Teil 3: - Mit diesem einen Schluck nahm ich mir das Leben- Runde II -
Themastellung: @Unser_Projekt
Mit diesem einen Schluck nahm ich mir das Leben...
Party, Saufen, Freunde, Tanzen...daraus bestand schon seit meinem 13. Lebensjahr mein Leben. Sagte mir jemand, es gäbe auch etwas anderes als Feiern so zog ich meine Augenbraue in der Regel nach oben, klappte meinen Slang aus und machte diesem jemandem schnell klar, dass es NICHTS Geileres als Besagtes feiern gäbe. Wie sollte ich auch anders denken.
Eine Gruppe zur nächsten. Schon immer waren Freunde das wichtigste für mich und schon immer wollte ich diesen Freunden gefallen. Alles tat ich dafür und so trank ich auch, ohne darüber nachzudenken was dies bedeuten würde, mit dreizehn meinen ersten Wodka-RedBull als mir dieser von meinem damaligen Schwarm angeboten wurde.
„Komm schon, hau runter das Zeug!", hatte er damals zu mir gesagt und mit einem strahlenden Lächeln hatte ich das Glas angenommen und es auch gleich darauf mit einem Zug gelehrt. Das erste Mal Alkohol bedeutete für mich gleichzeitig das erste Mal einen Rausch zu haben. Zum Glück hatte ich damals meinen Eltern erzählt, dass wir bei einer Freundin ein paar Videos schauen wollten, somit hatten diese mich nicht erwischt. In meiner eigenen Kotze aufwachend hatte ich das Gefühl, die Kontrolle verloren zu haben und schwor mir, nie wieder Alkohol zu trinken. Dieses Versprechen missachtete ich ganze zwei Tage später auch schon wieder, als wir das nächste Mal gemeinsam am Weiher waren, wo, natürlich, auch Alkohol mit am Start war. Es war halt einfach auch total genial, mit den Älteren abzuhängen und behaupten zu können „Ich gehöre dazu!"
Hatten mich meine Eltern mit 13 noch etwas mehr unter Kontrolle, da ich doch auf sie angewiesen war um von A nach B zu kommen, sah es drei Jahre später, mit 16 schon ganz anders aus.
Neue Freunde neues Glück hieß das Motto. Natürlich hatte ich mit den Leuten von vor drei Jahren schon lange nichts mehr zu tun. Stattdessen lernte ich immer coolere kennen und so hatte ich mit 16 Freunde, die bereits das 18. Lebensjahr überschritten hatten und mir somit eine vollkommen neue Welt eröffneten.
Gewappnet mit den Gesetzen auf meiner Seite, fälschten wir Einverständniserklärungen meiner Eltern und übertrugen so die Aufsichtspflicht auf Kumpels, so dass ich die ganze Nacht durchfeiern konnte. An härtere Sachen zu kommen, da gab es niemals ein Problem, denn schließlich war in den Diskotheken definitiv zu viel los, als dass mich das Personal von diesen darauf angesprochen hätte, wenn ich Schnapsgläser in der Hand hielt und mir einen nach dem anderen nach hinten kippte. Freitag und Samstag hieß es, die Nacht zum Tage zu machen und jeden einzelnen Moment auszukosten, denn schließlich ackerten wir unter der Woche schwer und dies war unsere Belohnung. Eine Nacht, eine Party ohne Alkohol? Undenkbar!
So ging es zwei Jahre lang weiter, bis ich endlich meine lang ersehnte Volljährigkeit erlangte und damit auch das Recht Auto zu fahren und sonst alles zu tun, wonach es mir gerade war. Unter der Woche ging ich, wie jeder andere auch, in die Arbeit. Das Geld das ich dort verdiente, ging dann am Wochenende drauf. Von dem Stress unter der Woche musste ich mich schließlich erholen und was gab es da Besseres, als die Seele baumeln zu lassen und sich Besinnungslos zu saufen um die harte Realität zu verdrängen?
Anfangs, als ich meinen Führerschein hatte, wurde ich natürlich dazu verdonnert zu fahren, denn schließlich war ich jahrelang rumkutschiert worden. Anfangs hielt ich mich strikt an die 0,0 Promillegrenze. Anfangs.
Schnell stellte ich für mich fest, dass ich doch eigentlich durchaus mal ein Bierchen trinken konnte, denn schließlich würde mich dies nicht umbringen. Ich wäre noch lange nicht betrunken, könnte also besser feiern und immer noch nach Hause fahren wann es mir beliebte. Eines Abends feierten wir den Geburtstag von einem Freund, der in einer Disco groß aufgetischt hatte. Da meine Eltern nicht einsahen mich mit zwanzig immer noch von Party zu Party zu kutschieren meinten sie, ich solle, wenn ich unbedingt feiern wollte, selber fahren und dann halt den Abend ohne Alkohol verbringen. Entnervt ließ ich mich darauf ein, machte mich fertig, stieg ins Auto und gelangte schließlich bei dem großen Event an, wo ich gleich einmal mit einem Glas Sekt empfangen wurde, welches jeder auf der Gästeliste erhielt. Schnell kippte ich dieses Glas hinunter und stieg anschließend auf Cola um, was jedoch schnell auch wieder langweilig wurde. Einer meiner besten Kumpels kam nach zwei Stunden auf mich zu und hielt ein Jacky-Cola Glas in der Hand welches er mir reichte.
„Hier, damit du nicht so scheiße drauf bist!", hatte er zu mir gesagt und ich nahm es dankend an, fest entschlossen es nicht anzurühren.
„Jetzt komm schon, trink endlich! Deine Fresse ist ja kaum auszuhalten wenn du so schlecht drauf bist!!", fügte er hinzu als er meine Absicht erkannte. Ich tat wie geheißen und mit diesem einen Schluck, nahm ich mir das Leben.
Natürlich war nicht dieser eine Schluck ausschlaggebend für das, was mit mir im Laufe des Abends geschah, doch er war der Anfang von dem Ende. Ich trank und trank immer mehr, entschied mich für die Party anstatt für die Vernunft und beschloss, zur Not einfach in meinem Auto zu schlafen anstatt nach der Party gleich nachhause zu fahren. Dies war zunächst mein Plan, doch als ich mich irgendwann mit irgendeinem Typen stritt, der für mich damals die Welt bedeutete, stürmte ich in den frühen Morgenstunden aus der Diskothek und setzte mich hinters Steuer. Wie ich das Auto startete, wie ich losfuhr, wie ich auf die Schnellstraße raste weiß ich nicht mehr. Wie ich kaum etwas sah, wie ich plötzlich die Kontrolle verlor, wie ich gegen die Leitplanke rauste, mich mehrmals überschlug und schließlich an einem Baum Kopfüber zum Stehen kam weiß ich nicht mehr. Wie der Krankenwagen ankam, wie ich aus meinem Auto herausgeschnitten wurde, wie mein Herz still stand, wie ich ins Krankenhaus eingeliefert wurde und meine Eltern weinend auf der Intensivstation ankamen nur um von meinem behandelnden Arzt zu hören, dass sie wirklich alles taten was sie konnten, weiß ich nicht mehr.
Was ich weiß ist, dass ich damals nach fünf Tagen aufwachte nur um festzustellen, dass ich meine Beine nicht mehr bewegen konnte, sie nicht spüren konnte. Mit riesigen Kopfschmerzen öffnete ich meine Augen und sah meine Mutter am Fußende meines Bettes, wie sie dort ruhte, ganz nah bei mir. Ich blickte mich im Raum um und wusste nicht was geschehen war. Das letzte woran ich mich erinnerte war der Moment, als mein Freund mir das Glas angeboten hatte und wie ich es angenommen hatte, danach war alles schwarz. Ich bekam Herzrasen und einen riesigen Schreck, die Monitore begannen sofort zu ertönen und kurz darauf stand eine Krankenschwester neben meinem Bett um alles zu kontrollieren.
„Sie sind ja wach, willkommen zurück!", sagte sie lediglich und verließ das Zimmer wieder. Meine Mutter war in der Zwischenzeit aufgewacht und fiel mir um den Hals, was sich jedoch für mich so anfühlte, als rolle ein Bus über mich hinweg. Auch sie verließ das Zimmer mit den Worten „Ich muss sofort Papa anrufen!", und schon war sie weg. Ich hatte also Zeit, mich an meinen Zustand zu gewöhnen. Eine große Sorge bereiteten mir jedoch meine Beine, die ich nach wie vor nicht bewegen konnte. Ich überlegte mir schon Horroszenarien, Querschnittslähmungen, dachte automatisch daran, dass es Menschen gegeben hatte, die tatsächlich doch noch laufen lernten nach solch einem Unfall und schwor mir, dass ich zu diesen gehören würde. Eine Träne hatte sich den Weg meine Wange hinab gebrochen und ich versuchte mich, so gut es mir möglich war, mich aufzusetzen. Ich wollte meine Beine sehen, wollte sehen ob ich nicht vielleicht doch mit all meiner Willensstärke auch nur den kleinen Zeh bewegen konnte. Es dauerte lange, doch ich schaffte es mich soweit aufzusetzen, dass ich die Decke von meinem Körper schlagen konnte und als ich das tat, begann ich zu schreien.
Was ich an diesem Tag sah, werde ich mein Leben lang nicht mehr vergessen. Der Alkohol, die Parties und meine sogenannten Freunde hatten mir das angetan. Doch allen voran, hatte ich mir das selber angetan. Ich war eine gesunde, mittlerweile 20jährige Frau gewesen, die selber an ihrem Schicksal schuld war. Ich hatte gesehen, dass ich gar nicht laufen lernen könnte, denn meine Beine waren mir abgenommen worden.
Im Nachhinein erfuhr ich, dass durch den Unfall meine Beine in solche Mitleidenschaft gezogen wurden und von der Blutzufuhr abgeschnitten waren, dass die Ärzte nichts mehr tun konnten. Ein Bein wurde mir bis zum Oberschenkel amputiert, bei dem zweiten blieb mir das Stück bis zum Knie.
Heute, zehn Jahre später weiß ich, dass der Alkohol vieles anrichten kann. Nicht nur einen solchen Unfall wie den meinen, sondern auch Beziehungen können daran zu Grunde gehen. Alkohol macht den Körper in einem langsamen, sehr schleichenden Prozess so sehr zu nichte, dass gesunde Menschen zu Schatten ihrer selbst werden nur weil sie denken der Alkohol sei ihr bester Freund. Wenn ich heute die Jugendlichen sehe, die sich volllaufen lassen, die jedes Wochenende in die Disco laufen und genauso sind, wie ich es damals war, wird mir schlecht doch ich weiß, ich kann es nicht ändern, denn auch bei mir konnte es niemand ändern, dass ich so war wie ich nun einmal war. Wenn ich heute die Jugendlichen sehe, würde ich gerne laut losschreien um sie vor den Gefahren zu warnen, doch ich kann nicht, denn ich bin mit mir selber beschäftigt. Mit mir, meinen fehlenden Freunden, denn diese verließen mich alle Stück für Stück nach meinem Unfall und meinen nicht vorhandenen Beinen. Der Alkohol, dieses eine Glas an diesem Abend, nahm mir alles und jetzt kämpfe ich dafür, mein Leben zurück zu erobern. Mit diesem einen Schluck damals, nahm ich mir das Leben das ich bis zu diesem Zeitpunkt hatte.
Diesen Text habe ich verfasst für das Projekt von @Unser_Projekt. Es standen zwei Themen zur Auswahl, ich habe mich für - Mit diesem einen Schluck nahm ich mir das Leben- Runde II
Dachte, ich könnte ihn ja eigentlich auch hier hochladen...und damit sowohl auf die Gefahren von Alkohol, als auch auf das Projekt aufmerksam zu machen. Wer gerne ein wenig Herausforderung im verfassen von Texten sucht, könnte hier richt sein:) ich werde noch das Profil von @Unser_Projekt verlinken, dann könnt ihr ja dort mal vorbei sehen...:) einfach auf externer Link auf der rechten Seite klicken, dann müsstet ihr auf ihre Seite kommen:)
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