[04]

Minho PoV

Ich stand vor Jisung's Klassenraum und wartete darauf, dass sein Unterricht vorbei ging, damit wir zum Schlittschuhfahren konnten, doch irgendwie passierte nichts. Oder war ich einfach zu ungeduldig?

Hinter mir hörte ich ein leises Kichern. Ich drehte mich um und sah den Jungen, von dem ich eigentlich dachte, dass er im Klassenraum war.

"Es ist echt süß von dir, dass du dir meinen Klassenraum gemerkt hast, aber ich hatte Chemie im Fachraum.", meinte Jisung mit einem Lächeln und umarmte mich einmal kurz. Es war ein wenig unangenehm, ihn zu umarmen, aber irgendwie gefiel es mir auch.

"Jisungie hat also Freitags in den letzten beiden Stunden Chemie. Ist notiert.", antwortete ich. "Aber jetzt lass uns erstmal los und was zum Essen besorgen, ja?"

"Ich hab nur das Geld für das Schlittschuhlaufen mit...", gestand er leise. "Aber das ist okay. Ich brauche nichts zu essen. Hol du dir einfach was."

"Ich hole uns beiden was.", sagte ich, legte eine Hand an seine Wange und lächelte ihn sanft an. "Du musst essen. Sonst hast du nachher zu wenig Energie und hast keinen Spaß daran. Außerdem willst du doch nicht, dass ich mir Sorgen um dich machen muss, oder?"

Er schüttelte den Kopf und ich nahm meine Hand wieder weg. Warum hatte ich sie überhaupt dorthin gelegt?

"Dann lass uns los."

Wir gingen gemeinsam die Treppen runter, doch er wollte nach rechts zur Straßenbahnstation.

"Jisung, hier wollen wir lang.", stoppte ich ihn und er sah mich verwirrt an.

"Fahren wir nicht mit der Bahn?"

"Nope. Ich hab für einen besseren Transport gesorgt.", antwortete ich, woraufhin er mir zum Fahrrad- bzw. Motorradparkplatz folgte.

"Schon mal auf so einem Ding mitgefahren?", fragte ich Jisung, der nicht schlecht staunte, als er mein Motorrad sah.

"Noch nie."

"Dann wird es wohl mal höchste Zeit dafür.", grinste ich und hielt ihm einen Helm hin.

"Und du kannst das wirklich fahren?", fragte er unsicher und nahm mir den Helm ab, um ihn sich aufzusetzen, doch er hatte offenbar Probleme damit, ihn zu zu bekommen.

"Natürlich kann ich das. Sonst würde ich dich da nicht mit drauflassen. Also mach dir darum keine Sorgen.", antwortete ich und machte ihm den Helm zu. Dann setzte ich meinen Helm auf und setzte mich aufs Motorrad. Jisung setzte sich hinter mich und wirkte immer noch nicht wirklich so, als würde er daran glauben, dass wir beide das hier überleben würden.

"Du musst dich nur festhalten.", erklärte ich. "Leg einfach deine Arme um meinen Bauch und fall nicht runter."

"Du weißt, was du tust?"

"Ja, tue ich. Vertrau mir einfach."

Er nickte und legte seine Arme um mich. Ich startete den Motor und fuhr los. Jisung klammerte sich regelrecht an mich, doch schien sich nach ein paar Minuten langsam zu entspannen und lockerte seinen Klammergriff ein wenig.

Genau diesen Moment nutzte ich aus, um ihm einen kleinen Schrecken einzujagen und ich schlug einen kleinen Haken, woraufhin er sich noch fester an mich klammerte als zuvor.

"Ich hasse dich! Du bescheuertes Arschloch!", verfluchte mich Jisung, als er wieder Boden unter den Füßen hatte, und stolperte ein paar Meter von dem Motorrad weg, wobei er hektisch versuchte, den Helm abzumachen, doch scheiterte. "Was sollte der Scheiß?! Wenn du mich umbringen willst, mach es doch nicht so!"

"Tut mir leid, Jisung.", lachte ich, nahm meinen eigenen Helm ab und half ihm dann bei seinem. "Ich wollte dir nur einen kleinen Schrecken einjagen."

"Hat funktioniert.", grummelte er beleidigt.

Ich packte die Helme weg und umarmte ihn. Er durfte nicht wütend auf mich sein. Es musste alles perfekt laufen.

"Ich mache das nie wieder. Versprochen."

"Du glaubst doch nicht echt, dass ich mich da jemals wieder drauf setze?"

"Wenn dir das lieber ist, kannst du natürlich auch bis zur Eishalle laufen. Dann solltest du nur schon mal los gehen, sonst kommst du heute nicht mehr an."

"Schön.", erwiderte er und wollte tatsächlich gehen, doch ich hielt ihn am Handgelenk fest und zog ihn einfach mit mir mit in die Bäckerei, in der ich uns Essen holen wollte. Erst dort ließ ich ihn wieder los.

Seine Augen wurden riesig, als er die Auswahl an Kuchen sah.

"Such dir was aus.", meinte ich zu ihm, weshalb er sich für ein Schoko-Croissant entschied und dann weiter dem Kuchen seine Aufmerksamkeit schenkte, doch mich offensichtlich nicht danach fragen wollte, ob er welchen haben konnte.

"Kommt noch was dazu?", fragte die Verkäuferin, als sie mein Brötchen und Jisung's Croissant eingepackt hatte.

"Ja, zwei Muffins noch bitte.", antwortete ich und sah wie Jisung mich breit anlächelte.

Fuck... Dieses Lächeln war viel zu schön, um sich nicht zu verlieben...

"Und das war's?", lenkte mich die Verkäuferin wieder von dem hübschen Jungen ab.

"Das war's.", antwortete ich und bezahlte. Dann nahm ich die Tüten entgegen und ging mit Jisung raus, wo er mir um den Hals fiel und mir einen Kuss auf die Wange drückte.

"Du bist der allerbeste, weißt du das eigentlich?"

"Vor nichtmal 10 Minuten war ich noch ein bescheuertes Arschloch.", lachte ich.

"Ja, aber jetzt bist du der allerbeste, weil du mir einen Muffin geholt hast, obwohl ich dich nicht danach gefragt habe. Du hast mir meine Gedanken von den Augen abgelesen."

"Ich werde dir jeden Wunsch von deinen hübschen Augen ablesen, Jisungie." Und dann werde ich sie dir alle unmöglich machen.

"Wie kitschig.", kicherte er und lächelte. "Erwartet man von dir überhaupt nicht."

"Ich bin halt immer wieder für Überraschungen zu haben. Aber jetzt lass uns essen, damit wir weiter können, bevor es zu voll wird.", antwortete ich und gab ihm sein Essen.

"Stören dich die Piercings nicht?"

"Wobei sollten sie mich groß stören?"

"Naja... Essen, küssen..."

"Beim Essen gewöhnt man sich recht schnell dran. Und beim Küssen keine Ahnung. Ich hab das letzte Mal jemanden geküsst, bevor ich sie hatte."

Ich musste ein wenig lachen, als ich mich an meinen letzten Kuss zurück erinnerte.

"Was ist so witzig?", fragte Jisung verwirrt.

"Kannst du erraten, wer mein letzter Kuss war?"

"War es jemand aus deiner Klasse?"

"Ja, war es."

"Dann vermutlich Yeri. Sie sieht gut aus und würde zumindest äußerlich zu dir passen. Oder Mina."

"Du bist auf der komplett falschen Schiene, Kleiner."

"Dann sag es mir."

"Es war Changbin. Und es war absolut grauenvoll. Aber wir wollten es nunmal beide ausprobieren und um 2 Uhr nachts kommt man halt manchmal auf solche Ideen."

Er sah mich überrascht an. Das war definitiv nicht die Antwort, die er erwartet hatte.

"Was denn? Dachtest du wirklich, dass ich auf Mädchen stehe?"

"Nein... Ja... Keine Ahnung... Ich weiß es nicht. Außerdem: Changbin? Er ist doch dein bester Freund oder nicht? Und beste Freunde machen das nicht."

"Beste Freunde schlafen vermutlich normalerweise auch nicht miteinander.", erwiderte ich und zuckte mit den Schultern.

"Ihr habt was?!", fragte er schockiert. "Ich könnte mir nicht mal vorstellen, mit Felix zu schlafen."

"Weil du nicht auf Typen stehst oder weil es dein bester Freund ist?", fragte ich und biss von meinem Brötchen ab.

"Weil er mein bester Freund ist. Das ist einfach nichts, was wir machen würden. Es würde nicht einem von uns einfallen."

"Naja Changbin hat mich halt damit genervt, dass er der Meinung war, er könnte mich toppen, weil ich ihn die ganze Zeit damit aufgezogen habe, dass er ein bottom ist. Ich hab ihn nur gefragt, ob ich ihm beweisen soll, dass ich Recht habe und dann ist das alles ein wenig ausgeartet."

"Wow... Mein Leben ist echt langweilig."

"Sag das nicht. Jetzt bin ich ja da, um dein Leben ein wenig amüsanter zu machen." Die Frage ist nur für wen von uns es amüsant wird.

_____________________________________

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top