Kapitel 29

„There is nothing prettier in the whole world as a girl in love with every breath she takes."
-Atticus

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Camila


„Wie glaubhaft waren wir?", fragte ich, nachdem ich den letzten Schritt getanzt und meine Arme um Shawns Taille geschlungen hatte, damit mein Kopf an seiner Brust Platz finden konnte. Der Kuss auf meinen Kopf ließ mich beinahe in Flammen aufgehen und obwohl es keinen Grund dafür gab, es zu verstecken, überspielte ich die Reaktion meines Körpers mit einem nervösen Kichern.

Matteo zog seine Augenbrauen nach oben und ließ seinen Blick ausgiebig an uns hinauf- und hinunterwandern. Er bekam es kaum hin, nicht zu lachen.

„Na ja, ich würde sagen, so glaubhaft, dass ich ihm erst erzählen musste, dass ich nicht auf Frauen stehe, um weiteratmen zu dürfen."

Mir stieg brennende Röte ins Gesicht und ich musste nur aufsehen, um festzustellen, dass es Shawn ähnlich ging. Auch wenn ihm, wie mir der Moment gleichermaßen peinlich war, sah ich Liebe, Leidenschaft und Angst in seinen Augen, gegen die ich völlig machtlos war. Ich würde nie etwas mehr hassen, als nackte Angst, die ihn, mich, uns im Griff hatte. Nicht, bevor ich nicht beginnen konnte, dagegen anzukämpfen. Ich küsste ihn mit allem, was ich nicht zu sagen vermochte und hoffte, dass die Berührungen meiner Seele ihm die richtigen Worte vermittelten.

Wir reden später.

Ich hätte über den Gedanken, der nicht so gefährlich war, wie er klang, gelacht, wenn später nicht immer schneller auf uns zugekommen wäre. Denn jedes bisschen Zeit, das verstrich lief gegen uns und belehrte mich mit einer Wahrheit, die ich nicht hören wollte. Shawn würde morgen um diese Zeit tausende Kilometer entfernt sein und ich wusste nicht, was das bedeuten konnte. War ich stark genug, um auch die zu sein, die ich sein musste, wenn er nicht neben mir lag? Seine Welt war so viel schneller als meine und die Gefahr, dass sie mich überrannte, weil ich falsch für ihn war, würde nicht einfach so verschwinden.

„Schaffen wir das?"

„Ich würde sofort Ja sagen, wenn ich wüsste, was du meinst."

Ich hörte das Grinsen in Shawns Stimme und hätte ihm am liebsten eine verpasst. Doch der Wunsch, ihm nahe zu sein, solange es noch ging, überwiegte und ich schmiegte mich noch näher an ihn, obwohl kein Hauch Luft mehr zwischen uns passte.

„Ach, du weißt schon, diese Sache...", nuschelte ich und hoffte, vor Sarkasmus zu triefen.

"Ich werde hierbleiben und du nicht. Du wirst jeden Tag ein bisschen diese Welt bewegen und ich..."

„Ich dachte, das hätte ich schon. Immerhin halte ich dich gerade."

Ich sah ihn an und versuchte, seine Worte zu verarbeiten. Sie waren angekommen, doch zu schwer für mich. Zu schön.

Ich kann doch nicht...

Mein Gedanke wurde zum Wort und ich bereute ihn. „Ich kann doch nicht..."

Selbst, wenn ich gewusst hätte, wie der Satz endete, hätte ich nicht weitersprechen können, denn Shawn legte in Lichtgeschwindigkeit seinen Zeigefinger an meine Lippen.

„Babe? Denkst du, du könntest mir kurz zuhören? Nur eine Minute. Kriegst du das hin?" Er war todernst und ich nickte berauscht. Ich nickte, obwohl ich mir nicht einmal sicher war, ihm dieses, dieses viel zu einfache Versprechen geben zu können.

„Ich weiß nicht, ob ich das kann", sagte ich und hätte ihn am liebsten nie wieder angesehen, so jämmerlich kam ich mir vor. Ich stierte auf die Bettdecke und verbot meinem Herz stumm, sich aufzuspielen. Was meinen Verstand betraf, musste ich so etwas nicht einmal versuchen.

Warum bist du noch immer bei mir?

Doch mein Kopf und ich, wir hatten eine gemeinsame Schwäche auf die ich stolz war: Shawn. Meine Augen begannen penetrant zu brennen, als mein Freund tat, was ich innerhalb weniger Herzschläge zu lieben gelernt hatte. Er nutzte seine Finger, um mein Kinn auf die gleiche Höhe wie seines zu heben und wischte schweigend Tränen weg, die noch gar nicht geflossen waren. Er grinste schief und es sah so traurig aus, wie ich mich fühlte.

„Auch nicht, wenn du es für mich tust?"

„Hör auf Nicholas Sparks zu zitieren, Baby. Du machst mir Angst."

Trotz unserer Realität, die viel zu schnell etwas schwerer zu tragen geworden war, musste ich lächeln. Im selben Augenblick wurde mir klar, dass wir zurücklassen mussten und ich war fast erleichtert darüber, meine Tränen verfluchen zu können. Shawn küsste sie weg. Wortwörtlich. Er lehnte sich gerade so weit vor, dass sein warmer Atem meine Wangen kitzelte und verwischte mit seinen Lippen den Beweis dafür, dass ich kaputt war. Noch immer. Erst, als wir wieder im gleichen Takt atmeten, löste er sich von mir. Nur ein kleines bisschen, damit unsere Seelen sich wieder sahen.

„Ich will, dass du weinst, weil du lachen musst, aber nicht so, nicht auf diese Weise. Ich will dir keine Angst machen. Und weißt du was ich noch nicht will?"

Mein Atem war für die Sekunden, in denen wir beide nichts sagten, zu laut. Ich schluckte und hätte genauso gut eine Bombe explodieren lassen können.

„Ich will nicht, dass du ab sofort denkst, dass jedes Wort, das ich singe, keine Bedeutung hat."

„Hat jedes Wort denn eine?", fragte ich.

Er lachte leise auf, als wäre er über etwas amüsiert, von dem ich keine Ahnung hatte.

„Ja, hat es. Du bist die Bedeutung. Du bist mein liebstes Lied. Okay? Und mir ist egal, wie bescheuert das klingt, aber... Vielleicht wird das Okay ja unser Immer."

Obwohl in mir alles nach Schmerz brüllte, entwich ein irrationales Lachen meiner Kehle. Doch für heute war es das Ehrlichste und deswegen liebte ich es. Und ich liebte ihn. Viel zu sehr, um daran denken zu können, wie sehr er mir fehlte, während wir noch im gleichen Tempo liebten.

„John Green", raunte ich. Das Sprechen schien mir in diesen Augenblicken erstaunlich viel abzuverlangen, obwohl es mich nicht hätte überraschen dürfen. Dass mein Herz trotzdem auf die dümmsten Reserven zurückgriff, musste ich kaum einen Wimpernschlag später akzeptieren.

„Und all die Frauen?"

Er schien ehrlich verwirrt und zog eine Augenbraue nach oben. Vielleicht wusste er auch ganz genau wovon ich redete. Wer konnte mir das schon sagen?

„Welche Frauen?"

Aus Shawns Mund klang das, was ich gesagt hatte, zu bescheuert, um es ernst zu nehmen, deshalb seufzte ich resigniert und rückte automatisch ein bisschen von ihm ab. Es hätte ihm nicht auffallen sollen, doch natürlich konnte ich neben ihm nichts tun, was er nicht sah. Er sah mich. Jedes schöne Detail. Aber eben auch jedes beschissene. Und von denen gab es eindeutig mehr, als liebenswert gewesen wäre.

„Schon gut. Vergiss es."

„Du. Du bist es. Nur du. Okay?" Bevor ich in Tränen ausbrechen oder mich fragen konnte, was er meinte, küsste er mich und atmete schwer, als ich nur noch seinen Puls spürte, so wie er es bei mir tat.

„Würde es dir helfen, wenn ich Maktub sagen würde?" Ich hörte das liebende Grinsen in seiner Stimme und sehnte mich so sehr nach Ewigkeit, dass mein Herz in noch kleinere Teile zerbrach.

„Es wäre tatsächlich das erste Mal, dass mich dieses Wort nicht beruhigen würde."

„Gut", murmelte er. „Dann schlage ich vor, du hältst die Klappe, kommst her und küsst mich, bevor ich zum Flughafen muss."

„Du auch. Du bist es auch. Nur du." Ich klang heiser, als hätte ich gebrüllt. Zugegebenermaßen war mir auch nach nichts anderem.

Ich liebte Shawn, doch genauso sehr, wie ich ihn begehrte, musste ich ihn gehen lassen. Und obwohl es, weiß Gott nichts Endgültiges war, fühlte es sich an, als würde ich verlieren, ohne jemals wahrhaft gekämpft zu haben.

Der Privatjet ließ meine Ohren bluten, als Shawn und ich in unserer Lieblingsposition ausharrten. Stirn an Stirn, Nase an Nase. Ich fühlte mich entzweigerissen, obwohl wir für zu wenige Sekunden dieselbe Luft atmen durften. Eine, die es eigentlich kaum noch schaffte, zu existieren.

Noch nicht. Er ist hier. Maktub.

„Das ist beschissen." Er kämpfte mit sich und mich überkam der elende Wunsch, mich zu übergeben.

„Ich weiß." Er drückte mir einen Kuss auf die Stirn. Den letzten, bevor es wieder an ihm war, die Welt zu erobern.

„Okay?", wisperte ich und rang mir ein schmerzhaftes Lächeln ab.

„Okay." Shawn wischte sich schnell und doch zu langsam über die Augen. Ich würde nicht überleben, wenn mein Freund nicht sofort ging, um seinen Traum zu leben. Er war traurig.

So traurig.

„Okay?"

„Okay."

„Okay?"

„Okay."

„SCHNAUZE!!"

Shawns bester Freund Brian, der inoffiziell wohl dazu verpflichtet war, ihn davor zu bewahren, durchzudrehen, rief und warf theatralisch die Hände in die Luft.

Der Sand in unserer Uhr rann erbarmungslos. Shawn lachte und nichts daran war echt.

Ich räusperte mich, um Zeit zu gewinnen. Wie viel war noch drin?

„Ich schätze, du wirst sehnlichst erwartet." Dieses Mal war ich es, die unecht kicherte.

Sein Atem. Mein Atem. Unsere Lippen. Eine Million stiller Worte.

Der egoistische Teil meiner Seele verfluchte mich für das, was ich als nächstes sagte, doch ich wusste, – oder hoffte ich doch bloß? – dass es das Richtige war.

„Versuche nicht, an mich zu denken. Sing' einfach für deine Fans, in Ordnung?"

Er strich mit seinem rechten Daumen über meine Wange und grinste schief.

„Das kann ich nicht."

Ich schluchzte auf und zog eine Grimasse, von der ich wusste, dass sie seine widerspiegelte.

„Auch nicht, wenn du es für mich tust?"

-

Hiermit heiße ich euch zu dem offiziell miesesten Kapitel, das ich jemals geschrieben habe, willkommen. Mal sehen, was ihr dazu sagt... Vielleicht gefällt es euch ja. :)

Denkt ihr, Shawn und Camila sehen sich bald wieder? <3

Alles Liebe an euch und einen schönen Abend,

Maggie <3

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