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... und schon wieder landete ich im Dreck. Ich keuchte, mein ganzer Körper schrie danach doch einfach liegen zu bleiben, aber nicht mit mir. Ich war stur, schon immer. Deshalb rollte ich mich auf den Bauch, schob meine Arme unter meinen Bauch und stemmte mich hoch. „Bleib liegen Junge", ermahnte mich ein älterer Mann, „sonst wirst du dir noch ernsthaft wehtun."
Ein leichtes Lächeln legte sich auf mein Gesicht. Mit aller Kraft kam ich taumelnd auf meine beiden zitternden Beine zum stehen und hob meine Fäuste vor meine Brust, bereit zum weiteren Kampf. Der große, muskulöse Werftarbeiter vor mir schüttelte den Kopf und erhob ebenso seine Fäuste. „Wenn du nicht hören willst, Bursche, dann musst du eben durch Schmerz lernen." Mit einem großen Schritt überbrückte der Arbeiter mit der Glatze ganze 2 Meter und somit meinen Sicherheitsabstand. Ich musste dafür drei Schritte nach rechts ausweichen, duckte mich gerade noch rechtzeitig vor der großen Hand weg. In meinem Gehirn ratterte es. Ich konnte Olaf nie und nimmer mit einem Schlag besiegen. Um diesen Gegner überhaupt etwas entgegen setzen zu können brauchte ich eine andere Strategie.
Ich erkannte eine Bewegung im Augenwinkel, blinzelte und wich instinktiv aus. Dem nächsten Schlag musste ich dummerweise parieren und kniff vor Schmerz meine Augen zusammen, als seine Faust auf meine zusammengelegten Oberarme prallte. Ich hörte kein Knacken, was für ein Glück. Dennoch wurde ich durch diese rohe Gewalt nach hinten geschleudert. Ich kam hart mit meinen Rücken auf dem gepflasterten Vorhof der Werft auf. Einige der Werftarbeiter, die unserem Schlagabtausch amüsiert verfolgten, verzogen das Gesicht.
Mir wurde die Luft aus meinen Lungen gepresst. Ich schnappte panisch nach dem nötigen Sauerstoff, krümmte mich ein wenig und presste meine Hände auf meine Brust. Meine empfindlichen Ohren hörten das Gemurmel der Arbeiter, die Zurufe zu Olaf, welcher bedrohlich auf mich zu gestapft kam. „Wenn er nie eine Lektion erhält, wird er ewig so weitermachen. Er muss lernen, dass er mit reiner Willenskraft nicht weiterkommt in dieser Welt."
Olaf hatte recht, dass wusste ich selbst. Nur wollte ich es nicht wirklich wahrhaben. Ich wollte stärker werden, ich erinnerte mich an meine Ausbildung und an meinen Lehrmeister. Nur Werft-Boxen war um einiges anders als die Kampfkunst, die ich beherrschte. Ich schnaufte überheblich, wollte schon zurück auf meine Füße, doch ein weiterer Schlag schickte mich in das Land der Träume.
Mühsam kam ich wieder zu mir. Zuerst spürte ich rein gar nichts, bis ich meine Finger bewegen konnte und meine Augen langsam zuckten. Mit dem Verlust der Schwerelosigkeit von meiner wunderschönen bewusstlosen Wolke holte mich der Schmerz gnadenlos ein und ein gequältes Stöhnen verließ meine Lippen. Schwermütig hob ich meinen rechten Arm und legte ihn auf meinen pochenden Kopf. Es half nicht viel, wie sich herausstellte.
Ein Lichtstrahl fiel mir direkt ins Gesicht und mit einem Fluch auf den Lippen drehte ich mich weg, bereute jedoch die Bewegung und krümmte mich. Mein Körper schmerzte, vor allem mein Rücken und mein Kopf. Schwerfällig kam ich zurück in meine Ausgangslage und tastete langsam meinen Körper ab. Meine Arme zuerst. Sie schienen nicht gebrochen zu sein, aber mit hoher Wahrscheinlichkeit waren sie geschwollen.
Mit einem Seufzen öffnete ich meine Augen, wurde direkt von dem einfallendem Licht geblendet und grummelte vor mich hin. Ich musste mehrere Male heftig blinzeln, bis sich meine Augen einigermaßen daran gewöhnten und ich meine erhobenen Arme vor meiner Nase mustern konnte. Die Oberarme schimmerten in den schönsten Blautönen. Resigniert hob ich die Bettdecke an und erkannte einen Verband um meinen Bauch. Ich schnaufte, stemmte meine Ellenbogen in die Matratze unter mir und rollte mich auf die rechte Seite. Dort befand sich keine Wand wie auf der Linken, sondern begann mein kleines eigenes Zimmerchen.
Mit einem größeren Kraftaufwand saß ich schlussendlich gerade und hielt mir den Magen. Ich könnte mir gut und gerne ein paar Rippen gebrochen haben bei der Aktion. Ich wusste selbst nicht, welchen Tag wir hatten. Ob ich lange geschlafen hatte? Laut meiner Blase wohl zu lange. Mit verzehrtem Gesicht zwang ich meinen Körper zum Aufstehen. Taumelnd hielt ich mich an meinem kleinen Schreibtisch fest, welcher direkt an meinen Bett angrenzte. Ich schüttelte den Kopf, um die schwarzen Punkte vor meinem Sichtfeld zu vertreiben.
Langsam setzte ich mich in Bewegung und öffnete nach wenigen Schritten meine Zimmertür. Zum Glück hatte ich es nicht weit zum Gemeinschaftsbad. Die ganze Zeit über musste ich mich an der Wand stützten und gleichzeitig meine Rippen halten, da diese wirklich schmerzten. Ich unterdrückte mir einen Laut. Mein Lehrmeister Ragnar hatte mir schon mehr gebrochen als nur die Rippen, ich sollte schlimmeres gewohnt sein. Dennoch war in gewisser Weise der aktuellste Schmerz immer der Schlimmste für mich.
Das Entleeren meiner Blase und der kurze Blick in den Spiegel reichten mir. Schwerfällig hievte ich meinen Körper zurück ins Bett, trank vorher noch etwas und griff zu den belegten Broten, welche mir wohl einer der Arbeiter gebracht hatte. Ich schloss die Augen mit dem Gedanken, dass ich wohl noch zwei Mal einschlafen müsste, bis mein Körper mit der Genesung fertig war.
Das nächste Erwachen gestaltete sich eine Spur schlimmer als das Erste. Mein Körper schien ernsthaften Schaden davon getragen zu haben und ein heißeres Stöhnen verließ meine Lippen. „Du weißt, dass du dir kein Mitleid verdient hast, Schätzchen!" Die bekannte Stimme ließ mich meine Augen trotz Licht und Schmerz öffnen. An meinem Bett, auf meinem Stuhl, hatte sich Linux platziert. Ein übergroßer gutaussehender Mann mit langen blonden Haaren und einem Faible für Mode. Seine dünneren Arme sahen zwar nicht so stark aus, doch er war einer der Besten im Werft-Boxen und gleichzeitig der zuständige Arzt hier. Sein gnadenloser Ruf als Doktor ging sogar über die Wert hinaus durch das gesamte Dorf, sowie sein überdeutliches Interesse an Männern. Aber neben all diesen – für mich unwichtigen – Faktoren war Linux mein bester Freund hier. Er war der Einzige, der beinahe alles über mich kannte, von meinem Körper mal abgesehen.
Jetzt grinste er mich breit an. Dieses typische sadistische Lächeln konnte ihm keiner nehmen. Manche Arbeiter hassten ihn deshalb, ich fand ihn genau aus diesem Grund so wirklich sympathisch. „Also Sagi-chan, dieses Mal hast du es leicht übertrieben. Mehrere Rippenbrüche, ein angeknackster Oberarmknochen, mehrere Blessuren, Quetschungen und eine leichte Gehirnerschütterung. Hast du dich übergeben?" Ich schüttelte den Kopf und beobachtete, wie er seine Beine überschlug und seine schwarze Sonnenbrille von seinen Augen auf seinem Kopf schob. Seine grünen Pupillen legten sich besorgt auf meinen Körper, bis er seufzte. „Normalerweise bräuchte ein Mensch wohl mehrere Wochen. Du konntest gestern schon wieder aufstehen?"
Ich nickte. „Musste aufs Klo", nuschelte ich angestrengt. Er seufzte. „Ich wusste nicht so recht, ob ich dir einen Katheder legen sollte. Aber du hast es offensichtlich sogar alleine geschafft. Als ich nach dir gesehen habe, hast du tief und fest geschlafen. Du bist höchst interessant." Er machte eine kleine Pause und rieb sich nachdenklich am Kinn. „Du sagtest, jeder von deinem kleinen Völkchen hätte so eine enorme Regeneration?" Mein Kopf nickte wieder. „Da es mir heute beschissener geht, wird es mir morgen wieder gut gehen und alles ist wie beim Alten", fügte ich hinzu.
Der Arzt vor mir nickte bestätigend, dabei fiel ihm die Sonnenbrille vom Kopf auf die Nase. Er fluchte, ich kicherte und zuckte bei der Bewegung mit meinem Bauch zusammen. „Ja, lachen tut weh. Geschieht dir recht, Sagi-chan!", keifte er, aber mehr scherzhaft als gehässig. Ich verstand seine Ironie und liebte seinen Sarkasmus. Unsere Unterhaltungen stellten sich immer wieder als Erheiterung heraus. Im Prinzip mobbten wir uns gegenseitig, allerdings ohne das Gegenüber ernsthaft zu verletzten.
Linux konnte natürlich nicht still sitzen bleiben. Stattdessen lehnte er sich zu mir und packte eines meiner Hasen-Ohren. Fasziniert kraulte er das weiche Fell, während ich meine Gene zu unterdrücken versuchte. „Du musst nicht jedes Mal aufs neue an meinen Körperteilen herum fummeln", protestierte ich halbherzig. „Du bist selbst schuld", antwortete er schlicht.
Ich unterdrückte mir die Gegenwehr, da das wohl mehr als schmerzhaft sein würde. Ich war nicht wirklich dazu in der Lage, Linux Hand von meinem Ohr zu entfernen. Sein Schnauben dröhnte in meinem Kopf und so langsam wollte ich wieder schlafen.
„Ihr Thán", nuschelte er. Seine Augen lagen interessiert auf mir, während seine Hand immer noch an Ort und Stelle blieb. Ich rollte einfach mit den Augen. Was sollte ich auch großartig erwidern? Meine Rasse ähnelte zwar nach dem Aussehen den Menschen, aber es lag bei weitem mehr dahinter. Wenn ich wollen würde, dann könnte ich wie ein Mensch aussehen, ohne meine Hasen-Ohren und mein weißer Puschelschwanz an meinem Steiß. Ich könnte auch das Gegenteil sein und mehr einem Hasen ähneln als eh schon. Nur verstecken wollte ich mich nicht. Jeder Thán war stolz auf seine Herkunft, auf seine Rasse und Religion. Wir trugen immer eines unserer jeweiligen Tier-Kennzeichen am Körper.
Den Arbeitern in der Werft sahen mich nicht einmal schief an, nicht wie die Dorfbewohner oder die Menschen auf anderen Inseln. Den Arbeitern hier war es schlichtweg egal, sie hatten durch ihre Werft und den dementsprechenden Kundenverkehr schon genug skurrile Dinge gesehen. Der Chef selbst erzählte von den verschiedensten Rassen, vom Meervolk, von menschlichen Tieren, von Riesen und Zwergen. Die Meisten dachten sowieso, ich hätte eine Teufelsfrucht gegessen und hakten die Sache damit ab. Ich selbst hatte sie nie aufgeklärt, nur Linux und der Chef wussten es. Linux weil er eben der Arzt war und der Chef, weil er als mein Vorgesetzter das Recht hatte darüber in Kenntnis gesetzt zu werden. Und während der Chef es nur Achsel zuckend hingenommen hatte, erwachte Linux' unfassbare Neugierde.
Ich dämmerte schon beinahe ins Traumland zurück, als sich der Blonde von meinem Ohr entfernte und aufseufzte. „Im Übrigen", begann er und riss mich wieder ins Hier und Jetzt zurück. Ich öffnete murrend meine Augen und warf ihm einen bösen Blick zu, welchen er vollkommen ignorierte. Seine Fingernägel betrachtend sprach er einfach ungerührt weiter. „Gestern Nacht gab es einen riesigen Sturm. Normal, wenn man bedenkt, dass wir hier auf der Grandline sind." „Aha", setzte ich an, doch er ließ mich nicht zu Wort kommen. Dafür packte er eine Nagelfeile aus und bearbeitete kritisch seinen linken Zeigefinger. Er kam mir in diesem Moment wie eine dieser Tratschtanten im Dorf vor, die jeden morgen den aktuellsten Klatsch und Tratsch verbreiteten. Mit müden Augen beobachtete ich sein Tun, seine Stimme rückte immer weiter in weite Ferne.
„Der Rothaarige Shanks und seine Bande hat bei uns angelegt." Mit diesen Worten riss er mich erneut aus meiner Traumwelt. Blinzelnd verschärfte sich mein Blick wieder. „Bitte was?", nuschelte ich verschlafen, fokussierte den Blonden und richtete mich ein wenig auf. Das waren mal Neuigkeiten, die mich wirklich interessierten. Ich meine, wer wurde nicht neugierig, wenn eine so große Nummer an einer nicht so großen Werft anlegte? Auch wenn ich gegenüber Piraten Vorurteile hegte aufgrund diverser Geschehnisse in der Vergangenheit.
Ich erntete ein Seufzen des Arztes und provokant lehnte er sich vor. Mit seinem Finger stupste er meine Nase an. „Du hast mir nicht zugehört. Ich sagte, dass der Sturm auf offener See so überraschend und katastrophal gewesen sein sollte wie noch nie seit den letzten Jahren. Das arme Schiff sieht echt mitgenommen aus. Wir brauchen wohl all unsere Mitarbeiter, wenn wir es in der vorgegebenen Zeit reparieren wollen."
Ich spürte meinen Kopf leicht nicken. „Wie sind die Piraten so?", fragte ich leise, schon mehr murmelnd. Die Erschöpfung zog mich immer weiter in ihren Bann und so langsam wollte ich ihr nachgeben. „Wohl ganz in Ordnung, schätze ich. Sie sind wohl in den Sturm in einen Kampf geraten und haben ein paar Männer verloren. Unter anderem ihren Arzt." Linux gewisser Unterton fiel mir gar nicht mehr auf. Ich nuschelte noch unverständliche Worte, bevor ich wieder einschlief und einen empört dreinblickenden Doc zurückließ.
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