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~POV Ardy~

Dad: "Warum bist du nicht hingegangen?"
Ardy: "Vergessen."
Dad: "Wenn dein Lehrer sagt, dass du Nachhilfe brauchst und er schon so nett ist und dir Nachhilfe gibt, dann nehme das auch wahr."
Ardy: "Ja, Dad."
Dad: "Ich möchte nicht, dass er wieder bei mir anruft."
Ardy: "Ja, Dad."
Dad: "Ich meine es ernst. Du weißt, dass du keinen höheren Rang hast als die anderen nur, weil ich der Schule Geld gebe."
Ardy: "Ich weiß, Dad."
Dad: "Gut. Wir sehen uns. Hab dich lieb."
Ardy: "Ich dich auch."

Eigentlich hatte ich das nicht. Aber ich tue so, weil er mir jeden Monat ziemlich viel Geld überweist und ich dank ihm alleine wohne kann. Doch eigentlich hat er daran Schuld, dass wir keine Familie mehr sind. Er und seine neue Freundin. Als ich fünf Jahre war hat mein Vater meine Mutter betrogen. Natürlich hat meine Mutter ihn erwischt und daraufhin Schluss gemacht. Sie hatte nicht mal für mein Sorgerecht gekämpft und mich einfach bei meinem Vater und seiner Freundin gelassen. Mein Vater hat mir die Wahrheit erst später gesagt, als ich alt genug war und es verstand. Und ab da wollte ich ausziehen. Was ich dann mit 17 bereits getan habe. Von meiner Mutter habe ich nie wieder was gehört und vielleicht will ich das auch gar nicht. Doch mir würde es manchmal echt besser gehen, wenn mein Vater auch nicht da wäre. Und das weiß er auch. Er weiß, dass ich ihn dafür verantwortlich mache, dass meine Mutter weg ist. Er versucht sich mit Geld meine Liebe zu erkaufen und ich lasse ihn weiterhin glauben, dass das funktioniert. Wenn ich einfach nur so tue als würde ich ihn mögen, bekomme ich weiterhin sein Geld und seine Unterstützung. Doch sobald ich selbst genug Geld verdiene und nicht mehr auf ihn angewiesen bin, werde ich den Kontakt abbrechen.

(...)

"Kommst du gleich auch zur Hütte?", fragte Luna mich im Unterricht. "Geht nicht. Hab Nachhilfe." Julian schaute mich über Lunas Schulter mit gerunzelter Stirn an. "Seit wann gehst du denn zur Nachhilfe?" "Herr Tjarks hat meinem Vater angerufen und ihm alles erzählt." "Mich wundert es, dass das noch kein anderer Lehrer gemacht hat." "Die machen das nicht, weil die Direktorin sagt, dass sie es nicht machen sollen. Ich meine, schau dir die Schule an. Sie brauchen neue Fenster, eine neue Mensa, neue Geräte für Chemie, eine neue Aula. Und vieles davon bezahlt mein Vater." "Stimmt." "Ihr drei seid jetzt auch ruhig.", ermahnte Herr Tjarks uns. "Außerdem bleibst du heute länger Ardy." "Natürlich.", sagte ich mit einem gespielten Grinsen. "Sollte irgendwas sein. Sei es, dass die andere Gang wieder kommt oder was auch immer, dann ruft mich an und ich komme sofort." Luna und Julian nickten. Den Rest des Unterrichts hörte ich zu, zumindest so einigermaßen, bis es zum Schuldende klingelte. Ich ging noch mit Luna und Julian nach draußen, unterhielt mich kurz mit ihnen und verabschiedete mich dann. Als ich wieder den Klassenraum betrat war keiner außer Herr Tjarks da. "Wo sind die anderen?" "Ich bevorzuge es, wenn die Schüler einzeln zu mir kommen. So kann ich es ihnen besser erklären." Ich setzte mich ihm gegenüber auf einen Stuhl. "Würde mich ja nerven solange in der Schule zu sitzen." "Und trotzdem bist du hier." "Ja, weil ich keine andere Wahl habe." "Vielleicht habe ich das auch nicht. Naja, fangen wir an. Also wie ich gesehen habe, hast du Schwächen in Rechnungen mit Volumen." "Ich habe überall in Mathe Schwächen." Herr Tjarks lachte kurz. "Pass auf, Volumen ist eigentlich gar nicht so schwer." Er gab mir einen Zettel und fing an es mir zu erklären. Langsam verstand ich es. Hätte ich in Mathe aufgepasst, wäre es bestimmt gar nicht so schwer gewesen. "Okay und jetzt rechnest du die übrigen Aufgaben auf dem Zettel alleine." Ich fing an, hatte jedoch irgendwann keine Lust mehr. "Also Lehrer war schon immer Ihr Traumberuf, ja?" "Naja, erst wollte ich etwas anderes machen, aber dann habe ich gemerkt, dass es mir Spaß macht anderen etwas zu erklären." "Mhm. Die Ausrede höre ich von vielen Lehrern." "Und du hast schon einen sicheren Platz?" "Jep. Er ist ein Kumpel von mir." "Und als was arbeitest du dann?" "Geheimagent." Herr Tjarks lachte kurz. "Natürlich. Dann mache aber erstmal deine Aufgaben." "Mache ich doch, ich bin Multitaskingfähig." "Das glaube ich erst, wenn ich es sehe." Ich legte den Stift weg und seufzte. "Wie wäre es, wenn wir einfach gehen? Sie sind schneller zu Hause und ich auch. Ihre Frau wartet bestimmt schon." "Mache jetzt deine Aufgaben.", sagte er, aber mit einem Lächeln im Gesicht.

(...)

Die Wochen vergingen und erst in den Nachhilfestunden merkte ich, dass Herr Tjarks eigentlich wirklich nett war. Das war auch der Grund, weswegen ich in seinem Unterricht nicht mehr störte. Oder zumindest nicht mehr viel. Er verwarnte mich zumindest nicht mehr. Manchmal freute ich mich auch auf die Nachhilfe, weil ich wusste, dass es lustig werden konnte. "Wohnen Sie eigentlich alleine?", fragte ich ihn. "Nein, mit einem Kumpel." "Cool. So eine WG ist doch bestimmt witzig." "Nicht, wenn sich niemand an die Regeln hält und keiner abwäscht." "Aber Sie sind doch Lehrer. Ich dachte Lehrer halten sich immer an die Regeln." Herr Tjarks lächelte und seit kurzem löste das irgendwas bei mir aus. Ein warmes Gefühl in meiner Brust. Fuck! "Dann kennst du Lehrer aber schlecht. Wir sind keine Spießer so wie in der Schule." "Das habe ich jetzt nicht gesagt. Ehrlich, ich finde Sie sind kein Spießer." Okay, langsam reichte es auch mit den Schmeicheleien. "Aber andere Lehrer?" Ich überlegte kurz. "Jep. Andere Lehrer definitiv. Aber ich kann Ihnen nicht sagen welche, weil sie es denen sonst sagen würden. Obwohl, ist mir eigentlich egal. Herr Backer zum Beispiel. Bei dem ist doch alles illegal oder? Er gibt uns nicht frei, weil es illegal ist. Er kopiert nicht irgendwelche Blätter, weil es illegal ist. Ich hasse den." "Ich mag ihn auch nicht.", sagte Herr Tjarks weswegen ich ihn erstaunt ansah. "Was?", fragte er. "Naja... ich dachte, dass Lehrer nicht so über andere Lehrer reden. Schließlich sind doch alle Kollegen." "Ja, aber du kannst nicht jeden Kollegen mögen. Wir schweifen ab. Ich schreibe dir ein paar Aufgaben an die Tafel, ja?" Ich nickte und beobachtete ihn dabei. Fuck my life. Das kann doch nicht wahr sein! Ich hatte mich doch jetzt nicht wirklich in einen Lehrer verliebt!

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