Kapitel 17

"Ich muss mit dir reden, Haru. Jetzt. Unter vier Augen."

Diese Wörter lösten eine ganze Flut von Gedanken und Gefühle aus.

Was wollte Mino?
Wieso unbedingt jetzt?
Warum klang er so wütend?

Und wieso zur Hölle sah er Jiyong so provozierend an?!

Bevor ich jedoch auch nur antworten konnte, kam mir Jiyong zuvor.

"Haru möchte aber nicht mit dir reden." Seine Stimme klang messerscharf und kalt.

Das war nicht nur eine Antwort, sondern auch ein Befehl. Und ehrlich gesagt, konnte Jiyong den arroganten und zugleich provozierenden Blick besser als mein Ex.

Viel besser.

"Ich wüsste nicht was das dich angeht, Mr. Idol. Hast du nichts besseres zu tun, wie Glitzer rumschmeißen oder einen neuen nervigen Song aufzunehmen?", meinte Mino unbeeindruckt.

"Das selbe könnte ich auch dich fragen. Du bist immerhin vor dem Haus deiner Ex-Freundin, welche dich nicht sehen möchte, geschweige denn sprechen. Also tschüss.", konterte Jiyong ätzend und winkte Mino sogar noch zu. Die Betonung lag besonders stark auf dem "Ex-Freundin".

Mir fiel erst jetzt auf, dass ich die Luft anhielt. Zischend ließ ich sie raus. Jiyong hatte Recht. Ich konnte mir besseres vorstellen, als mit Mino zu sprechen.

Ernsthaft.

Mino hatte jedoch genug und ging einen Schritt auf mich zu. Dabei fasste er nach meinem Handgelenk und zog leicht dran.

"Bitte, Haru. Es ist wichtig.", bat er mich. Und schon wieder kam mir Jiyong zuvor. Wütend zog er mich von dem Griff fort und hielt mich schützend an sich gedrückt.

"Finger weg. Verstanden. Haru hat es dir schon letztes Mal deutlich genug gesagt, also verpiss dich endlich.", sagte er gefährlich leise.

Mir wurde klar, dass ich beim Trinken eindeutig zu viel erzählt hatte und dass es langsam, aber sicher eskalierte.

"Und das möchtest du wissen? Du? Der sie vielleicht 1 Woche kennt.", meinte Mino spöttisch. Seine Augen waren wütend zusammengekniffen. Auch legte er den Kopf schief, was ein eindeutiges Zeichen war, dass er bald ausflippen würde. Geduld war noch nie seine Stärke gewessen.

"Es sind schon zweieinhalb Monate, falls ich das mal erwähnen darf und ja, ich weiß das. Ich weiß auch, dass ihr nichts mehr zu besprechen hat, also lass sie in Frieden. Am besten gehst du wieder ins Ausland und bleibst da für immer. Für ihr Wohlergehen und das der ganzen weiblichen Bevölkerung Koreas."

Das wars.

Mino machte einen großen Schritt und packte Jiyong am Kragen. Mit einem mächtigen Stoß drückte er den Sänger an dessen Wagen. Ich wurde dabei fast auf den Boden geschubst. Jiyong packte reflexartig Minos Hemd und funkelte wütend zurück. Wortlos schaute ich beide an. Minos Knöchel wurden sichtlich weiß.

"Ich habe das Recht Haru zu sprechen. Ob es dir passt oder nicht. Also provoziere nichts heraus, was du nicht packst.", zischte Mino zornig.

"Haru gehört dir nicht, du Mistkerl. Willkommen in 21.Jahrhundert! Und wenn sie nicht möchte, ist das so.", fauchte Jiyong zurück.

Ich stand immer noch wortlos da. Sowas hatte ich noch nie erlebt. Ich meine, in der ganzen Sache habe ich noch kein Wort gesprochen und trotzdem diskutieren diese Männer über meine Wörter. Das ist sowas von unlogisch. Gerade als ich dazwischen gehen wollte und Mino die Faust hob, ertönte ein lauter Knall. Und das ziemlich laut. Es tat sogar im Ohr weh.

Erschrocken fuhren wir alle herum und schauten zu meinem Haus. Da stand mein Vater unbeeindruckt mit einem...was zum...Baseballschläger in der Hand! Diesen hatte er anscheinend gegen den Eisenzaun gedonnert und damit den Schlag verursacht. An der Tür standen meine Mutter und Eric, welche genauso überrascht schauten wie wir.

"Da meint man eine Gangschlägerei vor der Tür zu haben und findet heraus, dass es zwei Männer mit meine Tochter sind. Und das noch am Montag, an dem mein Lieblingsdrama läuft.", sagte mein Vater laut und deutlich. Er war leicht angepisst.

Die ganze Nachbarschaft hatte bis morgen was zu lästern.

Mino und Jiyong lösten sich sofort voneinander. Der Sänger stellte sich leicht schützend vor mich, was Mino nur angepisst beobachtete.

"Kriege ich vielleicht eine Erklärung für dieses Theater?", fragte mein Vater wieder laut. Dabei rutschte seine Brille auf die Nase und sein Bauch wurde noch größer. Ja, wenn man ihm bei seinem Lieblingsdrama störte, wurde er leicht unangenehm.

"Es tut mir leid. Ich wollte nur mit Haru sprechen. Wirklich.", erklärte Mino ruhig. Meine Mutter schnaubte so laut auf, dass man es bis zu uns hörte. Mein Vater hob nur den Schläger und zeigte auf Mino.

"Du komischer Vogel hast nicht mal das Recht an sie zu denken, wenn sie das nicht möchte. Also, ist das Problem nun gelöst? Wenn nicht schlagt euch woanders die Köpfe ein. Aber nicht hier!", wieß mein Vater sie an. Den letzten Satz betonte er besonders scharf. Wir Drei zuckten alle zusammen.

"Ja, Sir.", stammelte mein Ex.

"Gut. Und was ist mit dir? Bist du ein Freund von Haru?", fragte mein Vater Jiyong. Dieser stellte sich noch ordentlicher hin und nickte.

"Kwon Jiyong, Sir. Ich bin ein Freund von Haru.", stellte er sich vor.

"Ist mir egal. Wer Stress verursacht ist hier nicht willkommen. Verstanden Kwon Jiyong." Mein Vater schien es zu gefallen, wie die Männer bei jeder Bewegung mit dem Schläger zuckten. Eric lächelte sogar schon breit. Ich erkannte auch schon, dass er nur ein bisschen Angst verursachen wollte. Innerlich klopfte er sich wahrscheinllich auf die Schulter, dass er so gut schauspielern konnte. Aber wer auch so viele Serien schaut...

Beide nickten, obwohl Mino nicht mal gemeint war.

"Gut!", sagte mein Vater enreut laut, "Und jetzt steigt in eure überteuerten Wagen ein, bevor einer der Nachbarn meint, es wäre sinnvoll bei uns einzubrechen. Und wartet bis Haru sich wieder meldet, bevor ihr sie nervt. Das gehört sich so. Und ach ja...", am Ende schien mein Vater zu überlegen, "...Immer schön die Backenzähne putzen."

Jetzt kicherte Eric und bekam dafür eine Kopfnuss von meiner Mum. Ich musste nun auch lächeln. Doch die "erwachsenen" Männer nickten und stiegen tatsächlich ein. Mino nicht ohne mich vorwurfsvoll anzuschauen und Jiyong nicht, ohne meinen Arm leicht zu drücken. Dann ertönten beide Motore und beide fuhren nacheinander fort. Zurück blieb nur meine Familie und ich. Mein Vater schüttelte den Kopf und ging samt Schläger zur Tür.

"Jetzt muss ich die Wiederholung anschauen. Die Jugend von heute.", schimpfte er leise vor sich. Mein Bruder machte ihm Platz und meine Mutter lobte ihn, für diesen Auftritt. Ich ging mit meinem Zeug hinterher und Eric nahm mir was ab.

"Wusste gar nicht, dass dein Leben so interessant ist, Schwesterchen.", meinte er frech grinsend.

"Ich ehrlich gesagt auch nicht." antworte ich und schloss dann die Tür.

Ich war zu 100% reif für das Bett. Als ich zur Treppe laufe, sah ich jedoch den Schläger angelehnt an der Wand und musste grinsen.

Wofür habe ich das bloß verdient?

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Hello!:)
Ein neues Kapitel!
Und keine Sorge: Mino wird nicht so schnell aufgegeben!
Ehrlich gesagt habe ich mich wegen dem letzten Kapitel verflucht...Mache ich da einen beschissenen Cut, aber weiß nicht wie es weiter gehen soll :| Einfach nur dumm...!
Und hier, weil mir diese Funktion so gefällt, ein Gif:

Ich liebe diesen Bitch-Blick!

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