Rückblende 1-Heimkehr

Ab jetzt schiebe ich auch mal Rückblenden rein, meist aus der Sicht von Kuraiko. Nachdem gestern nichts kam, kommt dieses Kapitel zur Abwechslung donnerstags.

Kardeş-jüngerer Bruder

Bacı-jüngere Schwester

Dayı- Onkel (Bruder der Mutter)

Teyze-Tante (Schwester der Mutter)

Chan-Königin der Oni

Khan- König der Oni (meist nur zeitweise)

Yeğen-Nichte/Neffe

Abla-ältere Schwester

Ağabey-älterer Bruder

Nervös biss ich mir auf die Unterlippe und prüfte den Sitz meines Rucksacks. „Du bist nervös, sis" bemerkte Jiro. „Es ist einfach lange her, dass wir im Palast waren. Die letzten Monde habe ich die Stadt kaum verlassen und war nur zu Fuß unterwegs. Weltenportale habe ich die letzten Monde noch nicht einmal benutzt" gab ich zurück. „Aber du kennst den Zauber und hast auch meine Kräfte zur Verfügung. Denk nicht nach, sis, tu es einfach" ermutigte er mich. Okay. Er legte mir seine Hand auf meine linke und ich hielt meine Hände vor uns. Erst sammelte sich nur in wenig schwarze Masse, die zu Boden fiel. Die Masse erhob sich zu einer quadratischen Fläche direkt vor uns. „Grüßt kardeş von Bacı und mir, ja? Er soll sich nicht mehr Sorgen um mich machen müssen als ich mir um ihn!" bat dayı uns. „Machen wir" versicherte Jiro ihm, bevor ich ihn mit durch das Portal zog.

Dieses Mal war es kein Riss in den Welten gewesen, trotzdem stolperten wir. Blöderweise haute ich mir den Kopf an irgendwas an. Helme waren definitiv nicht überbewertet. Er dagegen landete etwas weicher auf mir. Als ich wieder zu mir kam, hockte Jiro neben mir. „Sis? Ist alles-" „Kuraiko! Jiro!" wurde er unterbrochen. Kelet kam die Stufen in die Vorhalle hinunter. „Die Wachen haben uns erkannt und ihn verständigt" erklärte Jiro mir kurz.

„Okay, das ist jetzt noch die Verzichtserklärung, Khan Kelet Ronin Yang" legte ein Palastdiener Kelet noch eine Akte auf den Schreibtisch. „Für was?" hakte er nach. „Das weiß ich leider nicht, ich bin nur der Bote, Khan Kelet" gab der Diener zu. Kurzerhand griff ich nach der Akte und las sie mir durch. Jiro überflog sie ebenfalls. „Ähm, was steht da jetzt? Ich wusste zwar, dass alles Codiert wird, aber das ist einfach nur unleserlich" merkte er an. „Weißt du, was ein einachsiger Dreiseitenkipper ist?" unterschrieb ich das Dokument. „Nö" antwortete er wahrheitsgemäß. „Amtssprache für Schubkarre" gab ich nur tonlos zurück. „Du kannst das lesen?" hakte er nach. „Natürlich" bestätigte ich ihm. „Würdest du deine Erkenntnis auch mit uns teilen, Yeğen?" bat Kelet, ich überreichte ihm das Dokument. „Es ist die offizielle Erklärung, dass du den Thron sofort deinem ağabey übergibst, sobald er in der Ersten Welt ist und imstande zu regieren. Er müsste es noch nicht einmal fordern" fasste ich zusammen. „Wozu braucht es dann mehrere Unterschriften?" hakte er nach. „Weil dieses Dokument auch eine Verzichtserklärung für mich ist. Den Titel der Chan möchte ich nicht tragen, solange ich noch nicht einmal alt genug für den Thron bin. Dieses Dokument bestätigt es nur offiziell. Solange du oder peder amtsfähig bleibt, bleibe ich die Šehzāde Chan" erklärte ich. „Das willst du wirklich?" erwiderte Kelet ungläubig. „Ja. Deine Macht wird infrage gestellt, weil du nur die zweite Wahl warst. Kodokuna hatte viel Einfluss und sich über sechstausend Jahre lang auf dem Thron halten können. Mit seinem Fall wurde der Thron eigentlich der nächsten weiblichen Thronfolgerin zugesprochen. Mir. Aber ich bin zu jung, und peder ist im Exil" erklärte ich. Schließlich konnte ich die Jungs überzeugen. „Gut, das war jetzt der Papierkram. Was wollen wir jetzt machen?" stand er auf. „Training" entschieden kardeş und ich gleichzeitig.

Ich hob den Stock über meinen Kopf, blockte den Schlag ab und deutete einen Schlag auf die Körpermitte an. „Das ist unfair, sis!" erboste sich Jiro. „Was genau meinst du? Dass du stärker bist als ich oder dass ich weiß, wo du deinen Schwachpunkt hast?" lachte ich. „Dir tut ein Schlag auf die Eier wesentlich weniger weh als mir, das ist unfair!" meckerte er. „Welche Eier?" neckte ich ihn. „Ey!" quengelte er weiter. Dafür wollte Kelet mir seinen Stock über die Rübe ziehen, aber ich blockte im letzten Moment ab. „Ist das hier etwa ein jeder gegen jeden?" kommentierte ich seinen Schlag. „Ja" antwortete Jiro und stellte Kelet ein Bein. Davon war er abgelenkt und ich zog ihm den Boden unter den Füßen weg. Kelet kicherte, als der Junge auf den Rücken fiel.

„Dayı und Teyze lassen grüßen" stand Jiro schnell wieder auf. „Geht es ağabey gut? Ich weiß nur, dass sie sich für ağabey rächen wollten" hakte Kelet nach, flink wieder auf den Beinen. „Nicht direkt" wich ich aus. „Sie sind gescheitert" fasste Jiro zusammen. „Teyze ist die meiste Zeit beruflich unterwegs, dayı wird langsam schwächer und verliert an Ausdauer und wir wissen nicht genau, wann Acronix aus dem Zeitwirbel zurückkehrt" erklärte ich schließlich. Kelet ließ den Kopf hängen und setzte sich auf einen niederen Kasten. Jiro und ich sahen uns nur an und setzten uns links und rechts neben ihn. „Bisher sind es nur Ideen, aber wir überlegen schon, wie wir die Familie wieder zusammenbringen" wollte Jiro ihn aufmuntern.

„Ich werde ein paar Tage mit euch kommen. Es wird auch ağabey guttun, vor allem wenn Abla weiter verschwunden bleibt" versicherte Kelet uns. „Hast du nicht ein Königreich zu regieren?" hakte Jiro verwundert nach. „Für solche Fälle gibt es Gesetze. Ein paar Nächte sind kein Problem, aber ich muss noch ein paar Dinge regeln" wank Kelet ab. „Wollt ihr nicht in der Zeit auf eure Palastzimmer? Ihr seid letztes ziemlich hastig aufgebrochen". Schulterzuckend standen wir auf und nahmen die nächste Treppe. „Kommt Kelet dir nicht auch etwas seltsam vor?" wisperte Jiro mir zu, als wir außer Hörweite waren. „Er hat seine Geschwister quasi verloren und war jahrelang eingesperrt. Es heißt, wer die Gefängnisse der Oni überlebt, ist meistens reif für die Klapse. Geruch und Ströme stimmen jedenfalls. Vielleicht weiß dayı mehr" beruhigte ich ihn, wir waren an unseren Zimmern angekommen. „Gut, fragen wir dayı später" schob er das Thema auf.

Mein Zimmer war noch genau so, wie ich es verlassen hatte. Naja, fast.

>>Hallo, Kleines. Du hast ja keine Ahnung, wie langweilig es ohne dich und den Anil war<< begrüßte Lelah mich und drückte meinen Oberkörper über den Schreibtisch, die Arme schmerzhaft auf den Rücken verdreht. Ihre übliche Begrüßung. Ein Detail war allerdings neu. An Ellenbogen und Handgelenken trug ich Fesseln. >>Du hattest niemanden mehr zum Quälen? << erwiderte ich scherzhaft. >>Frech wie immer. Keine Sorge, diese Dinger sind nur eine kleine Erinnerung daran, wer hier Chefin ist<< zog sie die Fesseln enger. Sie war eindeutig irre. Wie immer. Immerhin ließ sie von mir ab, nachdem sie mich auf meine Matte geworfen hatte. Andere hatten in ihren Zimmern Spinnen oder vielleicht Kleinsttiere als Untermieter, aber bei mir musste es ja der Geist einer toten Chan sein. >>Eigentlich wollte ich dir gratulieren. Du bist die erste Frau der Yang, die ihre Begegnung mit dem Ultra-Bösen überlebt hat. Natürlich ist es tragisch, dass dein kardeş und dein Damad nun verflucht sind, aber immerhin habt ihr überlebt. Und dass, obwohl ihr noch Jungen seid<< setzte sie sich auf die andere Seite der Matte. >>Wir hatten nur Glück, das war alles<< richtete ich mich auf, sodass ich auf Po und Schienbeinen saß. >>Und wir hatten Kodokuna. Ich weiß, was er angerichtet hat, aber...<<. >>Du weißt schon, was Krux mit ihm angestellt hat, oder? << unterbrach sie mich. Perplex starrte ich nur auf ihre Ströme.

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