3. Dezember

Sicht: Paluten

Ein wenig fühlte ich mich besser, nachdem ich mit Peter über Manuel gesprochen hatte. Ich hatte ihm davon erzählt, wie müde er war, als ich ihm heute Morgen über den Weg lief. Peter meinte, dass das in letzter Zeit recht häufig ist und wenn Manuel Mal schläft, dass es dann meistens nicht mehr als eine oder zwei Stunden wären.

Ich war so tief in Gedanken darüber versunken, wie man ihm helfen könnte, dass ich gar nicht bemerkte, wie meine Füße mich zu einer der leeren Anlegestellen am Hafen trugen. Lächelnd setzte ich mich auf den Boden und ließ meine Füße über das Wasser baumeln. Während meine Gedanken wieder loslegten, sah ich vollkommen weggetreten auf die Wasseroberfläche.

Als ich Peter anvertraut hatte, dass ich mir Sorgen um Manuel machte, hatte er mich angelächelt. Seine Mundwinkel zuckten dabei etwas, so als würde er ein Schmunzeln unterdrücken. Mich verunsicherte das und ich fragte mich, ob ihm meine kleine Schwäche für seinen Bruder auch aufgefallen war. Die Vorstellung fand ich schon beschämend und versuchte sie aus meinem Kopf zu vertreiben.

War es wirklich so offensichtlich oder haben Bergi, Smurf und vielleicht auch Peter einfach nur ein feines Gespür für sowas?
Nun ja, so offensichtlich konnte es ja auch nicht sein, wenn es nicht einmal Manuel aufgefallen war. Es würde doch einem auffallen, falls jemand sich für einen interessiert oder etwa nicht?

Ich versuchte zu überlegen, ob ich wohl bemerken würde, dass eine Frau oder vielleicht auch ein Mann mich interessant findet. Wonach hielt man denn da Ausschau?
Klar, das offensichtlichste Zeichen ist die Aussage, sowie dass man ständig von Jemanden angeschaut und betrachtet wird. Aber zumindest Letzteres muss ja nicht zwangsweise darauf hinweisen.
Also dachte ich weiter nach. Doch das brachte mich auch nicht wirklich weiter. Stattdessen konnte ich nur daran denken, warum ich Manuel so sehr mochte. Klar war sein Aussehen unter anderem ein Grund, aber es war doch größtenteils seine Stimme und mich faszinierte es, wie selbstsicher er war. Sein Lachen, das man bedauerlicherweise viel zu selten zu Gehör bekommt, gefiel mir ungemein.

,,Achtung!", rief plötzlich eine Stimme direkt hinter mir und schubste mich mit einen heftigen Stoß nach vorne, sodass ich wild mit meinen Armen rudern musste, um Gleichgewicht zu erlangen. Leider klappte das nicht und so kam es dazu, dass ich ins kalte Wasser fiel! Völlig überrascht tauchte ich nach oben, kletterte die Anlegestelle wieder hoch, strich meine Haare aus dem Gesicht und kaum dass ich das Gelächter hören konnte, war mir sofort klar, wer mich geschubst hatte.
,,Danke...", murmelte ich, während ich versuchte irgendwie meine Kleidung auszuwringen. Rewi hörte auf zu lachen, strich sich eine Lachträne weg und hielt sich den Bauch. Grinsend fragte er mich: ,,Ich musste einfach, Palle. Ich musste einfach..." Seufzend durchwuschelte ich meine Haare. ,,Was willst du, Rewi?", fragte ich ihn müde lächelnd. Gerade wollte ich eher alleine sein und meine Ruhe haben. Ich mag Rewi, aber er ist mit seiner wilden Art eher das Gegenteil von dem, was ich gerade gerne hätte.

Glücklicherweise bemerkte auch er, dass ich gerade eher weniger Lust auf verrückte Aktionen hatte, und fragte mich, ob alles okay wäre. ,,Ja, alles in Ordnung. Ich bin nur etwas..." Mir fehlte das richtige Wort, um zu beschreiben, wie es mir gerade ging. ,,Bist du müde?",fragte der aufgedrehte Mann. Als er müde sagte, musste ich an Manu denken.
,,Müde nicht wirklich.", antwortete ich, ,,Ich bin eher nachdenklich, weißt du? Mir gehen im Moment ein paar Dinge durch den Kopf, denen ich mich einfach aussetzen muss." Verständnisvoll nickte der Blonde. In solchen Sachen kann man ihm echt nichts vorwerfen, das muss man Rewi lassen. Sobald es irgendwem nicht gut geht, hört er auf mit Späßchen.

,,Sowas hat man halt hin und wieder mal. Dann lass ich dich wohl lieber alleine. Tut mir Leid, Palle!" Entschuldigend schlug er mir gegen den Arm und verabschiedete sich dann auch schon von mir.
Da stand ich nun. Mir war kalt, ich war komplett durchnässt und hatte mich kopfüber und hoffnungslos in einen Jungen aus einer anderen Zeit verliebt. Tiefer konnte mein Leben nicht sinken.

Auf dem Weg zu meinem Zuhause, lief ich Peter über den Weg. Neugierig darüber, ob er schon mit Manu gesprochen hatte, lief ich zu ihm und fragte ihn direkt. Peter erzählte mir, Manuel wäre genau dann eingeschlafen, als er selber reinkam. Also konnte er logischerweise noch nicht mit ihm sprechen.
,,Hoffentlich kann er jetzt etwas vom verlorenen Schlaf nachholen.", meinte ich lächelnd. Es erleichterte mich ungemein, dass der Junge nun doch seine Augen zum Ruhen bekam. ,,Ja, das wünsche ich mir auch. Danke nochmal, dass du mir von heute Morgen erzählt hast." Lächelnd winkte ich ab. Dafür brauchte er sich nicht bedanken.
Peter wollte sich gerade von mir verabschieden, da fiel mir noch in letzter Sekunde eine Frage ein: ,,Äh, meinst du, es kommt komisch, wenn ich morgen einfach Mal nach ihm sehe?" Wieder zuckten Peters Mundwinkel schmunzel-verdächtig nach oben, und gaben mir Gewissheit darüber, dass er über meine - anscheinend doch nicht so geheimen - Gefühle zu seinen Bruder wusste.

,,Ich denke nicht. Immerhin hast du ihn heute Morgen völlig ausgelaugt angetroffen. Da ist es schon okay, wenn man nach dem Wohlbefinden fragt." Lächelnd nickte ich und verabschiedete mich dann auch von ihm.

Den Rest des Tages verbrachte ich damit, mein Zuhause etwas aufzuräumen und sauber zu machen. Währenddessen dachte ich darüber nach, was wohl das Wissen Peters über meine Zuneigung wohl für mich bedeutete. Da er ja scheinbar nichts dagegen hatte und mich sogar dazu motivierte, einen Schritt vorwärts zu machen, hieß es nicht wirklich was negatives für mich. Vielleicht würde er mir versuchen zu helfen oder er würde seinen Verdacht (Er hatte ja keine Beweise) Manuel äußern und dann gäbe es nur drei Möglichkeiten: Entweder dieser ignoriert mich danach oder er erzählt es jedem und macht sich dann über mich lustig oder er fühlt genauso und vertraut sich mir an. Allerdings denke ich, dass das am wenigsten wahrscheinlich ist. Liebe und Zuneigung zu einer Person sieht anders aus, als Pfeile und Bedrohungen jemandem zu zuwerfen.
Seufzend schüttelte ich den Kopf darüber, während ich mit meinem Besen über den Boden wischte.

Als es Zeit für's Abendessen war, wurde ich fertig; die Kisten waren aufgeräumt, auf dem Boden war kaum mehr Dreck und das Quietschen meiner Terrassentür konnte ich mit etwas Fett auch beseitigen.
Aber nun musste ich mir schnell etwas zu Essen zaubern, denn mein Bauch verlangte dringend nach einer Mahlzeit!
Ich machte mir einen Hering mit ein paar zermatschten Kartoffeln.

Während ich das Gericht aß, fragte ich mich, ob wohl Manuel immer noch schläft oder ob er gerade wach ist und auch etwas isst. Irgendwie kam mir die Vorstellung, wie er gerade alleine isst, traurig vor. Ich hatte immerhin Edgar meistens bei mir, und ab und zu waren auch mal Dieter oder Boris drinnen. Das geschah allerdings selten.
Manuel hat, so weit ich wusste, keine Haustiere und wohnen tut er alleine.

Vielleicht aß er gemeinsam mit Claus? Schließlich sind die beiden gut miteinander befreundet und da könnte es doch womöglich sein, dass sie hin und wieder zusammen zu Abend essen.

Mir fiel auf, dass ich während des Essens fast ausschließlich nur an den Jungen gedacht habe. Das konnte doch nicht gesund sein!
Kopfschüttelnd machte ich meine Schüssel und mein Besteck sauber, trocknete es und räumte es danach weg.
Geschaffen setzte ich mich nach draußen auf meinen Balkon und genoss den Untergang der Sonne, wie sie das Meer orange-rot bestrahlte und einen unfassbar schönes Licht auf die Zitadelle der Zeit warf. Mögen tu ich dieses Gebäude zwar noch immer nicht so ganz, da sie einen großen Teil des Lichts abfing, aber beeindruckend war sie schon.
Der Ehrgeiz, der da hineingesteckt wurde, musste auch anerkannt werden.

Ehe ich auf meinem Balkon unter dem Nachthimmel einschlafen konnte, kraxelte ich in mein Bett, wo mir die Augen sofort zufielen.

Morgen würde es mir definitiv schwerer fallen aufzustehen, das war klar.


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Es tut mir so Leid...
Ab morgen wird es wieder früher. Das lag gestern und heute nur an Englisch...

Wünsche euch einen guten Abend noch! :)

LG LMS :3

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