From Now On

"Jiyong, das ist nicht dein Ernst."

Ich überkreuzte meine Arme und schaute meinen Mann skeptisch an.

"Wieso denn?", fragte er mich unschuldig.

"Wieso denn? Du wolltest Windeln kaufen gehen!"

"Habe ich doch." Er hielt eine Packung hoch.

Ungläubig hob ich eine Augenbraue.

"Und was ist mit dem Hund an der Leine?" Mit dem Finger zeigte ich auf den Welpen, der freudig umherlief. Als hätte er meine Worte verstanden, schaute er mich an und bellte süß.

Stop Haru! Sachlich bleiben!

Jiyong hatte jedoch meinen kurzen Moment der Schwäche bemerkt und grinste breit.

"Wusste ich es doch. Du kannst ihn gar nicht hassen."

"Ihn?", fragte ich und versuchte wieder ernst zu klingen.

"Ja. Rohui und Hannah hatten ja gesagt, sie hätten gerne einen männlichen Hund, damit Haneul nicht mehr so alleine ist.", erklärter er und zog dabei seine Schuhe aus.

Ich wusste es! Unsere Mädchen waren der Grund dieser Aktion! Jiyong war einfach zu schwach, wenn es um sie ging.

Wahrscheinlich hatte er diese Idee übernommen, als sie von dem Kennenlerntag im Kindergarten erzählt hatten. Mehrere Besitzer von Haustieren sind zu Besuch gekommen und haben ihrer vorgestellt. Natürlich auch ein Hund, von dem Rohui und Hannah total begeistert waren und andauernd nach einem eigenen gefragt hatten. Ich hatte sofort nein gesagt, da weder ich noch Jiyong richtig Zeit für einen Hund hätten. Er war doch ziemlich still geblieben.

Tja, anscheinend um sich einen Kopf drum zu machen, wie er am schnellsten einen Welpen bekommen konnte.

Der Welpe bellte erneut und hüpfte an dem Bein von Jiyong hoch. Dieser drückte mir die Windeln in die Hand und lief an mir vorbei. Leicht überrascht folgte ich ihm und ahnte langsam wohin es ging.

"Oh nein! Du wirst jetzt nicht den Ki-"

"Guckt mal was Papa dabei hat!", übertonte er mich und öffnete die Tür zu dem Spielzimmer. Sofort ertönte lautes Gequietsche und lautes Gebelle.

Ich stellte die Windeln auf den schon gedeckten Esstisch ab und hetzte hinterher.

Nun hatte ich verloren! Wie sollte ich es schaffen, den Hund unbemerkt zurück zu bekommen?

"Mama! Mama!", rief unsere Älteste und hüpfte lachend auf mich zu.

Ich zwang mich zu lächeln und strich ihr über das Haar.

"Ja, mein Engel?" Ihre nussbraunen Augen strahlten mich an und ihre erste Zahnlücke war deutlich zu sehen. Dank dem breiten Grinsen auf ihren Lippen.

"Da ist ein Hund! Papa hat ein Hund geholt! Für uns!", erzählte sie begeistert. Bevor ich jedoch antworten konnte, rannte sie zurück ins laute Zimmer.

Mit einem flauem Gefühl, dass der folgende Anblick, meinen Widerstand brechen würde, ging ich nun auch rein.

Und wie soll ich das sagen?

Alleine der Gedanken, dieses Glück den Kindern wegzunehmen, raubte mir den Atem und zerriss mein Herz.

Jiyong saß im Schneidersitz auf dem Boden. Auf seinem Schoss unser jüngstes Kind und der einzige Junge, Haneul. Mit seinen 13 Monaten war er ziemlich ruhig und schaute den Welpen nur aufmerksam an. Hin und wieder stahl sich ein Lachen auf seine Lippen, das dem von Jiyongs verdammt ähnlich war. Es raubte mir noch immer den Atem, wie ähnlich sie sich sahen. Meine Aufmerksamkeit wurde wieder auf Rohui gezogen, die lachend dem Hund hinterherrannte. Ihr langes glattes Haar wippte bei jedem Schritt und sie strich es mehrmals nach hinten. Sie würde nächstes Jahr in die Schule kommen und war am lautesten gewesen, als es um den Hund ging. Es war gerade wahrscheinlich zu schön für sie. Hinter ihr war Hannah, die Mittlere. Jiyong nannte sie immer das Sandwich. Sie hatte, im Gegensatz zu ihrer älteren Schwester, kurzes und lockiges Haar. Laut meiner Mutter, hatte ihre Mutter ebenfalls solche Haare gehabt. Sie würden aber ganz sicher noch wachsen. Mir was es egal, da das kurze Haar sie noch frecher aussehen ließ, als sie schon war. Sie war ein lautes und aktives Kind, welches nur so von Energie strahlte und sie machte sich öfters dreckig als Rohui, Haneul und Jiyong zusammen.

"Guckt mal, Mama grinst auch schon! Sie findet den Hund total süß. Guckt! Guckt! Da grinst sie schon wieder! Wir dürfen ihn behalten!", rief Jiyong und zeigte auf mich.

Unser Sohn zeigte auf mich und lachte dabei. Die Mädchen riefen nur begeistert irgendwelche Zustimmungen.

Ich schaute Jiyong warnend an und ging auf ihn zu. Er sah es als Gelegenheit und zog mich zu sich runter. Ich jedoch wand mich gekonnt aus seinem Griff, setzte mich bestimmt von ihm weg und nahm Haneul zu mir. Dieser klatschte begeistert in seine kleinen Händen.

Ich bückte mich zu seinem Ohr.

"Dein Papa ist so gemein. Kauft einfach einen Welpen, obwohl er wegen seinem Label kaum zuhause ist und ich vormittags in der Uni unterrichten muss. Was soll ich nur mit ihm machen, Haneul? Hmm? Vielleicht drei Monate kein Abendessen oder keine Küsse mehr? Sag du es mir, Haneul?", flüsterte ich, doch laut genug, dass Betroffener zuhören konnte.

Der kleine Junge drehte sich bloß um und griff nach meiner Wange, die er nun knetete. Jiyong jedoch schaute nun verunsichert zwischen mir und dem Hund hin und her. Er hatte anscheinend nun endlich seine Lage verstanden.

Gut so.

Der Welpe schien nun müde zu werden, denn er ging zu Jiyong und kletterte auf seinen Schoss. Dort rollte er sich zusammen und schlief innerhalb von Sekunden ein.

Die Mädchen, die auch schon aus der Puste waren, setzten sich mit zu unserem Kreis. Schwer atmend schauten sie das kleine Tier an. Es sah so friedlich aus.

"Mama?", fragte Hannah.

"Ja?" Ich schaute sie an und lächelte. Ihre Haare standen wild ab.

"Papa hat gesagt, dass wir den Hund nur behalten können, wenn du es erlaubst.", erklärte sie und knetete an ihrem Pulloverärmel rum. Eine Angewohnheit, die sie nicht los wurde.

Ich schaute rüber zu Jiyong, der den Hund hinter seinem Ohr kraulte. Er vermisste es wahrscheinlich einen zu haben. Es war nun ziemlich lange her, seit Gaho verstorben war. Es musste ein Jahr nach dem Einzug in unser Haus gewesen sein. Eine ziemlich traurige Angelegenheit. Rohui war schon auf der Welt und hatte sich an den Spielgefährten gewöhnt. Es war deshalb ein abwechselndes Trösten zwischen Jiyong und Rohui.

"Und Mama?", fragte nun die Älteste und legte sich auf den Bauch.

Wie als wolle Haneul zustimmen, quietsche er laut. Belustigt küsste ich seine Wange.

Er war so süß!

"Mama!", machte Hannah weiter. Sie hatte einfach keine Geduld. Wie ihr Vater.

Ich schaute zwischen den drei Kindern hin und her. Versuchte lauter Nachteile zu finden. Diese hatten jedoch keine Chance gegen die strahlenden Augen der Kleinen. Und dann noch dieser liebevolle Blick den Jiyong dem Hund schenkte.

Es war so unfair!

Stöhnend fuhr ich mir durchs Haar.

"Okay. Ich frag meine Mutter, ob sie dann neben Haneul auch noch auf den Hund aufpasst.", stimmte ich zu und zuckte gleich darauf durch die glücklichen Stimmen der Kinder zusammen.

Jiyong lächelte mich dankend an und griff nach meiner Hand. Ich nahm sie, aber vermied mir meinen arroganten Blick nicht.

"Ich habe etwas bei dir gut.", formte ich mit meinem Mund. Er nickte bloß und küsste meine Hand.

Haneul sah es und tat es mit der anderen, die ihn festhielt. Lachend küsste ich seinen Kopf.

"Ihr braucht noch einen Namen.", sagte Jiyong.

"Kokomom!"

"Pippi!"

"Oppa!"

"Haneul, wir können den Hund nicht Oppa nennen.", warf Jiyong ein und ich wurde ein bisschen rot. Ich musste besser aufpassen. Vorallem bei dem Grinsen, dass er mir nun schenkte.

Idiot!

"Wie wäre es mit Podo*? Wegen seinen Augen?", schlug Jiyong dann vor.

Ich überlegte kurz und nickte dann.

"Klingt gut.", stimmte ich zu. Es war einfach und die Kinder würden keine Probleme mit der Aussprache haben.

"Podo.", probierten die Mädchen nun und fanden es anscheinend auch ziemlich gut.

"Todo.", sagte Haneul und wurde sofort verbessert. Jiyong schaute ihn stolz an.

"Also gut!", unterbrach ich den Sitzkreis und stand samt Sohn auf. "Wir nennen ihn Podo. Podo wird nun schlafen und wir essen. Es wartet nämlich schon ein fertiges Abendessen auf uns. Hände waschen und dann an den Tisch."

Ich ging aus dem Zimmer und hörte noch das Gespräch zwischen Jiyong und den Mädchen.

"Er ist so süß.", summte Rohui.

"Genau wie eure Mutter."

"Ihhh!", würgte Hannah.

"Papa, sag soetwas nicht.", wand Rohui ein und kicherte. Hannah fing auch damit an.

Ohne nachzuschauen, wusste ich, dass mein Ehemann breit grinste.

Ich drückte Haneul an mich.

"Dein Papa ist so ein Idiot."

Als Antwort bekam ich nur ein glückliches Glucksen.

Ich durfte Jiyong auf keinen Fall verraten, wie glücklich ich war!
Er würde bestimmt noch unzählige Hunde kaufen und hierher bringen.

Das wäre dann bei einem
undurchschaubaren Ehemann, drei Kindern und einen Welpen zu viel!

Ich war jetzt doch schon planlos, wenn ich an das Baby in meinem Bauch dachte.

Das wird noch eine interessante Sache werden!

Aber wie sagt man so schön?

Jetzt oder nie!

*Podo bezieht sich im koreanischen auf eine Traube und wird dort oft in Zusammenhang mit den runden Augen von Hunden gebracht.

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