Gleichstand der Wette?
Völlig aufgelöst und von der Rolledrückte ich mich in meinem kleinen Hasenkörper gegen den Körpermeines Kapitäns. Wenn ich könnte, würde ich unter sein Hemdschlüpfen und mich darin verstecken, doch leider war das nichtmöglich. Dafür reichte es mir gerade, mein Gesicht gegen seineBrust zu pressen und leise, jämmerliche Geräusche von mir zu geben,während mein Körper schrecklich zitterte.
Sein Griff an meinem Rückenverfestigte etwas und leise murmelte er mir etwas zu. Ich verstandihn nicht, dafür war ich zu aufgelöst. Ich hatte mich nicht mehrunter Kontrolle. Meine Instinkte schlugen voll zu und wäre ich einechter Hase, wäre ich wohl schon an den Folgen der Aufregunggestorben.
Die Panik saß tief. Ich beruhigte michnicht mal, sobald Shanks den Platz mit mir verließ und der Hafen inSicht kam. Das Meeresrauschen nahm ich nicht wahr, auch nicht, wiewir das Schiff betraten. Ich öffnete meine fest zusammengepresstenAugen erst, als Shanks mich direkt ansprach und versuchte, meineKrallen aus seinem Hemd zu lösen. „Hey, Nousagi. Du kannst michloslassen, wir sind in deiner Kajüte."
Bibbernd sah ich mich in meiner Kajüteum, bis ich vorsichtig meine Krallen einzog und von Shanks Hand aufmein Bett hüpfte. Schnell verschwand ich mit meinem Körper unterder Bettdecke, grub mich regelrecht ein und atmete flach. Ich spürte,wie die Matratze unter mir nachgab und kniff die Augen wieder festzu. „Hey, hey alles gut. Ich hätte nicht gedacht, dass deineInstinkte so ... zuschlagen." Er rang nach Worten. Ich gabein fiependes Geräusch von mir.
Ziemlich jämmerlich.
Die Tür öffnete sich erneut und wurdewieder zugeschlagen. „Wo ist sie?", ertönte Linux fragendeStimme. „Unter der Bettdecke. Woher weißt du, dass wir hier sind?"Der Arzt grunzte. „Ganz einfach. Es werden Witze gemacht, dass derKapitän mal wieder ein verlorenes Haustier an Board geholt hat. Alsvon einem weißen Hasen die Rede war, wusste ich, dass es Sagi-chanist. Was war der Auslöser?" Shanks seufzte. „Ein tobenderStier." Kurz war Stille, bis Linux erstaunt schnaufte. „Eintobender Stier?!", wiederholte er Shanks Worte. „Ja. KeineAhnung." „Der hatte es auf mich abgesehen...", nuschelte ichmit meiner menschlichen Stimme.
Die Unterhaltung der Beiden hatte michso herunterfahren lassen, dass sich mein Körper langsam wiederzurückverwandelte. Nach und nach bildeten sich meine Knochen um,mein Fell zog sich zurück und meine Krallen wurden zu Fingern.Dieses Mal verwandelte ich sogar meine Hasenohren in menschlichezurück. Immer noch leicht zitternd umfasste ich meine Bettdecke, inwelche ich meinen nackten Körper eingewickelt hatte, fester undstreckte meinen Kopf heraus. Meine Klamotten hingen in Fetzen an mirherunter, der Rest müsste sich wohl auf der Straße verteilt haben.
„Danke..." schniefte ich in ShanksRichtung. „Fürs Retten." „Mhh, Gern geschehen.", brummte er.Linux setzte sich in Bewegung und kniete sich vor mich hin.„Verletzt?" fragte er. Ich schüttelte langsam den Kopf. „Habnur Herzrasen", ich wischte mit meinem Handrücken über meine Naseund meine Augen. Der Langhaarige nickte langsam. „Und das Blut indeinem Gesicht?" Er hob eine Hand und stupste mit dem Finger gegenmeine Nase. Schmerzerfüllt wich ich zurück. „Mich hats auf dieStraße gelegt ... halb so-" In letzter Sekunde biss ich mir aufdie Zunge und verschluckt erfolgreich meine Selbsteinschätzung derVerletzung. Immerhin konnte Linux das absolut nicht leiden.
Anerkennend nickte er, fummelte erneutan meiner Nase herum und gab sich dann zufrieden. „Nicht gebrochen.Sollten sich deine Schürfwunden bis heute Abend nicht geschlossenhaben, kommst du trotzdem zu mir." Ich nickte. Glücklich damitstand er wieder auf und wandte sich ab. „Schlaf am Besten einwenig, damit ruhst du dich immer schnell aus. Ein Glas Wasser solltehelfen, vielleicht eine angenehme Dusche. Sollte dein Kreislauftrotzdem einknicken, dann schreie. Ich hör dich schon." Mit diesenWorten verließ er mein Zimmer.
Shanks und ich blieben zurück.
Der Rothaarige wandte sich fragend undmit hochgezogener Augenbraue an mich. Er deutete hinter sich zur Tür.Ich verstand ihn auch ohne Worte. „Ich bin ein Thán. Meine Wundenheilen sehr, sehr schnell. Ich brauche gewöhnlich einen bis dreiTage." Meine Stimme war leise und zitterte immer noch. Ich biss mirkurz auf die Lippen, schmeckte Blut und ließ es wieder blieben. Ichzog meine Beine an, legte meinen Kopf darauf und presste die Deckenäher an mich. Ich spürte Shanks Blick weiterhin und wollte ihn amLiebsten einfach hinauswerfen.
Mir war das verflucht unangenehm.
Ich sollte die starke Schiffszimmerfrausein! Ich bin taff verdammt! Mir ist mein nackter, weiblicher Körperegal! Oder allein als Frau unter Piraten zu sein. Auch egal! Ichverhielt mich beinahe perfekt wie ein Kerl!
Und doch heulte ich vor meinem Kapitänwie ein 14-jähriges Mädchen, dass von ihrem ersten Schwarm einenKorb bekommen hatte ...
Toller Eindruck.
Ich bemerkte seine ausgestreckte Handgar nicht. Erst, als er meinen Kopf wieder tätschelte und meineHaare etwas durchwuschelte, blinzelte ich und sah ihn wieder von derSeite an. Sein Lächeln war warm und er rutschte etwas näher anmich. „Mach dir nichts draus. Es ist okay. Immerhin wird man nichtalle Tage von einem wilden Bullen gejagt und beinahe aufgespießt."Ich seufzte zweifelnd. Seine Hand rutschte von meinem Kopf und legtesich auf meine Schulter. „Hey. Ich mein es ernst. Wir sind zwarPiraten, aber jeder hat vor etwas Angst. Auch ich. Ruh dich aus,erhol dich vor dem Schock und steh morgen drüber." Leicht grinsendstand er auf. Ich hob meinen Kopf an, um ihn anzusehen. „DieAnderen werden mich aufziehen, oder?"
Shanks nickte, breiter grinsend. „Undwie!" Er lachte, während er zur Tür lief. Bevor er sie öffnete,drehte er sich allerdings noch einmal mit einem ernsten Gesicht um.„Aber auch nur, weil dir nichts passiert ist. Sonst würden sieanders reagieren. Erhol dich gut, Sagi-chan!" Damit verschwand erund ließ mich allein.
Ich seufzte tief, bevor ich meineKlamottenfetzen los wurde und sie einfach aus dem Bett warf. Dannschälte ich mich langsam aus der Bettdecke, stiefelte zur Dusche undtrank noch unterwegs etwas. Ich tat alles, was Linux mir geratenhatte, schlief bis zum nächsten Morgen durch und war am frühenMorgen wach und wieder die Alte.
Meine Hasenohren hatten ich wiederwachsen lassen, band sie sorgfältig unter mein Tuch und zog mir denArbeitsoverall an, sowie ein schwarzes Shirt. Schuhe ließ ich weg,stattdessen schlüpfte ich leichte Schlappen und trat aus der Kajüte.
Mein Weg führte mich zur Kombüse, wobereits Ben mit einer dampfenden Tasse mit der Tageszeitung saß. Einpaar wenige Crewmitglieder tummelten sich ebenso herum, sonst warkeiner anwesend. Als sie mich sahen, begannen ein paar schon zukichern. Ben hob den Kopf, als ich mich zu ihm setzte und grinsteebenso breit. „Du hast wirklich ein Talent, dich in Schwierigkeitenzu bringen. Der Stier würde nicht ganz zur Wette zählen, aber derhat bei der Verfolgungsjagd die Fässer mit dem Tartas-Bierzerstört. Die Brauerei musste auf ihre Reserven zurückgreifen fürdas Erntefest heute." Tadelnd sah er mich an.
Ich blies meine Backen auf. „Ich kannnichts dafür! Ich hab ihn nicht provoziert, das Vieh wollte einfachmeinen Tod!" Ben glaubte mir nicht. Das sah ich auf dem erstenBlick. Aber Moment ...
„Shanks hat noch nichts angestellt.Das heißt, ich liege vorne bei unserer Wette!", stellte ichzufrieden fest. Ein kleiner Trost dafür, dass ich mir die nächstenWochen wohl Stier-Witze anhören durfte.
Ben grinste nur und legte die Zeitungweg. „Glaub nicht, dass ich mich geschlagen gebe. Wir haben nocheinen ganzen Tag! Morgen früh legen wir ab. Bis dahin kann nochalles passieren." „Du klingst irgendwie leicht verzweifelt, Ben",antwortete ich etwas hämisch. „Verunsichert, was Shanks anstellenkönnte?" Der Grauhaarige seufzte. Er lehnte sich zurück,massierte sich die Nasenwurzel und brummte zustimmend. „Wie gesagt.Du hast noch keine Ahnung, zu was Shanks fähig ist. Es könnte auchschon passiert sein. Während du geschlafen hast, haben sie gesternwieder bis tief in die Nacht gefeiert. Alle sind sturzbetrunkenzurück, von ihm fehlt jede Spur."
Ich runzelte die Stirn. „Wieder inder Taverne? Hast du nicht gerade gesagt, dass die kein Bier mehrhaben wegen dem Stier und ihre Reserven anfassen mussten, um für dasErntefest noch was zu haben?"
Ben musterte mich stumm, dann nickteer. „Jetzt wo du es sagst..." Ich lehnte mich gleichzeitig mitihm vor. „Was haben sie dann alle getrunken...?", stellte ich dieentscheidende Frage, die Ben auch auf der Zunge lag.
Bevor er oder ich reagieren konnten,wurde die Tür zum Speisesaal aufgestoßen und ein schwer atmenderYasopp stand in der Tür. „Ben! Wir haben ein Problem! DerTavernen-Besitzer steht vor der Tür und will Schadensersatz. Erbehauptet, dass die Crew und vor allem Shanks all die Reservefässerfür das Erntefest gesoffen haben! Ohne, dass er das genehmigthatte!"
Mein Blick wanderte von dem Schützenzu Ben. Er sah nicht gerade begeistert über diese Nachricht aus. Ichgrinste nur dämlich. „Jetzt sind wir im Gleichstand. Aber daszählt noch nicht ganz ...", murmelte ich so laut, dass nur Ben esverstehen konnte. „Abwarten.", gab er als Antwort, dann wurdeseine Stimme lauter und ernster. „Sucht Shanks! Sofort!"
Sein Ton hatte einen klarenVizekapitäns-Befehl angenommen und ohne weitere Fragen standen dieanwesenden Piraten inklusive mir auf. Das könnte noch lustig werden.Ich hoffte ja, dass ich den Rothaar als erstes finden würde! DenSpaß wollte ich mir nicht entgehen lassen!
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