*Chapter 2
Der nächste Tag kam schnell und unvorbereitet. Mein Zimmer wurde von den ersten Strahlen der Sonne durchflutet, als ich mich in meinem Bett rekelte und genervt brummte. Niemals würde ich die Wärme meiner Decken und Kissen verlassen, nur um den Besuch zu empfangen, der das Ende unserer Glückseligkeit bedeutete.
Leider war das Schicksal auf der falschen Seite, denn ein vorsichtiges Klopfen läutete an meiner Zimmertür, bevor sich der Kopf meiner Mutter in das Zimmer drängte und nach mir suchte. Ihr Blick blieb auf meiner erstarrten Figur liegen, die wie eine Schlange im Bett lag und versuchte so leise zu atmen, damit sie wieder ging, doch sie kannte mich zu gut.
,,Yakira, es wird Zeit. In einigen Stunden werden die Gäste eintreffen und wir wollen doch nicht, dass dein Auftreten einen schlechten Eindruck erweckt." Danke, Mutter. Echt aufbauend solche Worte, nachdem ich mich sowieso schon dagegen sträubte diesen Ort endgültig zu verlassen.
,,Ich werde gleich kommen, gib mir nur noch fünf Minuten.", murmelte mein verschlafenes Ich und entweder hörte meine Mutter mich nicht oder sie ignorierte meine Bitte, aber sie stapfte einfach ins Zimmer, schloss die Tür hinter sich und ging geradewegs auf die Balkontür zu, welche sie schwungvoll aufriss. Frischer Wind ließ die Vorhänge wackeln und streifte die nackte Haut an meinem Fuß, der unter der Bettdecke herausschaute. Murrend zog ich ihn zurück, bevor ich mich in meinem seidenen Pyjama aufsetzte. Sofort ergoss sich mein schwarzes Haar über meinen Schultern, das auf den ersten Blick völlig glanzlos und matt aussah, genauso wie ich mich fühlte.
,,Mutter, bitte.", schnaufte ich energielos, nachdem sie mir gnadenlos die Decke aus den Händen gerissen und meinen gesamten Körper entblößt hatte. Zwar war ich nicht nackt, doch in diesem Moment fühlte es sich genauso an, als wäre ich völlig nackt und hilflos.
Wieder dieses missbiligende Schnalzen mit der Zunge, als der Blick meiner Mutter über mein Äußeres wanderte. ,,Du musst dir dringend die Haare kämmen und dein Gesicht waschen. Du siehst nämlich aus, als hättest du die gesamte Nacht nicht geschlafen." Und damit verpasste mir meine Mutter unwillkürlich einen weiteren Schlag, da sie genau ins Schwarze traf. Zugegeben habe ich ein paar Stunden geschlafen, doch ich bin erst so spät eingeschlafen, als würden die Stunden Schlaf dagegen nichts bedeuten.
,,Yakira, sofort!" Jetzt war die Stimme meiner Mutter ernster, weshalb ich mich ohne Widerworte aus meinem Bett rekelte und nun in meinem hauchdünnen Pyjama vor meiner Mutter stand. Sie aber schüttelte bloß den Kopf und drehte mir den Rücken zu, ehe sie im Badezimmer verschwand und ich das Rauschen von Wasser hörte.
Als ich auch nach fünf Minuten nicht daran dachte meiner Mutter zu folgen, linste sie aus dem Badezimmer zu mir und der Ausdruck auf ihrem Gesicht war eine klare Beschreibung für das, was sie dachte. Verwöhnte Göre.
Stapfend folgte ich ihr wiederwillig ins Bad, wo sie bereits das Waschbecken mit Wasser gefüllt hat, auf dem die Blüten unserer heiligen Bäume schwommen. Ihre rötliche Farbe färbte das Wasser trüb und verzerrte leicht die Spieglung meines Gesichts, nachdem ich mich über das Becken gebeugt hatte.
Ich spürte den brennenden Blick meiner Mutter in meinem Rücken, weil ich zwei Minuten, für sie eine Ewigkeit, brauchte um meine Hände in das Wasser zu tauchen und es in mein Gesicht zu schmeißen. Warme Perlen rollten meine Wimpern und Wangen hinab, als sich das Wasser verteilte und es mir unmöglich machte die Augen zu öffnen, bevor ich mir nicht mit dem Handtuch über das Gesicht gewischt hatte, das mir meine Mutter entgegenhielt.
Anschließend verließ meine Mutter das Badezimmer mit den Worten, dass sie mir währenddessen ein passendes Kleid herauslegte und ich mich weiter waschen sollte. Mir blieb nichts anderes übrig als auf sie zu hören, weshalb ich aus meiner Schlafkleidung schlüpfte, mir die frische Unterwäche überstreifte, die meine Mutter bereits im Bad abgelegt hatte und dann meine schwarzen Haare zu einem graden Zopf flochte. Schnell ging ich noch auf die Toilette, träufelte mir ein paar Tropfen Lavendelöl auf die Haut, bis ich das Bad anschließend wieder verließ und vor meine Mutter trat.
Diese hatte wie bereits angekündigt ein Kleid herausgesucht, das perfekt zu mir passte, wenn ich es nicht zu einer Angelegenheit wie dieser tragen müsste. Dunkelroter Stoff ergoss sich bis zum Boden, die Enden und Kanten waren geschmückt mit goldenen Stickereien, die ineinander verschlungene Pflanzen darstellten. Dazu öffneten sich die Ärmel zu einer weiten Öffnung und ein steifer Kragen sollte meinen Nacken vor Kälte und unangenehmen Blicken schützen. Zuletzt fiel mir das gestickte Wappen meiner Familie auf, das ein O in verschnörkelter Schrift darstellte und auf der rechten Seite des Kleides prankte. Genau dort, wo es hingehörte- in die Nähe des Herzen.
Meine Mutter schien mein Zögern nicht zu merken, zumindest versuchte sie es gekonnt auszublenden, während sie mir den leichten Stoff über die Arme legte und mir schließlich einen Kuss auf die Wange hauchte. ,,Komm nach unten in die Empfangshalle, sobald du angezogen bist. Dein Vater würde sich freuen dich zu sehen."
Schmerzlich verzog ich das Gesicht, doch meine Mutter war schon dabei das Zimmer zu verlassen und mich alleine zurückzulassen. So taten sie es immer, meine Eltern. In einem Moment waren sie ein sicherndes Netz und auf einmal verwandelte sich das Netz in eine giftige Falle, die einen immer weiter vergiftete, bis nichts mehr übrig blieb.
***
Das Kleid anzuziehen war eine Tortur gewesen, denn jeder Winkel Stoff der überragte, hinderte mich daran meine Arme nutzen zu können, um die Bänder an meiner Seite vernünftig zu verknoten. Irgendwann hatte ich es dann doch geschafft und war den langen Flur, der aus nichts weiteres als einer riesgen Fensterfront zu meiner Rechten und kahlen Wände zu meiner Linken bestand, hinuntergelaufen, um die imposante Empfangshalle unseres Anwesens zu erreichen.
Dort befand sich bereits wie von meiner Mutter angekündigt mein Vater in seiner edelsten Garderobe. Sein sonst braunes Haar, war beinah vollständig ergraut und auch wenn er mit dem Rücken zu mir stand und ein riesiges Bild an der Wand betrachtete, welches unsere Natur widerspiegelte, erkannte ich an seinen gesenkten Schultern, was er dachte und fühlte. ,,Vater.", sprach ich in den menschenleeren Raum hinein und bemerkte wie mein Vater zusammenzuckte. Obwohl der gläserne Boden meine Ankunft schon vor langem angekündigt hatte, bemerkte er mich jetzt erst so richtig.
Langsam ließ er den Kopf sinken und drehte sich zu mir. Sein schmales Gesicht schien eingefallen und seine dünnen Lippen waren zu einer noch dünneren Linie verzogen, doch seine Augen galten nicht mir, sondern dem Fenster, das sich hinter mir befand. Dann erst, nach einer gefühlten Ewigkeit registrierte er mich mit seinem Blick und der Schein eines Lächelns trat auf seine Lippen. ,, Du siehst fabelhaft aus, mein Darin.", sagte mein Vater zu mir und entlockte das Gefühl von Glück, doch nur kurz, denn da erschien bereits meine Mutter aus dem angrenzenden Kaminzimmer und die Aufmerksamkeit meines Vaters wandte sich an sie. ,,Die Abgesandten des Imperiums sind bereits hier.", sagte er an sie gerichtet, als wüsste meine Mutter was dies bedeutete und nickte.
Ihr Gesicht zeigte nichts mehr von der bekannten Wärme, während sie an die Seite meines Vaters trat und sich bei ihm einhakte. Gemeinsam gingen sie zu der imposanten Haustür, die beinah die gesamte Wand einnahm und öffneten diese. Warme Sonnenstrahlen streichelten den kalten Boden der Halle, ehe ich mich aufraffte und ihnen mit Abstand folgte.
Vor dem Eingang unseres Anwesens standen dichte Gruppen von Bäumen, deren roten Blätter das gesamte Jahr über ihre Pracht behielten. Etwas abseits dieser Bäume war ein breiter Weg, der in einer offenen Fläche endete, die geräumig genug war, um einen Sternzerstörer zu beherbergen. Statt eines Sternzerstörers haftete sich mein Blick auf einen grauen Transporter, an dessen Seiten das Wappen des Imperiums in weißer Farbe stand. Dieser Transporter landete schließlich auf der offenen Fläche und entblößte an der geöffneten Rampe einen blauhäutigen Mann, flankiert von jeweils vier Sturmtruppen. An seiner Seite lief ein weiterer Mann, gekleidet in schwarzer Rüstung und sogar sein Gesicht war verdeckt von einer angsteinflößenden Maske, die das Geräusch seiner Atmung sogar bis zu uns brachte.
Mein Herz geriet bei jedem Schritt weiter ins Stolpern und hielt sogar einen Moment inne, als ich beobachtete wie meine Eltern ehrfürchtig die Köpfe senkten. ,,Seid Willkommen Lord Vader und Großadmiral Thrawn." Dann gefror das Blut in meinen Adern. Zwar wusste ich nicht, wer von den Beiden wer war, doch nun aus der Nähe konnte sogar ich die Aura empfangen, die ihr Auftreten aussandte. Sie bedeuteten Ärger.
***
Nachdem meine Eltern die sechs Besucher in unser Kaminzimmer geführt hatten, verdrückte ich mich in die dunkelste Ecke des Raumes, um genügend Abstand zu jeden dieser Personen zu haben. An jedem Ein- und Ausgang flankierten die Sturmtruppen die Türen und verhinderten so eine Flucht, die eventuell passieren könnte. Lord Vader und Großadmiral Thrawn standen mitten im Raum, wobei der Mann mit der dunklen Rüstung seine behandschuten Hände zu Fäusten ballte und sie wieder lockerte. Trotz der Tatsache, dass ich sein Gesicht nicht sah, wurde mir bewusst, dass er wütend war und seine Wut irgendwie kanalisieren musste. Der Mann mit der blauen Haut und den stechend roten Augen unterhielt sich währenddessen mit meinen Eltern. Er trug eine weiße Uniform und seine Arme waren kontinuierlich hinter seinem Rücken verschränkt. Manchmal hörte ich Teile eines Satzes, die mich stutzen ließen. Sie unterhielten sich über Kunst, das durfte doch nicht wahr sein.
,,Nun wäre es aber angebracht Ihre Tochter kennenzulernen, Senator, schließlich ist sie auch ein Teil Eurer Familie." Augenblicklich erstarrte ich in der Position in der ich mich befand. Sitzend auf einem Sessel in der Ecke, die Beine übereinandergeschlagen und die Hände fest an meine Seiten gepresst. Die Augen meiner Eltern wandten sich zu mir und auch das Gesicht der zwei fremden Männer. Ungewollt erfasste mich Panik, doch der Blauhäutige schien das nicht weiter zu stören. Er sah mir direkt ins Gesicht und es schien so, als könnte er mich Lesen wie ein offenes Buch.
Mein Herz pochte, als ich mich mit zitternden Knie und einem unguten Gefühl dem Mittelpunkt des Raumes näherte und schließlich neben meinen Eltern stehen blieb. Nun spürte ich die ausstrahlende Macht der beiden umso stärker und es zwang mich förmlich in die Knie, wenn ich mein Kinn nicht arrogant nach vorne geschoben und die Hände an die Seite gepresst hätte.
Als Erster der beiden, spürte ich das kalte Leder der Handschuhe auf meiner Hand, als der Rotäugige eine angespannte Hand nahm und sich vornüberbeugte um einen Kuss auf die Handoberfläche zu hauchen. Seine Augen hielten meine währenddessen dabei gefangen, weshalb ich nicht verhindern konnte, dass mich ein kribbelnder Schauer erfasste, als seine Lippen meine Haut streiften. Oh, verflucht. Das konnte doch nicht wahr sein!
,,Großadmiral Thrawn und Ihr heißt?" Seine Frage lag schwer auf meinen Schultern, als sich meine Pupillen leicht weiteten und mich plötzlich glühende Hitze packte. Thrawn hatte meine Hand immer noch nicht losgelassen, genauso wenig wie meinen Blick, der nichts anderes als seine glühenden Augen wahrnahm. ,,Yakira, Großadmiral. Ihr Name ist Yakira.", kam mir meine Mutter zur Hilfe, als sie merkte, dass ich nicht in der Lage war auch nur ein Wort zustande zu bringen. Anerkennend nickt der Mann und ließ meine Hand schießlich los. ,,Yakira, ein wirklich außergewöhnlicher Name." Ein Kribbeln durchlief meinen Körper, sobald Thrawn meinen Namen mit einem unterschwelligen Ton aussprach. Was war nur los mit mir? Er sagte doch bloß nur meinen Namen, außerdem bedeutete er das Ende meines Familienglücks. Eigentlich müsste ich ihn Schlagen wollen, so lange bis er Bewusstlos am Boden lag. Stattdessen überlief mein Körper eine Gänsehaut, wenn ich seine melodische bassstimme hörte und er mich mit seinen Augen durchbohrte. Reiß dich zusammen!
,,Lord Vader ist nicht besonders gesprächig, verzeiht ihm also sein Auftreten." Wieder bemerkte ich ihm Augenwinkel das Ballen seiner Hände, was Thrawn anscheinend komplett ignorierte. Ungefilterte Macht knisterte in der Luft, als Thrawn sich wieder an meine Eltern wandte und diesen knapp zunickte. ,,Ihr werdet also den Teil des Vertrages einhalten?" Vertrag? Warte, wovon sprach dieser Thrawn da?
Mein Blick huschte zu meinen Eltern, aber sie hielten ihre Gesichter absichtlich nach vorne gerichtet, um meinem fragenden Blick auszweichen. Was bedeutete das?
,,Ja, wir werden unseren Teil des Vertrages ohne weiteres erfüllen, solange das Imperium dafür sorgt, dass auch Ihr den Teil des Vertrages einhaltet." Ganz kurz huschte ein amüsiertes Schmunzeln über die Gesichtszüge von Thrawn, die sich sogleich aber wieder verhärteten. ,,Natürlich. Ihr werdet mit reichlich Credits für eure Taten belohnt, sobald Yakira den Boden von Coruscant betreten hat." Bitte was?! Anscheinend waren diese zwei Worte nicht leise gedacht, denn alle Gesichter drehten sich wieder zu mir. In meinen Ohren klingelte es und kurzzeitig verschwamm sogar meine Sicht. Doch ich konnte das Wissen nicht ausblenden, dass meine Venen vergiftete und noch weniger konnte ich den keuchenden Atem von Lord Vader ausblenden. Meine Eltern hatten mich an das Imperium verkauft. Sie. Hatten. Mich. Verkauft.
Diese Tatsache sickerte nur langsam in mein Bewusstsein, dafür aber umso stärker. Es baute sich ein enormer Druck hinter meinen Augen auf, doch ich würde keinem von diesen Heuchlern auch nur die Genugtung tun und vor ihnen Weinen. Ich atmete zitternd ein und streckte mein Kinn wieder hoch. Sie sollten denken, dass es mich nicht interessierte, dass ich bereits von ihrem Plan wusste, doch so war es nicht. Meine Eltern hatten mich verraten. Schon wieder.
,,Es tut mir leid...", hörte ich die leise Stimme meiner Mutter, aber ich schaute nicht einmal zu ihr und schon gar nicht zu meinem Vater. Sie wechselten ein paar letzte Worte, ehe Thrawn seine roten Augen wieder auf mich richtete und ich spürte wie meine errichtete Mauer bebte. Ich konnte meine Gefühle nicht lange ausblenden, doch es würde reichen, bis ich wieder alleine wäre.
Ein Sturmtruppler kam von hinten auf mich zu und legte eine Hand auf meine Schulter, um meine Aufmerksamkeit zu erhalten. Am liebsten hätte ich seine Hand weggestoßen und ihm den Blaster aus der Hand gerissen, um die zwei Eindringlinge des Imperiums endgültig auszulöschen, jedoch fehlte mir dazu die Kraft.
Widerwillig lotste der Sturmtruppler mich in die Eingangshalle, wo sich von hinten die restlichen drei Sturmtruppen dazu gesellten und mich an jeder Seite flankierten. Daraufhin folgten der Großadmiral, Lord Vader und meine Eltern. In meinem Kopf spuckten die Worte meiner Mutter, dass ich ihnen eines Tages verzeihen würde, doch diesen Verrat könnte ich niemals vergessen. Statt mir mein Herz vorsichtig zu entnehmen, haben sowohl meine Mutter und auch mein Vater dieses mit roher Gewalt herausgerissen und nichts weiter als eine klaffende Wunde hinterlassen.
Seichter Wind spielte mit den losen Haarsträhnen meines Zopfes, sobald ich den ersten Schritt aus unser Zuhause machte. Ich drehte mich kein einziges Mal um, hörte nur das unkontrollierte Schluchzen meiner Mutter und spürte dann die mächtige Aura von Thrawn, der sich mit mir in den flankierten Kreis gesellte.
Sein Blick war nach vorne gerichtet und fast hätte der Wind seine Worte fortgetragen, wenn er sie nicht mit dieser Stärke im Ton ausgesprochen hätte. ,,Dieses Leben wird ein besseres. Das Imperium wird sich gut um Euch kümmern." Natürlich würde es das. Wahrscheinlich ließe es mich einfach in irgendeiner abgestandenen Ecke versauern, bis ich alt und grau wäre und elendig krepierte.
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