Tag 2
"Was mache ich denn jetzt nur? Wie soll ich ihm denn gleich unter die Augen treten? Hoffentlich ist er heute nicht da. Das war ihm bestimmt total peinlich, dass ich ihn so geradewegs angeglotzt hab, als hätte er nen Elefantenrüssel im gesicht."
~MIAAAAAAU~
"Ach, mit dir rede ich nicht mehr."
Die ganze Nacht hatte ich schlecht geschlafen, weil ich an den perfekten unbekannten denken musste. Wie er mich ansah. Diese Augen. Echt mysteriös. Aber unglaublich interessant.
Nachdem ich mich widerwillig aus meinem Bett schälte und ins Bad quälte, um mich wieder so gut es ging aufzuhübschen, ging ich anschließend in die Küche um mir einen Kaffee zu machen und gab Keks etwas zu fressen.
Weil ich noch immer keine neue Tasse besorgt hatte, gab es heute wieder "Depri-kaffee". Toll.
Es wurde wieder zeit zum Bahnhof aufzubrechen. Also alles anziehen, Tasche, Handy, Schlüssel und Keks verabschieden.
Ich war so in Gedanken, dass der Weg zum Bahnhof unendlich schien. Was mir eigentlich sehr gelegen kam, da ich mir erst noch überlegen musste wie ich mich gleich verhalten sollte.
Soll ich ihn gleich ansehen? Ihn ignorieren? Ihn anlächeln? Zu ihm rüber gehen? Innerlich lachte ich mich selbst für den letzten Gedanken aus. Als ob ich jemals zu ihm hingehen könnte.
Da stand ich nun, vor der Treppe zu meinem Bahnsteig und dachte kurz darüber nach heute krank zu machen, nur um mich vor der bevorstehenden Situation zu drücken.
Ich schüttelte den kopf. Nein. Ich kann nicht immer allen Schwierigkeiten aus dem weg gehen. Wenn ich mutiger werden will, muss ich da jetzt durch. Die innere Sakura feuerte mich lauthals an als ich den ersten Schritt auf die erste Stufe der Treppe machte. Geht doch. Ich kann das.
Sasuke's Sicht:
Ob sie wohl heute nicht kommt? Unauffällig schaute ich mich auf dem gegenüber liegenden Bahnsteig um und Enttäuschung machte sich in mir breit, bis ich den rosa Schopf die Treppe hoch laufen sah. Erleichtert atmete ich leicht aus und freute mich darüber, dass es ihr anscheinend gut ging und sie nicht gekniffen hat nach dem gestrigen, für sie offensichtlich stressigen Vorfall. Sie ist aber auch schüchtern. Aber irgendwie finde ich genau das so anziehend an ihr.
Keine Ahnung warum ich mich so mit ihr beschäftige. Ich bin eigentlich nicht der Typ der Frauen "anziehend" findet. Interessant werden sie meist erst wenn sie "ausgezogen" sind. Aber bei ihr ist es irgendwie anders. Sie scheint so unschuldig und einfach nur lieb zu sein. Da kann ich einfach nicht anders als sie anzusehen und niedlich zu finden.
Da stand sie nun an ihrem gewöhnlichen platz, mit gesenktem Blick und die Tasche vor ihren Beinen haltend. Gut getarnt mit dem Handy in der hand, sah ich sie unentwegt unauffällig an. Sie allerdings MICH nicht. Mit gerunzelter Stirn sah ich sie inniger an, da mir diese "nicht reaktion" so gar nicht gefiel. Ich will von ihr beachtet werden. Ich will das sie mich ansieht. Ich will mit ihr reden, ihre Stimme hören, sie in den arm nehmen, sie anfassen, sie küssen...
Das Herz knallte förmlich in meiner brust, vor wut, da ich nicht in ihre schönen Augen sehen konnte und sie versuchte mich zu ignorieren.
Das Handy steckte ich in meine Hosentasche, da es eh nichts mehr brachte meine Tarnung aufrecht zu halten, weil ich sie jetzt geradewegs, wenn auch etwas zu böse, ansah.
Sakura's Sicht:
Ich traute mich nicht den Kopf anzuheben und ihn anzusehen, weshalb ich mich dazu entschied ihn zu ignorieren, da es gestern den Anschein hatte das es ihn überrascht und gestört hat das ich ihn angestarrt habe. Eine Ewigkeit habe ich versucht gegen den drang anzukämpfen den schönling anzusehen. Doch irgendwann wurde auch ich schwach. Leicht hob ich den Blick und sah vorsichtig in seine Richtung.
Fast sprang mit das Herz aus der Brust und meine Augen gleich hinterher. Er sah mich gezielt innig, mit sehr strengen Blick und funkelnden Augen an. Das eine Auge war leuchtend rot. Unglaublich beeindruckend. Aber die Idee ihn zu ignorieren schien ihm offensichtlich nicht zu gefallen.
Da stand der Zug auch schon vor mir und ich ärgerte mich darüber, dass ich ihn heute nur für einen Augenblick sehen konnte.
Ich stieg in den zug, setzte mich ans Fenster und sah erneut zu ihm rüber. Sehr überrascht darüber, dass sein Blick plötzlich sanft zu sein schien, wurden meine Wangen etwas warm und mir entfuhr ein leichtes schmunzeln. Sollte dieser unwiderstehliche Mann tatsächlich Interesse an mir haben?
Sasuke's Sicht:
Sie stieg in den Zug ein und ich hoffte, sie würde sich ans Fenster setzen und mich ansehen, damit ich ihr die letzte Bestätigung für heute geben konnte, dass sie mir nicht egal ist.
Dieses kleine Biest. Da sah sie mich an, bekam rote Wangen und lächelte leicht. Dieser anblick ist für mich wie ein Abschiedskuss. Bei dem Gedanken sie wirklich zu küssen musste selbst ich schmunzeln. Mit gezucktem Mundwinkel und durchdringenden Blick sah ich sie ein letztesmal an bevor ihr Zug losfuhr. Das schien ihr den rest gegeben zu haben, denn ihre Gesichtsfarbe war von ihren haaren nicht mehr zu unterscheiden. Süß.
Als sie weg war entspannte ich mich augenblicklich. Es war anstrengend so um Aufmerksamkeit dieser Frau zu kämpfen. Wie lange sie wohl schon um meine kämpfte? Sie scheint es wirklich ernst zu meinen.
Egal wie lange es dauert bis sie den Mut und den weg zu mir findet, ich werde auf sie warten. Selbst wenn der Mut sie nicht einholen sollte, würde ich diese Frau nicht gehen lassen. Dann springe ich lieber über meinen Schatten und bringe ihr diesen Mut persönlich vorbei.
Sakura's Sicht:
Er verschwand aus meinem Blickfeld als der Zug losfuhr und irgendwie fühlte ich mich... traurig. Konnte es wirklich sein das er sich für mich interessiert? Auch wenn es anscheinend keinen Grund gab traurig zu sein, fühlte ich mich so, weil ich das Gefühl hatte ihm niemals näher kommen zu können als jetzt. Wenn ich doch nur nicht so verdammt schüchtern wäre. Auf der Arbeit bin ich es doch nicht. Nur in meinem Privatleben traue ich mich einfach nichts. Das ist auch der Grund weshalb ich noch nie einen freund hatte, mit meinen 20 Jahren und ich keine Ahnung habe wie ich mich verhalten sollte.
Ich hoffe ich sterbe nicht als alte Jungfer. Innerlich heulte ich auf und meine Gewissens Sakura auch.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top