1.
Donnerstag, 29.08.2019
Hey, ich hoffe, Du hattest einen guten ersten Schultag!
Samuel hatte das neongelbe Papier zwischen seinen Fingern und rieb sanft darüber. Nie hatte er so etwas bekommen, aber nun hielt er es in Händen. Das raue Papier mit der schwarzen Schrift darauf fühlten sich merkwürdig unbekannt an, als hätte er noch nie ein Blatt Papier in der Hand gehabt. Das "Post It!" klebte zuvor an seinem Fahrrad, mit dem er gerade losfahren wollte. Mit einem Lächeln auf den Lippen setzte er sich auf den Sattel, steckte den Notiz-Zettel in seine Hosentasche und fuhr los. Seine Freunde, die er die ganzen Ferien nicht gesehen hatte, wollten sich an diesem Abend mit ihm treffen, auf ihre Freundschaft anstoßen und feiern. Samuel fand zwar, dass es besser wäre, erst Freitag zu feiern, doch alleine käme er gegen die anderen fünf nicht an.
Zuhause klebte er das "Post It!" auf seinen Schreibtisch und musterte es geschmeichelt. Wer hatte ihm diese kleine Nachricht wohl geschrieben? Es war mit Sicherheit nicht Gina, das Mädchen, das er schon länger anhimmelte. Sie mochte ihn nur als einen guten Freund und nicht mehr. Aber was wäre, wenn sie ihre Meinung geändert hätte? Dann würde sie es ihm doch wohl eher persönlich sagen als über Zettelchen, oder? Samuel schreckte aus seinen Gedanken an sie, als es plötzlich an der Tür klingelte. Er lief die Treppen runter und öffnete diese. Vor ihm stand Mark, einer seiner Freunde, und hinter ihm sein Auto. "Hey Sam, steig ein!", forderte er Samuel auf. Genau das tat dieser dann auch, nachdem er seine Haustür abgeschlossen hatte.
"Wo treffen wir uns eigentlich?", fragte der Beifahrer. "In einem Pub am Rande der Stadt." Mark sah konzentriert und angespannt aus. Daraufhin erkundigte Samuel sich nach dem Wohlergehen Marks, welcher nur antwortete, dass es ihm gut ginge. Nach zehn Minuten Fahrt hielten sie vor einem weiteren Haus, vor dem schon Nick, ein etwas muskolöserer 19-Jähriger, wartete. Er stieg hinten im Wagen ein. "Was geht?" war das erste, was Samuel und Mark von ihm zu hören bekamen. Niemand antwortete, was keinen störte, und fuhren weiter. Nach weiteren 10 Minuten waren sie angekommen. Mark parkte sein Auto möglichst nah am Pub und die drei stiegen aus. Sie betraten das Gebäude und setzten sich an einen etwas abgelegenen Tisch, damit sie nicht mitten im Geschehen waren. Samuel war das nur recht, er mochte keine Aufmerksamkeit, erst recht nicht von Fremden.
Plötzlich vibrierte Nick's Smartphone, welches auf dem runden Tisch lag, und zeigte eine neue Nachricht an. Sam's Freund guckte kurz in diese hinein und sobald er realisiert hatte, was er da gelesen hatte, veränderte sich seine Miene von amüsiert zu wie, als hätte ihm jemand ins Gesicht geschlagen. "Was is' los, Nicki?", wollte Samuel besorgt wissen. "Kate hat 'nen anderen." Er schlug auf den Tisch. Sam hatte noch nie mitbekommen, wie Nick war, wenn er aggressiv war, war sich aber auch nicht sicher, ob er es erfahren wollte. "Reg Dich ab, Nick!" Erst dann kam Mark mit drei Bier-Gläsern zurück. "Was ist passiert?" Nick warf ihm das Handy, welches Mark gerade noch fangen konnte, zu. "Shit." Der Besitzer des Smartphones stand auf und ging zum Barkeeper, um sich ein Wodka-Gemisch zu bestellen. Als er dieses auch erhalten hatte, setzte er sich zurück zu den anderen, zu denen mittlerweile auch die anderen drei, Jasper, Simon und Jack, gestoßen waren. "Bro, Du kannst Deine Gefühle nicht einfach mit Alkohol betäuben! Du wirst ohne Ende abstürzen!", wendete sich Simon ein. Nick stürzte das Gemisch herunter. "Nick!" Genannter fing an zu lachen. "Ist doch kein Problem, Simone. Ist doch nichts Schlimmes." Schockiert guckten ihn alle an. "Wo er recht hat, hat er recht.", gab Jasper zu, worauf die anderen ihm nur zögernd zustimmten. "Wir alle trinken Alkohol, also wo liegt das Problem? Nick verträgt doch viel." Samuel wäre am liebsten gegangen, jedoch wollte er auch nicht immer der sein, der nichts machen wollte. Er wollte dazu gehören und nicht ausgeschlossen werden. Kurz überlegte er und bestellte sich dann schließlich auch etwas Hochprozentiges, ohne richtig an die Folgen zu denken.
Beim Trinken des Gemisches brannte es den Hals hinunter, jedoch ließ er sich das nicht anmerken. Sollten seine Freunde erfahren, dass er nicht allzu gut mit Alkohol klar kam? Eigentlich interessierte es ihn nicht sonderlich, was andere von ihm hielten, trotzdem wollte er nicht als totaler "Loser" dastehen. Samuel war bewusst, dass seine Freunde ihn trotzdem gern hatten, was ihm aber nicht dieses Gefühl nahm. Und unterbewusst wollte er es doch auch irgendwie, oder nicht? Es war doch nichts dabei...
Bevor es alles zu viel wurde, verließen sie den Pub und fuhren nach Hause, in der Hoffnung, den Abend am nächsten Tag nicht zu bereuen.
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