Drei Monde 🌚

So verging der Geburtstag und die tolle Überraschung für Emma und sie feierten den ganzen Tag und Abend noch fröhlich und ausgelassen bis sie sich alle nach und nach voneinander verabschiedeten und sich auf dem Weg nach Hause machten. Emma war überglücklich und Rupert und sie konnten kaum glauben, als sie selbst sich auf den Heimweg machten, dass sie tatsächlich zwei Mädchen erwarteten und umso mehr stieg nun auch Emmas Nestbautrieb und Motivation schon in den nächsten Tagen im Haus alles zu streichen und jeden Raum individuell einzurichten, auch wenn sie noch einige Wochen bis zum Einzug Zeit hatten.
Und so organisierten sie in den nächsten drei Wochen neue Farbe für ihr Haus und für das Kindezimmer, sowie auch Teppiche, Möbel und eine komplett neue Küche. Rupert war es vollkommen egal wieviel etwas kostete, worauf jedoch Emma schon mehr achtete. Dadurch entwickelte sich eine neue Diskussion, die sie aber schon kurz danach wieder beseitigen konnten und sich darauf einigten, dass Rupert Dinge auswählen durfte, die für das Haus auch wichtig waren und Emma wiederum trotzdem auf die Ausgaben achtete und die Finanzen trotz allem überwachte.
Rupert bekam auch in diesem Zeitraum seinen Gips wieder los und musste wohl oder übel einmal die Woche zur Physiotherapie, um seine Beinmuskeln und seine vorherige Belastbarkeit wiederherzustellen.
Eines Morgens, als beide wie üblich zusammen ihr Frühstück genossen und Rupert in aller Ruhe sein Müsli aß, las Emma in der britischen Tageszeitung "Daily Mail", was ganz Großbritannien bewegte und biss nebenbei von ihrem Toast mit Honig ab.

Emma
Oh, klasse...

Rupert blickte von seinem Müsli auf und sah Emma fragend an.

Rupert
Was ist klasse?

Emma
Hier in der Nähe wird ein Schwangeren- und Geburtsvorbereitungskurs angeboten...

Rupert
Aha...

Rupert nahm einen nächsten Löffel seines Müslis, während Emma begeistert die Zeilen vorlas, die die Anzeige betrafen.

Emma
Unsere Hebammenpraxis "Drei Monde" bietet starken Frauen einen ausgefallenen Geburtsvorbereitungskurs an, um ihre innere Mitte zu finden und Sie gemeinsam mit anderen Pärchen auf die bevorstehende Geburt gut und sicher vorzubereiten. Haben wir Ihr Interesse geweckt? Dann kommen Sie einfach vorbei! Jeden Montag und Mittwoch treffen wir uns... Rupert, das ist doch perfekt!

Rupert sah wieder zu Emma, aber begriff nicht ganz, was sie von ihm wollte.

Emma (grinsend)
Heute ist Mittwoch... Wir könnten da heute Abend dochmal vorbeischauen, findest du nicht?

Rupert verschluckte sich bei diesem Vorschlag fast an seinem Müsli.

Rupert
Bitte... Was?

Emma (völlig hin und weg)
Oh Rupert, das wird toll, glaub mir. Es bereitet uns auf alles vor, was uns noch erwartet...

Rupert (stutzig)
Uns erwartet? Was erwartet uns denn noch?

Emma (sarkastisch)
Mh, ich weiß nicht... Vielleicht die Geburt oder das Versorgen zwei schreiender Babys?

Rupert (ergeben)
Okay okay, ich habe dich verstanden, Schatz. Lass uns zu diesem Kurs mal schauen... Wenn du das unbedingt möchtest.

Emma stand grinsend von ihrem Stuhl auf, was ihr aber nicht sofort schnell gelang durch ihren schon größeren Bauch, und umarmte dann Rupert und gab ihm einen liebevollen Kuss.

Emma (grinsend)
Du bist der Beste, danke! Du wirst sehen... Es wird gar nicht so schlimm sein.

Rupert
Solange ich nicht diese komischen Atemübungen machen muss... Also, ich mach ja alles, Liebling, das weißt du, aber bei sowas...

Emma (grinsend)
Das werden wir dann ja sehen.

Sie gab Rupert noch einen Kuss und als sie mit dem Frühstück fertig waren und der späte Nachmittag anbrach, machten die beiden sich für den Kurs fertig und fuhren einige Zeit später in einen nahegelegenen Vorort von London, der von vielen großen Villen und reichen Menschen geprägt war. Als Rupert eingeparkt hatte und beide ausstiegen, liefen sie auf ein Haus zu, dass kaum zu den anderen Häusern passte. Es war eher heruntergekommen und hatte von Außen seit Jahren keine Sanierung und Modernisierung mehr erhalten. An dem Haus war ein altes, verrostetes Blechschild angebracht mit der Aufschrift "Drei Monde" und wie Rupert erkennen konnte, war mit drei Monde nicht der Mond im Allgemeinen gemeint, sondern scheinbar Schwangerschaftsbäuche, die sich unter der Aufschrift befanden und durch die Veralterung eher gewöhnungsbedürftig wirkten, als einladend.

Rupert
Ich glaub, wir sollten Harry Potter Bescheid geben... Das sieht nach schwarzer Magie aus, Ems!

Emma musste lachen und zog Rupert an der Hand zu dem Eingang des Hauses.

Emma (kichernd)
Nun spinn nicht rum! Glaub mir, es wird toll!!

Rupert
Vielleicht ist das 'ne Sekte!

Emma musste noch mehr lachen und klinkte die Tür auf, die quietschend zur Seite klappte. Beide gingen hinein und liefen einige Holzstufen hinauf, die sich knarksend bemerkbar machten. In dem Haus roch es muffig und Spinnenweben waren in jeder Ecke des Hauses zu finden. Rupert berührte eine Spinnenwebe, wodurch er zur Seite sprang und Emma sich kurz erschrak.

Rupert (ängstlich)
Woah Können wir bitte gehen? Hier wimmelt es von Monstern, Emma! Und außerdem... Du weißt schon, dass wir berühmt sind und uns jeder hier erkennen wird?

Emma (grinsend)
Nun hör doch auf... Vertrau mir, okay?

Emma klopfte an eine alte Holztür an, worauf ein Praxisschild montiert war. Beide warteten einen Augenblick bis die Tür aufging und eine ältere Frau mit grauen Haaren und ziemlich starren Blick die Tür öffnete.

Emma
Guten Tag, mein Mann und ich würden gerne zu dem Geburtsvorbereitungskurs, der hier gleich stattfinden soll...

Die Frau sagte nichts, trat zur Seite und gewährte den beiden Einlass. Rupert bemerkte kurz, dass Emma "mein Mann" sagte und lächelte kurz bis er in den Raum kam in dem drei Pärchen auf dem Boden saßen und die Frauen an ihre Männer angelehnt lagen und mit geschlossenen Augen summende Geräusche von sich gaben. Eine etwas ältere Frau mit großer Hornbrille, ungepflegten Dreadlocks und bunten Hippie-Sachen begrüßte Emma und Rupert völlig stürmisch und dennoch fröhlich mit einem Händeschütteln.

Frau (fröhlich)
Halli Hallo, meine Lieben!

Emma
Hallo... Wir sind Emma und Rupert!

Frau
Schön... jawoll... Wunderbar! Ich bin die glorreiche Sonne, die Hebamme in dieser Praxis... Aber nennt mich ruhig Simone!

Rupert (verdutzt)
Simone?

Simone
Jawoll, mein Lieber! Simone... Ich nehme an ihr seid da, weil ihr bald ein Baby erwartet?

Emma
Ähm ja, zwei sogar...

Simone schlug so laut in die Hände vor Freude, dass sich Rupert und Emma kurz erschraken und die Pärchen am Boden zu ihr hinaufsahen und ihre Summgeräusche unterbrachen.

Simone (mit hoher Stimme und einer Hand auf Emmas Bauch gelegt)
Habt ihr das gehört? Sie ist höchst fruchtbar, meine Lieben! Sie erwarten Zwillinge! Welch wunderbares Wunder!!!

Rupert
Höchst fruchtbar... Emma, hast du das gehört? Vielleicht erwarten wir ja sogar Vierlinge!

Emma (zu Rupert gewandt)
Pscht!

Rupert schmunzelte vor sich her. Ihm gefiel zwar das alles nicht so recht, doch so langsam fing es an ihm Spaß zu machen. Simone zeigte auf eine freie Stelle im Raum und bat beide dort Platz zu nehmen.

Simone
Macht es euch gemütlich! Lasst eure negative Energie aus euch hinausströmen... Atmet tief ein und aus und vergesst das Summen nicht...

Emma
Ähm...

Rupert
Pscht, Ems... Du musst summen...

Emma sah hinter sich zu Rupert, der sie nun breit angrinste und mit den Schultern zuckte. Emma ahnte nun, worauf sie sich eingelassen hatte und lehnte sich, wie auch die anderen Frauen es bei ihren Partnern taten, an Rupert und schloss ihre Augen. Sie wollte sich entspannen, aber durch das ständige Summen der anderen, konnte sie sich kaum konzentrieren. Auch die Hebamme lief ständig zwischen den Pärchen hin und her und fuhr mit ihrem Ritualsgesang fort.

Simone (im Singsang)
Spüret eure Gebärmutter... Spüret euren Uterus... Lasst locker und genießt eure Wehen...

Emma schlug ihre Augen auf und begutachtete kurz die anderen Frauen, die noch immer ihre Augen geschlossen hatten und nun anfingen fragwürdige Atemübungen durchzuführen, worüber Emma kurzzeitig grübelte, ob man dadurch seinem ungeborenen Baby sogar mit schaden könnte.

Simone
Lasst das Chantra in euch! Spürt euer inneres Auuugeee!!!

Nun konnte auch Simone nicht mehr an sich halten und pustete und atmete vor sich hin, als würde sie unter Atembeschwerden leiden. Emma spürte nun, wie Ruperts Brustkorb bebte und als sie sich kurz zu ihm umwandt, sah sie wie er versuchte nicht laut los zu lachen. Er kniff seine Lippen zusammen und hatte vor lauter innerem Lachen Tränen in den Augen. Emma drehte sich wieder nach vorn und auch sie musste sich nun ihr Lachen verkneifen, als sie sah, wie die Hebamme über jeden Bauch strich und etwas vor sich her sang. Simone fuhr mit ihren Händen über die Bäuche, als würde sie magische Kräfte besitzen und versuchen einen Trank zu brauen. Als sie auch bei Emma und Rupert ankam, schloss Emma schnell wieder ihre Augen und hoffte, dass das bald ein Ende hatte und sie so schnell wie möglich wieder dort rauskam.

Simone
Ich spüre negative Energien... Meine Liebe, bist du wütend?

Emma schlug ihre Augen wieder auf und sah zu der Hebamme, die nun mit einem Ohr über ihren Babybauch gebeugt war.

Emma
Wütend? Nein, mir geht es super!

Simone
Was für ein Jammer! Ihr strahlt so viel negative Energie aus... Eure Babys werden bestimmt einmal Schreikinder werden! Es kommen dunkle Zeiten auf euch zu!

Emma
Dunkle Zeiten?

Simone
Ja, meine Liebe!

Emma
Wir werden Babys bekommen und keine Monster...

Simone
Du musst deine Augen schließen und deine negativen Energien aus dich hinaussummen! Mach mit, liebe Emma.. Die Große... Frau der Götter... Frau der Gebärenden!

Nun konnte Rupert nicht mehr an sich halten und prustete hinter Emma los. Alle Paare verstummten und sahen zu den beiden, denn auch Emma lachte nun.

Simone
Da seht ihr es... Sie sind vom Dämon gefangen! Lasst ihn raus... Los! Oooooohhhhhh

Die Pärchen fingen nun mit an und ließen ein langes "oooooooooohhhhh" von sich. Rupert stand, immer noch lachend, auf und half auch Emma hoch. Beide nahmen sich ihre Sachen.

Simone
Wo wollt ihr hin?

Emma
Unseren Dämon loswerden!

Simone
Ja! So ist es richtig... Geht!!! GEHT! Und lasset ihn frei...

Emma schüttelte mit dem Kopf und Rupert und sie verließen unter großem Gelächter die Praxis. Beide lachten so sehr, dass ihnen schon Tränen aus den Augen quollen und ihre Gesichter rot waren. Als sie unten ankamen, lehnte Emma erschöpft vor lauter Gelächter an der Wand und hielt sich erschöpft den Bauch.

Emma (unter Tränen und vereinzeltem Lachen)
Oh... mein... Gott! So etwas habe ich noch nie... Noch nie... Erlebt!

Rupert (lachend)
Die war ja vielleicht crazy!

Emma (lachend)
Die schien tatsächlich ein großes Problem zu haben...

Beide lachten noch eine Weile bis sie sich allmählich wieder ein bekamen und sich dann ansahen. Rupert gab ihr einen Kuss und nahm dann eine Hand von ihr.

Rupert
Komm, du Höchstfruchtbare...

Rupert zog Emma hinter sich her zum Auto, während Emma wieder loslachte.

Emma (lachend)
Wohin willst du?

Rupert (grinsend)
Nun zur feministischen Feier des Tages wollte ich dich zum Essen einladen... Was meinst du?

Emma (grinsend)
Das ist eine wundervolle Idee! Nach dieser verrückten Stunde sehr gerne...

Rupert grinste, gab Emma noch einen letzten Kuss, bevor sie einstiegen und losfuhren.

Emma
Im Übrigen... Danke, dass du mitgekommen bist und es versucht hast! Es tut mir echt leid, dass nun ja... das Ganze etwas aus dem Ruder lief!

Emma streichelte, während Rupert fuhr, über seinen Oberschenkel und Rupert lächelte vor sich her.

Rupert
Alles gut, Schatz... Es war doch trotzdem ein lustiges Erlebnis, fandest du nicht? Und außerdem hatte es etwas Gutes...

Emma
Achja?

Rupert
Ja... Endlich wissen wir, wie wir unser "inneres Auge" finden können...

Beide lachten wieder herzhaft los und fuhren zu ihrem Lieblingsrestaurant, was sie in letzter Zeit eher selten besuchen konnten und ließen den Abend ohne summende Geräusche und fragwürdige Atemübungen in Ruhe ausklingen und beschlossen noch eine gute, qualifizierte Hebamme zu suchen, um ihre Fragen vor der Geburt beantworten zu können und die sie auch die ersten Wochen nach der Geburt zu Hause besuchen würde.

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