Und ein verwirrtes Herz
Den restlichen Abend brachte sie einfach nur irgendwie hinter sich. Sie wusste im Nachhinein gar nicht mehr, was sie alles tat, sie funktionierte nur noch mechanisch.
Zu abgelenkt war sie von ihrer Begegnung mit Samu und dem Blick, mit dem er sie bedacht hatte.
Sie fühlte sich schrecklich. Vor allem, da sie auch noch den ganzen Abend seine Stimme durch die Lautsprecher hörte.
Das Meet&Greet verlief angespannt und sie hatte das Gefühl, dass selbst die Fans merkten, dass mit ihrem Bandliebling etwas nicht stimmte.
Und sie wollte gar nicht wissen, was der Rest der Band von der Situation hielt.
Als die Fans den Raum verlassen hatten und Chris sie zum Ausgang führte, blieb Lucy im Meet&Greet Bereich zurück, um zur Ruhe zu kommen. Zu ihrem Bedauern war ihr auch diese Ruhe nicht vergönnt, denn anstatt den anderen Bandmitgliedern zu folgen, wartete Samu bis sie nur noch zu zweit im Raum waren, bevor er einen Schritt auf sie zu trat und sich dabei durch die Haare fuhr.
Lucy versuchte den schmalen Streifen gebräunter Haut zu ignorieren, der unter seinem Shirt hervorblitzte. Trotzdem wurde ihr Mund bei diesem Anblick trocken.
„Hey", meinte er nur und Lucy sah ihm an, dass er genauso unsicher mit dieser Situation war wie sie.
„Hi", erwiderte sie. Ihr Stimme klang leise und ein wenig zittrig.
Für ein paar Sekunden schwiegen sie beide, nicht sicher, was sie nun sagen oder wie sie mit dem anderen umgehen sollten. Samu schob seine Daumen in die Taschen seiner Jeans und verlagerte leicht sein Gewicht.
„Ich hoffe dir hat das Konzert gefallen?", fragte er und Lucy nickte sofort, ohne über seine Frage nachzudenken. Einen Moment später schüttelte sie mit dem Kopf, was dazu führte, dass Samu überrascht eine Augenbraue anhob.
„Nicht?",fragte er irritiert.
„Was?", gab Lucy wenig geistreich von sich. Einen Moment später, verstand sie seine Frage.
„Nein, nein, ich habe nur hinter der Bühne gearbeitet, während ihr gespielt habt. Da konnte ich nicht so viel hören. Ist denn alles gut gelaufen?"
„Ich denke schon",sagte er leicht lächelnd. „Wir haben zwei Zugaben gespielt"
„Das klingt gut",erwiderte sie und blickte auf ihre Hände. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Einerseits hatte sie den unglaublichen Drang ihm nahe zu kommen, aber andererseits wusste sie, dass das für sie nicht gut sein würde.
Sie musste auf Abstand bleiben, um sich und ihr Herz zu schützen.
Etwas berührte ihre Wange und ruckartig zuckte sie zusammen. Seine Finger legten sich unter ihr Kinn und sorgten dafür, dass sie in seine Augen blickte. Was vielleicht nicht die beste Idee war, denn sofortig schien ihre Welt stillzustehen. Sie hörte auf sich zu drehen und fokussierte sich nur noch auf den Mann mit den wunderschönen blauen Augen. Ein Engel.
„Schaffst du das?",flüsterte er.
Sie wusste sofort, was er meinte. Schaffte sie es, mit ihm zusammen zu arbeiten?
„Solange es für dich kein Problem ist, ist es das für mich auch nicht", antwortete sie ebenso leise. Ob das wirklich stimmte, musste sie noch herausfinden. Momentan fand sie es alles andere als einfach.
Sie bemerkte, dass er ihr wieder über die Wange streichen wollte, aber sie wich zurück. Sonst könnte sie sich nicht mehr zurückhalten.
„Entschuldige",meinte er seufzend.
„Die Situation ist neu für mich"
Lucy widerstand dem Drang ihm wieder näher zu kommen und blieb auf Abstand. Sie blickte auf ihre Hände hinab, die sich ineinander verkrampften.
„Für mich ist das auch neu, aber ich glaube es ist am Besten, wenn wir beide professionell damit umgehen",meinte sie.
„Professionell",murmelte er und Lucy sah auf. Der Blick, mit dem er sie bedachte, war so durchdringend, dass sie schluckte. Ihr Magen überschlug sich und ihr Herzschlag setzte für einen Moment aus.
„Das wird nicht einfach", sagte er. Bevor sie reagieren konnte, stand er schon direkt vor ihr und hatte seine Hände auf ihren Hüften abgelegt. Alles an ihr prickelte bei seiner Berührung und ihr entwich ein leises Keuchen.
Ein Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus. Er beugte sich zu ihr hinunter bis seine Lippen über ihr Ohr strichen.
„Für uns beide wird das nicht einfach, oder?",wisperte er.
Lucy schluckte hart.
Sie öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, aber in dem Moment klopfte es an der Tür und jemand betrat den Raum.
Reflexartig sprangen sie auseinander. Lucy versuchte ein neutrales Gesicht aufzusetzen, was ihr jedoch kläglich misslang. Sie spürte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss.
Samu gelang das dagegen deutlich besser. Er lehnte sich mit verschränkten Armen gegen einen der Tische und wirkte, als wäre er Lucy nicht gerade extrem nah gekommen. Lucy war fast ein wenig neidisch auf diese Fähigkeit, absolut unbeteiligt zu wirken. Denn leider schien sie ziemlich unentspannt rüberzukommen.
Brian, der nun im Türrahmen stand, lachte, als er Lucy erblickte.
„Hey, ist bei dir alles in Ordnung? Du siehst so verspannt aus"
Sein Blick schweifte zu Samu und Brian nickte ihm kurz zu, bevor er sich wieder Lucy zuwandte.
„Der Tag war nur ziemlich aufregend", sagte sie und versuchte ihre glühenden Wangen zu verdecken.
„Du brauchst doch nicht aufgeregt zu sein. Solange du keine absolute Scheiße baust, ist dir dein Job sicher", erwiderte Brian lächelnd.
Unauffällig blickte Lucy zu Samu, der immernoch mit verschränkten Armen neben ihnen stand und so tat, als würde ihn die Szene nichts angehen. Sie fragte sich, ob ihre mehr oder weniger klare Beziehung zu dem Sänger wohl als Scheiße galt.
Vermutlich.
Sie stieß ein leises Lachen aus, von dem sie hoffte, dass es echt klang.
Brian kam ein paar Schritte auf sie zu.
„Apropos Arbeitstag, wir sind für heute fertig, ich muss nur noch kurz etwas mit Samu besprechen. Würdest du mich danach auf ein Abendessen begleiten? Sozusagen als Feier für deinen ersten erfolgreichen Tag?",fragte er.
Lucy starrte ihn überrumpelt an. Ein leises Knacken des Fußbodens verriet ihr, dass Samu sich aufrechter hinstellte.
„Ich weiß nicht...",sagte sie verunsichert.
„Nur ein Abendessen zwischen einem Chef und seiner Assistentin. Ein Geschäftsessen, wenn man es so will", fügte er noch hinzu.
Das trug nicht gerade zu ihrer Beruhigung bei. Es machte sie eher noch nervöser. Ein kurzer Blick zu Samu verriet ihr, dass er sie gespannt ansah. Ebenso wie Brian.
„Okay", gab sie sich geschlagen.
„Aber nur, wenn es nicht zu lange dauert. Ich bin jetzt schon hundemüde"
Brian lächelte erfreut.
„Gut, dann ist das abgemacht. Wir treffen uns in 10 Minuten am Ausgang, in Ordnung?"
Lucy nickte. Sie traute sich nicht zu dem blonden Sänger zu sehen, dessen Blick sich in ihre Schläfe zu bohren schien. Sie wollte gar nicht wissen, was er dachte. Halt, es hatte ihn auch gar nicht zu interessieren, ob sie mit ihren Chef ausging. Sie hatten in keinster Weise eine Verbindung und das würde auch so bleiben. Mit neu gewonnenem Selbstbewusstsein sah sie zu Samu. Im selben Moment fühlte sich ihr Herz an, als würde es jemand zerquetschen. Der Sänger hatte die Augen leicht zusammengekniffen und seine gesamte Körperhaltung sprach Bände. Er war absolut nicht begeistert von ihrem Abendessen mit Brian.
Schnell wandte sie den Blick von seinen kalten blauen Augen ab und wandte sich zu Brian.
„Dann, bis gleich", verabschiedete sie sich von ihm und stürmte aus dem Raum.
Dieser Mann machte sie fertig.
Hey liebe Leser,
ich muss mich mal wieder für mein unpünktliches Kapitel entschuldigen. Wie die meisten von euch wissen, bin ich momentan dabei einen Award auszurichten, weswegen ich viel mit Lesen beschäftigt bin. Ich hoffe ihr verzeiht mir das.
Alles Liebe
Luisa
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