Streit

Emma musste zur Vorsicht noch eine Woche im Krankenhaus bleiben und auch danach sollte sie noch einige Wochen das Bett hüten. Das gefiel ihr natürlich überhaupt nicht, da sie so fast den ganzen Tag alleine war und noch dazu nichts im Haushalt machen konnte. Sie wollte nicht, dass Rupert sich in seiner Annahme bestätigt sah, dass sie eine Putzfrau nötig hatten, aber in diesen Wochen der Bettruhe musste Emma es Zähneknirschend hinnehmen. Als Emma Ende März von ihrer Ärztin endlich grünes Licht für das Ende ihrer Bettruhe bekam, war sie bereits in der 22. Woche. Ihr Bauch war nun unübersehbar und sie konnte nur noch Jogginghosen von Rupert tragen. In alles andere passte sie bereits nicht mehr hinein und so beschloss sie shoppen zu fahren. Rupert war in den letzten Zügen seiner Dreharbeiten und konnte sie an diesem Tag nicht begleiten, weshalb sie ihre Mum anrief. Sie verabredeten sich zum Mittagessen in einem Londoner Restaurant und als Emma sich fertig gemacht hatte und gerade losfahren wollte, schrieb sie Rupert noch eine Nachricht.

Hallo mein Schatz! Ich bin mit meiner Mum in London shoppen. Ich passe einfach in keine Hose mehr rein und brauche dringend etwas, bevor ich die nächsten Wochen unten ohne rumlaufen muss. Ich liebe dich, Ems

Als sie gerade den Motor starten wollte, hatte Rupert schon geantwortet.

Schade, ich hätte nichts dagegen, wenn du nackig rumlaufen würdest. Aber ich wünsch euch trotzdem viel Spaß! Kauft nicht zu viele Babysachen, ich möchte doch mit aussuchen! Ich liebe dich, bis später. Kuss, Rupes

Emma lächelte bei dem Gedanken, dass Rupert  durch Läden streifte und Babysachen aussuchte. Sie beschloss heute noch keine Babysachen zu kaufen, sondern in den nächsten Tagen noch einmal mit Rupert los zu ziehen. Heute würde sie nur Sachen für sich und vielleicht etwas Deko für das neue Haus holen. Mit diesem Plan im Kopf, startete sie den Motor und fuhr los Richtung Londoner Innenstadt.

Rupert hatte an diesem Tag überraschend eher Schluss, da nur noch Szenen ohne ihn anstanden. So beschloss er, das fällige Gespräch mit seiner Putzfrau Lily vorzuziehen und verabredete sich mit ihr bei sich zu Hause. Er zog sich in Windeseile um, entfernte die Reste vom Film-Make-Up und fuhr dann nach Hause. Als er in seine Einfahrt einbog, war es früher Nachmittag und Emma schien noch unterwegs zu sein, da ihr Auto nirgends zu sehen war. Rupert dachte kurz darüber nach, ob er auf sie warten sollte bevor er mit Lily sprach, aber er war sich sicher, dass sie seine Entscheidung unterstützen würde. So schloss er sein Auto ab, betrat sein Haus und hing seinen Mantel an die Garderobe.

Rupert (rufend)
Lily? Bist du schon da?

Lily (rufend)
Ich bin oben im Bad! Ich komme sofort!

Kurze Zeit später sah Rupert Lily, die sich gerade Putzhandschuhe auszog, die Treppe hinunter laufen.

Lily (lächelnd)
Hallo Rupert, was wolltest du denn wichtiges mit mir besprechen?

Rupert
Lass uns dazu mal in die Küche gehen, ich hole uns nur schnell was zu trinken.

Rupert ging schnellen Schrittes in die Küche, holte zwei kalte Getränke aus dem Kühlschrank und bedeutete Lily sich an den Tisch zu setzen. Sie blickte ihn erwartungsvoll an, als er sich ihr gegenüber setzte.

Rupert
Lily, du weißt ja schon dass wir umziehen oder?

Lily
Ja, Ende Mai soweit ich mich recht erinnere. Wieso?

Rupert
Genau.. Eh, ja. Emma und ich hatten einige Diskussionen darüber, wie wir es in dem neuen Haus handhaben was das putzen angeht und ob wir überhaupt noch Unterstützung benötigen….

Lily (leicht enttäuscht)
Oh.. Ich verstehe schon, das klingt nach einer Kündigung…

Rupert
Was? Nein! Lily lass mich ausreden. Ja, Emma wollte nicht mehr, dass jemand für uns putzt, weil sie denkt, dass das unseren Kindern ein falsches Bild vermitteln würde. Aber ich denke sie hat in den letzten Wochen, wo sie nicht aufstehen durfte, eingesehen, dass du uns eine große Hilfe bist und man diese Hilfe auch annehmen kann.

Lily
Ja.. Man hat ihr angemerkt, dass es ihr unangenehm war, aber sie war immer sehr nett zu mir.

Rupert
Das höre ich gerne… Also Lily, was sagst du, wenn du weiter bei uns beschäftigt bleibst? Du kriegst auch mehr Geld, weil es ja dann wenn die Zwillinge da sind mehr zu tun gibt. Bist du damit einverstanden?

Lily (überrascht)
Natürlich würde ich gerne weiter für euch arbeiten! Und mehr Lohn ist wirklich nicht notwendig, du zahlst mir mehr als genug! Oh ich freu mich wirklich, Rupert! Danke!

Rupert lächelte zufrieden und umarmte sie kurz.

Rupert
Sehr gut, aber du wirst trotzdem besser bezahlt. Ich hab mit meinem Anwalt schon mal einen neuen Vertrag aufgesetzt. Ich geh ihn schnell holen, damit du auch alles schwarz auf weiß hast!

….

Als Emma in die Einfahrt einbog, sah sie, dass Rupert bereits zu Hause war. Ihr Herz machte einen Hüpfer, denn in den letzten Wochen hatte sie ihn viel zu wenig gesehen, da sie ans Bett gefesselt und er beim Dreh mehr als eingespannt war. Sie stieg aus dem Auto, schnappte sich die Einkaufstüten aus dem Kofferraum und lief so schnell sie ihre Füße tragen konnten zum Haus. Als sie das Haus betrat, hörte sie Stimmen aus der Küche. Sie stellte ihre Beutel ab, hing ihre Jacke an den Haken und folgte den Stimmen. Als sie im Türrahmen der Küche stand, sah sie Rupert mit Lily am Tisch sitzen, die gerade so etwas wie einen Vertrag zu unterschreiben schien. Als Rupert Emma bemerkte, breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus und er ging schnurstracks auf sie zu. Er zog sie in seine Arme, streichelte ihren Bauch und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.

Rupert (lächelnd)
Hey mein Engel, wie war es mit deiner Mum? Wart ihr erfolgreich?

Emma (leise)
Ja, waren wir. Eh, darf ich fragen was ihr hier macht?

Rupert
Ich habe gerade Lily ihren neuen Vertrag gegeben, ab Mai hat sie ja mehr zu tun und quasi durch unseren Umzug einen neuen Arbeitsort.

Emma dachte sie hörte nicht richtig und löste sich abrupt aus Ruperts Umarmung.

Emma (leise und leicht sauer)
Ich dachte das Thema hatten wir besprochen?! Ich möchte mich selbst um den Haushalt kümmern, Rupert!

Rupert (beschwichtigend)
Aber Schatz, du hast doch die letzten Wochen gemerkt, dass sie eine große Hilfe war, oder?

Emma drehte sich von ihm weg und lief auf Lily zu. Diese sah sie verwundert an und schien zu spüren, dass irgendwas in der Luft lag. Emma setzte ihr freundlichstes Lächeln, was sie in diesem Moment zustande brachte, auf und wandte sich an Lily.

Emma
Lily, ist es ok, wenn wir uns in ein paar Tagen noch einmal kurz zusammen setzen? Ich würde gerne noch ein paar…eh.. Details mit Rupert besprechen.

Lily (verunsichert zwischen Rupert und Emma hin und her blickend)
Eh.. Ja, natürlich. Ich.. Ich mach dann Feierabend. Wir sehen uns übermorgen! Machts gut ihr beiden.

Mit diesen Worten verschwand Lily in den Flur, wo sie sich anzog und kurze Zeit später hörte man die Tür klappen. Einen Moment herrschte noch eine unangenehme Stille zwischen Rupert und Emma, aber dann platzte es aus Emma raus.

Emma (sauer)
Kannst du mir erklären, warum du ihr, ohne es vorher mit mir abzusprechen, einen neuen Vertrag gibst? Ich hatte doch klar und deutlich gesagt, dass ich keine Putzfrau mehr möchte!

Rupert schien Emmas Wutausbruch noch nicht für voll zu nehmen, denn er lächelte sie an und schritt auf sie zu um ihre Hand zu nehmen. Aber Emma schlug seine Hand weg und entfernte sich von ihm.

Emma (sauer)
Denk ja nicht, dass du mit dieser Masche jetzt durch kommst, Rupert! Ich habe dir tausend Mal gesagt, dass ich Lily mag, aber dass ich niemanden brauche der uns und unseren Kindern alles hinterher trägt! Ich möchte keine verwöhnten Hollywood-Gören aufziehen, verstehst du das nicht?

Rupert, der von ihrer Reaktion schockiert und verletzt war, wurde nun auch sauer.

Rupert (sauer)
Ich verstehe dein verdammtes Problem nicht, Emma! Es ist doch lediglich eine Unterstützung für uns! Du hast doch gesehen, wie gut es war, dass sie die letzten Wochen hier geholfen hat. Ich war kaum zu Hause und du musstest dich ausruhen! Weißt du wie es ohne sie hier ausgesehen hätte?? Wäre dir das lieber gewesen??

Emma (laut)
Nein, aber das war auch nur ein temporäres Problem! Ich darf mich wieder bewegen und kann das ab jetzt auch genauso gut wieder allein erledigen!

Rupert (wütend)
Emma, untersteh dich in deinem Zustand hier auch nur einen Finger zu viel zu rühren, die Babys waren schon einmal in Gefahr!

Emma (schnaufend)
Übertreib nicht, Rupert! Den Babys ging und geht es gut! Ich bin schwanger und nicht krank, checkst du das irgendwann mal?

Rupert (laut)
Und checkst du es, dass ich mir nur Sorgen mache und nur das beste für dich.. Für euch will???

Emma (sauer)
Ich weiß sehr wohl, was das beste für mich ist. Dafür brauch ich niemanden der mir das abnimmt und mich behandelt wie ein Kleinkind!

Rupert (schockiert)
Ok, alles klar… Geht es hier wirklich nur noch um Lily oder hast du mir irgendwas zu sagen? Hast du schon die Schnauze voll von mir, ja?

Emma (augenrollend)
Nun fang nicht an rumzuspinnen, Rupert! Natürlich geht es hier um Lily! Ich möchte dass du sie kündigst, fertig aus!

Rupert (sauer)
Das kannst du vergessen! Sie wird weiter für uns arbeiten und du wirst sehen, dass du mir irgendwann dafür dankbar sein wirst! Ich glaube du unterschätzt es nämlich so ziemlich, wie viel Arbeit zwei kleine Babys und ein riesen Haushalt machen, noch dazu, wenn du wieder deiner Arbeit nachgehen willst!

Emma (sauer)
Ok, alles klar. Dann kannst du allein in dein dämliches Haus ziehen, mit deiner ach so tollen Lily!

Rupert (sauer)
Weißt du was, das hat gerade keinen Zweck mit dir zu diskutieren… vielleicht können wir ja noch mal vernünftig reden, wenn du deine Hormone wieder in den Griff bekommen hast.

>Patsch< Er hatte kaum die Worte ausgesprochen, da spürte er Emmas Hand an seiner Wange. Sie hatte ihm eine schallende Backpfeife gegeben und er starrte sie mit offenem Mund an. Er rieb sich die Wange und auf seinem Gesicht zeichnete sich Fassungslosigkeit und Enttäuschung ab.

Emma (von sich selbst schockiert)
Rupes… Ich.. Es…

Rupert (enttäuscht und sauer)
Lass gut sein, Emma!

Er drehte sich von ihr weg und ging in den Flur. Er schnappte sich seinen Schlüssel und riss die Haustür auf. Emma, die nun zu weinen begonnen hatte, lief ihm hinterher und versuchte ihm am Arm festzuhalten, doch er entriss ihn ihr.

Emma (aufgelöst)
Wo willst du denn hin? Schatz, es tut mir Leid…

Rupert (sauer)
Ich muss weg.. Frische Luft schnappen…

Mit diesen Worten knallte er die Tür hinter sich zu und verschwand. Emma lehnte sich mit dem Rücken an die Eingangstür und ließ sich schluchzend daran herunter rutschen. Sie hasste sich in diesem Moment selbst und hätte am liebsten jedes Wort und vor allem die Ohrfeige zurückgenommen, aber das konnte sie nun nicht mehr. Stattdessen hockte sie auf dem Boden in Ruperts Haus und befürchtete bald mit zwei kleinen Babys alleine dazustehen.

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