~ Kapitel 18 ~

Hej,

Ich melde mich auch mit diesen beiden Jungs noch ein letztes Mal im alten Jahr.

Ganz kurz vorne weg ein kleiner Hinweis zu dem Kapitel. Ich habe mir hier und auch im noch folgenden Rest ein wenig die Autorenfreiheit genommen, was die Presse und das Erkennen von Max und Pierre in der Öffentlichkeit angeht, weil das für mich in dieser Geschichte keine große Rolle spielen soll, sondern der Fokus auf der Beziehung der beiden liegt.

Ich möchte dieses Kapitel auch nutzen, um euch allen DANKE zu sagen, für eure unglaublich lieben und so inspirierenden Kommentare und vor allem auch dafür mit wie viel Offenheit ihr diese Geschichte angenommen habt, als ich begonnen habe sie zu veröffentlichen. Es freut mich jedes Mal total, wenn ich eure Sternchen ☆ und Kommentare sehe.

Es ist eine unglaubliche Freude gerade in der jetzigen Zeit, die nicht allen von uns leicht fällt, weil wir auch auf vieles verzichten müssen zu sehen, dass ich euch mit meinen Kapiteln ab und zu ein Lächeln ins Gesicht zaubern kann.

Ich wünsche euch allen einen guten Rutsch ins neue Jahr und das ihr gesund bleibt.

Viel Spaß mit diesem Kapitel, man liest sich nächstes Jahr wieder.

Liz
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Montag 02.08., zwischen Monaco und Rouen auf der Autobahn

PoV. Max

"Können wir nochmal eine Pause machen?", blickte ich fast schon entschuldigend zu Pierre, als meine Blase sich erneut bemerkbar machte. Wir hatten uns, nach einem gemütlichen etwas späteren Frühstück auf dem Balkon meiner Wohnung, vor etwa vier Stunden auf die erste Etappe unseres Weges nach Rouen zu Pierres Haus gemacht. Pierre hatte darauf bestanden, dass wir uns die insgesamt fast zwölf Stunden lange Fahrt quer durch Frankreich auf zwei Tage aufteilten und etwa auf der Hälfte der Strecke in dem Ferienhaus eines Bekannten übernachteten. Am Anfang seiner Planung hatte ich noch versucht ihm diese Idee auszugeben, da ich glaubte es als Beifahrer locker zu schaffen die zwölf Stunden im Auto zu sitzen. Was war denn auch schon groß dabei? Doch inzwischen war ich froh, dass der Franzose sich durchgesetzt hatte, denn auch das bloße auf dem Beifahrersitz sitzen, war allein schon durch die sehr warmen Temperaturen, welche heute mal wieder jenseits der dreißig Grad geklettert waren, anstrengender als ich es vor ein paar Wochen, als Pierre das ganze organisiert hatte, eingeschätzt hatte. Zwar sorgte die Klimaanlage für halbwegs angenehme Temperaturen doch durch die Fenster brannte die Sonne erbarmungslos herein. Erschwerend kam hinzu, dass die sitzende Position meine Blase nicht gerade entlastet und ich durch das Wetter heute, sowie auch die letzten Tage auch schon ziemlich viel trank, dass mein Kreislauf nicht schlapp machte und ich keine Kopfschmerzen bekam. Würde man die drei Pausen die wir deshalb heute schon gemacht hatten abziehen, dann würde unsere reine Fahrzeit drei Stunden garantiert nicht übersteigen. "Natürlich. Musst du auf die Toilette? In ungefähr zehn Kilometern kommt wieder ein Parkplatz mit einem Klo.", wollte er mit fürsorglicher Stimme wissen ohne seinen konzentrierten Blick von der Straße abzuwenden, während seine Hand blind nach meiner tastete. "Ja, es tut mir leid, aber die Position drückt einfach auf die Blase.", verwebte ich meine Finger sofort leicht mit seinen und konnte gar nicht sagen, wie unwohl ich mich fühlte, weil wir wegen mir schon wieder anhalten mussten und somit noch länger brauchten, bis wir das Ferienhaus erreichten. "Mach dir darüber doch keine Gedanken Max, es ist überhaupt kein Problem, dass wir ein paar Pausen mehr einlegen. Wir haben Zeit. Es ist völlig egal, ob wir eine Stunde früher oder später ankommen  werden.", versuchte Pierre mir sofort wieder meine Gedanken auszureden, als hätte er gewusst wohin ich abzuschweifen drohte, während ich meine freie Hand auf den Bauch legte und leicht darüber strich. Schweigend nickte ich nur auf seine Aussage, da mir persönlich eine Stunde früher deutlich lieber war, als eine Stunde später, aber länger hinauszögern konnte ich die etwa stündlichen Pausen auch nicht. Erleichtert atmete ich aus, als Pierre wenige Minuten später auf dem Parkplatz hielt welcher zum Glück deutlich leerer war als der letzte. "Möchtest du, dass ich mir komme?", blickte Pierre mich fast schon ein wenig besorgt an und strich mir dabei sanft über die Wange. "Nein, alles gut, diesesmal ist ja nichts los, dass geht schon.", blickte ich auf das kleine, noch ziemlich modere Klohäuschen neben welchen Pierre geparkt hatte. "Okay."hauchte er mir lächelnd einen federleichten Kuss auf die Lippen, ehe ich die Tür öffnete, und langsam in die stickige Sommerhitze ausstieg, um meinen Körper nach dem langen Sitzen nicht zu überfordern. Trotzdem drehte sich für ein paar Sekunden alles, weshalb ich mich fest an die Tür klammerte. "Max, ist alles okay?", hörte ich Pierre sofort voller Sorge fragen. "Ja,  es geht. Nur der Kreislauf, aber alles in Ordnung.", beruhigte ich ihn, ehe ich die Tür schloss und so schnell ich konnte zu dem Klohaus eilte.

"Ich hätte nicht erwartet, dass Autofahren so anstrengend sein kann.", ließ ich erschöpft in einer halbliegenden Position in einen der beiden dunkel blauen Sessel sinken, welche in dem  Wohnbereich des kleinen Ferienhauses standen in dem wir vor etwa eineinhalb Stunden nach vier weiteren Stunden Fahrt angekommen waren. Gerade hatten wir noch die Nudeln mit Tomatensauce gegessen, welche Pierre zum Abendessen gekocht hatte, dass wir uns heute nicht nur von belegten Brötchen und kleingeschnittenem Obst und Gemüse ernährten. "Wir können uns gleich auch noch draußen  ein bisschen gemütlich machen, wenn du willst. Die Bank müsste groß genug sein, dass du auch die Beine noch etwas  hochlegen kannst.", kam von Pierre fast sofort die etwas besorgte Antwort aus der kleinen Küchenzeile, wo er gerade noch den Abwasch machte. Stumm nickte ich nur aus sein Angebot, denn die Füße hochzulegen klang verdammt verlockend.  Doch auch jetzt hier auf dem Sessel war es schon um einiges bequemer, als auf dem Beifahrersitz, weshalb ich die Augen schloss um zur Entspannung etwas vor mich hinzudösen, bis Pierre fertig war mit dem Spülen, was er trotz das er gekocht hatte freundlichweise übernahm, da ich mir ehrlich eingestehen musste, dass  die Fahrt heute deutlich anstrengender war, als ich erwartet hatte, weil ich ja eigentlich nur nebendran saß.  Ich hatte es mir eigentlich relativ entspannt vorgestellt, da ich ja im Gegensatz zum Wochenende, als ich Luka beim spielen, die ganze Zeit wieder eingefangen musste, weil er schon wie ein Weltmeister durch die Gegend robbte, mich körperlich heute nicht anstrengen musste. Doch mit dieser Vorstellung lag ich wohl deutlich daneben, ich würde fast behaupten, dass das Wochenende nicht so anstrengend war. Meine Füße und Beine taten mir trotz allem weh, als wäre ich den ganzen Tag auf den Beinen gewesen und hätte einiges an Strecke zurück gelegt. Auch dieser ständige Druck auf die Blase und die damit verbundenen recht häufigen Toilettengänge auf den zum Glück meist fast leeren Autobahnparkplätzen  leisteten ihren Beitrag, da es mich jedesmal Überwindung kostete dort unter  die mehr oder weniger vielen Menschen zu treten. Die heißen Temperaturen, welche auch jetzt noch nicht wirklich abgekühlt waren taten zu meiner allgemeinen körperlichen Verfassung und Erschöpfung ihr übriges. Morgen musste ich unbedingt schauen, ob ich die Position des Sitzes noch etwas verändern konnte, dass es ein wenig bequemer wurde. Vielleicht sollte ich Vicky deshalb später mal anschreiben und um Rat fragen. Ihre Idee, jetzt am Anfang  zum Übergang bis ich mir wenn wir bei Pierre waren ein richtiges Stillkisse bestellen würde, eine Decke als Ersatz zu nehmen hatte in den letzten Tagen auch super funktioniert. "Meine Schlafmütze, nicht einschlafen.", flüsterte Pierre plötzlich leise und strich mir sanft über die Wange, bevor er mir einen zärtlichen Kuss auf die Schläfe hauchte, während ich mit einem leichten Gähnen müde die Augen aufschlug. Aus meinen Gedanken kam ich langsam wieder im hier und jetzt an. "Ich war nur etwas in Gedanken.", nuschelte  ich leise und lehnte meinen Kopf gegen seine Berührung an meiner Wange. Setzte mich wieder etwas auf. Wäre ich doch vermutlich wirklich hier in dem Sessel eingenickt, wenn Pierre nicht gewesen wäre, welcher auf meine Frage nur schmunzelnd nickte und mir erneut einen Kuss auf die Schläfe hauchte. "Wir können es uns auch im Bett gemütlich machen, wenn das für dich gemütlicher und angenehmer ist.", schlug Pierre vor, als ich schließlich komplett von dem Sessel aufstand und mich ein wenig an Pierre kuschelte und  durch das große Fenster nach draußen auf die steinerne, rustikale Terrasse blickte an deren kürzerer Seite die massive, robuste, hellbraune Holzbank stand, welche auf mich jetzt keinen allzu bequemen Eindruck machte. "Ins Bett klingt nach einer guten Idee.", hob ich meinen Blick, um Pierres Reaktion zu meinem Wunsch zu sehen, da ich auch wollte, dass es für ihn in Ordnung war, wenn wir jetzt schon ins Bett verschwinden würden, es war schließlich gerade kurz nach neun. Lächelnd nickend, strich Pierre mir durchs Haar, bevor wir uns von einander lösten und unsere Hände miteinander verwebten und mit dem kleinen Handgepäckkoffer den wir für heute Nacht gepackt hatten ins Badezimmer verschwanden.

"Mick macht sich Sorgen um dich.", durchbrach Pierre mit leiser Stimme die angenehme Stille zwischen uns, als wir es  uns einige Minuten später auf dem Bett gemütlich gemacht hatten. Ich saß zwischen seinem Beinen an seinen nackten Oberkörper gelehnt und hatte bis gerade eben auch meine meine Augen geschlossen und genoss, wie er meinen Bauch sanft mit dem Massageöl und seinen Händen etwas verwöhnte, um mir nach dem Tag etwas Entspannung zu verschaffen. Den etwas unangenehmen Geruch des fremden Waschmittels, welcher mir beim betreten des Schlafzimmers sofort in die Nase gestiegen war, hatte ich dank dem wohlduftenden Öl auch  schon wieder fast verdrängt. "Er hat am Samstagabend, als wir uns zum Abendessen getroffen haben in die Runde gefragt, ob jemand weiß wie es dir geht? Oder in letzter Zeit etwas von dir gehört hat.", erklärte der Alpha-Tauri-Pilot mir kaum lauter die Situation etwas genauer, was jedoch trotzdem nicht wirklich dazu beitrug, dass ich mich wieder entspannen konnte, da halfen gerade auch die sanften Berührung seiner Hände auf meinem Bauch etwas, die mich sonst in den siebten Himmel trugen,  weil es einfach so gut tat. "Was hast du gesagt?", wollte ich unsicher, fast tonlos wissen und kuschelte mich angespannt noch ein wenig näher an seinen Oberkörper, von welchem eine angenehme Wärme ausging, welche mich sicher und geborgen fühlen ließ. Hatte tatsächlich etwas Angst vor seiner Antwort, auch wenn ich mir sicher war, dass Pierre mich niemals verraten würde. Er würde mich nie in eine Sitaution bringen,  in die ich nicht wollte oder in welcher ich und das Kleine Stress ausgesetzt waren, welcher sich hätte vermeiden lassen. "Nichts. Ich wollte die Jungs nicht anlügen, aber ohne deine Zustimmung auch nichts erzählen. Ich weiß schließlich, wie wichtig es dir ist das kleine Wunder zu schützen und dass ist es mir auch.", massierte er meinen Bauch liebevoll weiterhin mit seinen Händen, was ich nun auch wieder vollständig genießen und mich wieder merklich entspannen konnte. Meine Augen schlossen sich wie von selbst wieder, dass ich mich Pierre vollständig hingeben konnte und dabei früher oder später, wohl langsam einschlafen würde. "Ich wollte dir die Entscheidung überlassen, ob du dich bei Mick oder einem der Jungs melden willst oder nicht.", hauchte Pierre mir einen zärtlichen Kuss hinter mein linkes Ohr, während mich seine Worte aufhorchen ließen und ich mich  automatisch wieder etwas anspannte. Was wollte er damit sagen? War meine schützende Art für ihn zu extrem? War es ihm zu anstrengend, dass er neben Vicky meine einzige wirkliche Bezugsperson war? Nervte ihn meine Vorsicht? Oder die Geheimhaltung vor eigentlich allen außer unseren engsten Familien? "Ich soll einen der Jungs einweihen?", wollte ich völlig unsicher wissen und wusste überhaupt gar nicht, was ich davon halten sollte. Natürlich vermisste ich die Jungs, wir hatten schließlich in den letzten Jahren sehr viel Zeit miteinander verbracht und waren dabei zu guten Freunden geworden, aber ich muss doch das kleine Wunder schützen. Automatisch legten sich bei diesen Gedanken meine Hände zu Pierres auf meinen etwas öligen Bauch. "Nein mon merveille.", widersprach mir Pierre sofort mit sanfter, einfühlsamer Stimme ohne jeglichen Druck und ich spürte an meiner Schulter, wie er leicht den Kopf schüttelte, um seine Worte zu unterstreichen. "Wenn du keinen der Jungs einweihen willst, ist das für mich auch vollkommen in Ordnung. Ich wollte auf keinen Fall dass du das Gefühl bekommst, ich würde dich dazuzwingen wollen. Ich kann deine Gründe verstehen und sehr gut nachvollziehen, ich würde euch beide schließlich auch mit allem was ich habe beschützen, wenn die Situation es erfordert.... Aber ich mach mir auch Sorgen um dich, Max. Du hast es früher geliebt unter Leuten zu sein. Hast kein Treffen mit Freunden ausgelassen und jetzt hast du seit Monaten kaum Kontakt zu Menschen außerhalb deiner Familie. Ich will nur dass es dir auch zu einhundert Prozent gut geht, mon merveille und du dich selbst nicht vergisst in dieser besonderen Situation.", versuchte Pierre mir mit ruhiger Stimme seine Gedanken näher zu bringen, während er mir zwischen seinen Worten immer wieder federleichte Küsse in den Nacken hauchte und weiterhin meinen Bauch massierte. Seine liebevolle Art zusammen  mit der Ruhe in seiner Stimme, in welcher so viel Liebe und Sorge um mich und das Kleine und nicht der Hauch eines Vorwurfs lag, ließen mich die Luft, von der ich gar nicht gemerkt hatte, dass ich sie angehalten hatte,  wieder ausatmen und ersteinmal ein paar Mal tief durchatmen, um meinen etwas verschnellerten Herzschlag wieder zu beruhigen. Eng an Pierres Oberkörper gekuschelt, gab ich mich zumindest körperlich wieder voll der Massage hin, während mir seine Worte durch den Kopf schwirrten und mich zum Nachdenken brachten. Wenn ich ehrlich zu mir selbst war, dann wusste ich, dass Pierre recht hatte. Seit ich von dem kleinen Wunder erfahren hatte, hatte ich mich von allen etwas abgekapselt und mich in meiner Wohnung zurück gezogen, war nur noch für die Arzttermine aus dem Haus gegangen. Wollte doch um jeden Preis der Welt das es dem kleinen Wesen gut ging, dessen Herzen in meinem Bauch schlug, während es langsam heranwuchs. Ich hatte mich um 180 Grad geändert. Liebte die Momente mit Pierre auf der Couch oder im Bett, wenn wir einfach nur kuschelten, wo ich früher auch neben der Strecke das Abenteuer und die Action gesucht hatte. Mir war es ja schon unsagbar schwer gefallen mich ihm  anzuvertrauen, doch jetzt rückblickend war es die mit beste Entscheidung meines Lebens, denn obwohl ich gerade keine Rennen fuhr, war ich aktuell glücklicher als je zuvor. Es war nicht immer einfach und würde in den nächsten Wochen bestimmt auch nicht leichter werden, doch Pierre bei mir zu wissen gab mir einen unglaubliche Sicherheit. Aber mich jetzt Mick oder einem der anderen Jungs gegenüber zu öffnen, wäre jetzt trotzdem etwas ganz anderes, als damals bei dem Alpha-Tauri-Pilot. Wir waren spätestens seit der halben Saison in welcher er mein Teamkollege war recht enge Freunde geworden und  er war von meinem ersten  Zusammenbruch in Portugal an dabei, hatte mich damals in den Arm genommen,  als für mich nach der Information des Arztes, dass ich vorerst keine Rennen fahren durfte, eine Welt zusammengebrochen war. Hatte sich nach und nach zu meinen Anker und Rückhalt entwickelt.  "Glaubst du Mick würde es verstehen?", wollte ich schließlich reichlich unsicher und völlig überfordert mit meinen Gedanken von dem Franzosen wissen, denn wenn ich mich tatsächlich einem der Jungs öffnen würde, dann wäre das definitiv Mick, mit ihm ich hatte ich die beste und vor allem engste Freundschaft von allen. Wir kannten uns von klein auf und hatten schon so viel zusammen  erlebt, wenn es neben Pierre einen aus dem aktuellen Fahrerfeld gab, mit welchem ich diese Zeit gerade teilen würde, den ich daran teilhaben lassen wollte, dann wäre es nur der deutsche Haas-Pilot. "Ja, ihr beide kennt euch so gut und schon so lange. Du bist für ihn ein wichtiger und guter Freund, Max. Mick hat des Herz am rechten Fleck.", gab Pierre mir mit absoluter ehrlicher Stimme zurück, dass ich weiterhin keineswegs das Gefühl bekam, dass er mich dazu drängen wollte mich einem der Jungs öffnen. Was mir enorm den Druck von den Schultern nahm, weil ich wusste er würde an meiner Seite bleiben, egal, wie ich mich entscheiden würde. "Ich werde mich zumindest wieder bei ihm melden, ihm zu seinen ersten Punkten gratulieren. Er war wirklich grandios am Wochenende. Dann werde ich ja sehen, wie sich das Ganze entwickelt.", angelte ich mir mein Handy von dem kleinen hölzernen, perfekt zu etwas rustikaleren Einrichtung des Hauses passenden, Nachttisch, um die Nachricht an den Deutschen sofort zu schreiben, bevor ich mir die ganze Nacht meinen Kopf darüber zerbrach und sämtliche Horrorzenarien ausmalte, die am Ende darin endeten, dass ich ihn nicht anschrieb. 'Hey Mick, ich hoffe dir geht es gut und du genießt deine Sommerpause. Ich wollte dir zu deinen ersten Punkten gratulieren, das Rennen war ganz großes Kino.', schrieb ich den Deutschen ganz unverfänglich an, dass ich erst einmal sah, wie Mick darauf reagierte, dass ich mich jetzt plötzlich doch wieder meldete, nachdem ich ihm vor einigen irgendwann nicht mehr geantwortet hatte. "Ja, lass es einfach auf dich zukommen und wenn du dich ihm dann wirklich anvertrauen willst, können wir ihn ja auch nach Rouen einladen, falls du es lieber persönlich machen willst.", schlug Pierre vor, als ich gerade mein Handy weg legte und begann mit seinen Händen, welche in den letzten Minuten ruhig auf meinem Bauch gelegen hatten, diesen wieder etwas zu massieren. Kaum dass der Franzose seinen Heimatort erwähnte kamen mir all die Gedanken und Fragen, welche ich seit heute morgen erfolgreich verdrängt hatte, wieder hoch. Ich war so unglaublich nervös,  wie es sein würde, Pierres Eltern kennenzulernen. Was wenn sie mich nicht mochten? Wie würden sie reagieren, wenn sie erfahren würden, dass ich schwanger war. Würde sie sich abwenden? Was würde Pierre machen,  wenn seine Eltern das ganze nicht so gut aufnahmen, wie er glaubte? Er würde sich doch niemals gegen seine Eltern stellen. Er würde im Zweifel mich und dass kleine Wunder alleine lassen, bevor er sich mit seiner Familie zerstritt. Und dass konnte ich auch irgendwo verstehen, sie waren schließlich seine Eltern,  die Personen, die ihn sein ganzes Leben unterstützt hatten, so viel für ihn geopfert hatten. Und ich? Was war ich im Gegenzug schon? Ich war sein Freund, aber reichte dass aus, wenn es hart auf hart kam? Immerhin war ich nicht einfach nur sein Partner, welchen er liebte und welcher ihn liebte. Ich war schwanger, als Mann und das dann nicht einmal von Pierre, sondern von irgendeinem wildfremden Mann, denn ich nicht einmal selbst kannte. Gegen seine Eltern würde ich nie eine Chance haben. Was sollte ich denn tun, wenn ich am Ende wieder alleine da stand? Wie sollte ich dass denn alles schaffen mit dem kleinen Wunder?  Klar, als ich mich entschieden  hatte die Saison abzubrechen und dem Kleinen ein Leben zu schenken, war ich auch alleine, wusste nicht genau, wie ich es schaffen sollte. Doch jetzt. Pierre bedeutete mir so unglaublich viel, er war alles für mich. Er hatte sich langsam in meinem Herz eingenistet und ich wollte ihn in meinen Leben nicht mehr missen. Er war eine so unglaublich wichtige Stütze in den schwierigen Momenten der letzten Monaten gewesen. Hatte sich informiert, alles getan, um bestmöglich für uns da sein zukönnen. Seine Freunde ebenfalls kaum gesehen. Ich vertraute ihm, wie keinem anderen. Ich wusste wirklich nicht, wie ich das ganze ohne Pierre an meiner Seite schaffen sollte. "Mon merveille, worüber zerbrichst du dir deinen Kopf?", holte mich die sorgenvolle Stimme meines Lieblingsfranzosen plötzlich zurück in das fremde Bett in dem Ferienhaus, während er mir sanft die Tränen von den Wangen strich, welche ich bis dato gar nicht bemerkt hatte. "Ich... ich hab Angst...", drehte ich mich zwischen seinen Beinen etwas zu ihm um, dass ich ihn anblicken konnte. Sah sofort den leicht überforderten Blick von Pierre, welcher meinem plötzlichen Stimmungswechsel etwas überfordert schien. "Wegen Mick?", wollte er etwas  überrascht, aber noch immer voller Sorge wissen, während seine Hände weiterhin liebevoll auf meinen Wangen ruhten und die Tränen auffingen. " Deine Eltern.... wenn sie das Kleine nicht mögen, wenn sie sich abwenden... ich hab Angst dich zu verlieren, Pierre.",  schüttelte ich den Kopf und gestand ihm ganz ehrlich, was in mir vorging, traute mich ihm dabei aber nicht direkt in die Augen zu schauen. Zu sehr schämte ich mich ihm zu unterstellen mich mit dem kleinen Wunder alleine zu lassen, nach all dem, was er in den letzten Wochen für mich auf sich genommen hatte. "Du wirst mich nicht verlieren, mon merveille. Meine Mutter ist jetzt schon ganz aus dem Häuschen und freut sich wie Oscar darüber, dass sie Oma wird.", zwang er mich leicht mit sanften Berührungen dazu ihn anzusehen, während sich sein besorgter Blick in ein leichtes Schmunzeln verwandelte, als er von seiner Mutter erzählte. "Sie wissen schon davon?", blickte ich ihn da vollkommen  überrascht an. Denn damit, dass er seinen Eltern schon von uns und meiner Schwangerschaft erzählt hatte, hätte ich überhaupt nicht gerechnet. "Ja, ich habe sie gestern Abend angerufen, als ich in Mailand losgefahren bin und hab es ihnen erzählt. Ich weiß, dass ist eigentlich keine Nachricht fürs Telefon,  aber ich wollte ihnen die größte Überraschung nehmen, dass die Ankunft für euch nicht allzu stressig ist. Gerade nach der langen Fahrt....", schien er das Gefühl zu haben mir erklären, wieso er seinen Eltern die Nachricht schon überbracht hatte, was mir erneut ein paar Tränen in die Augen trieb. Es war einfach so unglaublich süß, wie vorausschauend und beschützend er zu mir war. Wie hatte ich nur glauben können, dass er mich mit dem kleinen Wunder alleine lassen könnte? "...Mama hat mich gleich zurecht gewiesen, dass wir keinesfalls die ganze Strecke am Stück fahren sollen, weil dass für euch viel zu anstrengend ist. Sie werden niemals erwarten, dass ich mich entscheide, viel eher lieben sie dich jetzt schon ohne dich zu kennen und ich liebe dich auch. Euch beide.",  erzählte er mir mit einem leichten Schmunzeln und verband nach seinem letzten Wortem ganz zärtlich unsere Lippen zu einem gefühlvollen Kuss, ehe er seine Lippen kurz zu lösen, um meinen Bauch zu küssen, ehe er unsere Lippen voller Liebe wieder miteinander verschloss und mir damit auch meine letzten Zweifel nahm.

"Ist wirklich alles gut, mon merveille?", blickte Pierre mich sorgenvoll an, als ich nach einer weiteren Toilettenpause kurz vor den Toren von Paris auf den Beifahrersitz sank, dessen Lehne ich mir heute ein klein wenig schräger gestellt hatte, was das ganze tatsächlich ein klein wenig bequemer machte. "Ja, ich bin einfach nur müde. Die Nacht war einfach ziemlich kurz, nachdem ich den Geruch von dem fremden Waschmittel in der Nase hatte, bin ich einfach nicht zur Ruhe gekommen.", rutschte ich noch ein klein wenig hin und her, um es mir etwas bequemer zu machen. Tatsächlich hatte ich trotz des Shirts von Pierre, welches ich mir irgendwann in der Nacht geholt hatte, da ich einfach gar nicht einschlafen konnte und der Nähe des Franzosen, welche mich normalerweise immer beruhigte, kaum wirklich erholsamen Schlaf gefunden in der letzten Nacht. Ich hatte mich irgendwie total unwohl gefühlt in dem Bett, welches sich auch so unglaublich fremd und unbekannt anfühlte, was neben dem fremden Geruch noch hinzu kam. Auch die Hitze des heutigen Tages und die Sonne, die schon die ganze Fahrt über erbarmungslos auf das Auto schien trugen ihren Teil dazu bei, dass ich gerade am liebsten eingeschlafen wäre.  Doch bislang hatte sich mein Körper noch dagegen gesträubt, dass ich einfach während der Fahrt einschlief. "Vielleicht hilft dir der beim einschlafen etwas und wenn es jetzt nach Paris reingeht, dann wird es vom Tempo her auch deutlich langsamer.", angelte Pierre mit fürsorglicher, besorgter Stimme seinen Sweater  von der Rückbank, als ich mir das Nackenhörnchen wieder um den Hals legte, dass dieser mir, falls ich einschlafen sollte nachher nicht weh tat. Denn auch wenn ich weiterhin regelmäßig Sport machte und dabei neben speziellen Beckenbodenübungen meine normalen Übungen soweit wie möglich machte, merkte ich doch, dass ich gerade im Nacken nicht mehr auf dem Level war, welches ich Anfang Mai hatte. "Vielleicht hilft das. Danke.", kuschelte ich mich so bequem es ging mit Pierres Pulli in den Händen auf dem Sitz zusammen und schloss die Augen, während Pierre sein Auto wieder startete. Langsam rollte er vom Parkplatz und gab dann Gas.

"Pierre...", kam es mir leise, ein wenig gequält über die Lippen, während ich abrupt meinen Augen aufschlug.

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