*Chapter 4

Zu den Räumlichkeiten von Großadmiral Thrawn begleitete mich ein jüngerer Mann, dessen hellbraune Haare gepflegt um seinen Kopf lagen. In seiner Uniform ähnelte er äußerlich meiner Erscheinung, was ein wirres Gefühl in mir auslöste. Nachdem er sich mir jedoch als Eli Vanto vorgestellt hatte, ein Mitglied aus Thrawns Crew, die dem Großadmiral am nähsten stand, war das merkwürdige Gefühl verschwunden und ich lauschte seiner beruhigenden Stimme.

Eli sprach von Geschichten aus seiner Kadettenzeit und das er es kaum erwarten konnte mich besser kennenzulernen. Dann kamen die unangenehmen Fragen, in denen er wissen wollte wie ich hieße, woher ich kam, wie es dazu kam, dass ich mich dem Imperium anschloss und so weiter. Aus Angst vor seiner Reaktion beantwortete ich nur die erste Frage, deren Antwort er genauso ähnlich wie Thrawn zuvor quittierte. Mit einen Blick in seine bräunlichen Augen war mir aber auf Anhieb klar, dass er wusste mit wem er sich unterhielt, obgleich er es nicht direkt zeigte.

An einer besonderen Tür hielt Eli inne, blickte stirnrunzelnd auf sein Datapad und klopfte an die verschlossene Tür. Auf seinen Lippen lag ein entschuldigendes Lächeln. ,,Tut mir leid, aber ich werde dich ab hier alleine lassen müssen, Yakuri. Die Pflichten rufen." Etwas zu enthusiastisch schwang Eli seine freie Hand in die Luft und tänzelte förmlich an mir vorbei, um, wie er es sagte, seinen Pflichten nachzugehen.

Durch das Fehlen von Eli wurde mir meine Nervosität erst so richtig bewusst. Schweiß verklebte meine Hände, die ich schnell an meiner Hose abwischte. Zum Glück zur rechten Zeit, denn nur ein paar Sekunden danach stand der Großadmiral in seiner üblichen Uniform vor mir in der Tür und machte mir Platz, sodass ich ungehindert eintreten konnte.

Mir blieb ungewollt der Mund offen stehen, als ich die Räumlichkeiten von Thrawn begutachtete. Ja, er hatte mit meinen Eltern über Kunst gesprochen, doch niemals hätte ich damit gerechnet, dass er es tatsächlich ernst meinte. Thrawn war Kunstaffin. Überall standen die Kunstwerke aus den verschiedensten Kulturen. Dank meiner Eltern erkannte ich viele auf den ersten Blick, auch wenn einige von den Exemplaren lange nicht mehr die Schönheit besaßen, die sie sollten.

,,Gefällt Euch etwas davon?", wandte Thrawn sein Wort an mich. Seine Atem streichelte mein Nacken, als er sich dicht an meine Seite stellte und meinem Blick folgte. Bei der Macht, er stand mir viel zu nah. Ich spürte sogar die Hitze, die von seinem Körper ausging und seine Stimme war die reinste Wohlfahrt für meine Ohren. Es zog unweigerlich in meiner Mitte.

Schnell machte ich einen Schritt nach vorne und drehte mich erst um, als ich das Gefühl hatte genügend Abstand zwischen ihn und mir gebracht zu haben. Seine glühenden Augen lagen auf meinem Gesicht, dann auf meinem Hals, der mit Sicherheit vor Scham rot angelaufen war und schließlich glitt er meinen Körper hinab, ehe er sich abwandte und auf einen riesigen Tisch in der Mitte des Raumes zuging. Eine Holoprojektion erschien zeitgleich mit dem letzten Schritt den ich machte.

Mein Körper glühte immer noch, selbst durch die Distanz zwischen uns und seinem abgewandten Blick. Ich fühlte mich, als würde er mich dennoch beobachten und nur darauf warten, dass mich irgendwas verriet.

,,Eure Majestät, es ist mir eine Ehre Euch empfangen zu dürfen.", begrüßte Thrawn eine plötzlich erschienene Projektion mit einem unterwürfigen Tonfall, der mir das Blut in den Adern gerfrieren ließ. Sogar Thrawn schien gewissen Respekt vor dem Imperator zu haben und das mit Recht. Das Bild des Sithlords war leicht verzerrt durch die Projektion, doch man erkannte nichtsdestotrotz kein Teil seines Gesichts. Es war verdeckt von einer schweren Kapuze und trotzdem erkannte man wenigstens den vollkommenen faltigen Bereich um seine eingefallenen Lippen.

,,Großadmiral seid gegrüßt. Ihr wolltet mich wegen einer Angelegenheit sprechen, die nicht bis morgen warten konnte." Thrawn nickte demütigt und sein Blick huschte kurz zu mir. Natürlich folgte der Imperator seiner kleinen Geste und drehte sich zu mir um. ,,Ah, diese Angelegenheit. Es handelt sich hierbei um die Tochter des verräterischen Senators Oli?"

Die Frage in seinen Worten war kaum zu überhören, weshalb Thrawn ein weiteres mal bestätigend nickte, bevor er das Wort an den Imperator richtete. ,,Sie ist der Austausch für seine Schuld gewesen und soll nun als Gefangene in unseren Reihen verweilen." Missbiligend schnalzte der Imperator mit der Zunge, was mich unwillkürlich an meine Mutter erinnerte. Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. ,,Großadmiral, sie wird doch keine Gefangene sein. Senator Oli'Tochter ist eine Waffe unbekannter Macht. Sie wird uns zum endgültigen Sieg verhelfen, so wie es einst mein Schüler sollte.", widersprach der Imperator und ein heises Lachen stieg seine Kehle empor. ,,Ihr werdet Euch persönlich um das Ergehen von ihr kümmern und sollte es zu... merkwürdigen Vorkommnissen kommen, werdet Ihr mir direkt Bericht erstatten." Die Projektion erlosch und hüllte den Raum zurück in das gelbliche Licht der Wandlampen.

Das Glühen in Thrawns Augen hatte in wenigen Sekunden an Intensität zugenommen und nun spiegelte sich gebändigte Wut in seinen Gesichtzügen, während sich in mir alles zusammenkrampfte. Mein Magen rummorte und ich presste meine Hände haltsuchend an die Kante des Tisches. Eine Waffe? Wieso sah der Imperator eine Waffe in mir? Darauf würde ich wohl so schnell keine Antwort bekommen.

Thrawn ließ mich alleine am Tisch stehen und lief rüber zu einer Kommode aus verschnörkeltem Holz, eins der wenigen Möbelstücke, die sein Büro räumlich wirken lassen. ,,Darf ich Euch auch etwas zu trinken anbieten, Yakira?"

Langsam drehte ich meinen Kopf in seine Richtung, als würde ich nicht so richtig glauben können, was der Großadmiral mich gefragt hatte. Erst begutachtete ich skeptisch die goldbraune Flüssigkeit in der Glasflasche, bevor mein Blick den seinen einfing und ich vorsichtig nickte.

Noch immer hielt ich krampfhaft den Tisch fest und starrte wieder auf den leeren Punkt in der Mitte des Tisches, auch noch als Thrawn das Glas mit der Flüssigkeit vor mir abstellte und sich anscheinend auf seinem Bürostuhl hinsetzte, weil ich nämlich das leise Knisterns des Leders hörte.

Unsicher packte ich nach dem Glas und nahm ganz langsam einen Schluck. Fast hätte ich die Flüssigkeit wieder ausgespuckt, während sie meine Kehle hinunterlief, denn sie schmeckte abartig und brannte dreifach so stark wie der Alkohol, den ich von meinem Heimatplaneten kannte. Aus Thrawns Richtung erklang ein raues Auflachen.

,,Anscheinend seid Ihr keinen derart starken Alkohol gewohnt" Verneinend schüttelte ich den Kopf und löste die zweite Hand vom Tisch, um mich seitlich an diesen anzulehnen und den Großadmiral anzusehen. Er saß hinter einem Schreibtisch aus dunklem Holz, ein Bein über sein Knie geschlagen und das Glas drehte er gelangweilt in seiner Hand, woraufhin die Flüssigkeit gefährlich nah an den Rand schwappte. Seine Haare waren immer noch perfekt am sitzen und bisher hatte sich kein einziger Fussel auf seine Uniform niedergelassen, obwohl das unmöglich sein musste.

Meine Mitte reagierte bei diesem Anblick sofort, weshalb ich schutzsuchend meine Beine voreinander verkreuzte und einen weiteren, noch ekelhafteren Schluck von dem Alkohol nahm, um meine Aufmerksamkeit auf etwas anderes zu lenken. Währenddessen verließ mich kein Moment der Gedanke über das Gespräch von eben. Egal wie kurz es war, der Imperator hatte mich als eine Waffe bezeichnet.

,,Auf unserem Planeten wurde hauptsächlich Wein getrunken. Derartige Getränke waren dort eher verpönnt und wurden meistens zum reinigen von Wunden verwendet." Endlich hatte ich etwas gesagt, auch wenn es nicht unbedingt das war, was mir zuerst in den Sinn kam. Denn bei der Macht. Thrawn sah einfach nur unfassbar heiß aus, wie er dort saß und nur seine reine Anwesenheit Autorität ausstrahlte. Nicht daran denken.

Zur Antwort nickte Thrawn und stellte sein Glas nach einem letzten Schluck vor sich auf den Tisch, der überfüllt war mit Blättern, Blättern und Blättern. Irgendwo dazwischen erkannte ich das Blinken eines Datapads.

Elegant stand der Rotäugige von seinem Stuhl auf und kam zu mir gelaufen. Mit respektvollen Abstand und, wen überraschte es, verschränkten Armen, schaute er mich reglos an. Er konnte mich lesen wie ein Buch und ich konnte es nicht einmal vermeiden. Diese kleine kaputte Welt in mir, er erkannte es, obwohl er mich nicht einmal berührte.

Statt etwas auf den Ausdruck in meinem Gesicht zu sagen, kam er noch einen Schritt näher und nahm mir mein Glas aus der Hand, dass er ebenfalls auf den Holotisch stelle, bevor ich seine Hand an meiner Schulter spürte und er mich zur Tür seines Büros führte. Dort senkte er die Hand und drückte die Schaltfläche neben sich. Die Tür ging auf.

,,So sehr ich Eure Anwesenheit auch genieße, Yakira, doch es wartet noch eine Menge Arbeit auf mich und Ihnen würde ich empfehlen sich hinzulegen. Die Nächte sind kurz, doch die Tage umso länger." Stumm nickte ich und trat auf den Gang. Als ich mich umdrehte, um Thrawn zu fragen, was er genau damit bedeutete, fand ich mich vor einer geschlossenen Tür.

Resigniert strich ich mir die losen Haarsträhnen aus dem Gesicht und suchte mein Quartier auf, was sich als schwieriger erwies, als noch in dem Moment, wo mich jemand begleitete. Dabei begleitete mich eine Art von Verwirrung. Natürlich stellte ich mir Thrawn nicht als ein Wesen vor das großartig auf Freundlichkeit achtete, doch dieser plötzliche Stimmungswechsel überraschte selbst mich.

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