*Chapter 10

Bei der Macht, die angestaute Wut brodelte in mir, umso mehr als ich den Kopf ruckartig nach oben zog und meinen Gegenüber anschaute. Zwei verfluchte Stunden war ich zu diesem Ort unterwegs gewesen, nur um dem Mann zu beweisen, dass Thrawn keineswegs ein schlechter Ausbilder war. Nichtsdestotrotz tat ich das genaue Gegenteil, zeigte eher welche Wut Thrawn in mir auslöste, als das er mich der Geduld geübt hatte.

,,Befreit Euren Geist und lasst die angestauten Gefühle los. Sie können einen großen Faktor im Kampf darstellen, wenn man weiß sie zu beherrschen." Diese Stimme war falsch, in allen Sinnen. Sie hörte sich viel zu tief, viel zu schwer und viel zu mechanisch an. Sie gehörte einem Mann, dessen Ausrüstung verbarg, was er in Wirklichkeit verkörperte- das reine Böse.

Mit schweißglänzender Stirn, bebenden Muskeln und rasselndem Atem hob ich meine Arme, an deren Enden ich eine schwere Metallstange hielt und positionierte meine Beine nochmals neu. Erst machte ich einen Schritt nach hinten, dann verlagerte ich das Gewicht auf den vorderen Fuß. All das, während meine Arme schützend vor mich gerichtet waren und meine Augen misstrauisch beobachteten, worauf sie achten mussten.

Selbst dieses Mal war ich nicht schnell genug. Bevor ich den Hauch von kalter Luft spürte, traf mich die selbe schwere Stange, die ich hielt, an der Hüfte und ließ mich keuchend in die Knie gehen. Automatisch öffneten sich meine Hände dabei- die Stange fiel klirrend zu Boden- drückten fest auf die verletzte Stelle, wobei ich mir auf die Lippen biss. Auf keinen Fall würde dieses Monster jemals einen Schmerzenslaut von mir hören.

,,Steht auf!", sagte die selbe falsche Stimme an mich gerichtet. Sein rasselnder Atem hinterließ in mir das Gefühl von Unsicherheit, weshalb ich mich unter Schmerzen in die selbe Position stellte und dabei nach der Stange griff.

,,Eure Gefühle sind eine Ablenkung für Euch. Ihr müsst sie kontrollieren, ansonsten bedeuten sie Euren Tod und dieser kommt meist qualvoll." Lord Vader hatte zwar recht, doch ich würde ihm diese Worte niemals ins Gesicht sagen oder besser in seine angsteinflößende Maske. Meine Gedanken drehten sich nämlich permament um den Großadmiral, seitdem ich ihm meine Meinung kundgetan hatte, seit dieser Zeit hatte ich auch kein einziges Wort mehr über ihn gehört. Sogar Eli und Serin waren sehr kurzangebunden, sobald ich Thrawn erwähnte, wahrscheinlich aber mehr um meine Gefühle nicht noch mehr zu verletzten. Wenn ich mich nicht einmal auf dieses Training konzentrieren konnte, wäre ein Gespräch über den Chiss wahrscheinlich noch kontraproduktiver.

Irgendwann ging es weiter mit dem Training. Lord Vader zerstörte meinen Körper wortwörtlich und sobald ich zurück im Hauptquartier war, überraschte mich die Tatsache, dass ich es überhaupt schaffte meine Tür eigenständig zu öffnen. Ungewollt spukten mir während des gesamten Rückweges die Worte des Sithlords im Kopf und je mehr ich mich versuchte darauf zu konzentrieren, desto mehr vermischten sich seine Aussagen mit denen des Großadmirals.

Umso glücklicher war ich, als ich mir unter der Dusche den ganzen Schweiß und jegliche Schmerzen vom Körper waschen konnte. Zum Glück kamen dabei sogar meine Gedanken für einen Augenblick zum Stillstand, während ich mir die heilende Salbe auf die schmerzenden Körperstellen schmierte und Eli insgeheim dankte, dass er mir diese bei meiner Ankunft direkt in die Hand gedrückt hatte.

Danach kam ich frisch gewaschen, mit feuchten Haaren und nacktem Körper aus dem Badezimmer, um mir aus dem Kleiderschrank in der Nähe frische Kleidung zu holen und sie anzuziehen. Keine Sekunde zu spät, denn im nächsten Moment hörte ich das charakteristische Klingeln an meiner Zimmertür und Serin trat in mein Quartier. Mit einem herzlichen Lächeln begrüßte sie mich.

,,Yakira, es überrascht mich dich noch so munter zu sehen. Wie war das erste Training mit dem berüchtigten Lord Vader?" Da sich meine Tür von alleine bereits geschlossen hatte, schlüpfte ich mit meinen Füßen in weiche Socken, die ich mir vor kurzem in Coruscant geholt hatte und setzte mich anschließend neben der anderen Frau auf das Bett. Bequem zog ich meine Beine an mich und betrachtete kurz das Auftreten von Serin. Ein wehmütiges Lächeln glitt über mein Gesicht.

,,Es war ganz in Ordnung, doch er vertritt keineswegs die Werte, die der Großadmiral mit seinem Training verfolgt." Seufzend sank ich mit dem Rücken an meine Bettkante und schüttelte erschöpft den Kopf. ,,Lord Vader ist sonderbar.", schloss ich schließlich meine Antwort und erntete einen unsicheren Blick. ,,Du bist mutig, wenn du so über ihn sprichst. Die meisten Kadetten und höheren Generale fürchten sich vor Lord Vader und das nicht ohne Grund." Zustimmend nickte ich, zuckte letzlich aber resigniert mit den Schultern. ,,Ich glaube nicht, dass du meine Wortwahl ihm gegenüber verraten wirst, doch lass uns bitte zu einem anderen Thema kommen- wieso bist du hier?"

In den Augen meiner guten Freundin blitzte kurzzeitig der Ausdruck von Furcht auf, ehe sie den Kopf senkte und nervös mit ihrer Hose spielte. Immer wieder zupfte sie an Stellen, wo vermeintliche Flusen waren, wobei dies nicht der Fall war. ,,Serin", sagte ich vorsichtig, legte eine Hand auf ihre und drückte sie sanft. Im Normalfall schaute sie mich sofort wieder an, doch dieses Mal schien es um ein Thema zu gehen, was sie sichtlich belastete.

,,Es wird gemunkelt.", murmelte sie gerade laut genug, damit man ihre zerbrechliche Stimme im Raum hören konnte. Zeitgleich stellten sich meine Sinne auf Alarmbereitschaft und ich beugte mich aufmerksam zu ihr vor. ,,Was wird gemunkelt, Serin? Lass mich dein Wissen nicht aus deiner Nase ziehen müssen, bitte." Dieses Mal linste die Braunhaarige zu mir auf und ein brechliches Lächeln zierte ihre blassen Lippen, erreichte jedoch nie ihre Augen.

 ,,In den höheren Reihen wird erzählt, dass uns ein weiterer Krieg bervorsteht. Yakira, sie wollen uns in den Krieg schicken."

In diesem Moment wünschte ich mir niemals nachgefragt zu haben, was meine Freundin so sehr belastete, doch ich wusste es und das schon weitaus länger. Thrawn hatte jedes Mal Anspielungen gemacht, dass unser gemeinsames Training die höchste Wichtigkeit besaß. Seitdem er mich jedoch an Lord Vader weitergegeben hatte, waren meine Gedanken niemals wieder an diese Stelle gelangt, bis jetzt. Denn Träume besaßen manchmal doch einen größeren Wert, als die Realität.


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