2. Dezember

Sicht: Glp

Und ich hatte eine weitere schlaflose Nacht überstanden.
Ich konnte schon förmlich Peters tadelnde Stimme in meinem Kopf hören, wie sie mir wieder ein zu trichtern versuchte, dass Schlafentzug nicht gesund ist und auf Dauer zu ernsthaften Folgen führt.
Nur, inwiefern ist es meine Schuld, dass meine Gedanken mich wachhalten?

Zerberstet von meinem eigenen Gehirn, völlig ausgelaugt und einfach nur das Bett vermissend, schleppte ich mich über den Hafen. Möwen fingen bereits an zu krähen, die Sonne ging von meiner rechten wieder auf und tauchte dabei meine Umgebung in ein warmes und freundliches Gelb-Orange. Mir gefiel der Mond mehr; sein Licht verbrennt dir nicht deine Augen und es lässt das Mehr silbrig glänzen. Die Sterne funkeln und spiegeln sich auf der Wasseroberfläche wie kleine Diamanten.
Die Sonne hingegen lässt dich erblinden.

Gerade als ich dabei war alles orangefarbene zu verfluchen, begrüßte mich der Kürbiskopf Paluten: ,,Guten Morgen!" Er sprach so euphorisch wie immer und schenkte mir ein warmes Lächeln. Er sah mich oft so an und mir war aufgefallen, dass er wenige Personen so anlächelte wie mich. Es verwirrte mich und ich fragte mich immer mehr, warum er mich so ansah.

Außer Claus und Zombey spricht kaum einer mit mir. Peter zwar ebenfalls, aber er ist ja auch sowas wie ein Bruder für mich.

Halbherzig nuschelte ich eine Begrüßung vor mich hin.
,Bitte, Paluten!', dachte ich, ,Ich möchte einfach nur ins Bett! Lass mich gehen...'
Doch leider sprach er noch zwei oder drei weitere Sätze mit mir, auf die ich mit etwas mehr als nur einem Wort antwortete.

Glücklicherweise ließ er mich gehen, als ich ihm erzählte, dass ich gerne schlafen gehen würde. 

Endlich konnte ich mich auf mein Bett fallen lassen! Erleichtert schloss ich meine Augen und kuschelte mich unter die gemütliche Bettdecke.

Nur leider konnte ich nicht einschlafen.
Meine Gedanken jagten schon wieder einander hinterher, warfen mit Fragen und Zweifel, an lich selber, um sich und hielten mich davon ab, meine wohlverdiente Ruhe zu haben. Man konnte es sich bildlich so vorstellen, dass ein erschöpfter Opa auf einem großen Ohrensessel sitzt, einfach nur in Ruhe dort sitzen möchte, seine Enkel ihn jedoch davon abhalten.

Bei dieser Vorstellung musste ich schmunzeln. Es war lustig mich selber als einen alten Mann vorzustellen. Ich wäre definitiv die Sorte von alten Männern, die den ganzen lieben Tag nur in ihren Sesseln sitzen und nichts machen außer zu schlafen. Wenn ich in der Zukunft sein würde, dann säße ich vermutlich nur an meinem Schreibtisch und würde am PC sein. Verdammt, ich hab echt lange nichts mehr gezockt! Abgesehen von einzelnen Momenten habe ich es kurioserweise noch nicht wirklich vermisst. Niemals hätte ich das gedacht, dass ich es so lange ohne elektronische Geräte aushalten würde!

Ob es Herr Bergmann wohl auch so erging oder weshalb hatte er sich dazu entschieden "vorerst" hier zu bleiben?
Sofort schoss eine neue Frage in meinen Kopf: Warum hatte ich mich eigentlich dazu entschieden hier zu bleiben?

Bergmann hat ein paar Gründe, zum einen wäre da natürlich seine Redaktion, dann wären da noch die Freundschaften mit Paluten, Sturmwaffel, Kedos, dem Sergeant, BumsDoggie, Touri und Delay. Ganz besonders Delay. Das Oberhaupt der Exekutive dieser Stadt hatte es meinem Zeitgenossen wohl ganz schön angetan, zumindest habe ich den Eindruck davon.
Ich verstehe zwar nicht wirklich warum, aber soll's mir doch egal sein.

Das einzige, was ich gerne wissen würde ist, ob und wenn ja, wann er wieder zurückreisen würde. Denn wenn er sich dazu entschließen würde, wieder zurück zu reisen, dann müsste ich entweder mit ihm kommen oder ihm sagen, wann er mich ,,abholen" soll. Vielleicht sollte ich sowieso mal mit ihm darüber sprechen, schließlich wäre es auch für ihn ganz hilfreich zu wissen, wie es bei mir aussieht bezüglich Zukunftswünsche.

Mein Kopf begann langsam zu dröhnen, als ich weiter darüber nachdachte. Seufzend drehte ich mein Kopfkissen auf die andere Seite, die etwas kühler war und kuschelte meinen Kopf in das weiche Kissen.

Doch leider half auch das nicht.

Ein schneller Blick auf die Uhr verriet mir, dass wir bereits zwölf Uhr mittags hatten. Also rollte ich mich im wahrsten Sinne des Wortes aus meinem Bett und stand dann auf.

Meine Haare kämmte ich nur halbherzig und ganz grob. Meine Laune war so sehr im Keller und mein Hass auf soziale Kontakte hatte gerade seinen Höchstpunkt, da würde ich sowieso nicht allzu viel Zeit draußen verbringen. Ich würde nur kurz auf den Marktplatz gehen müssen, um etwas Fleisch und Obst zu kaufen. Vielleicht würde ich auch nur Obst kaufen und ein Rind selber erlegen. Je nachdem wie viele Leute draußen sein würden.

Bevor ich ging zog ich meine Maske an. Man musste meine Augenringe nicht sehen, genauso wenig meinen müden und dezent abgefuckten Gesichtsausdruck.
Die meisten waren meine Maske sowieso gewöhnt, da ich sie sogar recht häufig trage.
Aber letztens hatte ich gehört, wie ein Kind seine Mutter fragte, ob ich ein Henker wäre.
Die Mutter der Kleinen erklärte ihr dann, dass ich genauso wie sie beide ein einfacher Bewohner bin und nicht gerne angeschaut werden würde. Das stimmte so halb, aber mir war es egal, was sie ihrer Tochter erzählte, hauptsache sie machte ihr klar, dass ich kein Henker bin.

Obwohl ich Spaß daran habe, Leute zu erschrecken, möchte ich kleinen Kindern keine Angst einjagen. Die meisten Kinder haben es nicht verdient. Obwohl die kleine Gruppe, die einem ständig irgendwelche Beleidigungen hinterherruft. Denen könnte man sich ruhig mal annehmen.

An einen der Stände konnte ich Peter sehen. Um seiner Frage, warum ich schon wieder die Maske aufhätte und seiner richtigen Vermutung, ich hätte schon wieder nicht geschlafen, aus dem Weg zu gehen, schlich ich mich vorsichtig durch die Menschenmenge. Glücklicherweise konnte er mich nicht sehen und ich konnte trotzdem noch mein Obst und Gemüse erstehen.

Gerade, als ich mich wieder wegschleichen wollte (Peter stand noch immer an dem Stand), hörte ich die Stimmen von Paluten und Peter aus der Menschenmenge. Jener sprach anscheinend mit meinem Bruder, weshalb ich mich riskant näher zu ihnen schlich. Meine Neugier und Verwunderung, worüber sich die zwei wohl unterhalten könnten, wollten Informationen haben.

,,Danke, dass du mir Bescheid gesagt hast."
,,Es bringt bestimmt mehr, wenn du oder Claus oder Zombey ihm was sagt. Auf mich würde er nicht hören, weißt du?"
Fuck! Paluten, so fürsorglich und besorgt der Typ nunmal ist, hatte Peter von unserer Begegnung heute Morgen erzählt! Dann hätte ich mir das Geschleiche und die bescheuerte Maske auch direkt sparen können!

Schnell überlegte ich, ob ich nicht schnell in den Wald rennen sollte oder nicht doch noch etwas weiter dem Gespräch lauschen könnte.
Es war wieder die Neugier, die Überhand gewann und mich zum Dableiben überredete.

,,Um ehrlich zu sein, ich vermute eher, dass Manuel es schon satt ist, sich immer dieselbe Leier von mir anzuhören.", gestand Peter, wenn auch seufzend. Ein bisschen schlecht fühlte ich mich jetzt schon. Immerhin sorgte er sich, wenn auch seine Standpauken logischerweise keine Wunder vollbrachten und mich von meinen Einschlafproblemen auch nicht heilten.

Jedenfalls sprach Peter dann noch weiter: ,,Ich würde nur gerne wissen, weshalb er nicht schlafen kann. Hast du vielleicht eine Idee?" Doch Paluten schüttelte den Kopf. ,,Nein, leider nicht. Ich finde das auch sehr seltsam und mache mir zugegebenermaßen schon Sorgen um ihn. Der Schlafentzug macht ihm schon ganz schön zu schaffen. Hoffentlich kann er demnächst wieder ruhig schlafen." Seine Sorge war deutlich raushörbar und ließ mich etwas lächeln. ,Das hoffe ich auch, Palle.', dachte ich. Ein wenig drehte ich schon durch und Stimmungsschwankungen hatte ich auch häufiger mal. Zwar konnte ich mich noch etwas beruhigen aber auf Dauer wird das nicht gut ausgehen. Verdammt, ich sollte wirklich mit einen Psychologen darüber reden. Gab es denn hier schon sowas oder zu wem musste ich da hin?

,,Ich werde noch ein letztes Mal mit ihm darüber sprechen.", sagte Peter noch abschließend. Er und Paluten verabschiedeten sich voneinander und schnell lief ich in Richtung des Waldes. Bisher hatte mich mein Bruder nicht gesehen und das sollte er erst recht nicht jetzt, unmittelbar nach einem Gespräch über mich.

Wegen meiner unkonzentrierten Art, erwischte ich kein Tier. Das bedeutete nicht nur, dass ich heute dann wohl doch kein Fleisch essen würde, sondern auch, dass meine Laune ihren Tiefpunkt erreicht hatte.
Heute morgen war sie zwar auch schon bei unterirdischen Werten, jedoch war da noch nicht dieses kleine, schlechte Gefühl in mir, das an mir nagte und mir immer wieder in den Kopf rief, dass ich mich wieder auf ein anstrengendes Gespräch mit Peter freuen könnte.

Mir war nach Heulen zumute, und so ließ ich ein paar Tränen über mein Gesicht laufen, sobald ich wieder in meinem Bett lag. Währenddessen verfluchte ich alles und jeden, mich eingeschlossen. Ich verfluchte Paluten, dass er Peter über unsere Begegnung erzählt hatte. Ich verfluchte Peter dafür, dass er immer wieder versuchte auf mich einzureden. Ich verfluchte mein Gehirn dafür, dass es nicht aufhören konnte zu denken. Ich verfluchte das Unbekannte dafür, dass es mich hier festhielt. Und ich verfluchte mich dafür, dass ich Paluten und Peter versuchte die Schuld für meine Unzufriedenheit zuzuschreiben.

Sie sind zwei der einzigen vier, die sich um mich sorgen, sich um mich kümmern, an mich denken und ich beschwere mich auch noch darüber...

Gerade, als ich wieder Kopfschmerzen bekam, mir sehnlichst eine Aspirin herbeisehnte und mein Kopf sich so heiß wie noch nie anfühlte, wurden meine Augen schwer, meine Tränen ließen nach und langsam bemerkte ich, dass ich zu dösen begann. Aus dem Dösen wurde schnell Schlafen, Milisekunden bevor ich hörte, dass die Tür aufging und Peter irgendwas unverständliches rief. Mein Körper war zu müde um wieder aufzustehen und so blieb ich einfach in meinem Bett liegen, endlich meinen wohlverdienten Schlaf erhaltend.

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Sorry, dass es heute so spät ist, aber ich musste bis eben noch an Englisch arbeiten... Sonst bekomme ich eine sechs...

Egal!

Ich freu mich, dass ich täglich uploaden kann. xD
Das macht verdammt viel Spaß! :O
Und die Zitate laufen auch noch nebenbei... :> Das lade ich nach dem Essen hoch, versprochen! :P

Wünsche euch noch einen schönen Abend! ^^

LG LMS☆

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