Whatever makes you happy
Whatever you want
You're so very special
I wish I was special
Und wie es das Schicksal wollte trafen sie sich auf dem Bürgersteig, völlig außer Atem. Fast wären sie aneinander vorbeigerannt, doch als sie sich schließlich gegenüber standen wusste keiner von den beiden was er sagen sollte.
„Ich muss dir etwas sagen." Kam es von beiden gleichzeitig.
„Du zuerst.", wieder gleichzeitig.
„Okay auf drei", beschloss schließlich Jan und Tim nickte nur.
„1", begann Tim zu zählen,
„2", machte Jan langsam weiter. Er schloss seine Augen.
„3", zählten sie beide zu Ende.
„Ich liebe dich."
Alles ging viel zu schnell und beide mussten einen Moment überlegen, was sie gerade gesagt hatten. Ihre Worte setzten sich in Jans Gehirn und liefen in seinem Kopf herunter wie zäher Honig. Er liebte ihn.
Gleichzeitig öffneten sie ihre Augen und schauten sich an. Der Glanz in Jans Augen war zurückgekehrt und dieser verlor sich wie schon so oft in dem tiefen Blau von Tims.
Unbeholfen lächelten sie sich an, sie waren höchstens ein paar Zentimeter voneinander entfernt und schließlich war es Tim, der die letzte Distanz zwischen ihnen überwand und ihre Lippen miteinander vereinte.
Jan spürte wie weich sich Tims Lippen anfühlten und mit wie viel Sensibilität sich ihre Lippen miteinander bewegten.
In Jans Kopf existierten nur noch er und Tim, plötzlich wurde alles andere um sie herum ausgeblendet. Dieser Moment war der wichtigste in seinem Leben und er fühlte sich nicht nur wundervoll an, er war perfekt. Und beiden war klar, egal was noch auf sie zukommen würde, sie würden es meistern, zu zweit, zusammen.
Keiner der beiden wollte diesen magischen Moment unterbrechen und so standen sie bloß da und genossen den Kuss, als wäre er alles was sie je brauchten.
Nur in Jans Hinterkopf summte noch eine kleine Melodie ihre wohlbekannten Akkorde und sie wurden immer lauter:
But I'm a creep, I'm a weirdo.
What the hell am I doing here?
I don't belong here.
I don't belong here.
Doch Jan wusste mittlerweile dass er das nicht mehr war; ein Creep, Freak, ein Außenseiter. Er hatte Tim gefunden, seinen Halt in der Welt, die Aufgabe für sein Leben.
Und so konnte er diese Worte, die so lang ein Loch in seinen Verstand gebrannt hatten endgültig aus seinem Kopf verbannen und sie löschen. So musste er sich nie wieder fühlen.
Als Jan und Tim schließlich ihren Kuss lösten, legte Tim seine Hand in Jans Nacken und sie legten ihre Stirn aneinander. Überwältigt von dem Kuss schlossen sie ihre Augen und sagten eine Zeit lang gar nichts, bis Tim schließlich die Stille unterbrach, die sich wie eine wärmende Decke um sie gelegt hatte.
„Weißt du was?", sagte Tim ohne die Augen zu öffnen.
Wie als wäre Jan unfähig etwa zu sagen schüttelte er sacht mit dem Kopf gegen Tims Stirn.
„Gisela hat sich schon lang nicht mehr gemeldet." Beide konnten nur lächeln.
„Sie scheint genau so überwältigt zu sein wie ich."
„Und ich auch..."flüsterte Tim gerade noch so laut, dass Jan es hören konnte und vereinigte seine Lippen wieder mit denen von Jan.
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