Kapitel 32

„There were miracles in your kisses,
they were medicine to my veins."
-perry poetry

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Camila


Ich wurde gehalten und fiel doch ein bisschen. Er. Nur mit ihm flog ich gen Himmel und landete gleichzeitig in der Hölle, ohne zu brennen. Doch jetzt gerade flehte ich die Flammen förmlich an, mich zu übermannen. Der Nachteil des Feuers: Es zerstörte. Der Vorteil des Feuers: Es zerstörte. Und es hätte gewiss schönere Narben auf meiner Seele hinterlassen, als alles, was mich zeichnete. Trotzdem blieb Shawn, mein Eis, mein Wasser und bot den lodernden Flammen die schönste Stirn: Liebe. Er strich unermüdlich durch mein verlorenes Haar, küsste immer wieder meinen Scheitel und ließ zu, dass ich in seinem Schoß so viel kleiner wurde.

Irgendwann hörte ich nichts mehr, außer unserem bedeutungsschweren Atmen, was bedeutete, dass meine Tränen aufgegeben hatten. Für heute. Für jetzt.

Dennoch rührte ich mich nicht vom Fleck und ließ mein Herz brennen. Warum sprang es nicht einfach aus meiner Brust? Ich schluckte, als ich doch aufsah und Shawns Augen vor mir wachten. Sie wachten wortwörtlich. Gewillt, mich zu schützen und nicht zuzulassen, dass ich weiter auseinanderfiel. Mir gelang ein kleines Lächeln und es fühlte sich zur Hälfte echt an. Okay, vielleicht war es auch nur ein Viertel. Immerhin ein Anfang.

Shawn strich über meine Wange und seine Augen trieften vor Zärtlichkeit. So sehr, dass mein Freund einem meiner Lieblingsgedichte von Atticus glich. Seine Seelenfenster zeigten das „Es ist alles in Ordnung" – Licht und mein Herz wurde erneut eng. Mit dem Unterschied, dass ich das Ziehen in meinem Brustkorb jetzt genießen würde.

Shawn Peter Raul Mendes ist ein Gedicht. Und ich werde nie müde, darin zu versinken.

Winzige Tränen begannen in meinen Augen zu brennen, als er einen Kuss auf meine Nasenspitze hauchte.

„Möchtest du mir erzählen, was passiert ist, Honey?"

Könnte meine Verzweiflung Bahn brechen, wäre ich vermutlich in verdammt verzweifeltes Gelächter ausgebrochen. Was konnte ich schon sagen? Ich räusperte mich und blickte mit geröteten Wangen nach unten. Nicht mit Shawn. Er schob sanft mein Kinn nach oben und ließ mich sein und lieben. Ich war einfach. Ich liebte einfach. Nur seinetwegen.

„Ich bin passiert", gab ich schulterzuckend zurück und erntete einen irritierten Blick. Einen, der sich schnell mit so viel Zärtlichkeit mischte, dass mir schwindelig wurde. Die braunen Augen meines Freundes hielten mich gefangen, als er voller Liebe herauszufinden versuchte, was ihm niemand gestehen konnte. Nicht einmal ich selbst.

„Du bist also passiert...", raunte er und zog konzentriert die Augenbrauen zusammen. Ich wusste, dass er mich völlig ernst nahm und dabei sah er so sexy aus, dass ich mich fragte, ob der Reflex Luft zu holen, nicht die bisherigen zweiundzwanzig Jahre meines Lebens störrische Zeitverschwendung gewesen war. Meine Wangen gingen zeitgleich mit meiner Seele in Flammen auf, als Shawns Atem meine Machtlosigkeit streifte und bloß meine Lippen berührte. Neue Tränen schossen mir in die Augen und es schien, als würde Shawn sie mit nur einem Blick wegwischen wollen. Er sah sie nicht, doch er fühlte. So wie wir es getan hatten. Vom ersten Augenblick an.

Maktub. Pause.

„Und was dann?", hauchte er leiser als der Wind und ließ mein Herz auf die schönste Weise jaulen. „Du bist mir passiert. Uns. Deiner Familie, Sofia und Sinuhe. Juan. Phoebe. Du bist jedem passiert und warst der schönste Zufall, den wir hätten finden können."

Shawn wartete. Er wartete immer. Und die Stimmen in meinem Kopf, die die ich längst hatte verbannen wollen, blieben laut und unnahbar und es kam mir vor, als würden sie trotz Shawns Aufforderung loszulassen, immer penetranter. Besonders, als ich an mir hinabsah. Dabei spielte es keine Rolle, dass ich zusammengerollt auf dem Boden eines Tourbusses hockte und nicht einmal wusste, wo wir uns gerade befanden. Vielleicht hätte ich krampfhaft versuchen sollen, mir unseren nächsten Halt, San Diego, und alles, was ich darüber gehört hatte, auszumalen, doch mein Kopf vegetierte leer vor sich hin. Fast. Mir war heiß und ich fühlte mich, als hätte ich zu viele Tränen vergossen, während mir klar wurde, dass ich vollkommen alleine war. Alleine, aber nicht einsam, da der Arm meiner großen Liebe immer noch hinter meinem Nacken ruhte und sein wundervolles Schweigen, mir Hoffnung verlieh, die sich mein Herz verbot. Die, nach der es sich trotz allem sehnte.

„Baby..."

Shawns Stimme klang schwer und doch fühlte ich mich leicht und stellte mir für einen winzigen Herzschlag lang vor, wie es wäre, die Frau zu sein, die er wirklich verdiente. Denn es tat weh, sich sicher sein zu müssen, Menschen auszusaugen, die einen leben ließen.

„Baby, rede mit mir", bat er und doch wusste ich, dass er mich zu nichts drängen würde.

Meine engsten, widerlichsten Freunde liefen salziger als sonst über meine Wangen, als ich inmitten dieses Chaos die Kraft fand, meine Stimme zu heben. Meine Schnitte zu heilen.

„Warst du schon einmal verzweifelt, weil du... einfach nur du selbst warst und wusstest, dass du Menschen früher oder später damit unglücklich machen wirst?", flüsterte ich. Ich rechnete mit keiner Antwort, doch umso mehr überraschte mich, dass mein Freund tatsächlich reagierte.

„Natürlich. Und weißt du, was ich denke?"

„Was?" Ich wagte es kaum, mich nicht in den Fenstern seiner Seele zu verlieren.

„Ich denke, das ist unsere Herausforderung. Unsere Chance zu zeigen, dass wir stärker sind, als alles, was glaubt, uns zu besiegen. Du bist mir passiert und hast mich ein Ganzes werden lassen. Ein Ganzes, das mehr als nur stolz ist, dich halten und deine Stirn küssen zu dürfen, bis du einschläfst. Lass mich dasselbe für dich tun, Honey. Lass' zu, dass ich dich zusammenhalte."

Ich hätte mich wegen meines lauten Schluchzers, der aller Wahrscheinlichkeit nach den Tourbus erbeben ließ, schuldig fühlen müssen, doch ich konnte nicht. Alles, wozu ich fähig war, war in den dunkelsten Löchern meiner Seele zu versinken. Ich streifte Shawn mit einem Seitenblick und schloss die Augen.

„Sieh mich doch an", keuchte ich, als wäre ich einen Marathon gelaufen.

Mein Freund stieß einen Seufzer aus, der mein Herz in die kleinsten, spitzesten Scherben zerriss, die es je kennen würde und küsste sanft meinen Nacken.

„Babe, du bist..."

Und dann... verlor ich vollends meinen Verstand und wurde zum vermutlich größten Albtraum, den der tollste Mann auf Erden jemals gelebt hatte. Ich sprang auf. Und schrie.

„Hör auf! Hör auf, mir zu sagen, dass ich schön bin, denn das bin ich nicht! Hör auf, zu sagen, dass mich niemand anstarren würde, denn das stimmt nicht!"

Ich zitterte und schnappte immer wieder nach Luft, während weitere Tränen meine Sicht verschleierten. Mein Brustkorb loderte und ich rechnete damit, mich jede Sekunde übergeben zu müssen.

„Mila..."

Shawn machte einen Schritt auf mich zu, doch ich wich vor dem Mann zurück, den ich so sehr liebte, dass es wehtat. Mehr und schöner als alles, dass ich spürte, als ich ihn, zerbrochen, wie ich war, ins Verderben stürzte.

„Ich versuche doch nur..." Ein weiterer erstickter Laut aus meiner Kehle drohte mit neuen Schluchzern, doch wie durch ein Wunder bezwang ich ihn und es gelang mir tatsächlich, ein paarmal ein- und auszuatmen.

„Mein ganzes Leben lang hatte ich gehofft, dass es reichen würde, wenn ich einfach bloß ich bin. Aber das tut es nicht, Shawn. Ich versuche gut genug zu sein, um... um dich glücklich zu machen, aber ich bedeute nichts, außer..."

„Camila, hör auf."

Mein Freund war lauter geworden und doch wich seiner sanften Stimme kein Zorn. Nur Liebe.

„Wer hat dich so unglücklich gemacht?", flüsterte er und stand mit einem Mal dicht vor mir. Er musterte jeden Zug meines Gesichtes und schien etwas zu suchen, von dem ich mir nicht einmal selbst sicher sein konnte, dass es existierte. Ich beantwortete seine Frage nicht, sondern hob und senkte meine Schultern resigniert.

„Ich bin hässlich", durchbrach ich unsere schöne Stille und erwog, wegzulaufen. Doch ich blieb, weil ich nicht einmal den Mut aufbrachte, der Person, die mich hielt, weiteres Leid zu ersparen.

„Ich bin so hässlich, dass man gar nicht erst versuchen sollte, mich zu lieben. Mein Spiegelbild ist ein Desaster und eine Katastrophe. Wenn Gott keine Fehler macht, war ich doch sein einziger."

Shawn holte Luft, doch ich ließ ihn gar nicht erst etwas entgegnen.

„Ich bin ein Feigling und eine egoistische Nutte. Ich habe Angst, verlassen zu werden, obwohl das das Einzige ist, das mir zustehen würde."

Pause.

Vielleicht wollte einer von uns etwas sagen, vielleicht auch nicht. Wer wusste das schon?

Langsam zog ich meine Strickjacke von den Schultern und mein Top über den Kopf.

„Siehst du?", raunte ich und hörte auf, mich gegen meine Tränen zu wehren. „Ich habe keine Hoffnung und will sie dir nicht auch noch nehmen. Ich bin ein hässliches Desaster. Und ich habe unglaubliche Angst vor dem Tag, an dem ich dich verliere, weil dir genau das klar geworden ist. Shawn, du hast Besseres..."

Er küsste mich. So wie ich mich fühlte und doch so, wie ich niemals würde sein können. Verzweifelt. Stark. Leidenschaftlich. Perfekt.

Liebe.

Auch wenn unser Kuss nicht heißer wurde, hatte er mir alles gegeben, was die Menschheit zu fühlen und zu denken imstande war, das wusste ich. Wie kam es, dass er sich nicht wünschte, jemand anderen im Arm zu halten? Er strich bedächtig über meine Wangen, als müsste ich etwas hören, das keine Worte brauchte. Mein Herz schmerzte schön. Zum ersten Mal an diesem Morgen.

„Okay?", flüsterte er, dicht an meinen Lippen. Ich war mir sicher, er hätte den Kloß, der in meinem Hals wuchs, erkennen können, hätte er hingesehen. Doch Shawn fixierte nur meine Augen, meine Seele, die ihren Takt verloren hatte und setzte damit fort, das Beste zu sein, das mir jemals hätte passieren können.

„Okay", gab ich zurück.

„Okay."

„Okay."

Er zog mich an meiner rechten Hand mit sich und seltsame Ruhe erfüllte mich, als ich es einfach so geschehen ließ. Wir machten vor dem Spiegel Halt und aus Angst vor der Realität, die ich besser kannte, als ich es jemals gewollt hatte, senkte ich meinen Blick und starrte zu Boden.

„Sieh dich an, mein Schatz."

Shawns Stimme sandte eine Gänsehaut über meinen Körper und trotz meines Zustandes musste ich grinsen. Ich heftete meinen Blick an unsere Reflexionen und kämpfte krampfhaft darum, mich auszublenden. Mein Freund hinterließ ein Kribbeln auf meiner Schulter, als er sie küsste.

„Nein, ich meine... Sieh dich an", forderte er sicher und ich konnte nicht anders, als uns beide zu sehen. Mein selbstekelnder Blick wanderte über meinen Bauch bis hin zu den Celluliten an meinen Oberschenkeln und meinen viel zu breiten Hüften. Ich sah nach oben und erkannte in meinen eigenen Augen nur eines.

„Was siehst du?"

„Versagen", gab ich zurück und hoffte beinahe, dass das Wort irgendwo zwischen uns ertrunken war. „Ich habe alles falsch gemacht. Aber..." Ich schluckte hart und konzentrierte mich auf die tiefen Augen meines Freundes.

„Aber du hältst mich fest und es ist alles in Ordnung auch wenn es das eigentlich nicht sein sollte. Nicht für mich."

Ein trauriges Grinsen umspielte meine Lippen, doch ich würde es nicht zulassen, noch einmal zu zerbrechen. Ich hatte Shawn genug zugemutet. Wie lang waren wir schon wach und standen hier? Es kam mir vor, wie ein Leben, das ich verschwendet hatte. Sein Leben.

„Es ist ganz einfach", wisperte er und drehte mich mit einer fließenden Bewegung zu sich herum. Ich erschrak und hielt in meinem Atemzug inne, als ich seine Tränen erblickte. Mein Herz rebellierte, bis mir übel war. Buchstäblich.

„Ich habe doch gesagt, dass ich kaputt bin", murmelte ich, als ob es etwas daran ändern könnte, dass ich ihn nicht verdiente. Shawn schloss seine Augen, stieß zittrig Luft aus und drückte einen Kuss auf meine Stirn.

„Und ich habe gesagt, dass ich jeden deiner kaputten Teile liebe und begehre."

Ich rechnete nicht mit dem, was er als nächstes tat. Niemals hätte ich damit gerechnet. Shawn küsste sich an meinem Körper hinab, ging in die Knie, bis zu meinem Bauch, bei dem er eine Weile verharrte. Ich wollte nicht, dass es aufhörte. Seine standhaften und doch so zerbrechlichen Atemzüge bescherten meinem Körper eine Gänsehaut und ich schluckte schwer und schloss beklommen die Augen.

„Du bist wunderschön", beteuerte er und einen Herz- und Wimpernschlag lang glaubte ich ihm. Nicht, weil ich mich tatsächlich schön fühlte, sondern, weil er derjenige war, der mir zeigte, was wahre Schönheit bedeutete. Sie lag in der Liebe und bot meinem von Makeln übersäten Körper die Stirn. Auch mein Kopf ertrank für kurze Zeit nicht in seinen Zweifeln und hielt sich tapfer an der Wasseroberfläche. Ich war so falsch, doch wir... Wir waren richtig.

„Ich liebe dich."

Selbst wenn ich gewusst hätte, was ich antworten konnte, hätte ich keine Chance dazu bekommen, denn Shawn sprach unbeirrt weiter.

„Ich liebe deine Augen... weil sie mir alles zeigen, was dein Mund nicht ausspricht. Ich liebe es, dass sie lachen, wenn du glücklich bist und deine Seele den richtigen Ort gefunden hat.

Ich liebe deine Lippen für jedes Lächeln, das sie dir erlauben und jedes glückliche, liebevolle Wort, das sie verlässt.

Ich liebe deine Ohren, weil sie einen Ton hören, von dem ich niemals wusste, dass ich ihn singen will und weil sie wissen, welche Worte in mir toben, wenn ich nichts tun kann, als zu schweigen."

Wieder liefen brennende Tränen über meine Wangen und es war, als wären sie nie weg gewesen. Mein Freund ließ sie mit seinen Lippen verschwinden, als er sich wieder mit mir auf Augenhöhe befand und ich lachte. Zur Gänze echt. Er tat es mir gleich, als ich mich auf die Zehenspitzen stellte, um unserem Größenunterschied die Dominanz zu nehmen. Wir streiften uns, kein vollkommener Kuss, aber alles, was wir brauchten. Ich holte Luft, um endlich etwas zu sagen, doch wieder war Shawn schneller und setzte meinen Mund mit seinem Zeigefinger auf meiner Unterlippe in Brand.

„Ich liebe deine Beine, die tanzen, um anderen Freude zu bereiten, als ob es kein Morgen gäbe. Ich liebe die Beine, mit denen du so fest im Leben stehst, dass ich dich gar nicht mehr auf Händen tragen kann."

Shawn drückte einen Kuss auf mein Dekolletee und ich fragte mich für den Bruchteil einer Sekunde, ob er wusste, dass mein Puls ausgesetzt hatte.

„Aber vor allem liebe ich dein Herz." Seine Worte sorgten beinahe dafür, dass ich zusammenbrach, doch wie durch ein Wunder hielt ich mich auf den Beinen.

„Ich liebe dein Herz, das selbst liebt, als ob es niemals brechen könnte. Ich liebe jedes verletzte Atom, das sich trotz all der Scheiße, die passiert ist, dazu durchdringt, zu geben. Ich liebe deine Seele, die dich bei allem begleitet, das du tust. Ich liebe es, wie sehr du ihr vertraust."

Shawn hielt inne und stieß vermutlich jene Luft aus, die ich noch in mir hielt, bevor er mich genauso schnell wie eben, wieder zum Spiegel bugsierte.

„Schau dich an", forderte er noch einmal.

Nur Liebe.

Ich erkannte das Mädchen vor mir nicht wieder. Meine Augen waren größer geworden und leuchteten wie nie zuvor, das Rot meiner Wangen sandte Hitze durch meinen Körper. Ich lebte. Ich war. Ich liebte. Und es war das Größte, das Shawn jemals für mich getan hatte.

„Nein ich meine – Schau dich an", flüsterte er sanft an meinem Ohr und ich hätte längst eine Pfütze sein müssen.

„Deine Augen, deine Lippen, deine Beine, dein Herz und deine Seele."

Wir beide rangen nach Luft, bemühten uns um Fassung und doch hatte ich schon längst verloren. Was machte er nur mit mir? Was war ihm gelungen, seit ich zum ersten Mal in seine Augen gesehen hatte?

„Ich liebe dich. Karla Camila Cabello Estrabao, ich liebe jeden Winkel deines Seins mit jeder Faser meiner Seele. Ich will dich sehen, jeden Tag. Die Farben, den Regen, das Lachen und die Tränen. Ich liebe jede Falte an deinem Körper, egal ob du sie dir erlacht hast, oder sie entstanden ist, weil du dir zu viele Sorgen machst. Ich will, dass sie verschwinden, ich will nicht, dass deine Dämonen jemals wieder denken, Überhand gewinnen zu können. Ich will dich. Immer.

Sieh dich an, Baby."

Und ich sah mich an.

„Wow."

Ich bewegte keinen Muskel und hoffte, dass mein Herz nicht die Kontrolle abgab. Shawn hatte meinen vollständigen Namen benutzt und nie hatte ich mich kompletter gefühlt, als gerade jetzt. Ich weinte. Ich weinte, aber es spielte keine Rolle.

„Ich liebe dich, Shawn."

Wieder küsste er mich und ich hoffte auf Ewigkeit, als er flüsterte: „Ich liebe dich auch."

Die Tür ging auf und mein Herz sank bis in mein Höschen, denn wir waren nicht mehr länger in unserer geschützten Blase. Brian musterte uns stirnrunzelnd und kam nicht gegen das amüsierte Funkeln in seinen Augen an.

„Wobei auch immer, ich gerade störe... Es tut mir leid, aber wir sind in San Diego, Leute."

Er räusperte sich und ich hätte schwören können, dass ich hinter ihm Shawns jungen Fotograf Connor und Andrew grinsen sah. Doch eine Sache hielt mich entschieden davon ab, meinen Blick zu senken: Es kümmerte mich nicht. Ich liebte den Mann, dessen Arme um mich geschlungen waren und er liebte mich.

Shawn schluckte. „Gibst du uns eine Minute? Wir sehen euch gleich draußen."

Brian nickte und verschwand so schnell, wie er aufgetaucht war. Und dann geschah, was ich am allerwenigsten von mir selbst erwartet hatte. Ich brach in Gelächter aus und Shawn fiel mit ein, küsste mich ein letztes Mal, bevor wir uns wieder daran machten, es mit der Welt aufzunehmen.

„Bist du bereit?", fragte er.

Ich schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht."

Shawn schmunzelte und ich hätte ihn am liebsten nie wieder losgelassen.

„Gut, ich auch nicht. Wollen wir trotzdem los?"

Ich grinste. „Auf geht's."

Ich schloss San Diego trotz der Hitze, die selbst nachts vorherrschte sofort in mein Herz. Die Sterne standen höher am Himmel und leuchteten stärker als irgendwo sonst, dessen war ich mir sicher. Ich war dankbar, sie zu sehen, aber am meisten dafür, dass mein Freund sie mit mir zählte.

Die Fahrt in das Hotel, in dem wir übernachten würden, bevor Shawn morgen hier auftrat, verlief ruhig, aber es war das schönste Schweigen, das ich mir hätte ausmalen können. Unsere Herzen schlugen. Wir waren einfach. Wir liebten.

Shawn schloss die Tür zu seiner Suite auf und ich konnte es kaum erwarten, ihn zu spüren. Überall. Ich wollte ihn so sehr, dass es wehtat.

Wir betraten das riesige Zimmer und mit einem Mal stand meine Welt Kopf. Ich versteifte mich und betete inständig darum, mich nicht auf den Boden zu übergeben. Ich konnte nicht und doch schrie alles in mir danach, zu flüchten.

Schmerzhaft wurde mir bewusst, wie sehr sich das kleine Mädchen in mir danach sehnte, Sätze, wie: ‚Ich habe dich vermisst, Dad.', oder ‚Dad, was machst du hier?' auszusprechen.

‚Ich hab dich lieb Dad.'

Ich würde es nie wieder tun, und obwohl es das einzig Richtige war, hasste ich es, dass er mich noch immer leiden ließ. Alle Trauer in mir schlug in Hass, Verachtung und Abscheu um, als ich meinem Erzeuger in die Augen starrte.

„Was um alles in der Welt hast du hier zu suchen?!"

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Ein etwas längeres Kapitel zum Sonntag :) Ich hoffe, es gefällt euch. <3

Na, was denkt ihr: Ist Drama im Anmarsch? :P :O

Alles, alles Liebe,

eure Maggie <3

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