10. Dezember

Sicht: Manu

Aufgebracht stand ich auf und ging wieder zur Treppe. Seine bescheuerte Anspielung von eben hat mich ja schon dermaßen genervt und jetzt auch noch diese Frage? Sind wir etwa elf Jahre alt, wo man schon zusammen war, nur weil man sich mit 'nem Mädchen gut versteht? Das brauchte ich nicht. Das brauchte ich ganz und gar nicht! Verdammt, ich freunde mich langsam mit Paluten an und schon macht jemand direkt Anspielungen! Und dann auch noch von jemanden, der mir helfen will... Tolle Hilfe, Bergmann!

,,Ein einfaches Nein hätte auch gereicht!", rief Herr Bergmann noch hoch. Ich beugte mich über das Gelände und rief zurück: ,,Ich würde ihm tausendmal mehr Chancen geben als dir!" Ich pfefferte die Tür ins Schloss, als ich das Haus verließ und machte mich auf den Weg zu mir. Meine Kapuze zog ich mir tief ins Gesicht und meine Hände ballte ich zu Fäusten in meinen Jackentaschen.

Komplett blind war ich auch nicht; Paluten fand etwas an mir toll. Ich weiß zwar nicht warum, aber irgendwie war es schön, zu wissen, dass da jemand ist, der dich sehr gerne mag. Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht, als ich daran denken musste, wie besorgt er mich angeschaut hatte, als ich ihm morgens begegnet war und erzählte, wie lang ich schon wach war.

Aber ob ich nur deshalb etwas mit ihm anfangen würde? Nein, sowas macht man nicht. Ich dachte etwas darüber nach, was ich zu Tim gesagt hatte. Ich hatte das nur gesagt, um ihn zum Schweigen zu bringen. Auch wenn man ja eigentlich sagt, dass man zumindest einmal an dem, was man sagt, gedacht hat. Ich schüttelte meinen Kopf und sah seufzend auf den Boden. Ich will mir das nicht vorstellen! Ich blieb stehen, kniff meine Augen zu, zog mir meine Kapuze ins Gesicht und zog sie an den Bändeln so weit zu, wie nur möglich. Mein Kopf denkt zu schnell in Bildern! Viel zu schnell! Ich lachte etwas, ein oder zwei Tränen rannen mein Gesicht hinunter und schon fühlte ich mich lächerlich. Wie ich wohl gerade aussah, so wie ich hier halb lachend, halb heulend, mit zugezogener Kapuze da stand? Ich rieb meine Augen, bevor ich sie wieder öffnete.

Glücklicherweise gelang es mir, meine Gedanken unter Kontrolle zu bringen. Seufzend setzte ich mich unter einen Baum, welcher an einem menschenleeren Weg stand.

Vielleicht mochte ich Paluten doch etwas mehr, na und? Dann war das halt so. Das heißt ja nicht direkt, dass ich ihn liebte. Oder?
'Es liegt nur daran, dass er sich um dich Sorgen macht. Das ist alles.', versuchte ich mir einzureden.

Ich saß da eine ganze Weile, bis Zombey vorbeilief. Er setzte sich sofort zu mir: ,,Na? Alles klar?" Lächelnd nickte ich. ,,Jup. Bei dir?" Auch er nickte. ,,Hast du schon davon gehört?", fragte er mich nun aufgeregt. Ich lachte etwas. ,,Worüber denn?" Augenverollend erzählte er von Palutens Arena. Mein Körper zuckte kaum merklich zusammen, als er seinen Namen erwähnte. Ihm fiel es aber nicht auf, wofür ich ungemein dankbar war. Mir jetzt auch noch Stacheleien von Zombey anhören zu dürfen, darauf hatte ich echt keine Lust.

,,Natürlich hab ich davon schon gehört. Wirst du hingehen?", antwortete ich dem Blauäugigen. Dieser nickte. ,,Es ist so ruhig geworden, in letzter Zeit. Da ist ein kleiner Kampf genau das richtige!" Er hatte Recht: Der letzte Streit, die letzten Intrigen und Skandale sind schon eine ganze Weile her.
,,Takaishii und Rewi scheinen echt nach zu lassen und jetzt, wo der Spielemeister nicht mehr da ist, gibt es nicht einmal Drama, bei dem man zuschauen kann.", stimmte ich Zombey zu. Frech grinste er. ,,Dann müssen wir wohl für etwas Aufregung sorgen. Germanletsplay, hol Pfeil und Bogen! Wir haben Drama aus zu lösen!", rief mein Freund hinterhältig kichernd. Ich machte mit und rieb mir die Hände. ,,Jawohl, Meister!", antwortete ich mit verstellter Stimme. Wir lachten nun so fies wie möglich, bis wir anfingen, über uns selber zu lachen. Zombey stand irgendwann auf und streckte sich. Ich musste gähnen, woraufhin ich hoch zum Himmel sah. Es war schon etwas dunkler.

,,Schon müde oder immer noch?", fragte Zombey. ,,Schon", antwortete ich knapp und erhob mich ebenfalls. Zombey musterte mich überrascht. ,,Gehst du jetzt etwa schon schlafen?" Ich schüttelte den Kopf und entgegnete: ,,Nein! Vorher mach' ich mir noch was zu Essen. Dann geh' ich pennen." ,,Willst du was bei mir essen?", bot mir der Blauäugige nun an. ,,Ich habe mir zu viel Eintopf gemacht." Nickend stimmte ich seiner Einladung zu und folgte ihm zu sich nach Hause.

Er erwärmte die Suppe und schenkte jedem von uns etwas in eine Holzschüssel. ,,Schmeckt es?", fragte Zombey mich nach ein paar Minuten. Ich nickte. ,,Ah, das ist gut.", meinte er dann. ,,Ich habe nämlich alles mögliche da reingeworfen, was vielleicht zusammen schmecken könnt." Er lachte über sein Geständnis. Fassungslos und belustigt zugleich lachte ich mit ihm und sah mir kurz den Eintopf in meiner Schüssel an. Er sah ganz normal aus. Bevor ich mit meinem Löffel noch etwas Suppe schöpfte, schüttelte ich leicht meinen Kopf.

Wir aßen weiter und lachten hin und wieder, wenn wir uns ansahen.
Als wir fertig waren, kamen wir wieder auf den Kampf zurück. ,,Ich glaube, Rewi wird gewinnen.", meinte Zombey. Ich begann zu überlegen. Rewinside kann verdammt viel Kraft aufbauen, wenn er will, aber Sturmwaffel ist taktisch klüger. Es könnte spannend werden. Und dennoch setzte ich, genauso wie mein Freund, auf Rewi.
,,Schade, ich dachte, wir könnten um ein paar Diamanten wetten.", grinste er. ,,Was, wenn wir mit anderen wetten?", schlug ich nun vor und ließ meine Augenbrauen etwas hochzucken. Zombey kicherte hämisch und rieb seine Hände gegeneinander. Er erinnerte mich etwas an einer Hexe. Ich schloss mich seinem verrückten Lachen an. ,,Wir könnten reich werden, Zombey!", rief ich in verstellter Stimme. Wir müssten die Leute wirklich einfach nur irgendwie abziehen!
,,Oder wir verlieren alles, was uns lieb und teuer ist.", entgegnete Zombey. Er lachte nur noch etwas. Zustimmend nickte ich. ,,Lass es Mal lieber bleiben, Manu.", meinte der Blauäugige nun. Entäuscht seufzte ich. Das Seufzen ging in ein Gähnen über, was mich wieder daran erinnerte, wie müde ich doch eigentlich war. ,,Ich glaube, ich gehe besser schlafen...", murmelte ich und erhob mich dabei. Zombey tat es mir gleich und begleitete mich noch zur Tür. Dort bedankte ich mich für den Eintopf, worauf er nicht überrascht reagierte, anders als ein Herr Bergmann, und wir verabschiedeten uns voneinander.

Es war schon mindestens elf Uhr nachts, als ich Zuhause ankam und mich fertig machte. Es störte mich etwas, dass ich an Paluten denken musste, nachdem ich mich in mein Bett gelegt hatte. Was, wenn er wirklich auf mich steht? Was sollte ich dann tun?
Unruhe kam in mir hoch. Ich hatte Angst, dass unsere frisch angefangene Freundschaft schon zerbricht. Konnte man das überhaupt schon als Freundschaft bezeichnen? 

Stöhnend drehte ich mich auf die andere Seite.
Und was, wenn es mich gar nicht wirklich stört, dass er womöglich auch gerade an mich denkt oder von mir träumt?
Ich drückte nun meinen Kopf in mein Kopfkissen und schrie kurz. Ich wollte nicht wieder in einen ewigen Gedankenkreislauf stürzen! Ich wollte verdammt nochmal schlafen und an nichts denken müssen! Auch nicht an Palle!

Seufzend drehte ich meinen Kopf zur Seite und sah meine dunkle Umgebung an. Nicht, dass ich irgendwas richtig erkennen konnte, aber es reichte mir schon, nur die Umrisse der Möbel zu sehen.

Leider schwirrte der Kürbiskopf immer noch in meinem Kopf herum.
Bemüht genervt legte ich mich etwas anders hin und versuchte ein ernstes Gesicht zu machen, jedoch machte mir ein Lächeln einen Strich durch die Rechnung.
Ich und verknallt sein - Daran hatte wohl kaum jemand gedacht.

Glücklicherweise kamen meine Gedanken irgendwann wieder zur Ruhe und ich kam zu meinem wohlverdienten Schlaf.

☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆
Und da ist die Antwort von Manu. :)
Ach, wie sehr ich gerade gerne mit ihm die Plätze tauschen würde... Alles ist gerade so stressig und dann noch das ganze mit Corona... Ich bin echt dankbar, dass Bergi einen Adventskalender macht, auch wenn die Folgen nur kurz sind. :)

Wünsche euch jedenfalls einen schönen Abend!
LG LMS☆

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top