Ich wache schweißgebadet auf.
Wieder ein Albtraum.
Wie durch Reflex taste ich nach dem Brief von Derek unter meinem Kopfkissen. Er ist noch da.
Ich halte ihn fest. Derek lebt. Es ist okay. Ich schaue auf die Uhr.
7 Uhr - meine Mutter ist also schon zur Arbeit los. Langsam richte mich auf und mache mich fertig.
Den Brief verstaue ich wieder unter meinem Kopfkissen.
Um 08:30 wecke ich April und füttere sie. Dann bringe ich sie zum Kindergarten um die Ecke.

Nach der Dusche fühle ich mich schon viel besser.
Jetzt kann ich den Anweisungen aus Dereks Brief folgen.

"Luis - ja, der ist da hinten." sagt der Barkeeper und zeigt mir einen Mann mit schwarzem Hut und pinken Anzug. Seine Haare sind rot gefärbt und seine Augen sind mit Kajal umrandet.
Ich gehe langsam zu ihm herüber.
Er sieht auf.
"Hallo, Schöne. Was kann ich für dich tun?"
Ich bekomme automatisch ein Flashback. Derek hat mich auch oft Schöne genannt.
Ich breche in Tränen aus.
"Oh nein - nicht weinen! Nicht weinen. Setz dich doch erstmal! Hey, Thomas! Einen kleinen Schnaps, ja?"
Ich schluchze und beruhige mich erst nach meinem Schnaps wieder.
"Was ist denn los, hmm? Wie heißt du denn überhaupt?"
"Liv"; murmele ich.
"Hallo, Liv. Wie kann ich dir helfen?"
Ich erzähle ihm alles von Anfang an.
Er nickt verständnissvoll und hört mir aufmerksam zu.
Als ich fertig bin, nickt er erneut.
"Na dann bist du zum richtigen gekommen - ich kenne jeden. Und wenn ich jeden meine, dann meine ich jeden, Süße. Ich finde deinen Freund und Vater deines Kindes. Keine Sorge!"
Er lächelt.
Ich seufze erleichtert auf.
Jetzt kann es doch nur noch bergauf gehen... oder?