8. Dezember
Sicht: Manuel
Palle hätte sich wirklich nicht entschuldigen müssen. Dass er es getan hatte, schätzte ich ihm hoch an und ich fand es auch nett von ihm. Genauso fand ich auch seine Einladung, mir die Arena zu zeigen, echt nett, aber ich musste wirklich zu Herr Bergmann. Zum einen wollte ich mit ihm über ein paar Sachen, über die ich die Nächte immer nachgedacht hatte sprechen und zum anderen hatte ich da noch eine Frage.
Ich öffnete das kleine Tor zu seinem Vorgarten, ging die Treppe zur Tür hoch und nachdem ich die Ranken zur Seite gewischt hatte, klopfte ich an. Fünf Sekunden später hörte ich eilige Schritte und die Tür wurde geöffnet. Bergmann sah mich überrascht an, begrüßte mich aber. ,,Wie kann ich helfen?", fragte er höflich. ,,Es gibt da paar Sachen, über die ich sprechen muss.", antwortete ich nur. Mir wäre es lieber, wenn wir in sein Haus reingehen würden. Er verstand und öffnete die Tür etwas weiter, sodass ich eintreten konnte. Er räusperte sich und zeigte mit einer Hand nach unten. ,,Willst du dich setzen?", fragte er. Ich nickte und folgte ihm nach unten, wo ein Ecksofa stand. Wir setzten uns so hin, dass wir uns anschauen konnten.
,,Also, was willst du denn besprechen?" Er musterte mich halb besorgt, halb mistrauisch. ,,Die letzten Nächte konnte ich nicht einschlafen, da mir so viele Gedanken durch den Kopf gegangen sind. Nun, zwar konnte ich die Nacht vor der letzten relativ gut und lange schlafen, aber in der vergangenen Nacht nicht so. Ich dachte, dass es mir vielleicht helfen würde, mit jemanden, den eben diese Gedanken teils auch betreffen, darüber zu sprechen.", begann ich. Herr Bergmann nickte mit verständnissvollen Blick. Hätte er nicht direkt gegen mich geschossen in seiner Zeitung, dann hätte sich auch vielleicht so etwas wie eine Freundschaft in gewissen Maßen gebildet. Aber was noch nicht ist, kann ja noch werden, wie man so schön sagt.
,,Geht es um die Zukunft?", fragte der Dunkelblonde. Ich nickte und fügte hinzu: ,,Und um die Frage, warum ich eigentlich hierbleiben wollte. Warum haben Sie sich eigentlich dafür entschieden?" Neugierig sah ich ihn an. Ich wollte gerne wissen, ob ich Recht hatte und er wirklich auf Delay steht.
Verlegen kratzte er sich am Nacken, sah nach links und gab ein angestrengtes Geräusch von sich. ,,Ähm... Das hat verschiedene Gründe-" ,,Die da wären?" Es lag an Delay. Es musste einfach an ihn liegen! Ich musste grinsen und machte keine Anstalten es zu verstecken. Ertappt seufzte er, versuchte es aber mit einen genervten Blick zu überspielen.
,,Vielleicht hilft es mir, wenn ich erfahre, weshalb Sie hier bleiben.", fügte ich scheinheilig hinzu. ,,Ja ja! Ich versteh' schon, Manu...", antwortete er. ,,Brauchst du wirklich meine Hilfe oder bist du nur da, um mir auf den Zeiger zu gehen?" Meine Miene wurde wieder etwas ernster. Es war zwar ein toller Nebeneffekt, dass ich den Bergmann nerven konnte, aber ich war ja wirklich hier, weil ich etwas von ihm wollte.
,,Sorry, ich musste einfach fragen.", meinte ich deshalb. ,,Wie läuft's eigentlich bei dir und Paluten?", fragte er, ebenso grinsend wie ich eben. Fassungslos sah ich ihn an und musste erstmal die Frage verarbeiten. ,,Touché...", murmelte ich zähneknirschend. Ich war zwar nicht hinter Paluten her, anders als Bergi nun mehr als offensichtlich hinter Delay her war, aber angesichts der Tatsache, dass er mich sprachlos gemacht hatte, ging dieser Punkt eindeutig an ihn.
,,Sorry Manu", meinte er grinsend, ,,ich musste einfach fragen." Er zwinkerte mir süffisantisch zu und schlug ein Bein über das andere. Es waren diese Gesichtsausdrücke, die mich provozierten und mich dazu veranglagten, nicht aufzuhören ihn zu ärgern.
,,Um zum eigentlichen Thema zurück zu kommen...", murmelte ich, ,,Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich wieder zurück will oder nicht." Der provozierende Gesichtsausdruck von eben war nun verschwunden, stattdessen war wieder der verständnisvolle Blick da. ,,Ich verstehe dich. Manchmal wünsche ich mir auch in unserer Zeit zu sein."
,,Es ist aber eben nicht nur manchmal, dass ich es mir wünsche. Es ist eher so, dass ich in manchen Momenten froh darüber bin, dass ich hier bin.", entgegnete ich, dezent verzweifelt. ,,Hm... Ehrlich gesagt, Manu", meinte nun Herr Bergmann, ,,weiß ich auch nicht ganz, wie ich dir da helfen soll." Aufgebracht stand ich auf und ging zur Treppe. ,,Vielen Dank auch!", rief ich. ,,Warte doch mal! Nur weil ich nicht weiß, wie ich helfen kann, heißt das noch lange nicht, dass ich dir nicht helfen will!" Ich blieb stehen, dachte darüber nach. Was bringt es mir, wenn ich Hilfe von einer Person bekomme, die keine Ahnung hat, was sie tun soll? Andererseits meinte er, er würde mir helfen wollen, was ja schonmal etwas ist. Seufzend drehte ich mich um und ging zurück zum Sofa. ,,'Tschuldigung", nuschelte ich. ,,Ich kann dir nichts versprechen, aber vielleicht kann ich dir ja irgendwie helfen herauszufinden, was du eigentlich willst.", sprach Bergi. Ich nickte und lächelte ihn schwach an. ,,Danke!" Ein überraschender Gesichtsausdruck legte sich auf sein Gesicht. Verwirrt davon fragte ich, warum er mich so anschaute. ,,Du bedankst dich normalerweise kaum, und wenn du es tust, dann auf deine ganz spezielle Art und Weise." Genervt stöhnte ich. ,,Da bedankt man sich und dann ist das auch nicht richtig! Man ey! Es erwarten auch wirklich alle nur das schlechteste von mir oder?!" Wütend verschrenkte ich meine Arme vor die Brust und lehnte mich so zurück, dass ich aussah wie ein Schluck Wasser in der Kurve.
,,Es ist nunmal eine Tatsache, dass du nicht gerade der netteste Typ bist. Takaishii kannst du zwar nicht das Wasser reichen, was Antipathie angeht, aber trotzdem ist man Freundlichkeit von dir eher weniger gewohnt.", meinte Tim. Grummelnd quttierte ich es. ,,Manchmal bist du echt kindisch, weißt du das?", seufzte er dann kopfschüttelnd. Ein kurzer Blick zu ihm verriet mir, dass er grinste. Ich drehte wieder meinen Blick zur Wand. ,,Ist kindisch jetzt etwa auch schlecht?", fragte ich augenverdrehend. ,,Nein, natürlich nicht immer.", entgegnete Bergi jetzt, ,,Du hast nur die Sturköpfigkeit eines kleinen Kindes, die einen ganz schnell auf die Palme bringen kann."
,,Hm, wenn du meinst. Was soll ich denn deiner Meinung nach tun, damit alle aufhören mich überrascht anzuschauen, wenn ich mal nicht das Arschloch bin, das jeder von mir denkt und erwartet?", fragte ich schnippisch. ,,Nicht damit aufhören. Wenn sich einmal die Leute daran gewöhnt haben, dann sind die auch nicht mehr überrascht davon.", riet er mir. Das half mir natürlich wunderbar! Wie soll ich denn einen auf nett und ruhig und alles ist super und mich fuckt es überhaupt nicht ab, dass ihr mich so überrascht anschaut machen, wenn es mir eben doch übelst auf die Nerven ging?
Kurz war es still, bis Bergi das Schweigen brach: ,,Wenn du mir diese Frage ehrlich beantwortest, dann beantworte ich dir auch deine Frage von vorhin okay?" Argwöhnisch sah ich ihn an und überlegte zuzustimmen. Was sollte er mir schon bitte für eine Frage stellen?
Unsicher willigte ich also ein. ,,Würdest du Palle denn eine Chance geben, wenn er dich fragen würde?"
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