*Chapter 3

Coruscant war Atemberaubend. Allein der Anblick vom Sternzerstörer auf den Planeten verschlug mir unwillkürlich den Atem.

Sämtliche Generatoren, welche die Stadt normalerweise mit Tageslicht versorgten, waren ausgeschaltet worden, wodurch man die vielen Lichter der Häuser und Wohnungen erkannte, die sich weit in den Himmel streckten. In den Zwischenräumen bewegten sich die Lichter der Fahrzeuge, mit denen die verschiedenen Personen transporiert wurden.

Einzelne Schleier grünen Lichts durchzogen die Ebenen unterhalb der Fahrzeuge und es war wirklich schwierig nicht überrumpelt zu sein. Nichtsdestotrotz war die Umgebung in der ich mich befand befremdlich und die Leute, die miteinander sprachen oder Befehle entgegennahmen, wirkten wie programmierte Droiden, ähnlich zu den Gerätschaften, welche sie besetzten.

So blieb ich die gesamte Zeit über auf Alarmbereitschaft, nicht nur wegen der Tatsache, dass Lord Vader nicht weit von mir ebenfalls auf den Anblick von Coruscant schaute, sondern alleine wegen der Befürchtung, dass man mich einfach hinterrücks ermorden würde. Meine Eltern bekämen trotzdem die Credits und das Imperium hätte eine Sorge weniger, um die es sich kümmern müsste.

,,Seid Ihr fasziniert von diesem Anblick oder weshalb liegt so ein träumerischer Ausdruck auf Eurem Gesicht?" Erschrocken fuhr ich zusammen, als ich den rauen Klang von Thrawns Stimme vernahm. Normalerweise hielt er sich weitesgehens im Hintergrund auf, zumindest tat er dies die letzten Stunden unseres Fluges, umso überraschter war ich von seiner plötzlichen Frage.

Lord Vader wandte sich mit einem undefinierbaren Ausdruck ab, was zu erwarten war, denn man erkannte durch seine Maske kein Gesicht und er ging dem Großadmiral schon die ganze Zeit aus dem Weg. Augenscheinlich konnten sich die Männer nicht wirklich abhaben, obwohl es augenblicklich nur auf einer Seite beruhte.

,,Nun, man kann nicht behaupten, dass Coruscant uninteressant sei.", entgegnete ich höflich auf seine Frage, achte dabei jedoch darauf ihn nicht anzusehen, nicht einmal aus dem Augenwinkel. Trotzig fixierte ich die vorbeifliegenden Häuser, die langsam Fabriken und der Industrie wichen.

,,Auch ich war zugebens fasziniert von dieser Welt, als ich sie das erste Mal betrat. Es gibt wahrlich nichts vergleichbares." Oh? Thrawn kam gar nicht aus Coruscant, das war überraschend, dabei belegte er einen der höchsten Titel der imperialen Streitmacht.

Ich versuchte unbeeindruckt zu sein, als ich mein Gesicht zu ihm drehte und beobachten konnte wie die einzelnen Lichter über seine bläuliche Haut tanzten. Sogar seine Haare schimmerten Blau unter dem Schwarz und als er meinen Blick wahrnahm, schaute ich geradewegs zurück auf die Frontscheibe. ,,Sie kommen also nicht von hier?"

Im Augenwinkel fiel mir ein leichtes Zucken seiner Mundwinkel auf, bevor er sich umdrehte und den schmalen Gang zurücklaufen wollte, der sich über die Mitte der Kommandozentrale erstreckte. Bevor er sich aber bewegte, drehte er sein markantes Gesicht zu mir und inspizierte meine Gesichtspunkte von der Seite. ,,Ihr seid scharfsinniger, als man erwarten könne. Doch seien Sie vorsichtig, Yakira. Dieser Ort wimmelt nur von bösartigen Kreaturen, die scharfsinnige Frauen wie Euch gerne haben wollen." Damit schaute er wieder nach vorne und ehe ich in der Lage war etwas zu erwidern, hallte seine imposante Stimme durch die Brücke. Er kündigte die Landung an und befahl seiner Crew alles dafür vorzubereiten. Kurz nachdem seine Worte verhallt waren, sickerte das Bild des riesigen Gebäudes zu mir durch, dass wir ansteuerten und darauffolgend das Ruckeln der Triebwerke, welche sich ausrichteten um in die Landung überzugehen.

***

Zum ersten Mal berührten meine Füße den Boden von Corsuscant. Mit der Nacht kam auch die Kälte einher und diese war schneidender als die Kälte auf meinem Heimatplaneten, wo das Anwesen immer im Schutz der Bäume lag.

Gänsehaut legte sich auf meine Haut, die ich vergebens versuchte mit dem dünnen Stoff meines Kleides zu verstecken. Doch egal wie sehr ich es versuchte, der leichte Stoff ließ meine Haut nur noch mehr prickeln.

Nervös trat ich von einen auf den anderen Fuß und wartete darauf, dass Großadmiral Thrawn und Lord Vader aus dem Sternzerstörer traten, der uns hierher gebracht hatte. Thrawn nannte sie Chimaera und sie wurde ihrem Namen problemlos gerecht. Irgendwie mochte ich den Aufbau dieses Kampfschiffes, selbst wenn ich nicht viel davon wusste und auch eigentlich nicht so denken sollte. Aber wer hielt mich davon ab? Mein Vater könnte mir nämlich nie wieder vorheucheln wie schrecklich das Imperium sei, an das sie mich verkauft haben.

,,Wenn Ihr mir folgen würdet." Ich hatte nicht mitbekommen wie der Großadmiral an meine Seite getreten war. Von Lord Vader war nichts zu sehen genauso wenig von den vier Sturmtruppen, die mich bis eben noch umkreisten. Anscheinend hatte Thrawn sie in den Feierabend entlassen, wenn es so etwas überhaupt gab. Auf jeden Fall waren wir zwei komplett alleine, denn selbst die Laderampe der Chimaera war mittlerweile geschlossen.

,,Natürlich.", murmelte ich weniger überzeugt und folgte Thrawn den gepflasterten Weg entlang zu dem Gebäude, dass ich bereits beim Landeanflug begutachten konnte. Graue Mauern zogen an mehreren Stellen ein Komplex aus Wänden in die Luft, wie eine Hülle um das Zentrum. Dieses war nach oben hin wie ein Dreieck geschlossen und die Spitze ragte weit in den sternenübersäten Himmel. Nur zu gerne hätte ich mir diesen Himmel weiter angesehen, aber je näher wir dem Gebäude kamen, desto mehr wurde meine Sicht beeinträchtigt.

Am breiten Eingang des Gebäudes wurde Thrawn von zwei Wachdroiden begrüßt, deren Knopfaugen mich misstrauisch zu mustern schienen, wenn Droiden dies überhaupt konnten. Der Großadmiral drückte auf etwas, das sich an seinem Arm befand und die Tür öffnete sich im selben Moment, wie die Droiden ihre Köpfer wieder wachsam nach vorne richteten. Mich würdigten sie keines Blickes, als hätte Thrawn ihn bereits den Grund meiner Anwesenheit verraten.

Sobald ich zu dem Blauhäutigen aufschloss, verlangsamte er seine großen Schritte, um es mir zu erleichtern mitzuhalten. Wie großzügig. Natürlich waren seine Arme ein weiteres Mal hinter seinem Rücken verschränkt und das Licht brach sich in den glattpolierten Stiefeln, die er trug. Sein Gesicht war nach vorne gerichtet und auch in dem Moment, wo er mit mir sprach, wandte er den Blick kein einziges Mal zu mir.

,,Zuerst werde ich Euch die Gemächer für Euren Aufenhalt zeigen, bevor ein Kapitänleutnant Euch holt, um Euch in meine Räumlichkeiten zu begleiten. Der Imperator lässt nicht gerne auf sich warten, deshalb rate ich Euch schnell zu laufen und dieses langsame Tempo nicht beizubehalten." Mir entfuhr fast ein verständnisloses Schnauben, als er auf mein Lauftempo zu sprechen kam. Was glaubte dieser Thrawn eigentlich? Dachte er tatsächlich, dass ich es mit meinen doch stolzen 1.72 Meter und den kurzen Beinen schaffte auch nur annähernd sein Tempo zu erreichen?

Das ich nicht lache. Er war fast zwanzig Zentimeter größer als ich, wenn nicht sogar mehr und forderte mich auf schneller zu laufen. Ganz ehrlich, er konnte mich ansatzweise mal. ,,Hier sind wir, Eure Räumlichkeiten. Gedenken Sie sich umzuziehen und kommen Sie dann unverzüglich zu meinen Räumlichkeiten." Damit entließ mich Thrawn seiner unagenehmen Gesellschaft und lief den Gang in Stille weiter.

Ich drehte mich zur besagten Tür an meiner linken, drückte den leuchtenden Schaltknopf an der Seite und öffnete dadurch die Tür. Natürlich alles vollautomatisch. Misstrauisch machte ich den ersten Fuß in den Raum, bis die Tür die Möglichkeit hatte sich zu schließen und die Lichter sich über meinem Kopf einschalteten.

Meine Räumlichkeiten waren Klein, extrem klein und spärlich eingerichtet. Es gab bloß einen schmalen Schrank neben der Tür, einen Sessel mit Tisch an dem großen Fenster gegenüber der Tür und ein schmales Bett rechts von der Tür. In der übrigen Wand war eine geschlossene Tür, ebenso tristlos grau wie der gesamte Rest des Raumes. Sogar die Bettwäsche und der flauschige Teppich in der Mitte des Raumes waren in den verschiedensten Grauabstufungen gehalten.

Vorsichtig ging ich weiter in den Raum, ging zur geschlossenen Tür links von mir, linste dort hinein und fand ein minimal ausgestattetes Badezimmer mit Dusche, Waschbecken und Toilette vor. Seufzend schloss ich die Tür wieder und stieß dabei fast gegen den schmalen Kleiderschrank neben der Tür. Fluchend wich ich dem Klotz aus Metall aus und positionierte mich vor dessen Schrank. Thrawn sagte ich solle mich umziehen, also würde ich das tun. Am liebsten hätte ich dieses Kleid zum Eigenschutz weiter getragen, doch es fühlte sich falsch an. All diese Farbe an diesem tristen Ort und außerdem war ich dadurch meinen Eltern viel zu nahe, denn ich wollte sie auf Abstand halten soweit es ging.

Sachte öffnete ich die Schnürung an der Seite und strich den sanften Stoff von meinen Schultern, bis das Kleid sich wie eine Pfütze zu meinen Füßen häufte. Die kalte Luft des Zimmers hinterließ eine feine Spur auf meiner Haut, während ich den Schrank öffnete und mehrere Uniformen vorfand, darunter standen schwarze Stiefel, sie ähnelten den von Thrawn.

Ohne drüber nachzudenken nahm ich mir ein paar Stiefel, eine Hose, ein Unterhemd und die Uniformjacke, womit ich im kleinen Bad verschwand. Sobald ich alles angezogen hatte, riskierte ich einen Blick in den Spiegel und starrte ungläubig meinem Spiegelbild entegegen.

Die sonst gepflegten Lippen, deren Herzform ich von meiner Mutter und die dünnlippigkeit von meinem Vater hatte, waren an manchen Stellen schwach gerötet und sogar gesprungen. Meine sonst farbigen Wangen waren leicht gräulich, was man auf der olivfarbenen Haut besonders gut erkannte. Dafür waren meine Augenringe nicht erkennbar, die durch das ganze Weinen kamen. Ich habe es nämlich nicht mehr lange ausgehalten, nachdem ich den Zerstörer betreten hatte. Dort war ich genau in dem Moment in Tränen ausgebrochen, in denen ich erstmals für ein paar Minuten alleine war. Als dann einer der Sturmtruppler zurückkam, hatte ich so getan als wäre nichts, obwohl mein innerstes in tausend Millionen Teile zersprungen war.

Auch dieses Mal baute sich ein Druck in hinter meinen Augen auf, den ich jedoch ein weiteres Mal gekonnt ignorierte und zur Ablenkung meine Haare öffnete. Diese ergossen sich durch die Flechtung in seichten Wellen über meine Schultern und reichten mir bis knapp an die Hüfte. Schnell machte ich mir einen lockeren Pferdeschwanz, bevor schon das Geräusch der sich öffnenden Tür zu hören war. ,,Lady Oli, Großadmiral Thrawn empfängt Euch jetzt."

Ein letztes Mal schaute ich meinem Spiegelbild entgegen, atmete tief durch und strich mir mit den Händen über mein Gesicht, um ein höfliches Lächeln aufzusetzen. Jemand der genauer hinsah würde bemerken, dass all das hier nur ein Schauspiel war. Nicht mehr als eine Rolle, die ich einnahm, doch sie musste gespielt werden.

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