24. Dezember

Sicht: Manu

Ich lag mit meinem Oberkörper auf Palle drauf, hatte meinen einen Arm um seinen Hals geschlungen und der andere lag an meiner Seite. Die Hand von dem einen Arm, der an meiner Seite war, hielt Palutens Hand fest. Verschlafen sah ich den schlafenden Mann unter mir an und musste lächeln. Er sieht so niedlich aus, wenn er schläft...

Weil ich ihn nicht wecken wollte, legte ich meinen Kopf wieder auf seinen Oberkörper ab und schloss die Augen.
Ich war schon etwas stolz auf Palle. Bisher waren wir fast einen Monat hier und er kam super zurecht. Alleine ließ ich ihn zwar ungern, aber nachdem wir uns einmal in einem Kaufhaus verloren hatten und wir uns ohne Probleme wiederfinden konnten, war ich um einiges beruhigter und konnte komplett darauf vertrauen, dass er nicht verloren ist.
Bus- und Bahnfahrten fand er zwar noch immer nicht so gut, aber es war laut ihm nicht so schlimm wie Autofahren.

Ich hatte sogar schon darüber nachgedacht, wann und wie ich meine Familie und ihn einander vorstellen sollte und ob ich ihnen von allem erzählen könnte. Ob sie mir glauben oder würden sie mich und Patrick in die Geschlossene einweisen wollen?

Noch bevor ich weiter darüber grübeln konnte, regte sich der Mann unter mir. Sofort sah ich wieder in sein Gesicht und sah Palle schmunzelnd dabei zu, wie er gähnte und seine Arme leicht ausstreckte. Ich beugte mich etwas über sein Gesicht und küsste seine Nasenspitze. Jetzt öffnete der Braunäugige seine schönen und verschlafenen Augen; sie grinsten mich strahlend an. Palle legte seine beiden Arme über meinen Rücken und er betrachtete mich ruhig. „Guten Morgen Palette.", flüsterte ich. „Guten Morgen Mänjuel!" Wir küssten uns kurz. Dann sahen wir uns einfach nur stillschweigend in die Augen. Ich schaue gerne in seine Augen. Sie strahlen immer diese Heiterkeit aus. Besonders dann, wenn er mich so verschmitzt anlächelte, wie er es jetzt gerade tat.

Leise kichernd fragte ich ihn, woran er denkt. „An dich natürlich! Du liegst ja auch fast komplett auf mir.", antwortete er lachend. Da hatte er Recht. Ich hatte aber auch nicht das Bedürfnis von ihm runter zu gehen. Dafür bräuchte er schon einen triftigen Grund.

„Und woran denkst du, wenn ich fragen darf?"
„Ich denke an deine Augen und daran, wie sehr ich sie mag." Sie begannen zu glänzen, nachdem ich das gesagt hatte. Mir ist aufgefallen, dass sie das immer tun, wenn ich ihm sage, was ich an ihm mag. Außerdem wird er auch leicht rosa an den Wangen, aber das war am Anfang noch viel stärker. Mittlerweile waren wir ja schon etwas mehr an das Ganze hier gewöhnt. Und trotzdem werde ich jedes Mal aufs Neue überglücklich, wenn er mir zeigt, dass er mich liebt.

Ich streckte mich etwas, um ihn besser küssen zu können. Sanft erwiderte er meinen Kuss und übte sachte immer weiter Druck auf meinen Lippen aus. Eine Strähne von meinen Haaren fiel mir ins Gesicht, welche er sofort mit seiner Hand wieder hinter mein Ohr strich. Dabei fuhr er mir über meinen Nacken, um seine Hand in meinen Haaren zu verstecken. Langsam wanderte seine andere Hand meinen Rücken runter. Ich musste anfangen zu grinsen, womit ich ihn ansteckte und weshalb er auch kurz unseren Kuss unterbrach. Wir sahen uns wieder tief in die Augen, grinsten beide auf unsere ganz eigene Art und Weise, kommunizierten über unsere Blicke.
Fast schon gleichzeitig berührten wir unsere Lippen wieder mit denen des jeweils anderen.

Ohne Mühe drehte Palle mich, sodass er nun auf mir lag. „Was wird das?", fragte ich ihn nun. Er grinste nur verstohlen und zuckte mit den Schultern. „Finde es selber heraus!" Ehe ich etwas einwerfen konnte, hatte er mich wieder in einen langen und sehr intensiven Kuss verwickelt und ich fand heraus, was er vorhatte.

Während Palle sich schon um das Frühstück kümmerte, stand ich unter der Dusche. Ich liebe es, wenn er Frühstück macht! Das ist eines der wenigen Mahlzeiten, die ich ihn kochen lasse. Meine Angst, er könnte irgendwas abfackeln lassen, war einfach viel zu groß. Er hatte es sogar mit meiner Anwesenheit und trotz meiner Hilfe fast geschafft, den Rauchmelder angehen zu lassen. Ob ich da mitschuldig bin, bestreite ich stets und das werde ich auch weiterhin noch tun.

Als ich aus der Duschkabine heraus kam, stieg mir der Duft von Kaffee schon in die Nase. Schmunzelnd trocknete ich mich ab, zog mich an und ging in die Küche. „Morgen, Palette.", begrüßte ich meinen Freund noch einmal. Dieser drehte sich mit seinem Kopf zu mir, grinste und erwiderte meinen Gruß: „Guten Morgen Mänjuel!" Er gab mir einen Kuss auf die Wange, bevor er sich wieder an das Rührei wendete. Ich hingegen nahm mir eine Tasse und betätigte die Kaffeemaschine. Laut wurden die Kaffeebohnen gemahlen. Während ich auf die heiße, wachmachende Flüssigkeit wartete, beobachtete ich Palle weiter. Der ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Ich glaube sogar, dass er es genoss, wenn ich ihn betrachtete. Zumindest ließ mich sein Schmunzeln und Zwinkern zu mir darauf schließen.

Bei seinem Anblick fiel mir wieder ein, dass wir unbedingt für ihn Klamotten kaufen müssen. Momentan teilten wir uns meine. Bei einigen Teilen sieht das ganz schön lustig aus, weil sie ihm einfach zu groß sind.
Wir setzten uns an den Tisch hin und ich sprach meine Gedanken aus: „Wir müssten dir eigentlich echt mal Kleidung kaufen." Palle nickte. „Ja, wäre wohl nicht schlecht. Auch wenn ich deine Sachen wirklich gemütlich finde!" Das quittierte ich mit einem Lächeln. „Ich kann dir ja die Läden zeigen, bei denen ich einkaufe.", bot ich ihm nun an. Wieder nickte er.
Danach aßen wir erstmal. Während ich mein Brötchen mit Rührei aß, dachte ich wieder an meine Familie. Ich sollte Bergi mal fragen, was er davon hielt. Dass ich schon seit nun fast einem Monat mit Palle hier bin und ich sie ihm immer noch nicht vorgestellt hatte, wurmte mich schon ein wenig.

„Ich glaube, ich muss mich bald mit Tim treffen.", meinte ich, nachdem ich den letzten Bissen meines Brötchens heruntergeschluckt hatte. Verblüfft sah Palle mich an und fragte warum. Ich erzählte ihm von meinem Beweggrund und als ich fertig war, stimmte er mir zu: „Du hast Recht. Es wäre nicht verkehrt, erstmal Bergi nach Rat zu fragen." Ich hoffte wirklich, dass Tim mich nicht anfährt und mir keine Rede darüber hält, dass meine Familie mich für verrückt erklären wird und Palle und ich den Rest unseres Lebens in einer Heilanstalt verbringen würden.
Ich könnte es ihm natürlich auch nicht erzählen. Aber dann würde er umso wütender werden, wenn rauskommt, dass ich ihnen über Palles „Herkunft" erzählt habe. Und darauf hatte ich keine Lust.

Sofort kam in mir die Frage auf, was ich denn tun würde, wenn er mir davon abrät? Erzähle ich es ihnen doch und riskiere damit, dass er mich bei der nächsten Begegnung umbringt oder halte ich meine Füße still und meinen Mund geschlossen?

Palle riss mich aus meinen Gedanken, indem er mit seiner Hand vor mein Gesicht herumwedelte. „Hallo? Erde an Mänjuel?" Ich schüttelte kurz meinen Kopf und sah ihn fragend an. Er begann zu kichern und fragte mich, wo ich denn gerade gewesen wäre. „War in Gedanken.", antwortete ich knapp. „Meinst du, Bergi würde mich sehr brutal umbringen, wenn er rausbekommen würde, dass ich meiner Familie trotz seiner Ablehnung hin von der Sache mit den Zeitreisen erzähle?", fragte ich. Die Frage war zum Teil Scherzes halber gestellt, aber ein Fünkchen Wahrheit steckte dennoch drin.
Palle zuckte mit den Schultern. Er stand auf und fing an den Tisch abzuräumen ( eine Sache, um die er sich mittlerweile sehr häufig kümmerte und wofür ich ihm sehr dankbar war). „Er ist doch eher Pazifist.", warf er nun ein, „Du vergisst, dass er zwar so wütend werden kann wie du, er aber nicht direkt zu Pfeil und Bogen greift." Er drehte sich zu mir, um mich frech anzugrinsen. Ich sprang auf und boxte ihn gegen den Arm. Ich wusste sehr wohl, dass er den letzten Satz aus reiner Provokation gesagt hat, aber das konnte ich nicht auf mich sitzen lassen!

„Siehst du!", rief er lachend, „Genau das meine ich!" Palle wich, noch immer lachend, nach hinten aus, doch ich ging auf ihn zu und schlang meine Arme um ihn. Meinen Kopf legte ich wie meistens auf seine Schulter ab und schloss die Augen. „Ich hab dich lieb, du provozierender Quatschkopf!", nuschelte ich. Palle legte seine Arme nun auch um mich und lehnte seinen Kopf gegen meinen an. „Ich dich auch, du kleiner Sadist..." Ein versonnenes Lächeln legte sich auf meine Lippen. Bei ihm klingt dieses Wort nie so schlimm, wie es das eigentlich tun sollte.

Wir standen noch ein paar Sekunden lang so, bis uns wieder das Abräumen des Tisches einfiel. Ich half Palle beim Rest und machte schließlich die Spülmaschine an.
„Wollen wir nicht jetzt Kleidung kaufen gehen?", schlug der Braunäugige vor. Ich sah auf die Uhr. Zehn nach Zwölf war es; das ist eine ganz gute Uhrzeit. Ich nickte also und willigte dem Vorschlag ein.

Eine Stunde später befanden wir uns dann auch schon in einem Kleidungsladen. Palle fand erstaunlich vieles und sein Modegeschmack war gar nicht mal so übel. Es war zwar nicht mein Stil, aber es passte zu ihm und der Zeit. Weil wir nun mal seine Größen nicht wussten, mussten wir zu den Umkleiden gehen. Ich hasse es dort... Da ist meistens so viel Gerede und Gewusel, da hat man nicht wirklich Privatsphäre und manchmal bekommt man Dinge mit, die man gar nicht mitbekommen will.

Wir waren gerade auf den Weg zu den Kabinen, da entdeckte ich Peter! Meinen richtigen Bruder und nicht den anderen! Sofort zog ich meinen Freund zurück und zerrte ihn hinter eine Wand. Er erschreckte sich und fragte mich, was denn los wäre. „Mein Bruder ist hier!", flüsterte ich ihm zu. Die Verwirrung stand Palle im Gesicht geschrieben. „Aber ist nicht Peter-" Eilig unterbrach ich ihn: „Der Peter den du kennst, ist doch nicht wirklich mein Bruder! Verdammt, er sieht nur fast genauso aus und heißt so wie er!" Ich fasste mir an die Stirn. Was sollte ich jetzt tun? Wir konnten doch schlecht so lange hier bleiben, bis er wieder weg war!

„Manu, könnte es nicht sein, dass Pe-" Ich unterbrach Palle wieder, weil ich genau wusste worauf er hinaus wollte. „Nein, das da ist nicht der Peter aus deiner Zeit! Ich rufe Bergi einfach schnell an..." Ich holte mein Handy raus und rief ihn an. Ich hoffte inständig, dass er rangeht. Glücklicherweise tat er es auch. Noch bevor er was sagen konnte, fing ich an zu sprechen: „Hey, wollte nur kurz sagen, dass wir gerade Peter gesehen haben. Werde ihm von alles erzählen. Bis bald!" Ich wollte wieder auflegen, doch sein entsetztes „Was?!" hielt mich davon ab, auf den roten Knopf zu drücken. „Denkst du wirklich, dass das-" „Ja, was soll ich ihnen denn sonst sagen, hm?" Ich musste mich wirklich bemühen leise zu bleiben. Tim seufzte. „Sag doch einfach, dass ihr euch über mich kennen gelernt habt. Stimmt ja sogar irgendwie." Augenverdrehend schnaubte ich und entgegnete: „Ach stimmt, ist ja eine super Idee, wo wir uns doch so super verstehen und ich so gerne rausgehe. Wirkt überhaupt nicht auffällig." Sein Vorschlag war an sich echt nicht schlecht, aber es würde schon irgendwie etwas plötzlich kommen. Nein, die Wahrheit würde ich eindeutig bevorzugen. Das wäre auch hinterher deutlich unkomplizierter, als eine Lüge aufrecht zu erhalten.

„Wieso rufst du mich dann überhaupt an und sagst mir das, wenn du doch sowieso nie auf mich hörst?" Er klang etwas genervt, was ich ihm nicht groß verübeln konnte. „Wie sehr hättest du mich eigentlich angeschrien, hätte ich dir erst hinterher davon erzählt, hm?", konterte ich, ebenso angefressen wie er. „Mach doch einfach was du für richtig hältst! Du tust's ja sowieso, egal was man dir sagt...", seufzte er noch. „Gut." „Gut! Auf Wiederhören!"

Ich legte auf und atmete nochmal tief ein, um mich zu beruhigen. Palle wollte das auch tun, denn er zog mich an sich und gab mir einen kurzen Kuss. Dankbar lächelte ich ihn an und nickte. ‚Wir kriegen das schon hin!', versuchte ich mir selber einzureden.

Darauf bedacht, so normal wie nur möglich zu gehen, bewegten wir uns auf die Umkleidekabinen zu. Peter stand noch immer in der Nähe von ihnen. Als wir an ihm vorbeiliefen entdeckte er mich, beziehungsweise uns: „Oh, hallo Manu!" Ich tat so, als wäre ich überrascht und blieb stehen. „Oh, hi!" Ich lächelte, während in meinem Kopf alle Sirenen losgingen.

„Hallo!", begrüßte auch Palle meinen Bruder. Schnell stellte ich sie einander vor: „Ähm, Peter, das ist Patrick, mein Freund. Patrick, das ist Peter, mein Bruder." Die Situation war mehr als unangenehm für mich und ich musste mich echt zusammenreißen, nicht nach Palles Hand zu greifen und mit ihm davonzulaufen.

Ich konnte Peter ansehen, dass er etwas überrascht war, allerdings überwiegte seine Freude für mich. Er lächelte (wobei sein Lächeln einem Grinsen sehr ähnlich war) und streckte Palle seine Hand aus. Dieser schüttelte sie und erwiderte das Lächeln (er war nicht fast am Grinsen). „Freut mich, dich kennenzulernen!", sagte Peter. Ich war mir sicher, dass er das auch ehrlich meinte. „Ganz meinerseits!", entgegnete Patrick, und auch bei ihm war ich mir sicher, dass er es ehrlich meinte.

„Wie geht's dir, Peter?", fragte ich, bevor er irgendeine Frage stellen konnte. „Ganz gut, und euch?" Ich sah flüchtig zu Palle, der nickte. Ich nickte dann ebenfalls und antwortete Peter: „Uns geht's auch ganz gut. Patrick hat ein paar neue Klamotten gebraucht." Bekräftigend nickte er. „Ich bin auch auf der Suche nach ein paar neuen Sachen.", erzählte Peter.

Wir sprachen noch ein wenig über Dani und Noah, bis wir uns voneinander verabschiedeten. „Ich wollte dir Patrick eigentlich anders vorstellen.", meinte ich noch schnell. „Ist doch nichts bei. Mein Mund bleibt verschlossen, bis du es den anderen erzählst." Er zwinkerte mir zu und nachdem wir uns noch zur Verabschiedung umarmten, gingen wir getrennte Wege.

„Ich dachte, du wolltest es ihm sagen?", flüsterte Palle mir zu. Ich seufzte und kratzte mich am Arm. „Lieber, wenn alle da sind... dann muss ich es nicht zehnmal erzählen.", flüsterte ich zurück. Außerdem ist ein Kleidungsgeschäft wohl kaum der richtige Ort, um über Sachen wie Zeitreisen zu reden.

Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis wir völlig erschöpft und vollgepackt mit Kleidung wieder zu Hause ankamen. Wir waren richtig fertig und weil wir beide zu müde waren, um uns an den Herd zu stellen, bestellten wir uns Pizza.
Während wir auf die fettige Köstlichkeit warteten, beriet ich mich mit Palle, wie wir meiner Familie die ganze Geschichte am besten erzählen. Er war dafür, direkt vom DeLorean zu erzählen, hingegen ich dafür war, erst damit anzufangen, wenn sie fragen würden, von wo er denn herkommt oder wie wir uns kennenlernten.

„Und wenn sie nicht danach fragen?", warf der hübsche Braunäugige ein. „Das werden sie schon. Sie wissen, dass ich nicht der gerade geselligste bin, da werden sie mich garantiert fragen!"

Am Ende konnte ich ihn davon überzeugen zu warten, bis die ersten Fragen kommen würden. Zudem nahm ich mir vor, alle, das bedeutet: meine Mutter und meine Geschwister inklusive Dani und Noah, zum Abendessen einzuladen.

Und ungefähr eine Woche später standen Palle und ich in der Küche, mussten uns beeilen das Essen fertig zu bekommen. Ich war noch nie so nervös gewesen! Ich war so nervös, dass mir die Teller aus der Hand glitten und wenn Palle sie nicht geistesgegenwärtig aufgefangen hätte, dann wären sie jetzt nur noch lauter Scherben.
Der Retter der Teller stellte diese auf die Arbeitsplatte ab und nahm mich in den Arm. „Beruhig dich.", sprach er sanft auf mich ein, während er mir über meine Haare fuhr. Ich wollte gerade was erwidern, da klingelte mein Handy. Genervt ging ich ran, ohne vorher zu schauen, wer der Anrufer denn war: „Was?" „Dir auch einen schönen Abend...", brummte Herr Bergmann. Während ich mit einer Hand gerade dabei war, die Pfanne, in der ein paar Rindermedaillons lagen, vom Herd zu nehmen, hielt ich mit der anderen Hand mein Handy. Ich unterschätzte wohl das Gewicht der Pfanne mitsamt dem Fleisch, denn die Pfanne geriet ins Schwanken! Ich klemmte mir das Handy zwischen Ohr und Schulter, wollte mit der anderen Hand ebenfalls den Griff der Pfanne anpacken, doch da war es schon zu spät! Die Pfanne kippte nach links, zwei Medaillons waren im Begriff rauszufallen! Instinktiv wollte ich die Medaillons zurück in die Pfanne schubsen, wodurch sich der Druck von meiner Schulter auf mein Handy lockerte und mein Handy auf den Boden aufprallte! Die Medaillons konnte ich auch nicht retten: Sie waren auf die Arbeitsplatte gefallen.
„Fuck!"

Palle legte blitzschnell die beiden Medaillons wieder in die Pfanne und gabelte mein Handy vom Boden auf. „Hallo?", sprach er in das Gerät. „Nein, alles gut. Du bist ihm nur runtergefallen." Ich fluchte weiterhin leise vor mich hin und wischte über die Arbeitsplatte. Was auch immer Bergi von mir wollte- Ich hoffte stark für ihn, dass es sich gelohnt hatte!

„Warte, ich mach dich laut..." Verwirrt drehte ich mich um und tatsächlich fand Palle den Knopf für den Lautsprecher sofort. Er lernt verdammt schnell...
„Warum lässt du mich fallen?", kam es nun lachend aus meinem Handy. Ich fing an zu bezweifeln, dass er irgendwas Wichtiges zu bereden hatte. Tja, schlecht für ihn.

„Er ist nur nervös.", antwortete Palle an meiner Stelle. Wenn auch grinsend, aber dafür bewahrte er mich vor einen Anfall und dafür war ich ihm dankbar.
„Nervös wegen mir oder was?" Beide lachten etwas. Am liebsten hätte ich meinen Kopf gegen die Wand gehauen, aber dafür waren mir meine Gehirnzellen dann doch zu schade.

Palle erzählte Bergi dann den wahren Grund für meine immens große Nervosität und ich beschloss mich weiter um das Essen zu kümmern. Immerhin würden sie in weniger als acht Minuten kommen.
Hab ich schon erwähnt, wie nervös ich war?

„Das passt eigentlich ganz gut zu dem Thema, über das ich reden wollte.", meinte Bergi nun. Sofort wurde ich hellhörig. Was will er damit sagen? Will er es mir nochmal ausreden oder was kommt jetzt?

Glücklicherweise kam er direkt zur Sache und ließ uns nicht erst wie blöd Fragen stellen: „Vielleicht könnten wir uns die Tage nochmal zusammensetzen, wegen einer Rückreise?" Erleichtert stieß ich leise Luft aus. Hätte er jetzt versucht, mir zu sagen, wie dämlich ich doch bin, dann wäre ich noch jetzt zu ihm gefahren, nur um ihm eigenhändig den Hals umzudrehen. Gut für ihn, dass er es unterließ.

„Geht klar, oder Manu?" Palle sah zu mir. Ich antwortete mit einem Nicken und kümmerte mich dann darum, Servietten und Besteck auf den Tisch zu legen.
„Okay, dann vielleicht übermorgen?", schlug der Anrufer vor. Wir stimmten zu und nach einer recht schnellen Verabschiedung atmete ich erstmal tief durch. Palle sah mich aufmerksam an und ging dann auf mich zu. Ich öffnete meine Arme und drückte den Braunäugigen an mich. Der wollte mich gerade küssen und seine Lippen lagen schon fast auf meinen, da klingelte auch schon die Tür. Seufzend gingen wir auseinander und bewegten uns zur Tür, nicht ohne nochmal auf den gedeckten Tisch und in die Küche zu schauen.

Es waren zufälligerweise alle gleichzeitig angekommen, weshalb die Begrüßung und Vorstellung doch etwas chaotischer war, als gedacht. Und plötzlich war Palle viel nervöser, als vorhin noch. Ich fragte alle, was sie zu trinken bekommen und bat sie, doch erstmal sich ins Wohnzimmer zu setzen. Schnell holte ich für Peter, Sebastian und Palle ein Bier aus dem Kühlschrank und machte für meine Mutter eine Weißweinschorle. Für Dani, Noah und mich schenkte ich in drei Gläsern Wasser ein.

Dann begann es... das Gespräch darüber, wie wir uns kennengelernt hatten. Und auf einmal wünschte ich, ich hätte kein Glas Wasser vor mir, sondern Vodka. Vielleicht wäre es mir dann leichter gefallen, anzufangen.

„Es ist kompliziert und die Geschichte könnte aus einem Film oder Roman sein.", begann ich vorsichtig. Palle griff nach meiner Hand, als ich weitersprach und etwas ins Stottern geriet. „Ich- Also es ist auch eine ziemlich lange Geschichte. Ähm... Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll..." Nervös lachte ich. „Ach, so kompliziert kann es doch gar nicht gewesen sein!", meinte Peter nun. Ich seufzte, schloss meine Augen und versuchte mich zu beruhigen. „Versprecht ihr mir, dass ihr mich nicht einweist?", fragte ich so ernst wie möglich. Verwirrung: Alle sahen sich verblüfft an, lachten und bejahten. Nur Noah sah fragend seine Mutter an.

„Und versprecht ihr mir auch, dass ihr nicht lacht?" „Also jetzt machst du mich neugierig!", lachte Sebastian weiter. Ich holte tief Luft und begann zu erzählen. Ich erzählte von dem DeLorean und davon, dass Bergi und ich im Mittelalter festsaßen. Dass ich wegen eines Klons starb und dass es überhaupt einen Klon von Tim gab, ließ ich lieber aus. Meine Version ging so weiter, dass wir es nicht schaffen konnten, das eine Bauteil zu reparieren und wir deshalb dablieben. Ich erzählte außerdem vom Mittelalter-Peter und wie ähnlich er dem Peter gegenüber von mir war.

„Und, naja...", beendete ich meine Erzählung, „Man trifft halt irgendwann auf Leute und lernt sie kennen." Ich sah auf Palles Hand, merkte, wie meine Wangen zu glühen begannen und lächelte etwas.

Ehe ich in Gedanken versinken konnte, sah ich wieder zu meiner Familie. Peter sah mich so an, als würde er gerade versuchen es zu verstehen, hingegen Sebastian und meine Mutter mich musterten. Dani sah auch so aus, als würde sie meine Geschichte zu verarbeiten. Nur Noah schien uns direkt zu glauben: Er strahlte Palle an und fragte ihn sofort, ob er ein Ritter wäre. Der Braunäugige lachte und verneinte. Die beiden gerieten in ein tiefes Gespräch über Königshäuser, Ritter und Bürgermeister.

Peter war der erste, der seine Sprache wiederfand: „Meinst du, dass dieser andere Peter ein sehr alter Verwandter von uns sein könnte?" Seine Frau, unser Bruder und unsere Mutter sahen ihn ungläubig an, und auch mir fiel es schwer, ein Schmunzeln zurückzuhalten. Ich hätte nicht gedacht, dass diese Frage zuerst aufkommt. Ich zuckte mit den Schultern und antwortete ihm: „Kann doch sein. Jedenfalls war er dort fast so wie ein richtiger Bruder für mich."

„Tut mir leid, Manu, aber mir fällt es verdammt schwer, das ganze vorzustellen.", meinte Sebastian nun lachend. Klar, das konnte ich mir schon denken und mir würde es wahrscheinlich genauso gehen, wenn ich an seiner Stelle wäre.
„Ich könnte euch den Wagen von Herr Bergmann zeigen.", schlug ich nun vor. Ich wollte nur, dass sie mir glaubten. Meine Mutter schüttelte den Kopf und entgegnete: „Das wird nicht nötig sein." Überrascht sah ich sie an und fragte, ob sie mir glaubt. „Einerseits klingt deine Geschichte soweit aus den Kopf gezogen, dass sie eigentlich nur wahr sein kann, aber andererseits hänge ich noch an dem Punkt mit der Zeitmaschine fest." Ich seufzte und senkte meinen Kopf.

Dann sah ich zu Noah und Palle rüber, die sich noch immer munter unterhielten. Wieso konnten sie es nicht einfach hinnehmen wie Noah?

„Wie kann ich euch überzeugen?", fragte ich meine Familie ernst. Sie schwiegen.
Es war wieder Peter, der die Stille brach: „Ich weiß nicht wieso, aber irgendwie glaube ich ihm." Fragend sah Dani ihn an. Ich lächelte erleichtert.
„Warum?", fragte Sebastian ihn. Peter zuckte mit den Schultern und konterte: „Du sagst es- Warum? Warum sollte sich Manu das ausdenken?" Wieder Stille- Wenn man mal von der Unterhaltung rechts von mir absah.

Nach ein paar Sekunden nickte Dani. „Das ist ein guter Einwand. Es gibt keinen Grund, der dafür spricht, dass man sich sowas ausdenkt." Und auch mein anderer Bruder und meine Mutter schienen nun überzeugt zu sein.

Entspannt atmete ich aus. Sie würden Palle und mich definitiv nicht einweisen.

„Also", rief ich nun, breit lächelnd, „lasst uns essen! Sonst wird alles noch kalt."
Wir standen auf, gingen zum Tisch und gemeinsam aßen wir. Sobald wir uns gesetzt hatten, ließen uns Noah und Palle auch an ihrem Gespräch teilhaben. Es war schon etwas amüsant, die Vorstellungen und Gedanken von dem kleinen Jungen zu hören.
Je länger der Abend ging, desto müder wurde er. Irgendwann hatte er aufgehört zu reden und lehnte sich an seine Mutter an., um zu schlafen.

Die Unterhaltung unter uns Erwachsenen war ganz anders, verglichen mit der, als noch Noah mitsprach. Während es mit ihm eher um seine blühende Fantasie ging, sprachen wir eher über Sachen wie unsere Häuser, der „Währung" und so ein Kram halt.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Gesprächsthemen nochmal ganz anders gewesen wären, wenn wir mit meinen beiden Brüdern alleine gewesen wären.

Jedenfalls war ich am Ende des Abends ziemlich fertig.
Nachdem ich die Tür schloss, warf ich mich in Palles Arme und seufzte erstmal. Dieser kicherte und klopfte mir auf den Rücken. „War doch gar nicht so schlimm.", meinte er nun. Stumm nickte ich und machte meine Augen zu. Müde kuschelte ich meinen Kopf auf seine Schulter und gähnte. Wieso war ich plötzlich so unfassbar müde? „Ist da etwa wer bettreif?", fragte Palle, wieder kichernd. Ich wollte mit meinen Schultern zucken, aber weil das nicht so gut ging, genauso wie ein Nicken, nuschelte ich ein „Ja".
„Na komm, dann leg dich schlafen." Er drückte mich leicht von sich. Entnervt stöhnte ich. Ich wollte mich wieder an ihn lehnen.

„Ich räume hier auf und du legst dich schon hin, okay?" Er gab mir einen sanften Kuss auf die Stirn und zwinkerte mich an. Überzeugt nickte ich und trottete ins Badezimmer. Als ich fertig war und rausging, wollte Palle den Raum gerade betreten. „Bis gleich.", nuschelte ich. „Bis gleich." Und innerhalb ein paar Sekunden lag er auch schon direkt neben mir und kuschelte sich an mich. Zufrieden legte ich einen Arm um ihn. „Gute Nacht Pallette..." „Gute Nacht Mänjuel."

Wir sind wirklich oft hin und her gereist. Ein paar Monate waren wir in der einen Zeit, ein paar Monate in der anderen. Es war überall gleich schön und das lag wirklich nur an Palle. Auch wenn es mal ein paar kleine Streitigkeiten zwischendurch gab, so kam nie etwas zwischen uns. Mit jedem Tag, den ich mit ihm verbrachte, bereute ich es immer weniger, dass ich in den DeLorean damals reingeklettert bin, desto mehr war ich Tim dafür dankbar, dass er meinen kleinen Brief einfach abgegeben hatte.

Und ob Peter und Peter wirklich verwandt sind?
Das konnte jedenfalls sehr gut sein, denn vor kurzem konnte mein richtiger Bruder einige vielversprechende Hochzeitsdokumente aus dem Jahr 1614 finden. Ich weiß zwar nicht, wie er diese Dokumente auftreiben konnte, aber sie helfen. Ob es sich bei den Dokumenten wirklich um die Hochzeit der (noch nicht existierenden) Tochter von Peter handeln könnte, würde ich schon noch herausfinden.

☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆
Es ist bloß 47 Tage zu spät und diesesmal sind es auch keine 20.000+ Wörter geworden, sondern nur 4.415. :D

Ich- ich verbesser mich, okay?! 'xD

Kurz meine Meinung zur Geschichte:
7/10, would recommend, not much wow, not utterly garbage.
Wie hat es euch gefallen, was hat euch gefallen, wenn es euch gefallen hat, was hat euch nicht gefallen, wenn es euch nicht gefallen hat und gefällt es euch, wie oft ich das Verb gefallen in einem Satz erwähnen kann?

Das war es jedenfalls.
Vielleicht wird es einen Adventskalender geben, vielleicht auch nur eine Adventsgeschichte, vielleicht aber auch gar nichts. Ich muss einfach mal schauen... ^^'
Themenwünsche, bzw. -Vorschläge sind gerne gesehen! :D

Macht's gut!

LG LMS☆

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