[09]

Minho PoV

"Jetzt hör auf damit, du Idiot! Wenn du die Hand zu machst, tut es doch nur noch mehr weh!", schimpfte Jisung mich aus, als ich wieder begann meine Hand zu bewegen, in der das blutige Handtuch lag, weil mir in der Notaufnahme langweilig geworden war und ich sie nicht mehr still halten wollte. Natürlich hatte er recht und es tat weh, aber das war mir relativ egal.

"Uhh~ Mein Baby wird frech. Steh ich drauf.", grinste ich und kassierte dafür einen Schlag auf den Arm. "Brich mir doch gleich den Arm. Im Krankenhaus sind wir sowieso schon."

"Sehr witzig...", grummelte dieser.

"Ein bisschen witzig war es. Gib es zu."

"Hast vergessen, warum wir hier sind? Ich habe dich verletzt, Minho."

"Es ging dir in dem Moment nicht gut, Sung. Nichts davon ist deine Schuld, hörst du? Und es ist mir lieber, wenn ich einen Schnitt in der Hand habe, als wenn du dich selbst verletzt oder gar umbringst. Das hier wird genäht, dann heilt es wieder und dann ist das vergessen. So einfach. Aber glaubst du, ich könnte es einfach vergessen, wenn du sowas vor meinen Augen machst?"

Er antwortete nichts, sondern sah nur schuldbewusst zu Boden.

"Es tut mir leid, dass ich so war... Manchmal wird es mir einfach alles zu viel."

"Und das ist in vollkommen in Ordnung, Jisung. Du musst nicht im ersten Moment mit allem perfekt umgehen können. Deine Eltern sind grauenhaft. Da ist es doch klar, dass es dir nicht gut geht. Vor allem nach so einem persönlichen Thema. Sagen sie solche Dinge öfter zu dir? Die Kommentare zu deinem Körper...?"

"Jeden Tag bei mindestens einer Mahlzeit."

"Aber du weißt, dass sie nicht stimmen, oder?"

"Ich weiß es, aber ein Teil meines Gehirns glaubt sie trotzdem... Es ist verwirrend, weil mein Gehirn gegen sich selbst kämpft."

"Dann sag deinem Gehirn, dass du wunderschön bist."

"Sag es ihm selbst."

Ich lehnte mich vor zu seiner Stirn, flüsterte ein leises "Du bist wunderschön, mein Liebling." und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. Dann folgte ein Kuss auf die Nase und letztlich einer auf seine Lippen, den wir ein wenig in die Länge zogen. Als ich jedoch mit meiner Zunge um Einlass bat, stoppte er mich.

"Doch nicht hier.", kicherte er und legte seinen Kopf auf meiner Schulter ab. "Es sind Kinder in der Notaufnahme."

"Dann sollten wir ihnen doch zeigen, wie man richtig küsst, oder nicht? Irgendwo müssen sie das ja lernen."

"Sie werden es nicht dadurch lernen, dass du mir deine Zunge in den Hals schiebst."

"Den Versuch war es wert."

Ich nahm meine unverletzte Hand und legte sie in seine, woraufhin er unsere Finger miteinander verschränkte.

"Oh Gott, Minho! Was macht ihr denn hier?!", fragte meine Tante aufgeregt und kam schnell zu uns. Sie war hier Krankenschwester und hatte anscheinend gerade Feierabend.

"Wir wollten etwas kochen und mir ist das Messer runtergefallen. Ich habe versucht es aufzufangen und in die Klinge gegriffen.", log ich. Die gleiche Geschichte hatte ich auch schon der Frau erzählt, die den Vorfall wegen der Versicherung aufnehmen musste.

"Wie oft hab ich dir schon gesagt, dass du das nicht machen sollst? Das kann wirklich gefährlich sein. Aber warte... Wenn ihr gekocht habt, habt ihr doch mit Sicherheit noch nichts gegessen."

Wir schüttelten beide den Kopf.

"Ich ich hole euch schnell was aus der Cafeteria."

"Danke.", antworteten wir und sie ging so schnell wieder weg, wie sie gekommen war. Nur ein paar Minuten später kam sie mit etwas zu Essen und zwei Flaschen Wasser zurück.

"So ihr beiden. Lasst es euch schmecken.", meinte sie, woraufhin Jisung sein essen entgegen nahm und begann zu essen. Ich wollte meine Hand aus seiner nehmen, doch er hielt sie bestimmt weiter fest.

"Babe, ich brauche meine Hand zum Essen."

"Nimm die ande- Oh..."

Er ließ meine Hand los, sodass ich ebenfalls essen konnte.

Als wir fertig waren und in ein Behandlungszimmer gingen, kam meine Tante noch mit. Sie würde uns danach zu mir nach Hause bringen, denn Jisoo hatte etwas anderes vor und ansonsten hätten wir den Bus nehmen müssen.

"Wir werden das jetzt betäuben, dann warten bis die Betäubung wirkt und dann wird es gereinigt und genäht.", erklärte der Arzt und kam mit einer Spritze zu mir, die die Betäubung enthielt. Meine Augen weiteten sich und ich drehte meinen Kopf von ihm weg und zu Jisung. Ich hasste Spritzen und Nadeln.

"Sungie...", meinte ich leise und streckte meine Hand nach ihm aus. Er rückte mit seinem Stuhl ein Stück zu mir und hielt sie. "Danke."

Er lenkte mich ein bisschen ab von dem, was mit meiner Hand passierte, erzählte mir ein bisschen was und hielt weiter meine unverletzte Hand.

"Geht es?", fragte er besorgt und strich mir durch die Haare.

"Ja, es tut nur ein bisschen weh..."

"Es tut weh?", fragte mein Arzt ein wenig schockiert. "Dann wirkt die Betäubung noch nicht richtig. Warten wir lieber nochmal ein paar Minuten. Hayoon, hast du kurz einen Moment für mich?"

Meine Tante nickte und ging mit ihm in einen kleinen Nebenraum, aus dem kurz darauf leise Schmatzgeräusche zu hören waren.

"Wir könnten auch...", schlug ich vor.

"Jaja, du willst mal wieder nur knutschen.", lachte er.

"Tut mir leid, dass du so gut küssen kannst."

"Komm her, du Idiot.", lächelte er und küsste mich. Ich erwiderte den Kuss und nutzte die Gelegenheit, um dieses Mal auch mit seiner Zunge in meinen Mund zu fahren und ihn innig zu küssen. Jetzt sah uns ja niemand zu, der nicht wusste, wie man richtig küsste.

"Sind die beiden nicht verwandt?!", hörte ich den Arzt schockiert fragen.

"Seelenverwandt.", grinste ich Jisung an.

"Du bist so ein Cringekopf, Minho!", antwortete dieser und wurde rot.

"Ja, aber da stehst du drauf."

"Die beiden sind nicht verwandt. Keine Sorge.", erklärte Hayoon. "Minho ist mein Neffe, aber mit Jisung ist keiner von uns verwandt."

"Dass Minho dein Neffe ist, wusste ich. Ich war nur davon ausgegangen, dass Jisung dein Sohn ist.", meinte der Arzt und reinigte meine Hand.

"Einen Sohn brauche ich nicht auch noch. Zumindest nicht, wenn Minho bei mir wohnt. Mit dem habe ich schon genug zu tun."

"Bin ich echt so anstrengend?"

"Was heißt anstrengend? Es ist halt nicht das Gewöhnlichste, dass du 'zu Changbin gehst' und dann mit einem Piercing wieder zurück kommst. Ich will gar nicht wissen, ob du dir schon heimlich ein Tattoo stechen lassen hast."

"Tatsächlich hab ich eins...", gab ich zu.

"Seit wann?!", fragte sie entgeistert.

"Wo?", kam es neugierig von Jisung.

"Du erinnerst dich an mein letztes Wochenende mit Changbin...?"

Sie sah mich vorwurfsvoll an.

"Und daran, dass ich seitdem nicht mehr ohne Shirt rumlaufe...?"

"Ich will es sehen!", meinte Jisung begeistert und fing fast an zu sabbern. "Ich wette du siehst toll aus, mit tattoowiertem Oberkörper."

"Zuhause, Baby. Außerdem ist es nichts so großartiges. Es ist nur etwas kleines."

"Kein heißer Minho mit unzähligen Tattoos?", schmollte er.

"Heißer Minho, ja. Unzählige Tattoos, nein.", lachte ich.

"Sagst du mir wenigstens, was es ist?"

"Sung... Du siehst es Zuhause."

"Na schön... Nur damit du es weißt: Ich hasse dich jetzt."

"Jaja, ich liebe dich auch."

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