Now is a Gift

Cover ist das Original von ectoheart.art
Original von SenLinYu
Frei übersetzt von Flammendo

Warnung der Übersetzerin: Achtung, Fangirlanfälle möglich! ;)

Hörbuchversion wie immer unten

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„Schenk ihm eine Krawatte."

„Er trägt keine."

„Eine Krawattennadel?"

„Wenn er keine Krawatten trägt, wird er auch keine Krawattennadeln benutzen."

„Deshalb wäre es ja lustig. Hmm... wie wär's mit Manschettenknöpfen? Die trägt er."

„Er ist mein Arbeitskollege, nicht mein Verlobter. Es würde mehr als nur fünf Galleonen kosten ihm Manschettenknöpfe zu kaufen, die ihm gut genug wären."

„Die Geschichte von Hogwarts. Er wird es lieben."

„Jetzt versuchst du es gar nicht mehr." Hermione strafte die Hexe vor sich mit einem finsteren Blick. Diese fläzte sich unbeeindruckt auf dem Bett hin und her, während sie Krummbein mit einem Geschenkband ärgerte.

„Nein. Ernsthaft. Ich tue mein Bestes", erwiderte Ginny mit einer ausdruckslosen Stimme.

Hermione warf eine Rolle Tesa in die Richtung von Ginnys Kopf. Diese fing ihn jedoch gekonnt auf und wirbelte ihn anschließend um ihren Zeigefinger. Ein weiteres ordentlich eingepacktes Paket wurde von Hermione mit Paketband verschnürt, das sie mit einer eleganten Schleife fixierte. „Ich gebe jedem in der ARKMK*ein Geschenk..."

„Ich verstehe immer noch nicht, warum du das tust."

Hermione schniefte. „Weil ich nett bin. Und nette Menschen machen sich Gedanken über die Geschenke, die sie ihren Arbeitskollegen geben, allen Arbeitskollegen, sogar Malfoy. Er ist einfach nur der letzte, für den ich eins brauche."

„Hermione...", seufzte Ginny und setzte sich auf. „Er ist der größte Snob der Welt. Ron sagt, dass er nicht einmal den Tee aus der Ministeriumscafeteria trinkt."

Hermiones Mund zog sich zusammen. „Ich trink diesen Tee auch nicht."

„Und warum...?", fragte Ginny und hob eine Augenbraue.

„Ich habe Ansprüche an Tee."

„Das zu sagen ist so snobistisch." Ginny ließ sich zurück auf das Bett fallen.

„Der Schlüssel zu einem guten Geschenk ist nicht, wie viel es kostet. Es ist, etwas zu finden, von dem der Beschenkte nicht einmal bemerkt hat, dass er es wollte." Hermione tippte sich nachdenklich ans Kinn und zuckte dann mit den Schultern. „Ich denke, ich muss ihn einfach nur besser kennenlernen, dann finde ich schon etwas heraus."

Ginny schnaubte. „Viel Glück damit!"


***

*Abteilung zur Regulation und Kontrolle magischer Kreaturen

***

„Ja?"

Hermione steckte ihren Kopf durch den Türspalt und starrte Malfoy abschätzend an.

Auch wenn sie beide nun seit über einem Jahr in der gleichen Abteilung gearbeitet hatten, waren sie doch nie wirklich miteinander ins Gespräch gekommen, noch hatte sie ihn je innerhalb seines Büros aufgesucht. Er arbeitete im Importbereich von magischen Kreaturen und sie war in der Rechtsabteilung für magische Geschöpfe.

Seine Augen wurden kalt als er sie erblickte.

„Was willst du Granger?"

Hermione zwang sich zu lächeln. „Ich habe mich gefragt, ob du mit mir Mittagessen würdest."
Sein Gesichtsausdruck veränderte sich geringfügig. „Wo?"

Sie zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Wo gehst du normalerweise zum Essen hin?"

„Heim."

„...oh."

Er verdrehte seine Augen. „Granger, verzieh dich!"

Hitze stieg von ihrer Brust in ihre Wangen. „Gut", würgte sie hervor. Sie ging einen Schritt zurück konnte die Tür aber nicht schließen, weil diese vor ihrer Nase zugeschlagen wurde.

Vielleicht würde sie ihm doch eine Krawattennadel geben. Arsch!


Nein.

Sie konnte das schaffen.

Als er an diesem Abend das Ministerium verließ, folgte sie ihm unauffällig und versuchte herauszufinden, ob er sich mit irgendjemandem unterhielt oder irgendetwas mit sich nahm.

Das Erste was sie feststellen musste war, dass er mit leeren Händen durch die Hallen schritt und mit keiner Menschenseele tauschte er auch nur ein Wort aus. Als er an den Flohportalen ankam, hörte sie nur ein kurzes „Malfoy Manor", Sekunden später war er auch schon in den grünen Flammen verschwunden.


Hermione stand im Atrium und biss sich auf die Unterlippe.
Was brauchte Draco Malfoy, von dem er nichts wusste? Abgesehen von einer vollkommen neuen Persönlichkeit natürlich!


***


„Was jetzt?"

Hermione hielt zwei Boxen nach oben. „Ich habe uns Mittagessen gekauft."

Malfoy sah aus, als würde er jeden Moment seinen Kopf auf den Schreibtisch donnern. „Was willst du Granger?"

Die Angesprochene zuckte nur unschuldig mit den Schultern. „Du bist der einzige Kollege mit dem ich nie Zeit verbringe."

Er hob eine Augenbraue. „Kommt es dir nicht in den Sinn, dass das von mir so beabsichtigt sein könnte?"

„Möglicherweise, aber du gibst dich auch sonst mit niemandem ab. Also habe ich beschlossen es nicht persönlich zu nehmen."


Sie wagte es weiter in sein Büro einzudringen ohne auf eine Einladung zu warten und ließ sich in den Armsessel ihm gegenüber fallen. Dann schob sie ihm eine der beiden mitgebrachten Essensboxen zu. „Das sind Banh Mis. Es gibt ein vietnamesisches Restaurant bei meiner Wohnung direkt um die Ecke. Es ist eines der Besten in London."

„Sagt wer?", fragte Malfoy in einem skeptischen Tonfall nach, als er die Box vorsichtig öffnete und einen Blick hinein warf.

„Mein Nachbar." Hermione biss in das Sandwich. Die Kruste war wunderbar knusprig.
Malfoy stubbste das Sandwich argwöhnisch mit seinem Zauberstab an. Hermione verdrehte ihre Augen und tat so, als würde sie nicht mitbekommen, dass er es mit einem Zauber auf Gift überprüfte.

„Also... wie gefällt dir die Arbeit hier?", fragte sie stattdessen, nachdem sie ihr Sandwich zerstört hatte.

Malfoy schob sein Sandwich fort und grinste sie an. „Ich bin gerichtlich dazu verurteilt worden die nächsten drei Jahre Arbeitsleistungen für Gemeinnützige Einrichtungen zu erbringen. Wenn ich nicht das mir zugewiesene Arbeitspensum erfülle, werde ich zurück nach Azkaban geschickt. Kannst du dir auch nur ansatzweise vorstellen, wie sehr mir diese Arbeit hier gefällt?"

Hermione hob eine Augenbraue. „Mehr als Azkaban?"

Er drehte sich um. „Wenn du fertig damit bist, dich in meinem Büro zu sättigen, ich muss arbeiten."


***


Ein paar Tage später kam Hermione erneut zum Mittagessen in sein Büro und drei weitere Male in der darauffolgenden Woche.


***


„Was machst du dieses Wochenende?"

„In Ruhe Mittagessen."

Hermione verdrehte ihre Augen. „Ich schau morgen bei Flourish und Blotts vorbei um zu sehen ob sie etwas neues haben. Hast du irgendetwas interessantes in der letzten Zeit gelesen? Oder ein Auge auf irgendetwas geworfen?"

Sie studierte ihn erwartungsvoll.

Er katalogisierte verschiedene Berichte über den Import illegaler Molchsaugen und tat sein Bestmögliches sie zu ignorieren. „Wenn es so wäre, würde ich es per Post bestellen. Wer möchte sich schon mit Weihnachtsmobs herumschlagen?"

Hermione sackte in sich zusammen. Ihr lief die Zeit davon und auch ihre Geduld ging auf ein Ende zu. Aber dann zwang sie sich erneut dran zu bleiben.

„Ich denke es macht durchaus Spaß, etwas zu suchen, das jemandem etwas bedeuten könnte. Jeder ist ganz aufgeregt und es gibt Sternsinger. Denk nur mal dran, wie traurig Weihnachten wäre ohne die ganze Feiertagsstimmung!"

Seine Lippen verzogen sich voller Verachtung. „Irgendwie habe ich es geschafft, das alles zu überleben, während meiner Zeit in Azkaban."

Sie seufzte. „Naja... irgendwelche anderen Pläne, außer einsame Mittagessen? Vielleicht Weihnachtsfeiern? Kommt deine Mutter über Weihnachten?"

„Nein." Er starrte auf einen Bericht. „Das britische Klima sagt ihr nicht mehr zu."

Sie biss sich auf die Lippe. „Dann vielleicht Pläne mit Freunden?"

Er antwortete nur mit einem spöttischen Tonfall: „Soll ich ehrlich sein Granger? Ich werde daheim sein, betrunken!"

„Das ist eine schreckliche Art Weihnachten zu verbringen."

Eiskalt warf er das unberührte Sandwich, dass sie ihm gekauft hatte in den Müll. „Du sagst das so, als würde mich das interessieren. Wenn es dir nichts ausmacht, es gibt Leute, die arbeiten müssen."


***


„Ein Besenreinigungsset... 'Quidditch im Wandel der Zeiten'... Haargel... Ein Stück Papier auf dem steht 'Kick Me'."

„Du bist nutzlos! Lass mich allein." Hermione strich Ideen aus, die sie auf einem Notizblock aufgeschrieben hatte.

Ginny schüttelte ihren Kopf. „Hermione... Malfoy ist ein Arsch der deine Zeit nicht wert ist."
Hermione strich 'Quidditch im Wandel der Zeit' aus. „Ich habe etwas für jeden anderen gefunden. Ich werde mich nicht mit etwas alltäglichem abgeben."

„Du hast wahrscheinlich schon fünfzig Galleonen für Mittagessen ausgegeben, die er nicht einmal anrührt. Niemand sonst gibt ihm auch nur irgendetwas. Eine Krawattennadel ist mehr als er verdient."

Hermione biss sich auf die Lippen. „Ich weiß dass er ein Mistkerl ist, aber... seine Mutter kommt nicht einmal heim über die Feiertage. Er wird in diesem schrecklichen Haus ganz allein sein."


Stille.


„Nein...", Ginny vergrub ihr Gesicht in einem Kissen und schrie.

„Was?", wollte Hermione wissen.

Ginny hob ihren Kopf und starrte ausdruckslos in Hermiones Augen. „Du hast Mitleid mit ihm. Du wirst ihn unter deine Fittiche nehmen und ihn zu deinem neuen Belfer machen."

Hermiones Kiefer spannten sich an. „Es war B.ELFE.R. Eine Abkürzung, keine Wortschöpfung."

„Wie auch immer." Ginny zuckte mit ihren Schultern. „Sag mir, dass ich falsch liege. Sag es mir! Schwöre es auf 'Die Geschichte von Hogwarts', dass er dir nicht leid tut und du ihn nicht auf unsere Weihnachtsfeiern einlädst."

Hermione verdrehte ungeduldig ihre Augen und stemmte ihre Hände in die Hüften. „Ich bin...", sie seufzte, „nur eine... er sollte nicht..."

„Nein", Ginny unterbrach Hermione. „Ich weiß dass du einen Retterkomplex hast, ich aber nicht! Malfoy wird nicht meine Feiertage ruinieren. Wenn du ihn adoptieren willst, tu es in deiner eigenen Zeit, auf deinen eigenen Feiern."

Hermione starrte Ginny böse an, bevor sie sich ihren Schal und ihre Mütze angelte. „Du bist eine grässliche Person und ich werde kein gutes Wort über dich fallen lassen, wenn ich meine Autobiographie schreibe."


***


Hermione stand nervös da, als sie ihren Schal zurechtrückte und die Tore von Malfoy Manor anstarrte. Tief holte sie Atem, bevor sie unsicher ihre Hand danach ausstreckte. Sie hatte das Tor noch nicht einmal berührte als sich das Metall zu Malfoys genervtem Gesicht verformte.
Schnell biss sie sich auf die Zunge um nicht vor Überraschung laut aufzuquietschen.

„Granger? Was willst du jetzt schon wieder?"

Hermione atmete erneut tief durch und hob ihr Kinn. „Ich wollte dich einladen, deine Weihnachtseinkäufe mit mir zu erledigen."

Das Tor erstarrte kurz, bevor es aufseufzte. „Nein. Und jetzt hör bitte auf alle meine Alarmzauber auszulösen. Ich krieg davon schon Kopfschmerzen."

Hermione trat näher heran mit dem Ausdruck wilder Entschlossenheit auf ihrem Gesicht.

Das Tor blickte finster zurück, ging jedoch auf. Hermione lief den Pfad nach oben, während sich ihre Hand um den Zauberstab in der Tasche ihres Mantels verkrampfte.


Die düstere Gestalt von Draco Malfoy stand im Eingang. Er war in eine luxuriösen Bademantel gekleidet und sah aus, wie jemand, der keinen Besuch erwartet hatte. Sein Haar war zerwühlt und sein Gesicht war zerknautscht, als hätte er es gerade erst geschafft aus seinem Bett zu kriechen um an die Tür zu kommen.


„Ich hab dir von meinen Plänen für das Wochenende erzählt, Granger. Du bist darin nicht enthalten."

Hermione streckte eine behandschuhte Hand nach ihm aus. „Weihnachtsbummel. Komm schon. Ich kauf dir auch wieder Mittagessen."

Malfoys Hand zuckte und ballte sich dann zur Faust. „Granger, hol dir eine Katze."

„Ich hab schon eine."

„Dann eben einen Hund. Kröte? Grindelow? Ich stehe nicht zur Adoption. Geh und rette einen weiteren Hauselfen."

Hermione blickte finster zurück, bevor sie die Stufen hinauf stampfte. „Wieso glaubt jeder, dass ich dich adoptieren will? Du bist fünfundzwanzig!"

Malfoy lehnte sich gegen den Türrahmen und schloss kurz seine Augen. „Ich könnte mir vorstellen, dass es mit deinem unablässigen Bedürfnis zusammenhängt, dich um alles mögliche zu kümmern. Vieräugige, elternlose Narbengesichter, alkoholabhängige Hauselfen, abscheuliche orangefarbene Monster..." - „Die Weasleys sind keine orangefarbenen Monster!"

Malfoy hob langsam eine Augenbraue, während seine Augen anfingen zu leuchten. „Ich bezog mich auf diese Katze, die du dein Eigen nennst."

„Oh!", Hermione spürte, wie ihr Gesicht heiß und ihre Stimme quietschig wurde, „also... Krummbein ist auch kein Monster."

Malfoy schnaubte nur und verschränkte seine Arme. „Unabhängig davon. Ich stehe nicht zur Verfügung... weder zum Einkaufen, noch zur Adoption."

„Ach komm Malfoy, du solltest auch mal aus dem Manor rauskommen." Sie lächelte ihn flehend an.

Er sackte mit einem betrübten Ausdruck in sich zusammen. „Granger, warum machst du das? Ich bin schon über ein Jahr im Ministerium, warum mischst du dich ausgerechnet jetzt in mein Leben ein?"

„Also", Hermione inspizierte ihre Schuhspitzen, „ich habe Weihnachtsgeschenke für jeden in unserer Abteilung, aber ich weiß nicht, was ich dir schenken soll. Also dachte ich... wenn ich dich etwas näher kennen lerne, würde ich etwas finden."

Sie sah auf und bemerkte, dass er sie mit einem unlesbaren Ausdruck auf seinem Gesicht anstarrte.

„Du...", begann er und stoppte dann. „Das ist..."

Erneute Stille.

„Ein Weihnachtsgeschenk?", fragte er matt. Dann wirbelte er ohne ein weiteres Wort herum und verschwand im Haus, nicht ohne ihr zuvor die Tür vor der Nase zuzuschlagen.


Hermione blieb überrascht einen Moment stehen, bevor sie anfing mit ihrer Faust die Tür zu malträtieren. „Malfoy, komm sofort zurück! Das ist ausgesprochen unhöflich!"

Sie hämmerte immer noch auf die Tür ein, als diese plötzlich aufschwang und ein runzeliger Hauself, gekleidet in einem makellosen Geschirrtuch, vor ihr stand.


„Master Draco ist im Bett", brachte das kleine Wesen hervor.
„Dann werde ich ihn eben da aufsuchen", verkündete Hermione und marschierte durch die Tür.
„Dobbin wird ihnen nicht sagen, dass sein Schlafzimmer im zweiten Stock die fünfte Tür rechts ist."


Hermione riss die Tür auf und fand Malfoy unter einem Berg von Decken, wo er ganz offensichtlich seinen Winterschlaf hielt. „Aufstehen!"

Er ächzte. „Dobbin!"

Mit einem leisen „Plopp" erschien der Elf vor ihm.

„Ich schenke dir jeden einzelnen Socken den ich besitze. Du bist gefeuert!"

Der Hauself sah nicht so aus, als würde ihm dies etwas ausmachen. „Vielleicht wird Master Draco sie dann nicht länger auf dem Boden verteilen."

„Nutzlose alte Fledermaus", ertönte Malfoys gedämpfte Stimme unter den ganzen Decken.


Mit einem weiteren „Plopp" verschwand der Hauself wieder, unbeeindruckt von dem plötzlichen Ende seines Arbeitsverhältnisses.


„Steh auf Malfoy", versuchte Hermione ihn aus dem Bett zu locken, „es ist ein wunderschöner Tag. Ich bin den ganzen Weg zu deinem grauenhaften Haus gekommen. Ein 'Nein' wird nicht als Antwort akzeptiert."

Sie packte ihn an seinem Handgelenk und zog ihn unter seinen Decken hervor.
„Geh weg, du nervtötendes Weib. Ich brauche nichts."

„Du brauchst Socken. Du hast gerade alle die du besitzt an einen Hauselfen verschenkt."


***


„Ich kaufe keine Weihnachtsmotivsocken."

„Da sind Schnatze und Mistelzweige drauf." Hermione fand ein Paar in seiner Größe.
„Ich würde eher sterben als die zu tragen."

Ungerührt stopfte Hermione sie dennoch in ihre Einkaufstasche. Diagon Alley war vollgestopft von einkaufswütigen Zauberern und Hexen. Es waren nur noch zwei Wochen bis Weihnachten und die Geschäfte waren überfüllt. Dennoch war die Sockenabteilungen ruhig wie eine einsame Insel.


Malfoy trottete schmollend hinter ihr her, während Hermione eine ganze Reihe weiterer Weihnachtsmotivsockenpaare in ihren Einkaufskorb schob, neben den schwarzen Kaschmir Socken, die er hatte haben wollen.

„Lass mich heimgehen Granger. Ich brauche keine Socken. Ich habe Dobbin schon ungefähr hundert Mal gefeuert, aber er haut einfach nicht ab."

Während er dem frostig dreinschauenden und ungeduldigen Verkäufer die von diesem verlangten Galleonen gab, überprüfte Hermione ihre To-Do Liste.

„Für wen musst du eigentlich Geschenke kaufen? Hast du schon welche für deine Mutter?"

„Nein. Sie bevorzugt es sich selbst zu beschenken."

Hermione zog ihre Nase kraus. „Das ist ja grauenhaft."

„Ja. Wir haben zusammen festgestellt, dass wirklich alles an meinem Leben grauenhaft für dich ist. Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich diese grauenhaften Socken, zu deren Kauf du mich genötigt hast, mit zurück in mein grauenhaftes Haus nehmen, wo ich mit der grauenhaften Tradition fortfahre Weihnachten nicht zu feiern."

Er drehte sich zum Gehen um, aber Hermione flitzte um ihn herum und stellte sich ihm mit ausgestreckten Armen in den Weg, so dass er nicht an ihr vorbei konnte. „Warte. Wir hatten noch kein Mittagessen."

Er zuckte zusammen und starrte sie an. „Nicht heute. Wir haben bereits für genug Aufsehen gesorgt."

Hermione ließ ihre Arme sinken und stellte sich gerade hin. „Was meinst du damit?"

Er gestikulierte um sich herum. „Hast du nicht bemerkt, wie sich die Geschäfte in die du mich gezerrt hast, auf mysteriöse Weise geleert haben?"

Hermione blickte sich um und realisierte, dass das Geschäft in dem sie waren, tatsächlich leer war, abgesehen von dem Verkäufer dessen Blicke sie zu erdolchen schienen.

„Oh...", sie sah erneut zu Malfoy hoch, der resigniert wirkte. „Also... das ist... lächerlich. Du hast deine Zeit abgesessen. Die Menschen können dich doch nicht für immer wie einen Kriminellen behandeln. Das alles ist Jahre her. Große Güte..." Sie hob ihre Stimme. „Alle sollten sich etwas schämen." Sie funkelte den Verkäufer an. „Wissen sie nicht, dass soziale Isolation ein Schlüsselfaktor zur Rückfälligkeit von Straftätern darstellt?"

Malfoy drängte sich an ihr vorbei durch die Tür.

Hermione erbleichte und jagte ihm nach. Trabend versuchte sie mit ihm Schritt zu halten. „Ich habe nicht gemeint, dass du zum Wiederholungstäter wirst. Ich meinte es genereller, eben als einen Faktor. Sei nicht sauer. Komm schon, wir können in London essen. Ernsthaft, Muggel können eh besser kochen."

Er murrte den gesamten Weg, aber ließ sich dennoch von ihr mitziehen.


***


„Hast du bemerkt", sie manifestierte sich nach verlassen des Flohnetzwerkes im Manor. Es war bereits sehr spät am Abend. Malfoy war direkt hinter ihr. „Das hat Spaß gemacht. Du hast einmal sogar beinahe gelächelt. Ich hab's genau gesehen! Jetzt hast du Weihnachtssocken und ich habe ein neues Buch und ein Geschenk für Ginny. Und... ich denke ich weiß jetzt auch, was ich dir zu Weihnachten schenke."

„Was?", seine Augenlider senkten sich argwöhnisch.

Sie lächelte ihn selbstgefällig an. „Du musst abwarten, dann wirst du sehen." Ein kurzer Blick auf ihre Uhr verriet ihr die Zeit. „Verdammt. Ich muss mich beeilen. Ginny veranstaltet da eine Feier und... von mir wird erwartet, dass ich teilnehme. Wir sehen uns Montag!"


***


Ginny sah sie streng an, als Hermione ankam. „Was hast du mit Malfoy gemacht?"

„Weihnachtseinkäufe, da du ihn ja heute Abend nicht kommen lassen wolltest." Hermione huschte in ihr Zimmer und stapelte dort ihre Einkaufstaschen. Dann tauchte sie wieder auf und begegnete Ginnys Blick, der sie mit mütterlicher Missbilligung zu strafen schien. „Was?"
„Erkennst du nicht, wie bizarr das Ganze ist?"

Hermione schnaubte. „Ich bin nur nett."

„Du hast ihn in vor der Hälfte der britischen Zauberergemeinschaft von einem Geschäft zum nächsten gezerrt. Ich denke nicht, dass 'nett' der Eindruck ist, den die Leute dadurch bekommen haben."

Hermione winkte ab. „Er hat die ganze Zeit geschmollt. Ich bezweifle, dass irgendjemand der uns gesehen hat, zur Annahme kommen könnte, dass er freiwillig mit mir unterwegs war. Außerdem, sonst kaufe ich ständig mit Harry oder Ron ein. Das interessiert auch niemanden."

„Harry und Ron sind keine asozialen Snobs, die sich weigern, mit irgendjemandem überhaupt auch nur ein Wort zu wechseln."


***


Am nächsten Morgen knallte Ginny die Zeitung vor Hermione auf den Tisch.

„Das... ist nicht das Gesicht von einem Mann, der gegen seinen Willen mit dir einkaufen ist."

Hermione blinzelte und starrte auf das Foto, von ihr selbst, wie sie Socken inspizierte während Malfoy hinter ihr stand, mit einem sehr... intensivem Ausdruck auf seinem Gesicht, als er ihr dabei zusah.

Sie lehnte sich zurück. „Ich bin mir sicher, das ist nur ein seltsamer Moment. Er hat die ganze Zeit herumgenörgelt."

Ginny sank mit einem tiefen Seufzer in ihren Stuhl gegenüber dem Hermiones. „Hermione – ich verstehe das Dating nicht dein Ding ist, also werde ich es so dir so einfach wie möglich erklären. Malfoy. Steht. Auf. Dich."

Hermione verdrehte ihre Augen. „Er ist einsam."

Ginny schnaubte. „Um so mehr Grund. Er ist sozial ausgestoßen, mit einer unausstehlichen Persönlichkeit gestraft und dann kommst plötzlich du und hängst mit ihm ab und bist so..." sie gestikulierte wild herum, „... heiter. Was hast du erwartet was passiert? Allein der Fakt, dass er dich immer noch nicht verjagt hat, zeigt, dass er das eigentlich gar nicht will. Es ist nicht so, dass du die erste Person bist, die je versucht hätte nett zu ihm zu sein. Harry hat ihn in Azkaban besucht und Malfoy war einfach nur ein Bastard. Andromeda hat es dutzende Male probiert, seit er draußen ist. Malfoy ist noch der gleiche Arsch, der er in der Schule war. Und wenn du das bis jetzt nicht begriffen hast, dann ist es, weil er deine Anwesenheit in Wahrheit genießt."

Hermione schnaubte spöttisch. „Oder möglicherweise bin ich einfach nur besser darin, nett zu sein."

„Wenn du weiter mit ihm herumhängst, wird er denken, dass es etwas bedeutet. Gib ihm einfach... eine schöne Feder und lass ihn in Ruhe. Glaub mir, Jungs sehen Mädchen nicht so an", Ginny tippte bei diesen Worten auf den Zeitungsartikel, „nur weil sie mit ihnen befreundet sein wollen."


***


Am darauffolgenden Montag klopfte sie wieder einmal an seine Bürotür.

„Mittagessen?", fragte sie, während sie ihn ansah.

Er verdrehte die Augen aber legte seine Feder nieder.

Hermione setzte sich behutsam ihm gegenüber und schob ihm eine Essensbox über den Schreibtisch.

„Ich dachte, das mit dir hätte ich beendet", kam es von ihm, „du hast gesagt, du hättest herausgefunden, was du mir zu Weihnachten geben kannst."

„Ich dachte, dass ich das hätte, bin mir aber inzwischen unsicher. Hast du Freunde Malfoy?"

Der Ausdruck in seinem Gesicht wurde kalt. „Ich brauche keine Freunde."

„Aber... wir sind Freunde, oder?" Sie lächelte ihn an.

„Nein. Etwas wie dich nennt man 'ein Ärgernis'." Er senkte seinen Blick zurück auf den Papierkram, der sich auf seinem Schreibtisch befand. „Geh und nerv' jemand anders Granger. Ich habe ein Leben, von dem ich nicht will, dass du es zerstörst."

Er wartete nicht darauf, dass sie ging, sondern stand selbst auf und verließ das Büro.


***


„Master Draco ist betrunken in seinem Schreibzimmer, unten bei der großen Halle", sagte Dobbin, als Hermione in das Manor gefloht war. Er hatte sich die Socken mit den Schnatzen und Mistelzweigen über beide Ohren gezogen. Hermione wuselte an ihm vorbei und schwang die Tür zu Dracos privatem Büro gebieterisch auf. Er saß zusammengesunken in einem Stuhl vor dem Kamin. Seine Augen weiteten sich als er sie sah.

„Malfoy, du brauchst jemand, der in dein Leben eingreift!"

Er blickte sie finster an. „Brauche ich nicht. Geh weg Granger. Ich möchte deinen 'Eingriff' nicht."

„Du kannst nicht dein ganzes Leben damit verbringen, Zahlen durchzugehen um nicht zurück ins Gefängnis zu kommen und dich danach allein in diesem Haus verstecken. Dein Leben braucht Struktur und einen Zweck. Du bist intelligent und tüchtig... und nett, wenn du nicht absichtlich versuchst gemein zu sein. Du musst nur deine Horizonte erweitern. Ich helfe dir dabei."

„Nein!" Er stand abrupt auf und seine hagere Gestalt ragte über ihr auf. Seine Augen waren von tiefstem Schwarz. „Das wirst du nicht. Du bist genau die Person, die am wenigsten geeignet ist, mein Leben zu verändern. Du machst es nur schlimmer, genau so, wie du es bisher getan hast."

Hermione starrte ihn bestürzt an. „Was meinst du damit?"

Er pirschte sich näher an sie heran. „Warum zeige ich es dir nicht?"

Bevor Hermione die Möglichkeit hatte, etwas zu sagen, griff seine Hand hinter ihren Kopf. Er zog sie zu sich und küsste sie.


Sie schnappte nach Luft, als sich ihre Lippen berührten. Er zog sie in seine Arme und sein Mund presste sich beharrlich auf den ihren. Seine Hand glitt in ihren Nacken. Seine Nase strich über ihre Wangen und sie fing an zu zittern. Er hob ihr Kinn an und vertiefte den Kuss, während er mit seinen Fingerspitzen ihren Kiefer entlang fuhr.


Es war, als stünde die Welt in Flammen.


Er küsste sie noch einen Moment länger. Dann fiel seine Hand herab, blieb auf ihrer Schulter liegen und er zog sich zurück. Er straffte sich, als sie zu ihm mit großen Augen aufsah.

„Das", sagte er mit einem Seufzen, „ist der Grund weshalb du mein Leben schlechter machst. Du möchtest Freundschaft und ich möchte nicht mit dir 'befreundet' sein. Wenn du erst einmal realisierst, dass meine Existenz nicht nur eine günstige Gelegenheit für dich ist, um zu zeigen was für eine nette und verzeihende Person du doch bist, wirst du gehen. Du gehst, genau wie jeder andere auch. Und ich bleibe genau dort zurück, wo ich gerade bin, mit einem Leben, dass ich gerade so noch ertrage. Also, lass uns den ganzen Mist überspringen und genau zu diesem Punkt kommen. Ich bin mir sicher, dass du nur die besten Intensionen hattest. Aber ich möchte deine Hilfe noch weniger, als ich die von Potter gewollt habe."


Er trieb sie aus dem Zimmer und schloss die Tür vor ihrer Nase, noch bevor sie sich soweit erholt hatte, um auch nur ein Wort hervorzubringen.


***


Er weigerte sich seine Tür zu öffnen, als sie am nächsten Tag zur Mittagszeit klopfte. Er kam auch nicht zur Weihnachtsfeier am Mittwoch Abend.

Hermione verteilte die Geschenke an ihre Arbeitskollegen, aber verließ die Feier noch bevor diese sie öffnen konnten. Die Tore des Manors schmolzen, als sie diese berührte.


„Ich habe dein Weihnachtsgeschenk gekauft", sagte sie schnell, als Draco zur Tür kam und streckte ihm einen Karton entgegen.

„Ich will nichts von dir."

Sie reckte ihr Kinn nach oben. „Naja, zu spät. Es ist etwas, dass du brauchst. Mach es auf oder ich bleibe, bis du es tust. Aber pass bitte auf, es ist zerbrechlich."

Er murrte und öffnete die Verpackung. Ein übergroßes spitzes Ohrenpaar kam daraus zum Vorschein, gefolgt, von einem Paar gelber Augen und einem leisen, flehenden Miau.

„Du hast mir ein Katzenbaby besorgt?"

„Ja. Du brauchst jemand, um den du dich kümmern kannst, genau wie sie."

Die dreifarbige Kreatur, über die sie sprachen kletterte unbeholfen aus dem Karton und seinen Arm hinauf. Die nadelartigen Klauen versenkten sich in seiner Robe als sie nach oben in Richtung seines Gesichts krabbelte. Das Kätzchen rieb sich an seiner Wange mit einem Schnurren, das so aggressiv war, dass Hermione bei dem Anblick quietschte.

„Ich möchte keine Katze." Draco versuchte sie zu fangen, doch das Kätzchen krabbelte schnell in seinen Nacken, außerhalb seiner Reichweite. „Es ist unverantwortlich jemandem eine Katze zu schenken, der keine Katze will."

Hermione nickte. „Darüber habe ich auch nachgedacht, aber... ich glaube du schaffst es die Verantwortung für ein Kätzchen zu übernehmen. Mit Dobbin habe ich auch darüber diskutiert. Er stimmt mir zu, dass du jemanden brauchst, um den du dich kümmern kannst."

Draco starrte sie an und versuchte, das Kätzchen von seinem Schulterblatt zu ziehen. Hermione trat hinter ihn und befreite die Krallen der Kleinen vorsichtig aus dem Stoff. Ein letztes Mal rieb sie ihre Nase, gegen deren Kopf, bevor sie es in Malfoys Hände gab.

„Sie ist die letzte ihres Wurfs. Gerade ist sie sehr einsam. Sie braucht jemand, der träge ist und viel mit ihr kuschelt."

Malfoy betrachtete das Wesen finster, als das Kätzchen begann, sein Gesicht gegen dessen Knöchel zu reiben. „Ich kuschle nicht. Ich bin kein verdammter Katzenmensch. Möglicherweise lasse ich sie sogar verhungern."

Hermione biss sich auf die Lippe. „Ich komme und schau ob es ihr gut geht. Gib ihr ein paar Tage. Wenn du sie wirklich nicht magst, nehme ich sie zurück und werde dich nie wieder belästigen."

Malfoys Hände zuckten als er das Kätzchen näher zu sich zog, weg von Hermione.

Sie lächelte ihn an. „Frohe Weihnachten Draco."


****


„Ich kann nicht glauben, dass du Malfoy eine Katze gegeben hast. Für sowas muss es doch eine Klausel im Tierschutzgesetz geben."

Hermione zog ihre Nase kraus. „Es ist genau das, was er braucht. Außerdem hat mir sein Hauself versprochen, dass er sicherstellt, dass es dem Kätzchen gut geht. Und ich werde auch nochmal vorbeischauen um zu überprüfen, dass alles ok ist."

Ginny stöhnte. „Du gräbst dir dein eigenes Grab."


***


Hermione wartete bis zum Wochenende um zu Malfoy zu fahren.

Dobbin tauchte auf, als sie in die Eingangshalle flohte. Die Mistelzweigsocken waren noch immer über seine Ohren gezogen.

„Wo ist Draco? Hat er sich um das Kätzchen gekümmert oder ignoriert er es?" Sie suchte nach Zeichen kätzlicher Zerstörungswut.

„Master Draco ist im Bett mit Granger", sagte Dobbin.

Hermione verschluckte sich und musste husten. Dann sah sie den Hauself mit leeren Augen an. „Er hat sie Granger genannt?", ihre Stimme quietschte.

Dobbin antwortete mit einem Nicken.

„Dieser Mistkerl. Ich bring ihn um."

Sie marschierte durch das Haus, hoch zu Malfoys Zimmer.

Er war tatsächlich im Bett mit der Katze, die sich abzumühen schien, ihn im Schlaf zu strangulieren, indem sie seinen Hals mit ihrem ganzen Körper fest umschlang.

„Malfoy du Arsch, du kannst deine Katze nicht nach mir benennen. Das ist... unanständig."

Er öffnete ein Auge und schenkte ihr ein dünnes Lächeln.

„Es passt zu ihr", erklärte er gedehnt. „Irritierend. Unfähig zu verstehen was die Wörter 'nein, geh weg' bedeuten. Fortwährend zwingt sie sich in mein Leben, ohne jeglichen Respekt für meine Privatsphäre. Granger passt zu ihr wie die Faust auf's Auge."


'Granger' öffnete eines ihrer gelben Augen und gab ein verärgertes 'Miau' von sich, bevor sie sich noch enger an Dracos nackte Haut schmiegte. Er rang kurz nach Atem und streichelte sie dann zärtlich.


Hermione stemmte ihre Hände in die Hüften. „Also... ich verbiete das. Es ist mein Nachname. Du kannst ihn nicht einfach so benutzen."

„Du kannst ja versuchen mich aufzuhalten. Aber es ist meine Katze. Ich kann sie nennen wie ich will. Außerdem habe ich vor fortwährend über sie zu reden. 'Granger hat mich heute morgen kaum aus dem Bett aufstehen lassen. Ich wollte diese Berichte ausfüllen, aber Granger hat mich die ganze Zeit quasi bestiegen und um meine Aufmerksamkeit geheischt. Ich konnte einfach nicht nein sagen."

Hermiones Gesicht fühlte sich heiß an. „Das kannst du nicht!"

Er zog das Kätzchen von seinem Hals und setzte sich auf, während er sie knuddelte. Sie befreite sich von seinen Armen und streckte sich, gähnend, bevor sie vom Bett sprang um Hermione vorsichtig zu beschnüffeln. Ihr Schwanz stand senkrecht in die Höhe als sie ungelenk nach vorne stelzte.


„Ich kann und ich habe. Sie ist registriert. Granger Malfoy ist ihr offizieller Name." Er grinste Hermione süffisant an.

„Na warte! Ich weiß nicht, ob du je wieder ein Weihnachtsgeschenk von mir bekommst...", schimpfte Hermione, während sie ihm weitere böse Blicke zuwarf. Granger rieb sich derweil schnurrend an ihren Knöcheln.


Das Grinsen auf seinem Gesicht erstarb, als er aufstand und seine Roben überzog. „Richtig. Du hast mir etwas geschenkt, weil du so interessiert an meinem Leben warst", sein Tonfall war zuckersüß, „und nicht, weil es dir gerade in den Kram gepasst hat, um dir selbst etwas zu beweisen."

Hermiones Unterkiefer klappte herunter. „Was? Nein! Ich habe nur versucht..."

„Nett zu sein. Das ist mir klar", entgegnete er barsch während er auf sie herabsah. „Wie dem auch sei. Die Fehler aus meiner Vergangenheit, für die ich gerade Vollzeit bezahle, existieren nicht vor deiner bequemen Kulisse der Menschenfreundlichkeit." Er atmete tief ein. „Ich habe dich gebeten aufzuhören, aber du hast darauf beharrt, dass alles so sein muss, wie du es willst. Was soll ich sagen? Herzlichen Glückwunsch. Du hast es geschafft. Und jetzt würde ich mich darüber freuen, wenn du endlich wieder aus meinem Leben verschwinden würdest."


Er machte ein keckerndes Geräusch und Granger nahm sofort Abstand von Hermione. Sie umtanze Malfoys Versen, als er den Raum verließ ohne einen Blick zurück zu werfen.


***


Hermione kam nach Hause zurück, nur um sich zu einem jammervollen Bündel Elend auf der Couch zusammenzurollen. Ginny setzte sich neben sie und rieb ihr mitleidig über die Schulter. „Ist er die Katze schon losgeworden."

Hermione schüttelte ihren Kopf.

„Was ist dann los?"

„Ich dachte, ich wäre nett", flüsterte Hermione, „aber Malfoy denkt, ich benutze ihn nur."
Ginny schnaubte. „Malfoy ist ein Arsch."

„Vielleicht...", kam es von Hermione während sie versuchte die Kordel eines Kissens zu misshandeln, „... aber er..." sie verlor ihre Stimme als sie in sich zusammensackte.

„Ich dachte, es würde anders sein, nicht... so!", kam es endlich von ihr. „Ich dachte, wenn ich ihm ein Geschenk gebe, dass er mag, würde er...", sie gestikulierte erfolglos und ließ dann ihre Hände sinken. „Aber stattdessen... ich fühle mich als wäre ich ersetzt worden, durch eine Katze. Er hat ihr sogar den Namen Granger gegeben."

Ginny prustete los. „Er nennt sie Granger?" Sie konnte den Lachanfall nicht unterdrücken.
Hermione warf ihr einen bösen Blick zu und verließ sie dann, um allein in ihrem Zimmer Trübsal zu blasen.


***


Am nächsten Arbeitstag wartete Hermione vor Malfoys Büro. Als er sie vor seiner Tür sah, erstarrte er und es schien, als überlege er direkt umzudrehen und zu gehen. Aus einem Impuls heraus griff sie nach ihm.

„Warte Malfoy, ich möchte mich entschuldigen."

Er seufzte resigniert und kam auf sie zu, um ihr die Tür aufzuhalten.

Hermione wuselte in das Büro und stand dann da, nervös an ihrem Zauberstab herumfummelnd, bis er ihr mit einem scharfen ungeduldigen Nicken seines Kopfes das Zeichen gab, anzufangen.

„Es tut mir leid", brachte sie heraus, nachdem sie einmal tief Luft geholt hatte. „Du hattest recht. Als ich dich das erste Mal hier besucht habe, konnte ich dich nicht ausstehen. Du warst ein Hindernis, das ich überwinden musste um jedem zu zeigen, was ich für eine nette Person ich doch bin. Einfach nur, weil ich sagen wollte, dass ich jedem meiner Arbeitskollegen ein Geschenk gegeben habe."

Malfoy nickte knapp, mit einem müden Ausdruck auf seinem Gesicht.

Hermione biss sich auf die Lippe. „Aber... etwas hat sich verändert. Als ich bemerkt habe, wie einsam du bist, habe ich mich wirklich gesorgt. Ich tu es immer noch... mich sorgen. Das Weihnachtsshopping mit dir, habe ich wirklich genossen und das Mittagessen, auch wenn du immer wieder gemein warst. Und..." ihre Stimme wurde quietschig, „und als du mich geküsst hast, war es... war es... es war..."

Es schien, als könnte sie ihren Mund nicht dazu bewegen, ein weiteres Wort herauszubringen. „Es war... tatsächlich war es... ganz schön."

Sie schlug sich die Hände vor den Mund. Danach wedelte sie vor ihrem Gesicht mit ihnen herum.

„Nein, so hab ich das nicht gemeint. Ich meine, es war so. Ich meine das wirklich... also... ich wollte damit nur sagen, dass ich meinte, dass wenn ich dir eine Katze schenken würde und du sie mögen würdest, du dann vielleicht..." sie schob eine ihrer Locken hinter ihr Ohr und sah weg, als ihre Stimme sehr leise wurde, „es noch einmal tun könntest."

Sie zog ihre Schultern ein und vermied es ihm in die Augen zu sehen. „Aber... du hast das nicht so gesehen. Es tut mir leid... dass ich dich nicht in Frieden gelassen habe, als du mich am Anfang darum batest. Du hattest recht, was mich betrifft. Die einzige Person, an die ich gedacht habe, war ich selbst, als ich dich das erste Mal bat mit mir Mittag zu essen. Es tut mir wirklich... wirklich leid, dass du damit recht hattest. Wirklich. Ich werde nun auf dich hören und dich allein lassen, genau so, wie du mich gebeten hast."

Sie stob in Richtung Tür davon. Ihre Wangen brannten. Aber kurz bevor sie diese erreichte hielt sie noch einmal an und drehte sich um.

Draco stand wie erstarrt da, mit einem unleserlichen Ausdruck auf dem Gesicht.

„Du darfst nicht aufgeben", sagte sie bestimmt, „es gibt Menschen, die dich mögen werden, wenn du zulässt, dass sie dich zumindest ein bisschen kennenlernen. Du solltest...", sie zwang sich zu lächeln, „... dich da raus wagen. Du wirst nie wissen, wie dein Leben verläuft, wenn du es nicht probierst."

Dann sauste sie davon. Sie rannte den ganzen Weg bis zu ihrem eigenen Büro und warf die Tür hinter sich zu. Nach Atem ringend ging sie hinter ihren Schreibtisch und ließ sich auf den Stuhl sacken. Dann vergrub sie ihr Gesicht in ihren Armen.

So zusammengesackt blieb sie, niedergeschlagen für mehrere Minuten, bevor sie es schaffte sich aufzurappeln und ihre Papierarbeit anzustarren.

Ein festes Klopfen an ihre Tür kündigte einen Gast an.

„Ja", antwortete sie mit tonloser Stimme.

Malfoy streckte seinen Kopf durch die Tür, man sah ihm an, dass er sich nicht wohl fühlte als er sie ansah.

Hermiones Magen drehte sich um und sie sah weg. Sie hörte ihn tief Luft holen.

„Ich habe mich gefragt... ob du heute mit mir Mittagessen würdest."


***


Yesterday is History. Tomorrow is a mystery.
Today is a gift.
That's why it is called Present.

- Alice Morse Earle


***

Hinweis der Übersetzerin:

Falls Euch die Geschichte gefallen hat, hinterlasst doch bitte auch ein Sternchen bei SenLinYu (Verlinkung funktioniert irgendwie nicht.)


https://youtu.be/AYcYZHfwxd0

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