Das einsame Leben eines Idols


*Jimins Sicht*

Laute Jubelrufe hallten gedämpft bis in das Innere unseres Vans hinein. Ich sah durch die getönten Scheiben und fragte mich, seit wann sie hier waren? Es war sechs Uhr morgens. Sie haben doch nicht etwa hier übernachtet? Aber als ich meinen Blick schweifen ließ, erkannte ich, dass einige Mädchen Rucksäcke und eingerollte Matten dabei hatten. Das beantwortete die Frage irgendwie von selbst. Die Menschenmeute am Flughafen Eingang schrie unseren Bandnamen im Chor und kreischte wild, als das Auto zum Halten kam. Werde ich mich jemals an das Gefühl gewöhnen, so sehr angehimmelt zu werden, dass die Leute freiwillig im Freien schliefen, nur um mich für fünf Sekunden zu sehen? Vermutlich nicht.

Ich hatte noch nicht einmal den Gurt gelöst, als unser Manager sich zu uns herumdrehte und uns bat, für die Kameras zu lächeln.

Ich weiß, dachte ich mir im Stillen. Ich mache diesen Job seit Jahren.

Sanft stieß ich Taehyung an, der auf meiner Schulter schlief. Während er sich grummelnd aufrichtete und sich die verschlafenen Augen rieb, checkte ich noch einmal mein Handy. Aber Steffi hatte auf meine „guten Morgen" Nachricht noch nicht geantwortet. Die gesamte letzte Woche war ich abends nach dem Training und den ganzen Terminen zu ihr gefahren, manchmal war es erst gegen zwei Uhr morgens, aber sie blieb immer so lange auf, bis ich da war. Viel Zeit zusammen hatten wir nicht, denn ich musste meistens um fünf Uhr morgens wieder aufbrechen, um rechtzeitig bei dem nächsten Termin zu sein. Doch es war egal, wie viel Zeit wir hatten, und wären es nur fünf Minuten gewesen, aber ich brauchte es, um mir selbst zu sagen, dass das, was passiert war, kein Traum war. Steffi und ich waren wieder zusammen und nichts könnte mich glücklicher machen. Auch wenn ich mich auf die Tour freute, konnte ich es kaum erwarten, wieder zurück zu sein und sie in meine Arme zu schließen.

Ich schob mein Handy in die Jackentasche, als Hoseok auch schon die Tür öffnete und das Gekreische anstieg. Schnell setzte ich mir die schwarze Maske auf und ließ es mir nicht anmerken, dass es in meinen Ohren schrill klingelte. Ich kletterte aus dem schwarzen Van und blieb zwischen Jungkook und Yoongi stehen. Höflich winkten wir den Fans zu, die alleine bei unserem Anblick völlig durchdrehten. Auf der anderen Seite des Eingangs befanden sich die lauernden Fotografen mit ihren Kameras. Ihr helles Blitzgewitter blendete mich, trotzdem hatte ich mittlerweile genug Übung darin nicht zu blinzeln. Es dauerte einen kurzen Moment, bis uns unser Manager zu verstehen gab, dass wir nun das Innere der Flughalle betreten konnten. Bodyguards erschienen von allen Seiten und gaben sich die größte Mühe die Fans zurück zu halten, die wie auf Kommando auf uns zustürmten. Ich wurde geschubst und gedrängt. Hoseok griff nach meiner Jacke und hielt sich gut daran fest. Ich meinerseits, versuchte Jin, der vor mir lief, nicht aus den Augen zu lassen. Ein Mädchen griff nach meinem Rucksack und riss mich für einen kurzen Schreckensmoment zurück, doch einer der Bodyguards reagierte schnell und löste ihre Hand von meinem Gepäck, damit ich weiter gehen konnte.

Zwischen unseren Fans, die aufgeregt unsere Namen kreischten, mischten sich auch die Antis. Es waren nicht viele, aber ihre Stimmen waren immer an lautesten, denn sie trafen mich direkt ins Herz. Sie verlangten von uns nicht zurück zu kommen, riefen, dass unsere Musik schlecht war und wir aus auflösen sollten. Antis waren überall, besonders auf Twitter. Aber an Flughäfen war es etwas anderes. Hier waren sie keine anonymen Gesichter, die sich hinter einen Account versteckten. Hier waren sie echt und das machte es irgendwie schlimmer. Es war schwer sich die Gesichter der Fans zu merken, während man sich einen Weg durch sie hindurch zum Schalter bahnt. Aber ich vergaß nicht ein Gesicht eines Antis. Sie stachen immer heraus.

Plötzlich hörte ich einen überraschten kurzen Aufschrei und spürte, wie Hoseoks Hand den Halt an meiner Jacke verlor. Ich drehte mich zu ihm herum und versuchte nach seiner Hand zu greifen, die sich nach mir ausstreckte, doch Armys drängten sich zwischen uns und umzingelten ihn, um Fotos zu machen, während er am Boden lag und nicht aufstehen konnte, da sie ihm keinen Platz ließen. Ich blieb stehen und überlegte, die ich ihm helfen konnte, doch einer der Bodyguards war schneller, und schaffte es einige Army beiseite zu schieben. In dem Moment drängte sich Yoongi an mir vorbei, durch die Fans, bis hin zu Hoseok und half ihm beim Aufstehen. Er funkelte unsere Fans böse an, auch, wenn er es eigentlich nicht durfte und dieses Bild morgen die Runde auf Twitter machen wird. Aber er hatten allen Grund sauer zu sein. Es war eine Sache uns sehen zu wollen, aber jemanden von uns über den Haufen zu rennen und dann nicht einmal zu helfen, war einfach nicht okay.

Das erste Mal wieder aufatmen konnte ich, als wir den VIP Bereich erreichten. Hier würde niemand hinein folgen können. Früher hatte ich nie verstanden, wieso Flughäfen so etwas anboten, aber heute war ich dankbar dafür.

Hoseok wurde sofort von unseren Stuffs untersucht, ob es den kleinen Angriff unbeschadet überstanden hatte, während Yoongis sich pausenlos über die Situation aufregte. Selbst als Hoseok ihm versicherte, dass es ihm gut ginge, schwächte Yoongis Schimpftirade nicht ab.

Während wir auf das Flugzeug warteten, beschäftigte sich jeder von uns anders. Namjoon las ein Buch, Jin und Taehyung sind etwas zu Essen holen gegangen, Hoseok spielte auf seinem Handy Candy Crush, während Jungkook ihm über die Schulter sah und dabei einschlief. Ich saß auf einem der bequemen Luxusmassagesessel, schaute aus dem großen Glasfenster und wartete auf eine Antwort von meiner Freundin. Vorsichtig schielte ich zu Yoongi herüber, der mit Kopfhörer in den Ohren, an seinem Laptop saß und an dem aktuellen Song herumbastelte. Wir hatten nie ein Wort über den Tag verloren, an dem der Zeitungsartikel erschien, aber zwischen uns herrschte trotzdem eine angespannte Stimmung. Während Yoongi es überspielte, konnte ich ihm immer noch nicht verzeihen. Aber ich würde damit leben müssen, denn letzten Endes hatte sie sich für mich entschieden und Yoongi und ich waren nun einmal in einer Band. Dass wir beide das gleiche Mädchen liebten, durfte nichts daran ändern, dass wir eine Familie waren.

Das Vibrieren in meiner Hand riss mich aus meinen Gedanken. Ich hatte noch nicht einmal ihren Namen richtig gelesen, sondern nur das Herz auf dem Bildschirm erkannt, als ich bereits auf den grünen Hörer drückte und mir das Handy ans Ohr hielt.

„Hey!", begrüßte ich sie viel fröhlicher als vorher.

„Hey", erwiderte sie murmelnd. Dem Klang ihrer Stimme nach zu urteilen, war sie eben erst aufgewacht. „Seid ihr schon da?"

„Noch nicht. Wir sind noch am Flughafen."

„Ist etwas passiert?" Sie musste es gehört haben, dabei gab ich mir alle Mühe, es mir nicht anmerken zu lassen. Aber vielleicht wusste sie es auch bereits, weil die Bilder auf Twitter die Runde machten. Egal wie woher sie es wusste, ich fragte mich, wieso ich auch nur eine Sekunde daran dachte, es ihr zu verschweigen. Mein Leben war öffentlich. Ich kann absolut nichts Schlechtes von ihr fernhalten.

„Ein paar Fans haben Hoseok umgerannt."

Es raschelte am anderen Ende der Leitung, dann klang ihre Stimme viel wacher.

„Geht es ihm gut?"

„Ja, alles in Ordnung", versicherte ich ihr und wandte mich zu ihm herum. Er schaute im gleichen Moment auf und hob einen Daumen in die Luft. „Es war nur der Schock."

„Ist das Steffi?" Taehyung ließ sich mit einem Croissant in der Hand auf den Platz neben mir fallen und riss mir das Handy aus der Hand.

„Hey!", rief er in das Telefon. „Die Tour hat noch nicht einmal begonnen und er hat schon den ganzen Morgen nur auf sein Handy gestarrt."

„Das habe ich nicht!" Mit knallrotem Gesicht griff ich über seinen Croissant zu meinem Handy herüber, doch Tae drehte sich von mir weg, biss in sein Frühstück und fuhr munter fort:

„Dir ist hoffentlich klar, dass du ihm jetzt einmal die Stunde schreiben musst, sonst müssen wir nämlich sein Gejammere ertragen."

„Hey!"

Jin legte eine Hand auf meine Schulter und drückte mich zurück auf meinen Platz.

„Warum antwortet sie nicht?" Jin legte eine Hand an sein Herz und wischte sich eine imaginäre Träne aus dem Augenwinkel.

„Was tut sie gerade?", fuhr Tae fort.

„Ich vermisse sie", mischte Hoseok sich lachend ein und legte sein Handyspiel beiseite.

„Ich glaube ich liebe sie mehr, als sie mich." Bei Namjoons Worten erhob ich Einspruch.

„Das habe ich nie gesagt!"

Meine Freunde warfen sich einen kurzen Blick zu, ehe sie alle gleichzeitig antworteten:

„Das sagst du ständig!"

Ich schloss die Augen und vergrub mein Gesicht hinter den Händen. Wieso taten sie mir das an? Es war mir wirklich peinlich! Dass ich mich am liebsten im Erdboden vergraben wollte, reichte meinen Freunden fürs Erste aus und Tae gab mir zufrieden das Handy zurück.

„Du hast noch zehn Minuten", flötete er und wies zur Anzeigetafel. Ich erhob mich von meinem Platz und verkroch mich mit meinem Telefon in eine ruhige Ecke des Warteraumes, wo sie mich nicht noch einmal stören würden.

„Entschuldige", nuschelte ich peinlich berührt in den Hörer, „und glaube nicht alles, was du gehört hast."

„Also wirst du mich nicht schrecklich vermissen?", hörte ich sie herausfordernd Grinsen, was meinen Herzschlag sofort beschleunigte.

„Oh doch, sehr." Ich seufzte. „Ich wünschte, du hättest uns begleiten können."

„Ich auch", gestand sie. „Und ich möchte, dass du mir so oft schreibst, wie du kannst. Also mach dir keine Gedanken und melde dich sobald du mich vermisst."

Ohne, dass ich es beeinflussen konnte, zogen sich meine Mundwinkel in die Höhe. Und genau deshalb liebte ich sie so sehr. Sie verstand mich einfach.

„Ist heute schon euer erstes Konzert?", fragte sie nach einer Weile, in der ich geistesabwesend den Boden belächelt hatte.

„Ja, heute Abend. Danach werden wir bestimmt einen VLive machen. Ich könnte dich danach anrufen, wenn sich alles etwas beruhigt hat. Könnte allerdings spät werden."

„Kein Problem", versicherte sie mir. „Ich werde einfach solange wach bleiben." Ich hörte, wie Gina sie im Hintergrund begrüßte und fragte, ob ich es sei.

„Grüße ihn von mir", sagte Gina gedämpft und ich erwiderte im gleichen Moment, bevor Steffi es ausrichten konnte: „Grüß sie zurück und sag ihr, dass sie Tae schreiben soll." Mein Blick wanderte zu meinem Freund, der zum wiederholten Mal an diesem Morgen unauffällig auf sein Handy schielte. Ich war nämlich nicht der Einzige, der jemanden vermisste.

Steffi lachte über Ginas kleinen peinlichen Aufschrei, was mich daraus schließen ließ, dass sie mich gehört hatte.

„Ich danke dir." Ich hörte das Grinsen in Steffis Stimme, als sie in den Hörer sprach. „Sie wollte mir ja nicht glauben, dass Tae sie vermutlich wirklich mag."

„Immer gerne." Für mich persönlich, war es wie ein kleiner Racheakt für die Nummer von eben. Aber dann kam die Durchsage durch den Lautsprecher, dass unser Flieger jetzt bereit wäre und ich erkannte schweren Herzens, dass ich unser Gespräch jetzt beenden musste.

„Es ist soweit", sagte ich und kaute traurig auf meiner Lippe herum.

„Hab einen guten Flug", antwortete sie. „Ich muss auch gleich zur Arbeit."

„Viel Spaß. Läuft es mit deinen Kollegen gut?" Mir war bewusst, dass ich versuchte Zeit zu schinden und Namjoons böser Blick, den er mir zuwarf, als er mich heranwinkte, sprach Bände. Aber was sollte ich tun? Ich war einfach glücklich.

„Ja viel besser."

„Na endlich", sagte ich erleichtert. „Dann dreh den Leuten viele Bücher an. Ich werde jetzt auflegen, sonst reißt mir Namjoon gleich den Kopf ab."

„Schreibe mir, wenn du angekommen bist."

„Mach ich und Steffi?"

„Hm?"

„Ich liebe dich."

„Ich liebe dich auch."

Hinter dem roten Vorhang tobte die Menge. Die Aufregung in meiner Brust stieg mit jedem im Chor geschrienen „BTS!", weiter an. In fünf Minuten musste ich auf die Bühne und es war egal, dass ich es schon seit Jahren machte und dieser Auftritt bereits das vierte in der Tour war. Jedes Konzert war etwas besonderes für mich. Neben der Nervosität, wie es Army gefallen wird, machte ich mir auch Sorgen, ob alles glattging. Gedanklich ging ich die Choreo der ersten Lieder noch einmal durch und hoffte, dass ich nicht aus dem Takt geriet. Ich durfte meinen Einsatz beim Singen nicht verpassen und bei der Solostage keinen falschen Tanzschritt machen, der meine Gelenke verletzten könnte. Es gab so viel, um das ich mir Gedanken machte und gleichzeitig musste ich auch noch so aussehen, als fiele es mir total leicht und als hätte ich nicht die letzten Tage bis spät in die Nacht trainiert, damit keine Fehler passierten. Army sahen immer nur, was wir auf der Bühne zeigten, und das war okay, um ehrlich zu sein, wollte ich auch nicht, dass sie mitbekamen, wie viel Kraft und Anstrengung uns die Choreos kosteten.

Niemand sah, dass wir teilweise durch die langen Klamotten und dem Getränkemangel einen Hitzschlag bekamen, weil unser Kreislauf dem nicht standhielt.

Niemand wusste, dass Hoseok tanzte, obwohl er sich bei dem letzten Konzert die Hand verstaucht hatte.

Niemand wusste, dass Jin auf Diät gesetzt wurde, damit er die Ausdauer für das Konzert hatte und niemand wusste, dass sowohl Namjoon, als auch Yoongi bis spät in die Nacht an den Songs pfeilten, bis jede Note saß und sie zufrieden waren.

Es war gut, dass Army all dies nicht mitbekamen. Wir wollten immerhin nicht, dass sie sich Sorgen um uns machten. Aber manchmal fragte ich mich schon, wieso sie nicht sahen, wie es uns wirklich ging. Nahmen sie all unsere harte Arbeit als so selbstverständlich hin?

Nervös schüttelte ich meine Arme aus, um die Anspannung aus ihnen loszuwerden. Jin stand nicht weit von mir entfernt. Er trank eine Wasserflasche aus und wärmte seine Stimme auf, während bei Jungkook noch einmal die letzten Details gecheckt wurden. Unsere Haut durfte nicht zu sehr im Scheinwerferlicht glänzen, das Make – Up musste sitzen und jede Haarsträhne hatte seinen angewiesenen Platz.

Eine junge Frau kam zu mir und schaute ein letztes Mal, ob mein Mikrofon gut befestigt war, während ich in Gedanken noch einmal die Reihenfolge der Lieder durchging. Aber die Konzentration fiel mir wirklich schwer. Mein Handy lag zusammen mit meinen anderen Sachen in der Umkleidekabine. Es juckte mich in den Fingern nachzuschauen, ob Steffi mir geschrieben hatte. Normalerweise schickte sie mir immer ein letztes „Fighting", ehe ich auf die Bühne ging. Aber dieses Mal hatte sie es noch nicht getan und es machte mich etwas irre. Irgendwie brauchte ich dieses kleine Wort, um für die Bühne breit zu sein. Sie gab mir damit Kraft, Durchhaltevermögen und Mut. Alles was ich brauchte, um das Konzert gut über die Bühne zu bringen. Konnte ich es riskieren, noch einmal schnell zu verschwinden und dann rechtzeitig zurück zu sein?

„Noch zwei Minuten!", rief uns eine Frau zu, die mit einem Klemmbrett in der Hand in ihr Headset sprach und zwei Finger in die Höhe hielt. Hoseok erhob sich von dem Boden, nachdem er dreißig Minuten seine Muskeln gedehnt hatte. Sorgvoll betrachtete er seine Hand und ich konnte förmlich spüren, wie er sich fragte, ob er seine verstauchte Hand von unseren Fans geheimhalten konnte.

Ich kaute auf meiner Lippe herum. Okay, jetzt oder nie. Sonst wäre ich nicht rechtzeitig zurück. Doch gerade, als ich mich in Bewegung setzen wollte, hörte ich die Stimme unseres Managers, die mich mit einem bedrohlichen „Jimin", zu sich heranwinkte. Ich schluckte den fetten Kloß in meinem Hals herunter, der sich schlagartig bildete.

Oh oh, das klang gar nicht gut.

Ich durchquerte im Dauerlauf den halben Raum und wusste bereits, worum es ging, bevor er etwas sagte. Die ausgedruckten Papiere in seiner Hand waren Artikel auf allen erdenklichen Plattformen, sowie Instagram und Twitterkommentare, die einige Angestellte regelmäßig über uns verfolgten.

„Hast du mir vielleicht etwas zu sagen?", fragte er, obwohl er es bereits wusste. Die Artikel waren offensichtlich genug. Ohne ihn zu beachten, nahm ich ihm den Stapel Zettel aus der Hand und überflog alle Kommentare. Einige Fans hatten es sich zur Aufgabe gemacht, Steffi auf sämtlichen Plattformen zu stalken, seitdem herauskam, dass sie wieder in Seoul war. Viele Kommentare sagten, dass sie wegen mir zurück nach Korea kam. Es gab angebliche Pärchenbilder auf Instagram, bei denen wir uns in den gleichen Cafés aufhielten, was wir nie getan hatten. Aber in diesem einen Artikel wurde es eben so dargestellt, dabei waren die beiden Bilder von ihr und mir an unterschiedlichen Tagen aufgenommen worden. Genauso wurde an ihr Armband herangezoomt, das meinem nicht einmal ansatzweise ähnlich sah, aber irgendwie hatten sie das Bild so bearbeitet, dass es so aussah, als hätte ich es ihr geschenkt. Genauso der Pullover, den sie auf dem aktuellsten Bild trug, sollte angeblich meiner sein, dabei hatte ich nie so einen besessen. Aber auch mein Bild wurde bearbeitet, damit es genau gleich aussah. Eines musste ich den Fans schon lassen, um Gerüchte zu verbreiten, waren sie wirklich kreativ.

Viele Army regten sich darüber auf, machten Steffi in den Kommentaren fertig und benutzten Worte, die mich unwahrscheinlich wütend werden ließen. Was war, wenn einer dieser Army dort draußen auf mich wartete und ich gleich auf die Bühne musste, als wäre nichts gewesen. Ich konnte mich nur schwer beherrschen und wollte mir gerade gar nicht ausmalen, wie Steffi sich fühlte. Gleichzeitig begann ich zu zweifeln. Würde sie den ganzen Mist wirklich noch einmal durchstehen, wenn es jetzt schon begann und es noch nicht einmal offiziell war? Waren wir zu voreilig? Ich war so auf meine eignen Gefühle fixiert gewesen, dass ich völlig vergaß, was Army taten, um mich nicht teilen zu müssen. Wenn auch nur irgendeiner von ihnen meiner Freundin etwas antat, und damit meine ich keine fiesen Worte, sondern körperliche Übergriffe, dann gnade ihnen Gott.

Am Liebsten würde ich gerade alles hinschmeißen und in den nächsten Flieger zurück nach Seoul steigen, um bei ihr zu sein. Denn schon wieder, machte sie es ohne mich durch. Ich schwor mir, sie anzurufen, sobald wir auf dem Weg zurück in das Hotel waren.

„Jimin?" Die Stimme meines Managers wurde ungeduldiger. So wie er mich ansah, hatte er bereits etwas gesagt, was ich einfach nicht mitbekam. „Was hat das zu bedeuten?", knurrte er. „Sag mir bitte, dass es alles nicht wahr ist."

„Das was da steht ist nicht wahr", sagte ich ehrlich und reichte ihm den Stapel zurück. „Nichts davon ist passiert. Die Bilder sind alle bearbeitet."

„Gut." Er atmete erleichtert aus und zerriss die Zettel mit seiner ganzen Kraft.

„Aber Steffi und ich sind wirklich wieder zusammen", fügte ich mit fester Stimme hinzu und schaute auf, direkt in seine Augen. Bis eben hatte ich es mich nicht getraut, aber es war der beste Moment, um es zu gestehen.

„Sag mir, dass es ein Scherz ist." Er schmiss die Zettel beiseite und legte beide Hände an meine Schultern.

„Es ist wahr. Aber ich schwöre dir, wir haben aufgepasst, dass uns niemand erwischte. Wir wollten es nach dem Konzert öffentlich machen."

„Das kann unmöglich dein Ernst sein!" Er schüttelte seinen Kopf und nahm beide Hände von mir, um sich über das Gesicht zu reiben. Stöhnend wandte er sich von mir ab, ehe er sich wieder an mich wandte. Plötzlich wirkten seine Falten an den Augen noch tiefer als vorher.

„Hast du eine Ahnung, was das für BTS und dich bedeutet? Oder für mich? Das Entertainment wird mich umbringen. Verdammt, ich muss eine Familie ernähren!" Ich mochte meinen Manager. Er begleitete uns seit dem Anfang meiner Karriere und war für mich auch ein Teil meiner Familie. Er half mir, mich in diesem Leben zurecht zu finden und tat alles für die Band und mich. Er fuhr uns zu Terminen, sorgte dafür, dass alles glatt lief. Wann immer wir Probleme hatten, war er vierundzwanzig Stunden am Tag erreichbar und kümmerte sich darum. Wenn etwas nicht lief, bekam er den Ärger vom CEO und nicht nur wir. Er war ein Teil von uns. Wenn wir Lob bekamen, bekam er ihn auch und wen wir untergingen, dann ging er mit uns unter.

„Ich habe es versucht", sagte ich, während er einen innerlichen Nervenzusammenbruch bekam und sich gerade zwanzig Möglichkeiten überlegte, dieses Chaos wieder zu richten. Das konnte ich in seinem Gesichtsausdruck lesen. „Aber ich liebe sie. Army müssen das einfach akzeptieren. Wir sind doch auch nur Menschen."

„Aber das werden sie nicht", antwortet er viel ruhiger als vorher und rieb sich seinen drei Tage Bart. „Wieso hast du mir nicht früher davon erzählt? Vielleicht hätten wir eine andere Lösung gefunden. Schau dir Jennie und G – Dragon an. Die daten sich seit einem Jahr und es kam erst jetzt raus. Und wieso? Weil sie ihrem Manager vertrauen!"

„Ich vertraue dir auch!", antwortete ich schnell und spürte sofort die Schuldgefühle in mir aufsteigen, denn es war eine Lüge. Offensichtlich tat ich es nicht, denn sonst hätte ich es ihm wirklich gesagt. Aber ich hatte mir eingeredet, dass es nicht rauskam, wenn niemand es wusste. Wie dumm von mir. Ich kannte meine Fans doch eigentlich.

„Nein", seufzte er und warf der Frau mit dem Klemmbrett ein kurzes Handzeichen zu, um ihr zu signalisieren, dass ich gleich da wäre. „Nein, tust du nicht. Du hast die Entscheidung schon beim Letzten Mal ohne mich getroffen, wieso glaubst du, dass es so eine gute Idee war den gleichen Fehler noch einmal zu machen. Ist sie es wirklich wert all deine harte Arbeit wegzuwerfen?"

„Ja", sagte ich ohne zu zögern. „Das ist sie."

„Wir werden beide mächtigen Ärger bekommen, wenn wir von der Tour zurück sind", murmelte er. „Ich hoffe, das ist dir bewusst."

„Ja, das weiß ich. Aber ich meine es wirklich so. Ich gebe sie nicht noch einmal auf. Vorher gebe ich BTS auf."

„Das will ihn nie wieder hören!", sagte er ernst. „Du wirst BTS nicht aufgeben! Niemand von euch." Er seufzte tief und warf der Frau mit dem Klemmbrett einen genervten Blick zu, als sie erneut wiederholte, dass wir auf die Bühne mussten.

„Geh", sagte er. „Rock das Konzert und ich lasse mir in der Zeit etwas einfallen, wie wir es dem CEO erklären und auch Army. Irgendwie wird sich schon eine Lösung finden. Was soll schon schlimmsten Falls passieren?", lachte er panisch auf. „Außer, dass BigHit euren Vertrag kündigt oder eure Fans Steffi und dich fertig machen? Oh Gott, ich bin erledigt."

„Egal wie es ausgeht", verlangte ich mit fester Stimme. „Du musst Steffi beschützen. Versprich es mir."

„Ich verspreche es dir."

Also betrat ich die Bühne und tat so, als hätte ich eben kein Gespräch geführt, dass meine Zukunft beeinflusste. Ich setzte ein Lächeln auf und zog meinen Job durch und niemand sah mir an, wie ich mich wirklich fühlte. In diesem Moment wurde mir klar, wie einsam das Leben eines Idols war.

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