Und süß duftende Blumen

„Sie sind sich sicher, dass Sie nicht noch einmal über Ihre Entscheidung nachdenken wollen?“, fragte die Journalistin mit so einer schneidend schrillen Stimme, dass es Lucy kalt den Rücken hinunterlief.

Direkt nach ihrem Gespräch hatte sie sich auf den Weg zu der Journalistin gemacht, die gerade die Vorzüge des Wellnessbereichs des Hotels auszunutzen schien. Jedenfalls war das Lucys Eindruck, wenn sie den weißen Bademantel betrachtete, den die Frau trug.

„Ja, ich bin mir ganz sicher“, erwiderte Lucy und hob leicht das Kinn. Sie würde das hier souverän durchstehen. Samu hatte Recht. Sie durfte dieser Frau keine Macht über sich geben.

„Dann wissen Sie ja, was Sie in den nächsten Tagen zu erwarten haben“, sagte die Journalistin und wollte Lucy die Tür zum Wellnessbereich vor der Nase zuschlagen, doch Lucy stellte den Fuß dazwischen.

„Die von mir zusammengestellten Termine für die Interviews werde ich Ihnen in den kommenden Tagen zukommen lassen. Bis dahin halten Sie sich bitte von der Band fern. Einen schönen Tag noch“, sagte Lucy und entfernte ihren Fuß aus dem Türspalt. Das letzte was sie sah, war das angesäuerte Gesicht der Journalistin, bevor die Tür sich vor ihr schloss.

Lucy wandte sich ab und ging bis zur nächsten Ecke des Flures bis sie sich traute, sich zu entspannen und lehnte sich dort an die Wand. Leicht zuckte sie zusammen, weil der blaue Fleck an ihrem Rücken schmerzlich weh tat. Die Türklinke würde sie noch eine Weile in Erinnerung behalten, fürchtete sie.

Das Gespräch verlief einfacher als erwartet, obwohl Lucy noch immer leise Zweifel hegte, ob sie sich mit dieser Entscheidung nicht gerade ihr eigenes berufliches Grab schaufelte. Letztlich hätte es aber keinen Unterschied gemacht. Wenn sie angefangen hätte zu tun, was die Journalistin wollte, dann hätte es nie ein Ende gegeben. Und wie heißt es so schön: Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.

Eine leises Klingeln ihres Handys riss sie aus ihren Gedanken. Es war eine Terminerinnerung an ein Meeting mit Brian, der die nächsten Tage mit ihr besprechen wollte. Sie musste sich beeilen, wenn sie noch pünktlich bei ihm sein wollte.

~~~

„Ein Benefizkonzert? Das klingt wundervoll“, meinte Lucy.

Sie saß zusammen mit Brian und einigen weiteren Männern und Frauen, die für die Organisation der Tour verantwortlich waren, in einem Konferenzraum und hörte sich an, welche Ereignisse im Laufe der Tour geplant waren. Dazu gehörte auch ein Benefizkonzert, das zwischen zwei Auftritten stattfinden sollte und mit dem Geld für ein Kinderhospiz gesammelt werden würde.

„Das Konzert ist schon organisiert und der Kartenverkauf läuft bereits. Wir sind inzwischen fast ausverkauft und das obwohl das Konzert so kurzfristig angesetzt wurde“,meinte gerade eine Frau neben Lucy, die sich ihr als Alex vorgestellt hatte.
„Was jetzt noch fehlt, ist die Spendengala, die direkt im Anschluss an das Konzert stattfinden wird und bei der wir hoffen, noch ein paar Sponsoren für das Projekt für uns gewinnen zu können“, fügte Alex hinzu und sah in die Runde.

„Lucy, da kommst du ins Spiel“, meinte Brian und Lucy drehte so ruckartig den Kopf, dass etwas in ihrem Hals zog. Sie hatte nicht erwartet, in diesem Meeting mehr als nur Zuhörer zu sein.

„Ich?“, fragte sie und stellte im nächsten Moment fest, wie überaus geistreich diese Frage klang.

„Richtig, wir brauchen noch jemanden, der die Organisation der Spendengala in die Hand nimmt und auch während der Gala so dirigiert, dass alles reibungslos abläuft. Die Location steht schon und es gibt bereits eine Gästeliste. Die Einladungen wurden gestern verschickt. Wir werden die Antworten auf die Einladungen auf dein internes Mailfach umleiten, sodass du einen Überblick bekommst, mit wie vielen Personen wir rechnen können. Anhand dessen muss dann ein Catering mitsamt Servicekräften organisiert werden. Außerdem fehlt uns noch Dekoration“, erklärte Brian und lächelte dabei aufmunternd.

„Oh“, brachte Lucy nur hervor. Sie musste die vielen Informationen erstmal verarbeiten.

„Ich weiß, das war eine Menge für dich und du hast auch noch einiges mit der Reportage zu tun, aber ich bin zuversichtilich, dass du das schaffst. Und sollte er Schwierigkeiten geben, hast du hier bei jedem im Raum ein offenes Ohr“, fügte Brian noch hinzu und einstimmiges Nicken war im Raum zu sehen.

„Ich danke euch“, meinte Lucy.
„Eine Frage hätte ich noch, die, meine ich, bisher noch nicht gestellt wurde. Wann sollen das Konzert und die Gala denn stattfinden? Sicherlich erst am Ende der Tour?“

Alex neben ihr lächelte.
„In zwei Wochen, kurz vor Weihnachten “, antwortete sie und Lucy musste sich bemühen, ihr eigenes Lächeln aufrecht zu erhalten. Zwei Wochen waren verdammt wenig Zeit, um eine Spendengala zu organisieren.

„Das klingt wenig und das ist es auch“, sagte Brian und deutete damit ihren Gesichtsausdruck goldrichtig.
„Darum wirst du dich in den nächsten Tagen erstmal nur damit beschäftigen. Von allen anderen Aufgaben werden wir dich erstmal befreien, damit du dich voll und ganz auf die Gala konzentrieren kannst“

„In Ordnung“
Lucy strich sich die Haare zurück und nickte.

Als Brian ihr einen Stapel Papier entgegen streckte, nahm sie ihn entgegen und warf neugierig einen Blick hinein.
„Das sind alle organisatorischen Details, die bereits geplant wurden oder noch ausgeführt werden müssen, sowie alle Verträge die bisher für das Konzert und die Gala geschlossen wurden. Bei Fragen dazu kannst du dich an Alex wenden, okay?“

Lucy nickte, schon vertieft in die Dokumente. Damit hatte sie schonmal einen Ansatz, wie sie das Event angehen könnte. Schwierig wird in der kurzen Zeit nur der Caterer werden.

„Gut, dann hätten wir für heute alles besprochen. Danke für eure Zeit“, schloss Brian das Meeting.

Lucy räumte schnell ihre Dokumente zusammen und machte sich dann auf den Weg zu ihrem Zimmer. Sie musste das alles erstmal ordnen und ihren Laptop holen, bevor sie mit der Sichtung der Mails und der weiteren Organisation beginnen konnte. Einerseits stresste sie die Vorstellung, dass die Gala bereits in zwei Wochen stattfinden sollte und sie machte sich Sorgen, dass sie das alles nicht rechtzeitig schaffen würde, aber andererseits war sie überglücklich über die Chance und das Vertrauen, das ihr dabei gegeben wird. Genau deswegen hatte sie ihr Studium gemacht. Das war es, was sie beruflich machen wollte und nun würde sich zeigen, ob sie dafür gemacht war.

In Gedanken stieß sie mit dem Fuß gegen etwas, das direkt vor ihrer Zimmertür stand. Vermundert blickte sie zu Boden und sah einen Blumenstrauß. Der Flur war leer, als sie sich umsah, also mussten die Blumen hier schon eine Weile liegen. Vorsichtig legte sie die Dokumente ab und nahm die Blumen in die Hand. Es waren gut riechende Nelken wie sie feststellte. Aber wer würde ihr einen Blumenstrauß vor die Tür legen? Und warum?

Sie roch an einer der Blumen und lächelte. Es war mitten im Winter und sie hatte einen Strauß aus Frühlingblumen in der Hand. Etwas piekste sie in die Wange und Lucy drehte den Strauß leicht zur Seite. Einen einem dünnen Draht war eine Wäscheklammer befestigt. Stirnrunzelnd betrachtete sie das Gestell. Sollte da nicht eigentlich eine Karte sein? Als sie nach erneuter Betrachtung noch immer keinen Hinweis darauf fand, von wem der Strauß sein könnte, nahm sie die Blumen mit in ihr Hotelzimmer und stellte sie in eine der Dekovasen, bei denen sich Lucy nicht ganz sicher war, ob man wirklich Wasser in sie füllen durfte.

Schließlich schnappte sie sich ihren Laptop und die Dokumente und suchte sich einen ruhigen Platz zum Arbeiten im Hotel.







Hey meine Lieben,
momentan geht das Schreiben bei mir ein wenig schneller, was vermutlich daran liegt, dass ich eigentlich ganz viel zu tun hätte, ich aber gerade gut darin bin zu prokrastinieren. (Falls ihr nicht wisst, was das ist: Es bedeutet so viel wie „alles tun, was zeitverschwendend ist, um nicht das tun zu müssen, was man eigentlich dringend tun sollte“)
Tja, und das, was ich eigentlich dringend tun sollte, hat sehr viel mit Uni zu tun und momentan ist meine Motivation dank der Coronasituation eher nicht so groß. Also finde ich mich hier auf Wattpad wieder und freue mich sehr darüber, dass immer noch ganz liebe Menschen meine Geschichte verfolgen.
Ich danke euch sehr!
Alles liebe.
Luisa

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top