𝟎𝟔.𝟐┃𝐀𝐮𝐟 𝐝𝐢𝐞 𝐊𝐧𝐢𝐞, 𝐒𝐤𝐥𝐚𝐯𝐢𝐧
[EZEKIEL]
Zitternd wie ein frisch gebadeter Welpe folgte ihm seine Sklavin in die Küche. Sie war nicht mehr nass, doch die Sonne war bereits untergegangen, und das kalte Wasser kühlte den Körper schnell aus. Noch hatte er nicht vor, ihr Kleidung zu geben.
Naraener verhätschelten ihre Sklaven nicht. Das war eine der ersten Lektionen, die ein Mädchen zu lernen hatte, wenn sie in Ketten gelegt wurde. Seine Sklavin musste sich das Privileg, Kleidung zu tragen, erst verdienen. Oder aber spätestens, wenn er sie auf den Markt schickte, musste er ihr eine Sklaventunika geben, das gebräuchlichste Kleidungsstück, das von Sklaven getragen wurde. Normalerweise liefen Sklaven nicht nackt auf den Straßen, es sei denn als Strafe oder um zu präsentieren, dass sie frisch gekauft worden waren, da man Sklaven immer nackt verkauft bekam. Freie Frauen wurden vom Anblick nackter Sklaven in der Öffentlichkeit gestört und die meisten Naraener akzeptierten das. Auch in den meisten Familienwohnungen waren Sklaven wegen der Kinder ordentlich bekleidet – Ezekiel jedoch hatte keine Mitbewohner, und somit viel Freiraum für sich.
Er konnte den Anblick ihres grazilen und zierlich gebauten Körpers zu jeder Zeit auskosten.
In der Küche war alles auf seinem Platz, sauber und ordentlich, wie man es aus einem Männerhaushalt eigentlich nicht kannte. Sanftes Kerzenlicht erhellte den Raum. Vorhänge aus rotem Stoff gaben dem Zimmer eine überraschend charmante Note, und auf dem Küchentisch aus roh gezimmertem Holz stand ein Teller mit gewürzten Goldhornkuchen. Eine gebackene Straßenspezialität aus Ephis, die auf vielfältige Weise zubereitet wurde, abhängig davon, was man an Fleisch, Kräutern, Aromen und Früchten beigab. Neben dem Kuchen befand sich eine kleine Tasse mit tiefblauer Flüssigkeit, die er für sie gekauft hatte. Ein Wein aus Lattbeeren, besser bekannt als Sklavenwein.
Mit einer lässigen Bewegung schob er einen Stuhl über den Boden und setzte sich hin. »Knie dich auf den Boden, Sklavin.« Seine Stimme war weder harsch noch unfreundlich, doch mit genug Autorität in seinem Tonfall, dass das blonde Mädchen nach kurzem Zögern folgte. Dafür hatte sie kein Lob zu erwarten. Auch wenn sie aus Atraklin stammte, und über die verschiedensten Positionen einer Sklavin noch nichts wusste, hatte er Huren schon besser knien sehen.
»Rücken gerade. Das Kinn höher«, korrigierte er sie. »Du lässt dich in solch einer Position nicht hängen.«
Wieder gehorchte sie ihm, spannte ihre Muskeln an und bemühte sich, es richtig zu machen, doch in ihren Augen spiegelte sich Missfallen wider. Auch der widerstrebende Ausdruck um ihre Lippen zeigte Ezekiel, dass sie nur das Verhalten der Mädchen imitierte, die sie auf dem Markt gesehen hatte. Sie konnte knien, sie konnte sich verbeugen, sie sprach ihn mit fließenden Höflichkeitsformen an, aber sie weigerte sich, darüber hinauszugehen.
»Spreiz deine Knie.«
Sie zögerte. Etwas zu lange. Sein Fuß schob sich zwischen ihre Schenkel und rückte ihre Knie etwas grob auseinander. Ihr Schoß wurde unruhiger. Gut, allmählich verstand sie, worauf er hinaus wollte.
»Leg deine Hände auf deine Oberschenkel, mit der Handfläche nach oben«, kam der letzte Befehl, der ihre Position am Boden vervollständigte.
Das Knien der naraenischen Sklavin war leicht einzunehmen und sah wunderschön aus. Wäre da nicht dieses immer wiederkehrende Flackern in ihren Augen, das zusammen mit dem immer noch entrüsteten Zug um ihre Mundwinkel das gesamte Bild zerstörte: Blasse Haut, so anmutig wie das Antlitz einer Schneeflocke und silberblonde Haare, als hätte der Mond selbst ihr Haupt geküsst.
Aber es sind immer die Augen, nicht?
Nur deshalb hatte Ezekiel sich für sie entschieden. Ihre Augen waren der Schlüssel zu ihrer Attraktivität. Wenn ihn die Augen nicht in ihren Bann zogen, dann war der Rest egal. Ein prächtiger Körper mit toten Augen war wertlos. Äußerlich mochte sie wie eine Sklavin knien, doch da war etwas Stolzes. Etwas Herrschaftliches. Etwas Hoheitsvolles ... Da war etwas Lauerndes in ihrem Blick, das er noch nicht einordnen konnte.
»In welcher Haltung befindest du dich, Sklavin?«, fragte er sie und suchte entgegen jeden naraenischen Regeln den Blickkontakt.
»In der einer Sklavin«, antwortete sie leise. Sie erwiderte seinen Blick nicht, ihre Augen lagen auf seiner Brust, auf seinen Schlüsselbeinen. Ihr Gesicht sah ruhig aus, obwohl ihr Kiefer leicht bebte.
Belustigt schnaubte er. »Das ist offensichtlich, aber wärst du nur eine gewöhnliche Haussklavin, dürftest du deine Knie geschlossen halten.«
»Dann ist es offensichtlich...«, wiederholte sie trocken, »dass Ihr nicht vorhabt, aus mir eine gewöhnliche Haussklavin zu machen.«
»Korrekt.« Er grinste sie an. Eine gewisse Menge Intelligenz an den richtigen Stellen machte eine Sklavin begehrenswerter, solange sie ihre Zunge zu zügeln wusste. Das Mädchen schien damit keine Probleme zu haben. »Es ist die wichtigste Position der Sklaven, da sie keine Stühle benutzen dürfen. Je nach Stellung und Funktion kniet jeder von euch anders. Wenn man dich auffordert zu knien, nimmst du diese Position ein, die Position einer Vergnügungssklavin. Dein Körper darf sich dabei bewegen, aber wichtig ist, dass du ansprechend aussiehst. Brich sie erst, wenn man es dir erlaubt.«
»Verstanden.«
»Ich bin Meister, du gehörst mir, aber dein höchster Besitzer ist das Imperium Tel'Narae. Deshalb hast du gegenüber allen anderen freien Menschen als Sklavin zwei Verpflichtungen: Du sprichst sie mit 'Herr' oder 'Herrin' an, und du kniest, wenn sie es dir befehlen. Verweigerst du dich, gilt das als unfreundlicher oder schlimmstenfalls feindlicher Akt in meinem Namen. Also fang keine Fehden an und verärgere mich nicht. Du bist nicht meine erste Sklavin, aber meine einzige, deshalb werde ich dir einiges abverlangen.«
Für einen winzigen Moment wirkte sie verstört. Sie musste sich ein paar Mal räuspern, bevor ihre Stimme wieder funktionierte. »Vergnügungssklavin?«, fragte sie, scheinbar erst jetzt realisierend, was er davor gesagt hatte. »Ist es das, was ich bin?«
»Eine Sklavin, deren Hauptaufgabe es ist, ihren Meister zu unterhalten«, antwortete er mit einem humorlosen Lächeln. »Hast du dir etwas anderes vorgestellt?«
Sie ballte ihre Hände, die eigentlich flach nach oben auf ihren Oberschenkel ruhen sollten, so fest, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. »Wo unterhalten? In Eurem Bett?«
Die Worte kamen aus ihrem Mund, als hätte sie ihn bereits die ganze Zeit fragen wollen, was er in der Hinsicht mit ihr vorhatte – gleichzeitig schien sie vor seiner Antwort auch große Furcht zu haben. Dies auskostend lehnte er sich langsam nach vorne, den rechten Ellbogen auf dem Tisch.
»Egal ob Sklave oder nicht, in diesem Land wird sowieso jeder von jedem gefickt. Daran kannst du dich gewöhnen. Aber ob du eine Haussklavin, eine Arbeitssklavin, eine Tavernensklavin oder eine Tanzsklavin wärst, ich könnte dich trotzdem nehmen, wann ich möchte. Doch eine Vergnügungssklavin ist mehr als das. Ihre Aufgaben sind in erster Linie ... nennen wir es höchste Schönheit und absoluter Gehorsam. Es handelt sich um eine Sklavin, die speziell in der gesamten naraenischen Kunst der Dienens ausgebildet wurde, dazu gehören auch niedere Arbeiten. Kochen, waschen, aufräumen, putzen... Aber ich will auch, dass du lernst, wie man serviert, wie man badet, tanzt und singt. Achte auf deine Hände.«
Sie drückte ihre Hände noch fester zusammen, holte tief Luft und öffnete sie mit einiger Überwindung wieder, bis sie wieder flach auf ihren Schenkeln lagen. Eine Antwort bekam er nicht, aber nun bröckelte ihre Fassade und die Fassungslosigkeit stand ihr ins Gesicht geschrieben. Es war viel für eine Barbarin, aber wenn sie noch immer nicht wusste, was es bedeutete, eine Sklavin in Tel'Narae zu sein, dann war sie naiv und dumm. Und das glaubte er nicht.
»Daneben gibt es noch eine Tätigkeit, die ich von dir verlangen werde, die nicht typisch für eine Sklavin ist. Aber das nun zu erklären würde dich für heute sicherlich überfordern. Du hast Hunger, nehme ich an. Wann hast du das letzte Mal etwas zu essen bekommen?«
Die Antwort kam zögernd. »Ich weiß nicht. Vielleicht vor drei Tagen.«
»Bei mir wirst du regelmäßig zu essen bekommen, wenn du dich benimmst.« Er nahm den Becher vom Tisch und bot ihn ihr an. Sie nahm ihn entgegen und trank einen Schluck daraus, setzte ihn jedoch gleich wieder von ihren Lippen ab. Ezekiel hatte bereits gehört, wie scheußlich das Getränk schmeckte. »Trink aus«, wies er sie an.
Sie nahm einen zweiten Anlauf und leerte den Becher in raschen Zügen. Seine Sklavin wusste nicht, um was es sich hierbei handelte. Eine Schwangerschaft würde ihnen beiden im Weg stehen, und Sklaven sterilisierte man in Tel'Narae am besten mit Sklavenwein. Die Wirkung hielt für drei Zyklen an, danach musste er ihr den Wein erneut verabreichen. Er nahm ihr den Becher wieder ab und stellte ihn mit einem dumpfen Geräusch neben sich. Der Kuchen war an der Reihe, diesmal ohne heimliche Nebeneffekte.
Er zupfte sich ein daumengroßes Stück vom Teller und warf es auf den Boden, direkt zwischen ihre Schenkel. »Iss. Aber lass deine Hände wo sie sind.«
Langsam verengten sich ihre Augen. Sie hob den Kopf und starrte ihn an, doch er funkelte unbeeindruckt. Verzweifelt versuchte sie, die Kontrolle über die Situation zu erlangen. »Ich bin kein Hund! Ich verdiene...«
»Schweig.« Ohne seine strenge Selbstkontrolle zu verlieren, brachte er sie mit einem einzigen Wort, einem einzigen warnenden Blick dazu, ihren Mund wieder zu schließen. Zu ihrem Glück versuchte sie nicht noch einmal zu sprechen, denn hätte sie den Satz beendet, hätte er die Peitsche holen müssen. Niemand fasste ein neues Sklavenmädchen mit Samthandschuhen an. In den ersten Tagen gewann man Respekt, um sich später nicht herumschlagen zu müssen.
»Iss, Sklavin«, wiederholte er. »Wenn du es heute nicht tust, dann müssen wir es morgen Abend wieder versuchen.«
Zorn glomm in ihren Augen auf, aber Ezekiel wusste, wie groß ihr Hunger war. Zorn stellte für Sklaven nichts weiter als eine falsche Vorspiegelung ihrer Rechte dar. Seinetwegen durfte sie gelegentlich entsetzt sein, doch sie war keine freie Frau, deren Unzufriedenheit eine Bedeutung besaß, oder die sich in Worten und Taten äußern durfte, ohne sträfliche Konsequenzen mit sich zu ziehen. Für eine Unfreie war Zorn belanglos, obwohl Ezekiel ihn provozieren konnte, damit sein Mädchen rot wurde, aber es änderte sich nichts an ihrer Situation. Und das musste sie begreifen.
Sie beugte ihren Kopf hinunter und roch erst einmal daran, fischte das Kuchenstück vorsichtig mit ihren Lippen vom Boden auf und ließ es in ihrem Mund verschwinden.
»Ich wusste, dass du schnell lernen würdest.«
Sie gab seinem Willen nach und aß wie ein Hund vom Boden. Ohne Hände, nur mit ihren Lippen. Stück für Stück, bis er aufhörte, das fremde Gebäck vor ihre Knie zu werfen und stattdessen ein großes Stück abbrach. »Komm näher.«
Auf ihren Knien befolgte sie seine Anordnung. Er hielt ihr das großzügige Stück vor die Nase, doch als sie mit den Händen danach greifen wollte, zog er es weg. Als sie verstand, was er von ihr wollte, verzog sie voller Abscheu ihre Lippen und starrte entgeistert auf seine Hände. Doch da sie bereit war, ihren Stolz hinunterzuschlucken und vom Boden zu essen, glaubte er kaum, dass seine Hand einen großen Unterschied machte. Ezekiel sah, wie ihre Wangen rot wurden, und musste schmunzeln. Er konnte nur vermuten, was sie von ihm hielt. Vielleicht fand sie ihn ungehobelt und abstoßend. Einige Frauen taten das, doch es amüsierte ihn dann nur noch mehr, sie gegen ihren Willen dazu zu bringen, nach seinen Küssen zu flehen.
Wie er es geahnt hatte, brauchte seine Sklavin nicht lange für ihre Entscheidung. Vorsichtig, immer noch misstrauisch, reckte sie ihren Hals und stahl ihm den Kuchen mit der Zunge aus seinen Fingern. Schnell und hungrig schlang sie das Essen hinunter, als dass sie es kauend genoss. Sie wollte mehr, und er fütterte sie, bis der Kuchen weg war.
Wenn sie so weitermachte, würde es wahrscheinlich nicht einmal nötig werden, sie mit der Peitsche zu ermutigen. Für eine Sklavin, die erst kurz den Halsreif trug, hatte sie sich heute außerordentlich gut benommen. Ob Furcht, Hunger oder Erschöpfung, Ezekiel konnte nur hoffen, dass sie die Motivation hinter ihrem Verhalten nicht so schnell wieder verlor.
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