XXIX

Hinein in ein Bett aus Wolken. In Wirklichkeit sind es einfach Daunen und eine Matratze aus Schaumstoff. Beim Aufwachen bin ich nicht einsam. Nagi und Julian sitzen sich unterhaltend auf Plastikstühlen und trinken kalten Kaffee. Ich kann es riechen. Der warme Sommertag ist verschwunden und durch Desinfektionsmittel ersetzt worden. Durch Linoleum und Spanholz.

»Danke, dass ihr mich vom Boden gepflückt habt.«

Die beiden unterbrechen ihr Gespräch und Nagi stürzt an mein Bett. Sie schimpft mich lange und viel. Sie ist so sauer auf mich, dass ich einfach in den Schnee hinausgegangen bin. Ohne Jacke! Und ob ich denn völlig die Besinnung verloren habe, mit bloßen Händen den See umzugraben!

Das war nicht der See, sage ich. Das waren Worte. Nagi starrt mich aus tränenfeuchten Augen völlig unverständlich an und zetert weiter. Was, wenn ein wildes Tier mich zuerst gefunden hätte!

Julian steht hinter ihr und betrachtet mich erleichtert. Ich sage, ich hatte doch die Axt dabei und Nagi gibt mir einen bösen Klaps auf den Kopf. Sie würde fester zuschlagen, aber das traut sie sich nicht. Später stellt sich heraus, dass die Axt verschwunden ist. Ich denke, sie ist irgendwo im Schilf verschollen, wo sonst sollte sie sein? Wir lachen durch Tränen und dann umarmt mich Nagi fest. Ich hebe meine schweren Arme und erwidere den liebevollen Druck.

Ich habe Erfrierungen an den Händen und Zehen erlitten. Aber ansonsten fehlt mir nichts. Nicht mehr jedenfalls. Die Unterkühlung hätte mich töten können. Ich schaue auf die Bandagen um meine Finger und lächle. Was es da zu lächeln gibt, faucht Nagi und ich hebe nur die Schultern. Lächle sogar noch breiter.

Julians Blick fängt mich und ich schlucke kräftig. Dann nicke ich ihm zu und er nickt zurück. Ich laufe nicht weiter davon. Weder vor der Einsamkeit noch vor dem leeren Apartment. Und schon gar nicht mehr vor den beiden.


Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top