3.
Jenny
Ich wache langsam auf. Ich habe schon lange kein Zeitgefühl mehr. Seit dem Aufbruch unserer Reise, genauer gesagt.
Ich schaue mich um. Louis schläft ganz ruhig weiter, ich liebe es, ihm dabei zuzusehen. Dad atmet auch noch regelmäßig und still. Neben ihm liegt Theo, eng an ihn gekuschelt.
Sein strohblondes Haar hat er von Mum geerbt, aber Noah, Harry und ich sind alle brünett, wie mein Vater. Theo war es, welcher Mum am meisten vermisste, als sie starb. Er war noch sehr klein und Mum kümmerte sich immer um ihn, während Dad arbeitete.
Theo war sogar ziemlich verwöhnt. Mum kochte ganz oft sein Lieblingsessen, Nudeln und Tomatensauce. Ich würde es zu gerne wieder kochen und ihm damit eine Freude machen, aber ich habe nicht die nötigen Zutaten. Ich hoffe, es in der neuen Welt tun zu können.
Ich suche mit meinen Augen Harry und Noah, aber ich sehe sie nicht. Mich überkommt Panik. Wo sind sie hin? Sind sie weggelaufen?
Ich stehe auf, laufe ziellos durch den Wald und rufe leise die Namen meiner Brüder.
Ich gehe den Weg zurück, den wir gestern alle zusammen gegangen sind. Am Fluss höre ich Gelächter. Ich komme näher und sehe sie. Meine zwei Brüder stehen im Gewässer. Bis zu den Knien strömt das Wasser.
"Sag mal spinnt ihr!?", schreie ich Harry und Noah an. Harry hob unschuldig die Arme. "Das war Noahs Idee!" Dieser schaut mich gleichgültig an. "Na und? Wir wollten uns halt mal frisch machen." "In eiskaltem Wasser zu stehen ist ungesund. Was ist, wenn ihr eine Lungenentzündung bekommt? Mann ey, ihr dürft mich nicht so erschrecken!" Harry sagt genervt: "Du klingst ja schon wie Mum!" "Denkst du, dass es mich interessiert? Ich mache mir eben Sorgen." Mir war wirklich egal, was er dachte. Ich will nur, dass wir alle einigermaßen gesund in unser Zukunft ankommen.
"Jetzt kommt raus da!" Noah ruft genervt: "Ja Mami." Als die beiden zitternd vor mir stehen, unterdrücke ich einen Kommentar.
Das ist jetzt ihre Sache, wie sie ihre Kleidung trocknen. Da mein Dad und ich keine Wechselkleidung mehr besitzen, mussten wir mit den nassen Sachen schlafen. Soweit ich weiß haben Noah und Harry auch nur ein Pullover zum Wechseln. Theo hat es da gut. Er kann sich sogar eine andere Hose anziehen.
Nun marschieren wir den Hügel hinauf. Wir drei schweigen, aber Harry pfeift mit den Vögeln, welche auf den Bäumen sitzen und uns beobachten. Harry liebt die Natur. Er malt sogar die Tiere und Pflanzen, die er sieht, auf einem zerkrüppeltem Blatt. Das war das letzte Stück Papier, das ich sah und ihm sofort schenkte.
Wir sind gleich da, unser Lager ist schon zwischen zwei Bäumen zu sehen.
"Harry, Noah, Jenny! Wo wart ihr?" Mein Vater sieht sehr erschrocken aus. Ich antworte schnell: "Wir wollten uns mal schnell frisch machen am Fluss. Ihr habt doch noch so friedlich geschlafen und wir wollten euch nicht wecken." Ich renne zu ihnen und gebe meinem Vater einen Kuss auf die Wange. "Wir wollten euch nicht erschrecken.", sagte ich dazu.
Dann gehe ich zu Louis und umarme ihn. Er schaut mir tief in die Augen und ich kann mir schon denken, was jetzt kommt. Ein wunderschönes Gefühl überkommt mich.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top