*Chapter 5
Ungerne musste ich zugeben, dass Thrawn mit seinen Worten am letzten Abend rechtbehielt. Die Nacht war kurz, viel zu kurz und so rekelte ich mich genervt in den warmen Laken, welche sich um meinen halb bekleideten Körper schmiegten, als ich das schrille Piepen meines Weckers hörte. Man mochte es nicht glauben, ich wurde tatsächlich von einem Wecker geweckt, zum ersten Mal in meinem Leben. Dementsprechend dauerte es jedoch auch diesen auszuschalten, denn bei meinem Namen, dieser Stummknopf war echt gut versteckt.
Aus diesem Grund saß ich auch innerhalb weniger Minuten auf meinem Bett, zwischen meinen Händen den stillen Wecker, die Schultern freigelegt und die Beine umhüllt von einer dicken Schicht aus Decken. Gähnend stellte ich den Wecker zurück auf den Nachttisch, streifte die Decke von meinen Beinen und stellte mich vor die Bettkante, wo ich mich erstmal ausgiebig streckte. Mein Rücken knackte unangenehm genauso wie mein Nacken, die dieses Bett am liebsten jetzt schon verbrennen würden.
Angeschlagen von der kurzen Nacht stolperte ich beinah durch das Zimmer, stieß mir beinah den kleinen Zeh am Kleiderschrank und rammte mein Ellbogen schmerzhaft gegen die Tür des Schrankes, nachdem ich diesen geöffnet hatte. Zischend rieb ich mir über die schmerzende Stelle aus der mit Sicherheit ein blauer Fleck entstand, bevor ich nach einer frischen Uniform und frischer Unterwäsche griff. Mit diesen Dingen verschwand ich im angrenzenden Badezimmer und trat schließlich mit einer Zahnbürste zwischen den Lippen wieder in den Wohnraum.
Schreckhaft zuckte ich zusammen und hätte dabei beinah das gesamte Gemisch aus Zahnpasta und Spucke ausgespuckt, wenn ich die Lippen nicht krampfhaft zusammengepresst und meine Hand auf meine Brust gedrückt hätte. Vorwurfsvoll warf ich die Arme in die Luft und stapfte zurück ins Bad, um dort alles abzulegen und nochmals in den Wohnraum zu kommen. Dieses Mal ohne Zahnbürste im Mund, an der ich gut hätte ersticken können.
,,Solltest du sehen wollen wie ich elendig an einer Zahnbürste und meiner eigenen Spucke ersticke, hättest du mich gestern Abend nur fragen brauchen." Eli rieb sich beschämt über seinen Nacken, der gesprenkelt war mit roten Punkten, ebenso wie seine Wangen. ,,Tut mir leid, ich habe bloß damit gerechnet, dass der Großadmiral dich bereits über die Zeiten benachrichtigt hätte." Ausatmend schüttelte ich den Kopf, wodurch die feuchten Strähnen meiner Haare wild um mein Gesicht peitschten. Schnell wischte ich sie hinter meine Ohren und stellte mich mit verschränkten Armen vor den Kapitänleutnant. ,,Also, was treibt dich so unaufgefordert in mein Quartier, Vanto?"
Die Röte auf seiner Haut nahm betrachlich zu, als er den Blick mit seinen Schokoaugen auf das Datapad in seiner Hand senkte und kurz darauf herumtippte. Seine Stirn runzelte sich mal, dann zog er die Unterlippe nachdenklich ein, ehe er sie zurückschnellen ließ und die Augen zurück auf mein Gesicht fixierte. ,,Der Großadmiral hat dein erstes Schießtraining angeordnet und ich soll dich zu den vorgesehenen Räumlichkeiten bringen."
Geschockt ließ ich diese Erkenntnis erstmal sacken. Wow, das Imperium nahm es also sehr Ernst mit der Ausbildung potenzieller Verbündeter, ebenso Thrawn, der mir gestern erst noch keine Erklärung für die Worte des Imperators lieferte, doch vielleicht war dies meine Chance.
Während Eli darauf wartete, dass ich meine Haare in einen tiefen Pferdeschwanz steckte und ein letztes Mal prüfend über meine Uniform schaute, schlüpfte ich in meine Stiefel, die neben der Tür am Schrank lehnten und folgte ihm den Korridor herunter. Bisher war mir keine andere Person über den Weg gelaufen, was zwar wahrscheinlich daran lag, dass alle bereits an ihren vorgesehenen Plätzen arbeiteten, dennoch bereitete es mir Unbehagen.
Eli merkte das zum Glück nicht und versuchte mich stattdessen in ein lebhaftes Gespräch zu verwickeln, das mit der Frage begann, was ich von den Betten hielt, die in den Quartieren waren. Bei meiner ehrlichen Antwort entfuhr ihm ein herzliches Lachen und er bestätigte meine Aussage. Diese Betten bedeuteten auf kurz oder lang den eigenen Tod.
Nach zwei weiteren endlosen Gängen hielten wir schließlich am Ende des vierten Ganges inne, wo Eli das Schaltfeld bediente und eine riesige Halle entblößte. Über seine Schulter hinweg erkannte ich eine schwarzrote Matte mit dem imperialischen Wappen, die den ganzen Boden einnahm. An den Wänden uns gegenüber standen stabile Regale und Schränke. In zwei der Regale entdeckte ich die Umrisse von Blastergewähren in den verschiedensten Modellen.
Selbstbewusst, dieses mal aber schweigend, betrat der Braunhaarige den Übungsraum und steuerte auf eine kleine Abzweigung zu, die vermutlich in den hinteren Bereich führte, wo man die Blaster ohne weitere Probleme benutzen konnte. So war es möglich reguläres und unreguläres Training voneinander zu trennen.
Das erste was mir auffiel war der Großadmiral, denn er war nicht in seiner üblichen Uniform gekleidet. Diese war nämlich deutlich luftigeren Kleidungsstücken gewichen, die es ihm vermutlich erleicherten zu trainieren. Doch war die Rede vorhin nicht allein von Schusstraining gewesen?
Ehe ich dazu kam diese Frage laut auszusprechen zuckte ein greller Lichtblitz zur seitlichen Wand und traf dabei eine Zielscheibe auf weiterer Entfernung. Ein lautes Zischen zeriss dabei von ganz allein die Stille und mir fiel auf, dass es Thrawn war. Auf seinem Kopf trug er einen Schutz für seine Ohren, um den Lärm des Blasters auszublenden. Seine Beine waren nach hinten leicht ausgebreitet, um sich Halt zu verschaffen und seine Arme, die von keinen Zentimeter Stoff verdeckt waren, zeigten angespannte Muskeln, welche bei der nächsten Bewegung förmlich tanzten. Noch ein Schuss. Dieses Mal zuckte ich jedoch nicht zusammen, sondern beobachtete fasziniert wie der Laser die Zielscheibe rußig färbte. Dabei konnte es sich um nichts anderes als Beskar handeln, ein wertvolles Material, das von keinem Laser durchdrungen werden konnte.
Sobald Thrawn die Anwesenheit von Vanto und mir registrierte, legte er die Waffe vor sich auf eine schmale Ablage und daneben sein Gehörschutz. Sein Gesicht zeigte wieder einmal nicht die kleinste Emotion, sogar seine Augen sprachen von einer tiefen Undurchdringbarkeit. ,,Guten Morgen, Kapitänleutnant Vanto und Kadett Yakira. Sie haben Ihre Aufgabe hiermit erfüllt und sind damit entlassen, Vanto und Yakira, gesellt Euch zu mir."
Eli zeigte mir ein schmallippiges Lächeln, als er an mir vorbeiging und es schien als würde in seinen Augen ein gewisses Mitleid schwimmen. Irgendwie befiel mich die Befürchtung, dass Thrawn ein guter Ausbilder war, bloß mit harten Mitteln arbeitete.
,,Wie ich sehe wurdet Ihr am gestrigen Abend nicht mehr von dem kurzfristig eingesetzten Training informiert, doch Eure Kleidung sollte das geringste Hinderniss sein. Wenn Ihr also könntet, solltet Ihr mir in die vorderen Räumlichkeiten folgen. Für eine Schusswaffe seid Ihr nämlich keineswegs Bereit."
Thrawn lenkte uns zurück in den vorderen Bereich der riesigen Halle und verschwand für einen geschlagenen Moment von meiner Seite, bevor er mit zwei Stöcken aus Metall zurückkam. Was hatte er bloß vor?
,,Wie gut seid Ihr bereits im Kampf unterwiesen worden?" Diese Frage überrumpelte mich ein wenig, denn mit einem Blick auf die Stöcke schossen unendlich viele Fragen durch meinen Kopf. Irgendwie schaffte ich es in dem Chaos eine vernünftigte Antwort zustande zu bringen, aus der man nicht erkannte wie verwirrt ich eigentlich war. ,,Bisher nur ein einziges Mal und das war in meinen jüngsten Kindertagen, Großadmiral, aus diesem Grund erhoffe ich mir nicht, das dieses Wissen mich weit brächte." Bestätigend nickte der Blauhäutige, worauf ich resigniert die Schultern sinken ließ. Das bedeutete einen anstrengenden Tag.
Unerwarteterweise warf mir Thrawn einen der Stöcke zu, den ich mehr schlecht als recht auffing und bevor ich überhaupt den Körper wieder vollständig unter Kontrolle brachte, war ich bereits das erste Mal gestorben. ,,Ihr müsst immer auf die Bewegung Eures Gegners Acht geben und seid gewiss, dieser wird sich nicht zurücknehmen, nur weil Ihr Euer Gleichgewicht verliert."
Durch seine Worte geblendet sah ich den nächsten Schlag nicht kommen und spürte an meinem Oberschenkel einen stechenden Schmerz, der sich zu dem hinzugesellte, der bereits meinen geschlagenen Rücken heimsuchte. ,,Nochmal.", sagte Thrawn in einem gebieterischen Ton und ließ mich für jedes Missgeschick doppelt so hart zappeln. Mal traf sein Stab meinen Arm, dann mal den Bereich zwischen Nacken und Rücken und mehrmals die Stelle an meinen Beinen, bis ich außer Atem auf die Knie sackte. Mein Kinn ruhte auf der Spitze des Stabs. Alles an mir zitterte, sogar meine Augen.
Schweiß rann schon seit längerer Zeit über meinen Rücken und meine Stirn, wodurch die salzige Flüssigkeit meine Augen reizte. Jede Körperstelle pochte schmerzhaft von den Schlägen und trotzdem hatte ich es geschafft einmal erfolgreich zu kontern, als ich nämlich Thrawn durch ein gutes Manöver ablenkte und direkt auf sein Bauch zielte. Euphorie durchfuhr mich in diesem Moment, wurde aber direkt wieder durch einen Schlag auf meinen Rücken eingedemmt.
,,Dieses Training war ein guter Beginn für Euch. Ich sehe großes Potenzial, wenn Ihr nicht nach jedem Treffer sofort wütend in die Offensive gehen würdet. Euer Temperament könnte Euch am Ende noch Euer Leben kosten." Seine Worte drangen nur zum Teil an mein Ohr, denn mittlerweile lag ich lang ausgestreckt auf dem Boden und starrte an die Decke. Thrawn konnte ein wahrhaftiges Monster sein, wenn er es darauf anlegte. Danke für die Vorwarnung, Eli.
Plötzlich erschien vor mir das Gesicht des Großadmirals. Von hinten schien das Licht auf ihn, ließ seine schweißnassen Haare glänzen und die roten Augen intsensiver erscheinen. Seine Frisur war völlig durcheinander geraten und ich musste sagen, es gefiel mir. Dadurch wirkte der sonst kluge und taktisch veranlagte Mann wie eine gewöhnliche Person. Ich ließ meine Augen unwillkürlich über seine Brust wandern, welche sich im selben Takt meiner schnellen Atemzüge hob und senkte. Sein nasses Hemd entblößte an manchen Stellen die blauschimmernde Haut. Meine Augen verharrten dort, einen viel zu langen Moment, bis ich eine leichte Wölbung im Mundwinkel meines Ausbilders wahrnahm.
,,Ihr seid für den Rest des Tages freigestellt, Yakira. Genießt den freien Tag, kundschaftet Coruscant aus und lernt Eure zukünftigen Mitstreiter kennen. Morgen werden wir uns zur selben Zeit auf dem Flugplatz sehen, denn der Imperator hat mich um ein Treffen mit Euch erbeten." Schlagartig richtete ich mich auf, stieß dabei fast mit dem Kopf von Thrawn zusammen, wenn er nicht rechtzeitig ausgewichen wäre. Ein persönliches Treffen mit dem Imperator?
Ungewollte Kälte liebkoste meine Haut, als ich mich geschwind austellte und dem Chiss meinen Stab in die freie Hand drückte. ,,Natürlich, Großadmiral." Und damit drehte ich mich um. In meinem Inneren die Kälte von Eis, als ich daran dachte, was der Imperator von mir verlangen könnte.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top