~ Kapitel 37 ~

Ich wünsche euch einen schönen 4. Advent.
_________________________________________

Melbourne Australia 24.11

PoV. Pierre
"Okay, dann geb ich den Mechanikern, die Änderungen für dein Set-up noch durch. Das Rennen morgen wird auf jedenfall trocken und stand dem aktuellen Wetterradar sieht es auch fürs Qualy...", fasste mein Renningenieur und Namesvetter nochmal die wichtigsten Infos aus dem Debrief für das in knapp eineinhalb Stunden anstehende Qualyfying zusammen, als ihn plötzlich der Klingelton meines Handy unterbrach. "Sorry, dass ist wirklich wichtig. Ich bin sofort wieder da.", konnte ich den Klingelton sofort Max zuordnen, der neben meinen Eltern der einzige war, dessen Anrufe mir bei stumm geschaltenem Handy trotzdem mit Ton angekündigt wurden. Meine Kopfhörer absetzend eilte ich aus dem Konferenzraum. "Hey... mon merveille ist alles in Ordnung? Bei euch ist es doch noch mitten in der Nacht.", nahm ich den unerwarteten Anruf den Niederländers gut gelaunt entgegen, versuchte die Sorge die sofort mit dem ersten Ton des Klingelns in mir aufgekommen war, keine Überhand nehmen zu lassen. "Pierre, hey, ja hier ist es kurz vor halb fünf...", klang Max Stimme leise und ziemlich angeschlagen zu mir durch. Ließ sofort alle Alarmglocken in mir schrillen. "Was ist passiert, mon merveille?", ließ ich mich in meinem Fahrerzimmer angekommen angespannt mit dem Rücken gegen die geschlossene Zimmertür sinken. "Ich hab mich an der Theke in der Küche gestoßen und mir eine Rippe angebrochen....", kam es weiterhin leise von dem Niederländer am anderen Ende der Welt, während ich mir nicht sicher war, ob er gerade weinte. "Oh Gott... Ist Marcus oder meine Eltern bei dir? Warst du schon bei  Valerie und hast dich untersuchen lassen? Was heißt, dass für dich und unser kleines Wunder? Kann ich von hier aus irgendetwas tun, dass es dir besser geht? Wie stark sind die Schmerzen?", sank ich völlig überfordert von Max Worten an der Tür zu Boden. Verfluchte die Tausende von Kilometer die zwischen uns lagen. "Marcus ist vor etwa einer Stunde mit mir zu Valerie gefahren, weil die Schmerzen stärker geworden sind, als unser kleines Wunder ausversehen die Rippe getroffen hat... Valerie... Valerie ist mit uns ins Krankenhaus... weil die Gefahr besteht, dass meine Rippe bei weiteren Tritten ganz bricht.... wenn dann meine Lunge verletzt wird... es kann sein, dass sie unser kleines Wunder jetzt schon auf die Welt....", gingen die restlichen Worte in Max leisem Schluchzen unter. Tief durchatmend versuchte ich die Worte meines Freundes sacken zu lassen. Ihre Bedeutung zu verstehen. "Ich flieg sofort zu euch...", fanden nur Max letzte  Worte so wirklich in mir Halt. Es konnte sein, dass unser kleines Wunder, jederzeit das Licht der Welt erblickte... einen Monat zu früh und während ich am anderen Ende Welt war. Ich hatte Max immer versprochen, dass ich dabei sein würde, dass er keine Angst vor der Geburt haben musste, dass ich an seiner Seite sein würde und wir das zusammen meistern würden. "Pierre hier ist Valerie. Bist du noch dran?", riss mich die Stimme der Ärztin aus meinen Gedanken. Holte mich zurück ins Hier und Jetzt. "Ja... sorry... Ihr müsst unser kleines Wunder jetzt schon holen? Es ist doch noch zu früh. Ich hab Max versprochen, dass ich bei der Geburt da sein werde.", versuchte ich einigermaßen ruhig zu bleiben, auch wenn in mir die Gedanken und Gefühle nur so tobten. "Es ist einen Monat zu früh, dass stimmt  aber dem kleinen geht es gut, dass schafft es. Wir werden versuchen den Kaiserschnitt so lange wie möglich hinaus zu zögern, aber wenn Max Rippe bei einem weiteren Tritt bricht könnte seine Lunge verletzt werden und das wäre für beide gefährlich...", versuchte die langjährige Freundin meiner Mutter mir mit ruhiger Stimme die Situation zu erklären, während ich tief durchatmend aufstand. "Okay, aber gerade sind die beiden nicht in Gefahr?  Ich komm so schnell ich kann nach Hause, aber ich brauch mindestens vierundzwanzig Stunden.", stopfte ich die wichtigsten Gegenstände in meinen Rucksack.

"Pierre...", hielt mich Jüri etwa fünf Minuten später auf, als ich mit meinem Rucksack auf der Schulter aus dem Büro von Doktor Marko eilte, um Mick noch persönlich zu sagen was gerade in Frankreich los war, bevor ich mich auf den Weg zum Flughafen machte. Wenigstens hatte der Doktor gerade keine großen Fragen gestellt, da Max ihn vor wenigen Wochen bei einem Telefonat in unsere Beziehung eingeweiht hatte. So hatte er mir schon bei dem Wort Krankenhaus zugesichert mir so schnell wie möglich einen Flug nach Frankreich zu organisieren, im Zweifel auf in einem Privatjet. Durch den errechneten Termin am 25.12 hatten wir bis vor wenigen Wochen gar nicht in Erwägung gezogen. Doch nach einigen Gesprächen mit Vicky und meiner Mutter hatten wir uns schließlich doch entschieden Helmut Marko zu informieren, falls es Max doch einmal nicht gut ging. "Sorry, ich muss wirklich dringend weg. Bitte tausch dich mit Yuki über die Streckenverhältnisse aus. Ein andermal helf ich dir gerne, aber gerade bin ich auf dem Sprung.", würgte ich den jungen Esten der dieses Wochenende als Ersatzfahrer vor Ort war, um das Motorhome durch den Hinterausgang zu verlassen. "Was?...", blieb der Este völlig überfordert stehen. Blickte mich an, als hätte er gerade einen Geist gesehen. "Du fährst den Rest des Wochenendes für mich.", wiederholte ich nur die wichtigsten Dinge, ehe ich ihn einfach im Flur des Motorhomes stehen ließ und nach draußen verschwand.

Müde sank ich auf das unfassbar harte Bett in dem kleinen abschließbaren Ruheraum der Flughafenlounge in Dubai. Ich sehnte mich nach etwas Schlaf und hatte inzwischen sowieso jegliches Zeitgefühl  verloren. Seit dem Verlassen des Paddocks waren inzwischen knappe 16 Stunden vergangen und in etwa zwei Stunden warteten weitere siebeneinhalb Stunden Flug, bevor mich Cyril am Flughafen in Paris abholen und zu Max ins Krankenhaus bringen würde. Auch wenn ich auf meinem letzten Flug von Sydney bis hier her nach Dubai mit 13 Stunden Flugzeit mehr als genug Zeit für einen entspannten Schlaf gehabt hätte, war ich über einige Stunden dösen nicht hinausgekommen. Hatte mich lieber daran gemacht mich noch besser in das Thema Geburt und Kaiserschnitt einzulesen, um bestmöglichst vorbereitet zu sein, wenn ich endlich bei Max sein würde. Während es in Frankreich Tag war hatte ich mein bestes gegeben, um Max mit einen Nachrichten auf schönere Gedanken zu bringen. Von Marcus oder Vicky hatte ich regelmäßig Infos bekommen, dass sich an Max Situation nichts verändert hatte. Erschöpft von freien Training das ich gefahren war, bevor Max mich angerufen hatte und all den Ereignissen die in den letzten Stunden gefolgt waren, versuchte ich eine einigermaßen angenehme Liegeposition zu finden. Machte mich nebenbei daran mir einen Wecker zustellen, falls ich in den nächsten eineinhalb Stunden doch einschlafen sollte.

‚Geht es Max weiterhin gut? Gibt es irgendetwas, dass ich für dich oder Max tun kann?‘, blinkte eine neue Nachricht von Charles auf, der vermutlich in Australien gerade beim Frühstück saß, um sich demnächst auf sein Rennen vorzubereiten, dass er von der Pole starten würde. Mit Platz 10 und 14 hatten sich auch Yuki und Jüri gute Startplätze um heute vielleicht sogar doppelte Punkte für das Team zu holen.  ‚Ja, gerade sieht alles gut aus. Nein, danke. Gerade heißt es einfach nur hoffen, dass  Max Rippe nicht weiter verletzt.‘, ‚Glückwunsch übrigens noch zur Pole und viel Erfolg fürs Rennen.‘, antwortete ich dem Monegassen, der mir auch mein restliches Gepäck wieder mit zurück nach Europa bringen würde, da ich außer meinen Rucksack aus meinen Fahrerzimmer nichts mitgenommen hatte, da ich direkt von der Strecke zum Flughafen gefahren war. ‚Danke. Ich drücke euch die Daumen, dass alles gut geht und die kleine Erbse noch ein wenig in Max Bauch bleiben kann.‘, leuchtete eine neue Nachricht meines besten Freundes auf, als ich auf der wirklich unbequemen Matratze eine neue etwas gemütlichere Schlafposition zu finden, um doch etwas Schlaf zu finden. ‚Das mache ich auch. Ich hoffe, dass es zumindest so bleibt bis ich bei ihm bin.‘, schrieb ich ihm zurück, ehe ich zu meinem Timer wechselte, um nachher nicht noch meinen Flug zu verpassen, weil ich auf dieser Pritsche doch noch eingeschlafen war. ‚Glückwunsch zu Platz 14. Das ist eine richtig gute Leistung, dafür, dass du so super spontan ins Auto musstest. Viel Erfolg fürs Rennen.‘, gratulierte ich auch Jüri noch kurz zu seiner Leistung. Mein Handy ans Ladekabel anschließend legte ich es wirklich beiseite um wirklich ernsthaft zu versuchen Ruhe zu finden.

Tief durchatmend versuchte ich mich nicht zu sehr über die Durchsage des Piloten aufzuregen, der uns nach einer sehr wackligen, rumpeligen Landung gerade angekündigt hatte, dass wir noch etwas auf dem Rollfeld warten mussten, bis wir unsren Tunnel ansteuern konnten, da es aufgrund von einer Schlechtwetterlage im Süden von Frankreich und großen Teilen von Deutschland, Österreich und der Schweiz auch hier in Pariser Flughafen zu Verspätungen kam, die den ganzen Plan durcheinanderwirbelten. . ‚Wir sind zwar gelandet, können aber aktuell noch nicht austeigen.‘, informierte ich meinen Bruder, der vermutlich schon am Flughafen war und auf meine Ankunft wartete noch über den aktuellen Stand. Zog dann mit einem Gähnen, da ich auch auf diesem Flug gerade einmal vier Stunden einigermaßen erholsamen Schlaf gefunden hatte, erneut mein Tablet heraus, um den Artikel, den ich vor dem Landeanflug angefangen hatte weiter zu lesen. Es war eine Mischung aus einem Geburtsbereicht einer Schwangeren und den Aussagen und medizinischen Informationen, die eine Hebamme und eine Ärztin zu den einzelnen Erlebnissen geschrieben hatten. Eine wirklich spannende Kombination und die, vor allem im Vergleich zu vielen der anderen Artikel und Informationen die ich in den letzten Stunden gelesen hatte, wirklich auch sehr anschaulich und für einen Laien verständlich geschrieben war. ‚Alles klar. Ich warte am üblichen Ausgang von führer.‘, blinkte auf meinem Handy Antwort meines Bruders auf. Mein restliches Wasser nun doch austrinkend, versuchte ich mich einfach auf den Text zu konzentrieren und zu Ignorieren, dass ich eigentlich schon bei Cyril im Auto sitzen könnte und auf dem Weg zu Max sein könnte.

Einige Minuten später konnte ich trotzdem das erleichterte Aufseufzen nicht unterdrücken, als ich registrierte, wie wir wieder langsam voran rollten und unsere Position veränderten. Machte mich zügig daran mein Tablett wieder in meinem Rucksack zu verstauen. Mit einem Knacken in den Lautsprecher verkündete der Pilot nun auch die frohe Kunde, dass wir endlich an einer der Brücken andocken konnten. Im Gegensatz zu sonst war ich sofort auf den Beinen, als das Signal zum Abschnallen kam und Stewardess die Tür öffnete. Wenn ich nicht gerade umsteigen musste, wartete ich den größten Anstrum immer ab, doch heute war ich einer der ersten der das Flugzeug verließ. Meinen Pass für die Einreisekontrolle bereits in der Hand eilte ich mit schnellen Schritten durch die mir inzwischen so vertrauten Gänge des Flughafens.  Wich Familien mit kleinen Kindern und Koffern aus, die von Ihrem Besitzern achtlos neben her gezogen wurden. Konnte erneut ein erleichtertes Aufseufzen nicht unterdrücken, als ich die völlig volle Gepäckausgabe einfach links liegen lassen konnte und mich direkt in der recht kurzen Schlange an der Einreisekontrolle anstellen konnte. ‚Bin an der Einreisekontrolle. Es dauert hoffentlich nur noch ein paar Minuten.‘, teilte ich Cyril kurz meinen Standort mit und nutzte die Gelegenheit um erstmal zu schauen, wie viel Uhr wir gerade hier in Paris überhaupt hatten.  Sonntag XX.11. 19: 46. Strahlte mir die weißen Zahlen und Buchstaben von meinem Handy hell entgegen. Weshalb ich tief durchatmete. Als ich in Australien los bin muss es in Frankreich 4 oder 5 Uhr am Samstagmorgen gewesen sein. ‚Ich bin gelandet und bin in ca. einer Stunde bei dir. Ich liebe euch.‘, tippte ich eine schnelle Nachricht an Max, der zu meiner Verwunderung vor 3 Stunden das letzte Mal online war. Auch wenn es eher etwas ungewöhnlich war, versuchte ich mir deswegen keine Sorgen zu machen, da es ja auch einfach sein konnte, dass er ein wenig den fehlenden Schlaf der letzten Tage nachholte. Wenn es einen anderen Grund gäbe hätte mir Vicky schließlich geschrieben. ‚Ich bin in etwa einer Stunde am Krankenhaus.‘, teilte ich auch dem Neuseeländer noch kurz mit, wann ich ankommen würde, ehe sich die Schlange vor mir auch schon aufgelöst hatte und ich nach dem kurzen Vorzeigen meines Passes weiter zu dem Treffpunkt mit Cyril eilen konnte.

„Salut. Danke, dass du mich abholst.“, zog ich den Älteren wenige Augenblicke später auch schon in eine enge Umarmung. Verharrte einen Moment darin um selbst etwas Ruhe zu finden. „Salut. Das ist doch klar. Wie geht es dir?“, zog er mich ebenfalls fest an seinen Körper und hielt mich fest an sich gedrückt. „Ehrlich gesagt keine Ahnung. Ich bin froh hier zu sein, aber auch völlig fertig.“, lehnte ich mich einfach an den Älteren. „Das glaube ich sofort. Ich hab dir im Auto etwas zu essen und bequeme Joggingklamotten von mir dabei.“, löste er unsere Umarmung schließlich auf, so dass wir nebeneinander die wenigen Meter durch den Eingang des Flughafens bis zu seinem Auto laufen konnten, mit dem er einen Parkplatz direkt vor der Tür ergattern konnte. „Danke. Hunger habe ich gerade ehrlich gesagt nicht wirklich, aber frische Klamotten wären der Hammer.“, räumte ich meinen Rucksack  achtlos auf die Rückbank des kleines Renault Zoe, der  laut einem Bruder für den Stadtverkehr die perfekte Größe hatte. „Du solltest etwas Essen Pierre. Max braucht dich nachher zumindest einigermaßen fit. Es ist niemandem geholfen, wenn du im Krankenhaus zusammen klappst, weil du zu lange nichts richtiges gegessen hast.“, hielt Cyril mir einen Warmhaltebecher und einen Löffel entgegen, kaum das wir beide im Auto saßen. Sah mich mit einer Mischung aus Sorge und Ernst an, da er genau wusste, dass ich quasi nie im Flugzeug aß. „ich weiß.. ich möchte nur so schnell wie mög…“, nahm ich ihm die Schüssel ab, als mein Handy einen Anruf ankündigte. „Marcus, ist etwas mit Max?“, verzichtete ich auf jegliche Begrüßung, als ich sah, dass der Neuseeländer mich anrief, während Cyril sich daran machte auszuparken, um uns Richtung Rouen zu bringen. Euer Mini-Me hat Max lädierte Rippe nochmal erwischt.  Valerie und ein Arzt sind gerade ihm in der Untersuchung, aber es kann sein, dass Sie sofort einen Notfall-Kaiserschnitt einleiten müssen.“

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top