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Freitag, 30. August, 2019

Heyy, Du wirktest heute ein wenig miserabel gelaunt. Ich hoffe, Dir geht es bald besser! :)

Wieder ein Zettel... Samuel fand dies äußerst seltsam. Wer machte sich bitte die Mühe, an sein Fahrrad zu schleichen, um ein kleines Post-It! daran zu heften? Und das, ohne bemerkt zu werden. Trotzdem dachte er sich nicht viel dabei und fuhr nach Hause. Der Himmel war so blau, wie lange nicht mehr, auch brannte ihm die Sonne im Nacken, jedoch störte ihn das nicht sonderlich, er genoss es eher. Lieber so als Regen.

Zuhause verglich er die Zettel; Gab es auffällige Gemeinsamkeiten, die typisch zu einer Person passten? Besonderheiten in der Schrift? "Gott, ich weiß nicht einmal, welches Geschlecht die Person hat...", seufzte er. Doch ihm wurde klar, dass es jemand sein musste, der mindestens einen Kurs mit ihm hatte oder zu seinen Freunden gehörte. Aber es war doch niemand seiner Freunde, oder? Der Zettel konnte ja auch freundschaftlich gemeint sein, doch seine Freunde würden doch persönlich mit ihm reden... Er verwarf die Theorie mit seinen Freunden, schließlich erschien ihm das doch zu unwahrscheinlich. Er musterte das Papier noch ein wenig, bis ihn seine Mutter erschreckte, als sie ohne zu klopfen in sein Zimmer trat. "Ey, kannst Du nicht anklopfen?", beschwerte er sich deswegen bei ihr. Augen verdrehend ging sie auf ihn zu und setzte sich zu ihm aufs Bett. "Hör mal, ich wollte mit Dir reden.", offenbarte ihm die Frau und nahm seine Hand, um sie ein wenig zu streicheln.

Sie wollte gerade das Thema anschneiden, da entdeckte sie den Zettel in seiner Hand. "Oh, von wem ist der denn?", wollte sie wissen und grinste ihn an. Kopfschüttelnd entgegnete Sam nur, dass er es nicht wüsste, aber auch keine Ahnung hätte, wer dahinter stecken könnte. "Hm, okay, dann halt die Ohren steif, Großer. Du wirst es schon noch herausfinden." Sie strahlte förmlich und ihm wurde direkt klar, dass es nicht an ihm lag oder an der Tatsache, dass ihr Sohn auch mal etwas Besonderes im Leben hatte. "Spuck's aus, Mom." Daraufhin atmete sie tief durch und begann zu erzählen: "Also ich möchte, dass Du meine Freundin und ihre Kinder kennenlernst." Nervös wartete sie auf seine Reaktion, da sie nicht wusste, wie Samuel das aufnehmen würde. "Wofür muss ich Deine Freundinnen kennenlernen und dazu noch deren Kinder?" Das war, womit sie gerechnet hatte: Er verstand es falsch. "Schatz, sie ist nicht eine Freundin, sie ist meine Freundin..." Sam versuchte zu verbergen, dass er überrascht war, doch ganz gelang es ihm nicht. "Was sagt Dad dazu?", wollte er wissen. "Sam, wir sind seit fast 6 Jahren geschieden; Wir beide haben unsere eigenen, neuen Wege eingeschlagen und haben auch neue Partner. Auch wenn es anfangs schwerer für ihn war, hat das nichts mit mir und meinem Leben mehr zu tun. Wir sind Freunde, ja, was ein steiniger Weg war, aber er hat keinen Einfluss mehr auf mein Leben. Außerdem kennt er sie schon; Die beiden verstehen sich prächtig, also wäre, selbst wenn es von Relevanz wäre, alles gut, Samuel."

Samuel wusste es. Er wusste all das, auch wenn sie es ihm nie so direkt gesagt hatte, doch er wusste, dass sie nicht mehr viel miteinander zu tun hatten und auch keinen Einfluss mehr aufeinander nahmen. Niemand hatte es damals kommen sehen, so verliebt waren die beiden damals gewesen. Sie waren zwar nicht dieses "typische, besondere Paar" gewesen, auch nicht das, von dem niemand es erwartet hätte, sie waren eher das "normale Paar" gewesen. Gut zwei Jahrzehnte ging alles gut; Es schien nie ein Ende zu geben, bis es einem von beiden zu viel wurde. Nicht alles war für immer und nicht alles war wie in einem Film. Genau genommen, war nichts wie im Film. Nicht jeder findet seinen Seelenverwandten, nicht jeder ist erfolgreich, geschweige denn gemocht, genauso, wie nicht jeder, der jung und kurz vor seinem Tod steht, das Beste draus machte; Man musste es realistisch sehen. Auch kommt nicht jeder von irgendwas los, ob es nun Drogen, Personen oder psychische Krankheiten waren. Bücher und Filme romantisierten vieles oder stellten es leichter dar und so war es auch hier. Alle um sie herum wollten es so wie im Film haben; Ein perfektes Paar, das alles durchstand und für immer hielt, das, was hinter den Kulissen passierte, interessierte sie nicht, Hauptsache, es passte in ihr Weltbild.

"War das damals auch der Grund?", wollte Samuel nach einigen Minuten, in denen sie sich nur angesehen hatten, wissen. "Gott, nein, Samuel! Wie kommst Du darauf? Ich habe Deinen Dad geliebt, doch Liebe kann wehtun und verblassen. Manchmal muss man etwas hinter sich lassen, damit es einem selber besser geht." Wieder guckten sie sich an und sagten eine Weile nichts. "Aber warum dann auf einmal eine Frau, wenn es nicht daran lag?" Seine Mutter seufzte und wusste nicht mehr, ob sie lachen oder weinen sollte. "Hast Du schonmal von Bisexualität gehört? Manchmal frage ich mich echt, ob Du kurz vor Deinem Abschluss stehst, oder nicht..." Samuel entschuldigte sich und willigte anschließend ein, sie mal kennenzulernen. Er hatte nichts dagegen, zwei Stiefmütter zu haben, da sein Vater mittlerweile auch eine neue Freundin hatte, nur war er überrascht, da er es nicht erwartet hätte. Trotzdem würde er es vorerst vor seinen Freunden geheim halten, nicht dass es ihm peinlich war, schließlich war es was ganz Normales, dennoch wusste er nicht, wie sein Freundeskreis darauf reagieren würde und er wollte es auch ehrlich gesagt nicht wissen.

Nach einer Zeit ging seine Mutter wieder nach unten in die Küche und er war wieder alleine mit seinen Gedanken. Wo auch immer sie hingingen; Zurück zu den Zetteln, an den Abend gestern oder an Gina. Sein Bauchgefühl sagte ihm, dass sie es keineswegs war, dennoch wollte er es. Er wollte, dass sie ihn endlich wahrnahm und das als mehr als nur einen Freund. Er wollte nicht immer nur der sein, der "der nette Kumpel" war; Er wollte wissen, wie es war geliebt zu werden und all die anderen Erfahrungen sammeln, von denen seine Freunde immer berichteten. Er hatte prinzipiell kein Problem damit, nicht mitreden zu können und er wollte es nicht aus diesem Grund, auch wenn er sich manchmal fühlte, als wenn er nicht dazu gehören würde. Es war nicht oft, doch manchmal erdrückte ihn dieses Gefühl. Er fühlte sich, als wenn er nur aus Zufall bei diesen Leuten gelandet war, ohne dass er wirklich einer von ihnen war. Doch er wollte sich auch nicht verändern, denn er war, wie er war und das wollte er für niemanden ändern und wenn er am Ende alleine wäre, wäre es ihm egal, denn die, die ihn schätzten, würden ihn auch so schätzen.

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