Wofür ist die Familie da?
Am nächsten Morgen wurden Rupert und Emma von einer Krankenschwester und einem Arzt geweckt, die zur morgendlichen Visite kamen. Sie überprüften Ruperts Allgemeinzustand und der Arzt erklärte, dass der Bruch zum Glück nur ein leichter war, der innerhalb von 5 Wochen abheilen würde. Er wollte Rupert aber aufgrund des Verdachts auf eine Gehirnerschütterung lieber noch einen Tag im Krankenhaus behalten, so dass sie alle auf der sicheren Seite waren. Emma war erleichtert, dass Rupert nichts Schlimmeres passiert war, aber sein Anblick tat ihr trotzdem unheimlich weh. Der Bluterguss auf seinen Gesicht zog sich nun komplett um sein Auge, sodass er aussah als wäre er verprügelt worden. Ironischerweise war er genau auf der Seite wo Emma Rupert eine Backpfeife verpasst hatte. Nachdem die Schwester und der Arzt das Zimmer verlassen hatten, krabbelte sie voller Scham wieder unter seine Decke und umarmte ihn so fest, dass er merkte, dass sie etwas beschäftigte.
Rupert (flüsternd)
Hey, was bedrückt dich? Alles ist gut, morgen darf ich wieder nach Hause. Das ist doch toll oder?
Emma
Ich schäme mich so Rupert! Der Bluterguss in deinem Gesicht erinnert mich an das was ich getan hab und dass du nur wegen mir überhaupt losgefahren bist und in diesen schrecklichen Unfall verwickelt wurdest! Ich bin so dumm, aber in letzter Zeit hab ich meine Gefühle einfach nicht mehr so im Griff… diese verdammten Hormone! Ich weiß, dass ist 'ne beschissene Ausrede und ich hab dich nicht verdient… Du bist immer geduldig, liebevoll und verstehst alles und ich schlage dich einfach…
Sie krallte ihre Hand in seine Shirt, vergrub ihr Gesicht in seiner Brust und begann zu schluchzen. Rupert umarmte sie fest und wiegte sie leicht hin und her.
Rupert
Schatz, du bist schwanger! Da fahren deine Emotionen halt mal Achterbahn und das ist auch völlig in Ordnung. Ja, die Ohrfeige hat mich erschrocken, aber ich weiß dass du das unter normalen Umständen nie tun würdest. Hör auf dir selbst die Schuld zu geben. Alles hat seinen Sinn im Leben. Vielleicht brauchten wir diesen Unfall um zu erkennen, dass streiten sinnlos ist und wir einfach miteinander reden sollten, wenn es Probleme gibt! Emma, mir geht es gut, solange ich euch hab, okay? Die blauen Flecken und der Bruch werden verheilen…
Emma blickte ihn mit wässrigen Augen an und streichelte ihm sanft über die, vom Hämatom gezierte, Wange.
Emma
Siehst du… Du bist immer verständnisvoll… du bist der loyalste und gütigste Mann den ich kenne. Ich hab dich wirklich nicht verdient, aber ich bin so dankbar dass du mir verzeihst! Ich verspreche dir, das wird nie wieder vorkommen! Ich liebe dich!
Rupert
Ich liebe dich auch, Ems! Und hey… Falls du doch nochmal Frust ablassen und auf irgendetwas hauen möchtest, könnte ich dir ja einen Boxsack schenken. Du hast ja bald Geburtstag!
Rupert lachte und spürte dass auch Emma in seinen Armen kicherte. Er drückte sie noch einmal an sich und küsste sie auf die Stirn. Sie lagen eine Weile so da, als Emma die Stille erneut unterbrach.
Emma
Schatz, ich möchte, dass wir Lily behalten, aber ihre Aufgabenbereiche etwas abändern…
Rupert (erstaunt)
Ok? Wie kommt's und was hast du dir vorgestellt?
Emma setzte sich auf und nahm seine Hand in ihre.
Emma
Ich weiß dass sie dir wichtig ist und ich mag sie ja auch und auch wenn ich es ungern zugebe, war sie in den letzten Wochen eine große Hilfe. Ich würde gern, dass sie sowas wie ein Allround-Familienmitglied wird.
Rupert (fragend)
Und was genau bedeutet das?
Emma (leicht lächelnd)
Ich wünsche mir, dass sie eine Art Nanny für unsere Zwillinge wird. Ich möchte auf keinen Fall, dass sie die Erziehung übernimmt oder sowas, aber ich denke sie wäre eine große Stütze, wenn wir beide zeitgleich Termine haben. Sie könnte einen von uns dann begleiten und auf die Babys Acht geben. Sie kann auch weiter bei uns putzen, aber ich würde zumindest gern die Kinderzimmer und unser Schlafzimmer selbst übernehmen. Und um den Garten kümmern wir uns auch selbst, ok? Kein Gärtner! Du weißt, der Gärtner schnappt sich immer die Frau des Hauses.
Rupert blickte sie geschockt an, während Emma kicherte.
Emma (schmunzelnd)
Das war ein Spaß, Rupes! Aber ich würde halt lieber dich verschwitzt und schmutzig in den Beeten sehen, als irgendeinen Gärtner!
Rupert (grinsend)
Du! Komm her!
Er zog sie zu sich und kitzelte sie so lang durch bis sie nach Atem rang. Dann zog er sie zurück in eine Umarmung und küsste sie sanft.
Rupert
Das klingt nach einer tollen Idee, Lily wird aus dem Häuschen sein. Lass uns das die Tage mit ihr besprechen ok? Und diesmal sind wir beide dabei!
…
Im Laufe des Vormittags rief Emma einen ihrer Bodyguards an, der sie im Krankenhaus abholen sollte. Sie wollte kurz nach Hause fahren, um sich frisch zu machen und um noch ein paar Kleinigkeiten zu holen, die sie vergessen hatte. Gerade als sie das Krankenhaus verlassen hatte, klopfte es erneut an Ruperts Tür und nach einem kurzem "Herein" betrat seine gesamte Familie das Zimmer. Seine Mum schlug sich, so wie Emma am Abend zuvor, die Hand vor den Mund und ging schnellen Schrittes zu Rupert ans Bett. Während sich sein Dad und seine Geschwister um das Bett herum verteilten, setzte sich seine Mum auf die Bettkante und strich ihm sacht die Haare von der Stirn.
Jo
Rupert, was machst du denn für Sachen? Wie oft wollt ihr beiden bei uns denn noch einen Herzstillstand verursachen?!
Rupert
Sorry, Mum… ich war wohl nicht ganz bei der Sache und hab nicht mitbekommen, dass mir jemand die Vorfahrt genommen hat.
Jo
Mein armer Schatz! Jag mir nie wieder so einen Schrecken ein, es reicht schon das James seine Rennen fährt und ich jedes Mal Angst um ihn haben muss!
Sie zog Rupert an sich und strich ihm übers Haar. Er blickte seine Geschwister über die Schulter seiner Mum an und rollte mit den Augen, aber innerlich war er froh, dass sie da war. Man blieb halt das Kind seiner Eltern, egal wie alt man war.
Nigel
Die Hauptsache ist, dass es dir gut geht und du schnell wieder auf die Beine kommst.
Samantha
Wenn ich mir dein Bein so angucke, Rupertina, dann glaub ich das ja eher nicht.
Charlotte
Ja… Und meine Güte, du siehst aus als wärst du in einer üblen Schlägerei verwickelt gewesen.
Georgina
Aber hey.. Es verpasst dir einen ziemlich verwegenen Look. Die Weiber stehen doch auf Bad Boys.
Jo (gereizt)
Mädels, hört auf damit!
Rupert
Schon gut, Mum… Ich hab euch auch lieb, ihr Zimtzicken!
Seine Schwestern kicherten und umarmten ihn gleichzeitig.
Samantha
Sorry, Rupes! Wir sind wirklich froh, dass es dir gut geht! Und das Emma nicht mit im Auto war! Nicht auszudenken, wenn sie auf der Beifahrerseite gesessen…
Rupert
Bitte sprich es nicht aus, den Gedanken kann ich nicht ertragen! Danke…
Er warf James einen kurzen Blick zu, der genau wusste, warum Rupert überhaupt Nachts durch die Straßen gefahren war. Die Blicke die sie austauschten, waren aber ein stilles Übereinkommen darüber, dass das die anderen nicht wissen mussten.
James
Was haben die Ärzte denn noch gesagt? Wann darfst du denn wieder nach Hause?
Rupert
Ich hab zum Glück nur den Verdacht auf eine Gehirnerschütterung und der Bruch ist nur ein leichter, also bin ich den Gips in 5 Wochen wahrscheinlich schon wieder los. Gott sei Dank, die Dreharbeiten verschieben sich jetzt dank mir…
Nigel
Mach dir darüber keine Gedanken, denen bleibt eh nichts anderes übrig. Ohne dich geht's nicht.. Aber die werden die 5 Wochen schon sinnvoll nutzen.
Jo
Aber untersteh dich, dann irgendwelche Stunts zu machen! Nur weil du den Gips dann los bist, heißt das nicht, dass du da gleich wieder Vollgas geben kannst!
Rupert (augenrollend)
Ich weiß Mum! Keine Sorge, das meiste ist eh schon im Kasten. Aber ich wollte noch eine andere Sache mit euch besprechen.
Jo
Okay, was denn mein Schatz?
Rupert
Emma hat in zwei Wochen Geburtstag und eigentlich wäre ich gerne mit ihr weggefahren. Da ich aber nun ans Bett gefesselt bin, hab ich mir was anderes überlegt.
Georgina
Spucks aus, Rupes!
Rupert
Ich hätte gern, dass sie eine Babyparty bekommt. Ich meine die Babys kommen in 3 Monaten und ich denke, jetzt ist sie noch in der Lage so eine Feier zu genießen.
Charlotte (aufgeregt)
Oh jaaaaa, das klingt super! Ich hab auch schon ganz viele Ideen, wie wir den Tag schön gestalten. Da trinken wir aus Nuckelflaschen, verkosten Brei, wechseln Windeln an Puppen…
Samantha
Genau! Genial! Und was ist mit dem Gender Reveal? Ihr wisst doch hoffentlich noch nicht welches Geschlecht die beiden haben oder? Sowas gehört heutzutage zu jeder guten Babyparty dazu!
Rupert blickte etwas verwirrt zwischen seinen Schwestern hin und her, denn so weit war er mit der Planung noch gar nicht gewesen.
Rupert
Eh.. Nein, wir wissen es noch nicht. Die beiden haben sich immer ziemlich gut versteckt. Aber Emma hat diese Woche noch einen Termin beim Frauenarzt, der nochmal gucken will was die beiden für ein Geschlecht haben…
Georgina (perfekt)
Da werd ich sie begleiten und dann soll der Arzt nur mir die Geschlechter verraten. Ihr beide müsst euch dann noch bis zu Emmas Geburtstag gedulden. Ach das wird super. Mädels, wir nehmen das in die Hand oder?
Ruperts Schwestern, so wie auch seine Mum nickten einstimmig und mit breitem Grinsen auf den Gesichtern.
Rupert
Hey, aber das ist meine Freundin?! ICH muss ihr doch einen schönen Geburtstag bereiten und nicht ihr! Und wieso muss ich eigentlich auch warten, bis ich das Geschlecht der beiden erfahren darf?
Samatha
Weil du deine Klappe nicht halten könntest und dich bei ihr verplappern würdest!
Rupert verschränkte beleidigt die Arme vor dem Körper, was seine Familie zum Lachen brachte.
Jo
Mach dir mal keine Sorgen, mein Schatz. Wir helfen dir bei der Planung und Umsetzung, ok? Rein körperlich gesehen bist du ja eh auf uns angewiesen. Alles organisatorische wie Freunde einladen und ein Ablenkungsmanöver starten überlassen wir dir, in Ordnung?
Rupert nickte und ein leichtes Lächeln erschien auf seinem Gesicht.
Rupert
Danke! Ohne euch wäre ich gerade echt aufgeschmissen!
Charlotte
Kein Problem, wofür sind so viele Geschwister denn sonst gut!
…
Einige Tage später war Rupert wieder zu Hause und versuchte so gut es ging mit dem Gips und seinen Krücken zurecht zu kommen. Er hasste es, dass er nun so abhängig war und kaum etwas alleine hinbekam, ohne zwangsweise seinen Fuß belasten zu müssen. Er wollte Emma nicht zusätzlich zu ihrer Schwangerschaft belasten und war ausgesprochen froh, dass Lily den neuen Vertrag freudig angenommen hatte. Nachdem Rupert es an diesem Morgen irgendwie geschafft hatte zu baden, ohne den Gips dabei nass zu machen und danach unter ächzen aus der Wanne gekrabbelt war, stand er nun in der Küche um das Frühstück vorzubereiten. Er hatte die Krücken an den Tresen gestellt und humpelte von Schrank zu Schrank um Teller, Tassen, Besteck und Essen herauszuholen. Er stellte alles unter Mühen auf den Tisch und wollte dann zum Briefkasten, um die Zeitung zu holen. Dabei stieß er gegen seine Krücken die unter lautem Krachen zu Boden fielen. Rupert verdrehte die Augen, fluchte leise vor sich hin und versuchte sie unter unmöglichen Verrenkungen aufzuheben. Er bemerkte nicht wie Emma in die Küche kam und ihn leicht schmunzelnd beobachtete.
Emma
Warte ich helf dir!
Sie hob die Krücken auf und reichte sie ihm, wofür sie sogleich mit einem Kuss belohnt wurden.
Rupert
Danke… Ich bin so ein bewegungseingeschränkter Idiot! Ich hasse das!
Emma schmiegte sich an ihn, schlang ihre Arme um seine Mitte und küsste ihm am Kieferknochen entlang bis zum Hals. Rupert seufzte, stütze sich mit einer Hand auf die Krücken und mit der anderen zog er Emma nah zu sich. Er küsste sie liebevoll auf den Mund und lächelte sie danach an.
Emma
Ich liebe dich, mein bewegungseingeschränkter Idiot! Du sollst doch dein Bein still halten, wieso deckst du denn da den Tisch? Das hätte ich doch machen können.
Rupert
Ich habe nur ein gebrochenes Bein, das heilt schon auch wenn ich mal den Tisch decke. Aber ich will nicht, dass du dich überanstrengst und wieder ins Krankenhaus musst. Die beiden sollen schön lange da drinnen bleiben, habt ihr gehört?
Er strich über ihren Bauch und spürte ein Treten, fast so als hätten sie ihn verstanden. Ein Strahlen breitete sich auf seinem Gesicht aus und er küsste Emma erneut.
Emma
Du machst dir zu viele Gedanken, Schatz. Uns geht's gut. Ich hab heut noch meinen Termin bei Dr. Wilkins, die wird mich nochmal untersuchen und dann wirst du sehen, dass alles in Ordnung ist.
Rupert
Ich hoffe es…
Emma gab ihm einen Kuss auf die Wange lächelte ihn an und ging dann für ihn die Zeitung holen. Danach genossen sie in aller Ruhe ihr Frühstück und als Emma gerade ihren letzten Schluck Tee getrunken hatte, klingelte es an der Tür. Sie blickte Rupert fragend an, der nur schmunzelnd mit den Schultern zuckte, denn er wusste ziemlich genau, wer vor der Tür stehen musste.
Emma
Wer kann das denn sein? Erwartest du Besuch?
Sie ging zur Haustür und davor stand Ruperts Schwester Georgina.
Emma
Georgina, hey.. Was machst du denn hier? Rupes frühstückt noch.
Sie umarmte ihre Schwägerin in spe und ließ sie ins Haus.
Georgina (grinsend)
Das ist schön, aber ich bin wegen dir hier. Da Rupert ja ein bisschen eingeschränkt mit seinen Krücken ist, dachte ich, ich begleite dich zum Frauenarzt.
Emma
Wirklich? Georgina, das finde ich wirklich toll von dir! Geh du doch schnell in die Küche, ich mache mich nur schnell fertig. Bin gleich zurück!
Eine Viertel Stunde später, kam Emma zurück in die Küche und war bereit zur Abfahrt. Die beiden Frauen verabschiedeten sich von Rupert und Georgina fuhr mit Emma zur Frauenärztin. Dort angekommen, verschwand Emma direkt auf Toilette, denn sie hielt keine 20 Minuten mehr ohne Toilettengang aus. Georgina nutzte die Gelegenheit grinsend und fragte die Sprechstundenhilfe, ob sie kurz mit der Ärztin sprechen konnte. Da Emma die erste Patientin an diesem Tag sein sollte, war die Ärztin noch nicht allzu sehr beschäftigt und Georgina konnte ihr kleines Anliegen anbringen.
Georgina
Guten Morgen, Dr. Wilkins. Ich bin Georgina Grint, Mrs. Watsons Schwägerin. Ich hätte eine große Bitte an Sie!?
Dr. Wilkins
Ah, schön Sie kennenzulernen Mrs. Grint. Worum geht es denn?
Georgina
Ich weiß, das hört sich jetzt bekloppt an, aber könnten Sie Emma gegenüber bitte so tun, als ob die beiden Kinder ihr Geschlecht immer noch nicht zeigen? Und würden Sie mir die Geschlechter stattdessen auf einen kleinen Zettel schreiben?
Dr. Wilkins (lachend)
Sie glauben gar nicht, wie gewöhnlich diese Bitte heutzutage ist. Lassen Sie mich raten, es wird eine Gender Reveal Party geben?
Georgina
Ja, so in etwa. Mrs Watson hat in knapp 1 ½ Wochen Geburtstag und mein Bruder wollte gerne eine Babyparty für sie organisieren und meine Schwestern und ich hatten die Idee mit dem Geschlecht der Babys. Also helfen Sie uns?
Dr. Wilkins
Natürlich, dass ist kein Problem. Ich versuche Ihnen den Zettel so unauffällig wie möglich zukommen zu lassen. Ich hoffe die Babyparty wird ein voller Erfolg.
Als Emma und Georgina nach einer Stunde die Praxis verließen, war Emma froh, dass ihre Babys kerngesund waren und es keinen Grund zur Sorgen gab. Lediglich, dass sie immer noch nicht wusste, welches Geschlecht ihre beiden Mäuse hatten, betrübte sie. Während sie etwas niedergeschlagen zu Georginas Auto zurückkehrte, hatte eben diese Mühe ein Grinsen zu unterdrücken. Emma konnte ja nicht ahnen, dass Georgina einen Zettel in ihrer Hosentasche hatte, der genau verriet ob sie Jungs, Mädchen oder vielleicht sogar beides in ihrer Mitte begrüßen durften.
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